Woher kommt der Hass auf Thatcher?

12.04.2013
Junge Briten feiern den Tod von Margaret Thatcher, ein Song namens "The witch is dead" stürmt die Charts. Der Cambridge-Historiker Sir Richard Evans erklärt das als Reflex auf die "radikalisierte und ideologisierte Art" von Thatchers Politik.
Der britische Historiker Sir Richard Evans von der Universität Cambridge ist davon ausgegangen, dass die Meinungen über das Wirken der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher in Großbritannien "gespalten" sind. Dieses enorme Ausmaß des Hasses, wie es sich nach der Nachricht von deren Tod zeigte, habe er aber nicht erwartet, sagte er im Deutschlandradio Kultur.

Eine Erklärung dafür sei, dass der Hass gegen Thatcher eine Form der Ablehnung der heutigen konservativen Partei sei: Die Tories vor Thatcher seien "gemäßigt, pragmatisch" gewesen und hätten immer versucht, "die Nation zu vereinigen", so Evans. Thatcher habe dann "eine sehr radikalisierte und vor allem ideologisierte Art und Weise gehabt, die Tories zu führen". Die Regierung von Premierminister David Cameron stehe noch immer für diese Tradition und setze zudem Thatchers Politik des Sozialabbaus fort: "Die Tories von heute sind die Kinder von Thatcher."

Der Tod von Margaret Thatcher hatte in den vergangenen Tagen hochemotionale Reaktionen in Großbritannien ausgelöst. Als ihr Tod bekannt wurde, veranstalteten ihre Gegner Straßenfeste und sprühten Jubel-Graffiti an Hauswände.

Hören Sie das vollständige Gespräch mit Sir Richard Evans bis zum 12. September 2013 als mp3-Audio .
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