Wolffsohn: Kritik an Israel gehört zum Alltag in Deutschland

Der Historiker und Nahost-Experte Michael Wolffsohn hat das "Manifest der 25" zum deutsch-israelischen Verhältnis als "inakzeptabel" kritisiert. Darin plädieren 25 deutsche Wissenschaftler für mehr Neutralität und Ausgewogenheit in der deutschen Haltung zum Nahen Osten.
Über diese Thesen könne man nicht ernsthaft diskutieren, sagte Wolffsohn. Er frage sich, in welchem Land die Autoren dieses Manifestes lebten. Die Kritik an Israel gehöre seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland zum Alltag hierzulande. Er verwies auf die massive Kritik der deutschen Öffentlichkeit, Politik und Publizistik am Wiedergutmachungsabkommen des Jahres 1952. Ein anderes Beispiel sei die Äußerung des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt im Jahre 1980 gewesen, der Israel als "die größte Gefahr für den Weltfrieden" bezeichnet hatte. In der heutigen Bundesrepublik Deutschland sei Israel-Kritik "jederzeit hörbar, sichtbar, greifbar".

Wolffsohn bezeichnete es als skandalös, dass in dem Manifest behauptet werde, die Palästinenser seien auch Opfer des Holocaust: "Tatsache aber ist, dass die unumstrittene Führung der Palästinenser damals mit Adolf Hitler und den nationalsozialistischen Verbrechern sich aktiv beteiligt hat am Holocaust", sagte er.

Hinsichtlich des deutsch-israelischen Verhältnisses äußerte Wolffsohn die Überzeugung, dass mittlerweile die israelisch-jüdische Seite der deutschen gegenüber sehr viel offener geworden sei. Diese Entwicklung werde in Deutschland zu wenig wahrgenommen. Die deutsche Öffentlichkeit müsse ihre eigenen Positionen kritischer hinterfragen, forderte Wolffsohn.

Das vollständige Gespräch mit Michael Wolffsohn können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.