Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzerte KV 482 und KV 503

Gipfel der "Contrastierungskunst"

Barbara Krafft fertigte dieses Porträt nach dem Tod Wolfgang Amadeus Mozarts an. Trotzdem gilt dieses 1819 entstandene Gemälde als besonders gut getroffen.
Auf dem Gipfel: Posthumes Porträt Wolfgang Amadeus Mozarts von Barbara Krafft © picture-alliance / dpa
Moderation: Hans Winking · 31.12.2017
Zwei Klavierkonzerte und zugleich zwei Versuche, das "Gelehrte" und das "Populäre" musikalisch unter einen Hut zu bekommen. Ein Porträt des reifen Mozart aus unterschiedlichsten Perspektiven.
In einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat und sich die Menschen noch Briefe schrieben, diskutierte ein begabter Vater mit seinem hochbegabten Sohn über das optimale Verfassen von Klavierkonzerten: "vergiß also das so genannte poplare nicht, das auch die langen ohren kitzelt", schrieb Leopold an Wolfgang Amadeus Mozart. Der versuchte, dem Ratschlag auf seine Weise zu entsprechen und bilanzierte später: "Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht."
Was Mozart zwischen gesellschaftlicher Erwartung und künstlerischem Anspruch schuf, gehört zum Größten, was die europäische Musik hervorgebracht hat. Aber warum das so ist, das ist gar nicht so leicht zu erklären. Ebenso wenig leicht ist es, die möglichen Intentionen Mozarts heute aufzuspüren und ihnen gerecht zu werden, schließlich schrieb er seine Klavierkonzerte weder für die heutigen Steinway-Flügel noch für die heutigen Konzertsäle, geschweige denn für die heutigen Tonstudios – und genau genommen auch nicht für die heutigen Menschen. Worin manifestiert sich also das Überzeitliche seiner Kunst? Wie kann es heute erlebbar gemacht werden? Und wie klingt es in einem jahrzehntealten Tondokument, etwa mit dem Pianisten Leon Fleisher und dem Dirigenten Georg Szell?

Zwischen Ruhe und Dramatik

Im 20. Jahrhundert galt Mozart, dem die Liebe zu Gott schon im Namen mitgegeben war, für lange Zeit als der in sich ruhende Götterliebling schlechthin. Die Alte-Musik-Bewegung sucht dagegen Mozarts Wirkung in seiner Dramatik – und kann sich dabei auf den Verleger und Musiktheoretiker Hans Georg Nägeli berufen, der 1824 schrieb: "Wählt er sich vollends zur Contrastierung Instrumente von verschiedenem Tonmaterial, allerley Saiten- und Blasinstrumente, so führt er damit seine Kunst auf den höchsten Gipfel. Auf diesen höchsten Gipfel hat Mozart seine Contrastierungskunst wirklich geführt in seinen Klavier-Concerten."
Mit der Wiederholung dieser Ausgabe der "Interpretationen" erinnern wir an den Radio-Macher Hans Winking, der im Sommer 2015, kurz nach Ausstrahlung dieser Sendung, überraschend im Alter von 67 Jahren gestorben ist.