Woran arbeiten Sie gerade, Herr Schenck?

Kampf gegen Coca und schmutziges Gold

Der Biologe Christof Schenck
Der Biologe Christof Schenck © Daniel Rosengren
Christof Schenck im Gespräch mit Axel Rahmlow · 29.12.2017
Drei Jahre lang zeltete der Biologe Christof Schenck im Regenwald von Peru, um das Leben von Riesenottern zu studieren. Jetzt will er den Nationalpark Bahuaja-Sonene vor der Zerstörung durch illegale Goldgräber und Coca-Bauern retten – mit Drohnen, Patrouillen und Bildung.
600 Vogelarten, 180 Säugetiere, 1200 Schmetterlingsarten, unzählige Pflanzen und Tiere – wenn Christof Schenk vom Bahuaja-Sonene Nationalpark in Peru spricht, gerät der Biologe ins Schwärmen. Der Park sei "eine der ganz, ganz großen Schatzkammern dieser Erde."
Doch das außergewöhnliche Naturschutzgebiet droht von illegalen Goldgräbern und Coca-Bauern zerstört zu werden. Mit Quecksilber wird Gold aus den Flüssen gewonnen. Der Goldrausch hat in den vergangenen Jahren bereits ganze Amazonasgebiete in Peru vergiftet und in baumlose Ödnis verwandelt. Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, will den illegalen Raubbau stoppen:
"Das ist eine enorme Umweltzerstörung. Da werden riesige Gebiete Regenwald gerodet. Im Südosten Perus befinden sich ungefähr 60.000 illegale Goldwäscher. Das sind katastrophale Zustände auch in diesen Siedlungen, die eigentlich mehr aus Plastik und Brettern gebaut sind. Da gibt es auch Menschenhandel und Prostitution."

Finanzkrise führte zum Goldrausch

Der illegale Goldabbau in den Wäldern überfordere teilweise auch die staatlichen Institutionen, erklärt Christof Schenck. Man arbeite deshalb zusammen:
"Die Behörden in Peru sind tatsächlich überrannt worden von dieser Welle der illegalen Goldgewinnung. Das hing einfach zusammen mit der Finanzkrise und der Entwicklung des Goldpreises auf den internationalen Märkten, und dann hat man eigentlich zu spät reagiert. Heute das wieder einzufangen, ist extrem schwierig, und die brauchen unbedingt Unterstützung von Außen."
Um illegalen Goldgräbern auf die Spur zu kommen, organisiert die Zoologische Gesellschaft Frankfurt Patrouillen, die mit Booten und Drohnen das Dschungelgebiet kontrollieren. Dort wo es gefährlich wird, sind allerdings Polizei und Armee gefragt:
"Bei den Goldgräbern muss man einfach sagen, da ist der Staat gefordert, da können wir als Naturschutzorganisation nicht so viel tun. Wir können darauf hinweisen, wie gefährlich das ist, wie umweltzerstörend das ist. Niemand möchte geschädigte Kinder haben. Aber das ist die Folge des Quecksilbers. Da kann man auf jeden Fall Aufklärung betreiben. Bei den Bauern gibt es da schon eher Möglichkeiten, weil das nicht so massiv ist. Da braucht man also zusätzliche andere Einkommensquellen, die dann auch attraktiv sind."

Es gibt besseres und schlechteres Gold

Im Kampf gegen illegalen Goldabbau sei allerdings nicht nur Hilfe vor Ort gefragt. Letztendlich brauche es Siegel, die den Käufer informieren, aus welchen Quellen das Gold stammt, das er erwirbt:
"Es gibt tatsächlich besseres und schlechteres Gold. Es ist aber nicht einfach zu erkennen. Es gibt so ein paar Siegel. Gerade im Schmuckbereich wird sehr viel mit Recycling-Gold gearbeitet. Das ist schon viel besser. Wobei man natürlich sagen muss, irgendwo kommt das ja ursprünglich auch her. Aber es wird dann wenigstens wiederverwendet. Es gibt ein Fair-Trade-Siegel. Aber so das richtige Siegel, wo man sagen kann: Da wird diese Goldgewinnung, die diese Flüsse zerstört, komplett ausgeschlossen, so etwas gibt es leider noch nicht. Aber wenn der Verbraucher sagt, ich frag immer mal nach, dann entsteht da auch ein Bewusstsein dafür."
(mw)
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