Wóycicki: Wir warten auf eine Geste Deutschlands

05.12.2007
In der Diskussion um eine Rückgabe der Handschriftensammlung "Berlinka" an Deutschland hat Kazimierz Wóycicki, Leiter des polnischen Instituts des Nationalen Gedenkens in Stettin, zunächst eine Initiative der deutschen Seite gefordert. Es gebe keinen juristischen Anspruch auf eine Rückgabe, sagte Wóycicki im Deutschlandradio Kultur. Polen könnte die Sammlung aber als Geste an Deutschland übergeben.
Grundsätzlich befürworte Wóycicki, dass die "Berlinka" ihren Platz in Deutschland finde. Aber mit einem reinen Appell werde das sicher nicht geschehen. Der Historiker reagierte damit auf eine Forderung des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann. Er hatte die Sammlung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das "geistige Tagebuch der Deutschen" genannt und sich für eine Rückgabe ausgesprochen. Wóycicki hielt dem entgegen, dass sich Deutschland weigere, Kunstschätze an Polen zurückzugeben.

Bislang habe es keine Gegengeste dafür gegeben, dass Premierminister Jerzy Buzek im Jahr 2000 dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Luther-Bibel der "Berlinka"-Sammlung übergeben hatte. Deutschland habe "riesige Verpflichtungen" hinsichtlich der Rückgabe polnischer Kulturgüter, so Wóycicki.

Es fehle ein Bewusstsein für das, was der Krieg für Polen bedeute. Die "Berlinka" sei nur ein Fragment des Problems. Die "Attitüde" Lehmanns zeige, dass auch er als Historiker sich nicht bewusst sei, "was für ein Kontext hier existiert".

Sie können das Gespräch mit Kazimierz Wóycicki mindestens bis zum 5.5.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.
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