Worte über einen aufrechten Juden

Von Detlef David Kauschke · 30.07.2010
Gläubige Juden lesen die Psalmen an den sieben Tagen der Woche. Besonders Fromme widmen sich den - hebräisch - Tehillim am Schabbat in ganz besonderer Weise und studieren an diesem arbeitsfreien Tag alle Psalmen - darunter auch den 128.
"Dieses Kapitel beschreibt in bildlichen Worten einen aufrechten Juden, der in Gottes Wegen und nach seinen Geboten handelt", heißt es im Büchlein "Tehillim Schma Kolenu" über den 128. Psalm. Ein Vers dieses Psalms lautet: "Wenn Du den Ertrag deiner Hände Arbeit genießt, ist Dein das Heil und das Gute."

"Jigia kapecha ki tochel ...". Hier ist ausdrücklich "der Hände Arbeit" erwähnt. Was damit gemeint ist? Im Talmud steht, dass ein Vater seinem Sohn die Tora und einen Beruf lehren, sowie das Schwimmen beibringen soll. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Und warum ausgerechnet das Schwimmen erwähnt wird? Weil das Schwimmen nach Ansicht der rabbinischen Autoren des Talmud ein Sinnbild für das Leben und die Arbeit sein kann.

Denn beim Schwimmen soll der ganze Körper im Wasser sein, mit Armen und Beinen werden die Bewegungen ausgeführt. Nur der Kopf muss dabei draußen sein - über dem Wasser - damit der Schwimmer nicht untergeht.

Und so sollte man auch seine Arbeit erledigen. Ganz darin eintauchen. Nur der Kopf draußen, sich auf das Thorastudium und die Verbesserung des Charakters konzentrierend. So erreicht man das Heil und das Gute, wenn man - wie es im Psalm heißt - "der Hände Arbeit" genießt.

Man sollte nicht mit dem gesamten Geist in der Arbeit versinken, sondern den besten Teil seines Intellekts dem Spirituellen widmen, lautet die rabbinische Anweisung. Ist damit die Dienstzeit gemeint?

Selbstverständlich nicht. Alles hat seine Zeit. Die Arbeit am Tage, das Spirituelle davor oder danach - und am Schabbat. Und dann - auch das ist ein Vers des 128. Psalms - ist "gesegnet der Mann, der gottesfürchtig ist. Jiwarech gawer irat adoschem".