Wo es noch warm ist
Es ist kalt in Deutschland. Wie kalt, dies wusste der Schreiber, da er diese Zeilen verfasste, noch nicht. Egal, der Winter wird ihn schon nicht im Stich lassen. Und so sehnt er sich wie andere Angehörige seines Stammes nach warmen Orten. Und so recherchierte er schon rechtzeitig, wo er bei bitterer Kälte um Unterschlupf bitten könnte.
Zum Beispiel in der Nähe eines Fusionsreaktors in Greifswald, der immerhin 16 Millionen Grad zu bieten hat. Oder in Duisburg, welches – rein statistisch – im Winter der wärmste Ort hierzulande ist. Aber vielleicht auch in einem Büro, wo es ja bekanntlich gelegentlich auch recht heiß hergehen soll.
Lieber Hörer, gib fein acht, ich habe dir was mitgebracht.
Ganz, ganz heiß.
Jemand bibbert
Mancher friert in Garching, in Bayern. Es ist kalt und Wendelstein 7-AS ist aus. Auf 16 Millionen Grad brachte es dort der Fusionsreaktor. Da wird sogar die Sonne blass.
In Greifswald, in Vorpommern, braucht bald niemand mehr bibbern. Dem Ort soll kräftig eingeheizt werden. Auf 100 Millionen Grad wollen Wissenschaftler es dort bringen. Das ist mehr als genug, um sich so richtig die Finger zu verbrennen. Autsch!
Forscher vom Max-Planck-Institut wollen das Sonnenfeuer auf die Erde holen. Dazu bauen sie in einer riesigen Halle einen Fusionsreaktor. Der soll Wasserstoffgas so stark erhitzen, dass sogar Atomkerne miteinander verschmelzen. Damit das auch klappt, müssen in dem Reaktor Temperaturen von über 100 Millionen Grad erreicht werden.
Kernfusion – das ist der Prozess, der Sterne leuchten lässt. Zum Beispiel unsere Sonne: Die ist innen rund 15 Millionen Grad heiß. Bei dieser Gluthitze kommen sich Atomkerne so nahe, dass sie miteinander verschmelzen. Aus je zwei Wasserstoff-Kernen entsteht ein Helium-Kern. Und nebenbei wird noch jede Menge Energie frei, die uns auf der Erde Licht und Wärme beschert.
2012 soll das Sonnenfeuer auch im Institut für Plasmaphysik auflodern. Auf kleinerer Flamme natürlich. Gelingt das, dann könnten Fusionskraftwerke vielleicht schon in einigen Jahrzehnten die Energieprobleme der Menschheit lösen. Die heiße Phase hat längst begonnen. Das Zauberwort heißt Fusionsreaktor Wendelstein 7-X. Sein Kern besteht aus mannshohen Edelstahlgebilden, die aussehen wie Teile eines deformierten Ofenrohres. Zusammengefügt haben sie die Form eines überdimensionalen Autoreifens, in dem man bequem gehen kann.
In dem Fusionsring befindet sich ein heißes Gemisch aus Wasserstoffgas. Auf 100 Millionen Grad wollen die Forscher das Gas erhitzen. Dann ist es dort sieben mal heißer als im Inneren der Sonne. Solche Temperaturen hält natürlich kein Edelstahlrohr aus. Deshalb werden 50 tiefgekühlte Magnetspulen das Wasserstoffgas in die Zange nehmen und in der Mitte des Reifens in der Schwebe halten. Die Magnetspulen sind gekrümmt wie Achterbahnen und jede ist so schwer wie 10 Elefanten. Ein Supercomputer hat ihre spezielle Form berechnet.
Um dem gefangenen Wasserstoffgas kräftig einzuheizen, werden Mikrowellensender eingesetzt. Einige davon stehen schon im Keller der Versuchshalle. Die Geräte sind mannshoch und erinnern an das Modell einer Mondlandefähre. Mit je einem Megawatt Leistung sind sie tausendmal stärker als die einfachen Küchengeräte. Bei voller Heizleistung werden die Mikrowellenöfen soviel Strom wie eine Kleinstadt verbrauchen.
Ziemlich viel Aufwand, um ein paar Atomkerne zu verschmelzen. Aber das Experiment soll helfen herauszufinden, wie sich Fusionskraftwerke am besten bauen lassen. Und die hätten es dann in sich. Verschmilzt man ein Kilogramm Wasserstoffgas zu Helium, dann entsteht dabei so viel Energie, als würde man 11.000 Tonnen Steinkohle verheizen.
Vom Himmel in die Hölle. Heiß.
Das Höllenfeuer kann man auch auf Erden antreffen. Wer im Kesselhaus eines Kohle-Kraftwerkes arbeitet, wird das gerne bestätigen:
Folke: „Die Kohle, die hier verbrennt, verbrennt bei 1.000 Grad. Und das ist von uns entfernt vielleicht 10 Meter.“
Über 100 Meter hoch ist der Kohle-Ofen im E.ON-Kraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven, einem der größten in Deutschland. Christian Folke, Ingenieur bei dem Energiekonzern, muss das heiße Kesselhaus regelrecht erklimmen. Ein Stück geht es mit dem Fahrstuhl hinauf, den Rest bis zum Kesselrand zu Fuß über stählerne Treppen und Brücken. Es herrscht Helmpflicht. Schnell stehen einem die Schweißperlen auf der Stirn.
An manchen Stellen kann man sogar einen Blick ins Höllenfeuer werfen, durch eine Luke in der Kesselwand. Nur anfassen darf man nichts.
Folke: „Der ganze Bereich hier, alles, wo Metall ist, wird ja unheimlich heiß. Der ganze Bereich ist an sich ohne Handschuhe nicht anzufassen.“
Handschuhe? Wer möchte die schon anziehen, wenn die Hitze auf der luftigen Arbeitsbühne drückend ist?
Folke: „Ich schätze mal, daß wir hier so lockere 40 Grad haben.“
Arbeiten wie unter sengender Sonne – das müssen nicht nur Beschäftigte im Kesselhaus eines Kohle-Kraftwerkes. Großer thermischer Stress herrscht auch in Aluminium-Hütten, in Stahlwerken oder rund um Hochöfen zur Herstellung von Roheisen. Überall dort sind riesige Schmelzöfen in Betrieb, deren Temperatur weit über tausend Grad erreicht.
Natürlich strahlt auch der Zementofen permanent Hitze ab. Jetzt, im Winter, mag das ganz angenehm sein. Im Sommer aber bedeutet es zusätzlichen Thermostress am Arbeitsplatz.
Vom Schweiß des Stillsitzens. Heiß.
Das war nicht Timo Kaukonen, denn der ist Finne. Seine Vorfahren haben vor Pi mal Daumen 2.000 Jahren mit ihrer Volkswanderung diese Badegewohnheit mitgebracht. Sauna ist also ein finnisches Wort. Und wir schwitzen in Berlin – in der Sauna und über diesen Beitrag hier.
Die Sauna. Quälende Lust, wenn man dumpf vor sich hindampfend als Anfänger unten, als Kenner auf der obersten Bank hockt. Sauna, nichts als heiße Luft.
Die Temperatur, besser wohl Hitze, soll mindestens 70 bis 75 Grad betragen. Und das kommt so: Von den glühenden Steinen steigt die auf über 200 Grad erhitzte Luft auf. Hat sie die Decke erreicht, ist sie auf etwa 110 Grad abgekühlt. Dann kühlt sich die Luft am Saunabadenden ab. Sie wird schwerer und sinkt ab. Auf etwa 75 Grad auf der dritten Bank, dann 65 Grad auf der zweiten Bank und 55 Grad auf der ersten Bank. Wenn sie die Füße erreicht, ist sie um die 40 Grad heiß. Oder warm.
Der Aufguss ist der Höhepunkt des Genusses. Dementsprechend wird er zelebriert. Ein quasi religiöser Akt, inszeniert durch den Saunameister. Der weiß, wie wichtig die Luftfeuchtigkeit ist. Bei 10 bis 30 Gramm pro Kubikmeter werden an der Decke 2 bis 5 Prozent gemessen, über dem Fußboden 20 bis 60 Prozent.
Mit Erotik hat all das übrigens wenig zu tun, dazu ist es viel zu heiß. Aber Glühen und Gewalt gehören durchaus zusammen. Ruten aus frischen Birkenzweigen nämlich kommen zum Einsatz, in der finnischen Sauna wie in der Banja, dem russischen Dampfbad. Man peitscht sich gegenseitig zur Aktivierung der Blutzirkulation, in exklusiven Hotelsaunen schwingt schlagkräftiges Personal die Rute.
Was die Leute in der Sauna so alles treiben, wissen wir nicht, dafür aber anderes. Die normale Hauttemperatur liegt bei 30 bis 32 Grad Celsius. In der Sauna steigt sie um die 10 Grad Celsius an. Die Blutgefäße in der Haut erweitern sich, die Durchblutung wird angeheizt. Von der rauen Schale geht die Wärme in den Körper rein. Der verändert seinen Wert von 37 Grad auf 38 Grad Celsius. Ist alles in Ordnung, dann fangen wir an zu schwitzen. Die Überhitze wird dem Körper wieder entzogen.
Bitte 1 x Duisburg, nur hin. Warm.
Wetterforscher gehen immer von etwas aus. Gehen sie vom langjährigen Jahresmittel der Temperatur aus, dann ergibt sich aus den Archivdaten des Deutschen Wetterdienstes als wärmster Ort in Deutschland: Duisburg. Jedenfalls in der Zeit von 1961 bis 1990. Da betrug der Mittelwert in der Stadt am Rhein 10,9 Grad Celsius. Summa summarum um 2,7 Grad über dem Gebietsmittel von Deutschland.
Dass sich als wärmste Region in Deutschland der Niederrhein ergibt, hat natürlich Gründe. Zunächst einmal nimmt die Temperatur im Mittel mit der Höhe ab. Bringt man Luft in höhere Schichten, so kühlt sie um 1 Grad pro 100 Meter ab. Gelegentlich schiebt sich aber auch warme Luft über bodennahe Kaltluft, so dass sich die Schichtung umkehren kann. Auf jeden Fall werden tief gelegene Orte begünstigt, und Duisburg liegt nur 21 m über dem Meer.
Hinzu kommt die relative Nähe zur Nordsee. Sie wird von den Ausläufern des Golfstroms erwärmt. Und die Westwinde sorgen dann vor allem im Winter dafür, dass es nicht allzu kalt wird. Im Sommer wirkt das Meer allerdings abkühlend, so dass direkte Küstenstationen nicht zu den wärmsten Orten zählen.
Deswegen Duisburg ist eigentlich auch nur im Winter besonders mild. Dann liegt die Temperatur in Duisburg sogar 3,4 Grad über dem Deutschlandmittel. Zum Frieren reicht das zwar immer noch, aber die Duisburger müssen halt nicht so oft und stark bibbern wie Leute andernorts.
Dass sich gerade Duisburg als wärmste Stadt ergibt und nicht eine andere Stadt am Niederrhein wie Düsseldorf oder Köln, hat wieder einen Grund, einen technischen. Die Anzahl der Messstationen ist begrenzt. Der Deutsche Wetterdienst besitzt zurzeit 533 Stationen, an denen die Temperatur gemessen wird. Davon sind 99 Stationen hauptamtliche Stationen, die mit Wetterdienstpersonal besetzt sind. Die anderen Stationen sind Automaten oder werden von ehrenamtlichen Laien betrieben.
In der Regel werden Wetterstationen so eingerichtet, dass sie für ein möglichst großes Umfeld sinnvolle Werte liefern, z. B. auf Flughäfen. An Flughafenstationen kühlt die Luft an klaren, windstillen Tagen über Nacht besonders stark ab. Die Temperatur in Innenstädten liegt aber durch die Wärmespeicherung der Gebäude und die künstlichen Wärmequellen dann teilweise mehrere Grad höher. Dieser Wärmeinseleffekt größerer Städte wirkt sich auch im Mittel noch mit einigen Zehntel Grad aus.
Die Station Duisburg ist jedoch eine nebenamtliche Station in recht geschützter Lage, so dass sie diesen Stadteffekt noch deutlich widerspiegelt.
Doch schon wieder holt der Wetterforscher zu einem ABER aus. Das heißt Bezugszeitraum. Denn für die Zeit von 1971 bis 2000 ist Leverkusen mit einem mittleren Jahresmittel von 11,2 Grad der Spitzenreiter.
Und da kann Duisburg leider nicht mehr mitbieten. Die Wetterstation musste Ende 1993 eingestellt werden. Egal, wir haben die amtliche Auskunft: „Im langjährigen Mittel sind die wärmsten Orte im Winter (Dezember bis Februar) Duisburg mit etwa plus 3,6 Grad Celsius und Leverkusen mit etwa 3,4 Grad.“ Und dabei wollen wir es auch belassen.
Die warme Rippe daheim. Nicht ganz so heiß.
Hamburg ist eine große Stadt, Eimsbüttel ein schöner Stadtteil, das Jugendstilhaus ein elegantes. Dort gibt es ein helles, freundliches Treppenhaus und eine Kellertreppe. Die ist duster, miefig und eng. Wer nicht den Kopf einzieht, bekommt ’ne Beule.
Und wer nicht heizt, muss frieren. Früher, ganz früher wärmten sich die Menschen am offenen Feuer, heute legen sie die Hand auf den Heizkörper. Damit der die Zimmer wärmt, dachten sie sich die Heizung aus. Die hier in dem schönen Haus ist ein blau lackierter Metallklotz. Und der Herr der Wärme heißt Martin Krüger.
„Ein Heizkessel mit ungefähr 280 kW.“
280 kW – soviel, wie ein Porsche PS hat.
Ein Ruck, und der Herr Krüger hat die blau lackierte Frontabdeckung weggehebelt.
„Dies ist halt die Besonderheit, dass das eine Brennwertanlage ist. Bei Brennwert macht man sich die Wärme im Abgas zunutze.“
Die Brennwert-Technik kitzelt 10 Prozent mehr Wärme aus dem Erdgas raus als. Das schafft ein gewöhnlicher Heizkessel nie und nimmer. Weil der ist veraltet und nicht elektronisch gesteuert. Hightech im Kohlenkeller – dabei hatte das mit dem Heizen doch mal ganz simpel angefangen. Denn am Anfang ...
... war das Feuer. Ungefähr 800.000 Jahre ist es her, da stiegen unsere Urahnen von den Bäumen. Die waren fixe Kerle und merkten, dass kokelndes Holz in rauen Wintermonaten kuschelige Wärme in die Höhle bringt. Doch einen verflixten Nachteil hatte das offene Lagerfeuer:
Also ließen sich die Ägypter vor 1,2,3,4.000 Jahren etwas ziemlich Cleveres einfallen: den Ofen. Der hatte einen Schornstein und die erste rauchfreie Zone ward geboren. Doch auch das hatte so seine Tücken.
„Der amerikanische Holzofen, gleich welcher Sorte, ist ein Alptraum.“
Schrieb der olle Mark Twain nach einer Reise durch Europa.
„Wie soll man seine Seelenruhe finden, wenn der Ofen mehr Aufmerksamkeit braucht als ein Baby? Alle Augenblicke muss man nachschüren, die ganze Zeit muss man ihn im Auge behalten; und als Lohn für all die Mühe wird man die halbe Zeit gegrillt und die halbe Zeit erfriert man.“
Das war was für die Deutschen … mit ihrem Kachelofen. Der Mark Twain war begeistert.
„Den ganzen Tag lang und bis tief in die Nacht ist es in jedem Winkel des Zimmers herrlich warm und gemütlich, man bekommt kein Kopfweh und leidet weder unter stickiger Luft noch unter Beklemmungen.“
Nach Meister Twain kam die moderne Zivilisation – und mit ihr die Zentralheizung. Aber wehe, wenn die Technik mal versagt! Dann wird der Mensch ziemlich ungemütlich und geht mit eiskalter Miene zu Heizungsbauer Krüger.
Und jetzt machen wir uns alle schön warme Gedanken. Aah!
Lieber Hörer, gib fein acht, ich habe dir was mitgebracht.
Ganz, ganz heiß.
Jemand bibbert
Mancher friert in Garching, in Bayern. Es ist kalt und Wendelstein 7-AS ist aus. Auf 16 Millionen Grad brachte es dort der Fusionsreaktor. Da wird sogar die Sonne blass.
In Greifswald, in Vorpommern, braucht bald niemand mehr bibbern. Dem Ort soll kräftig eingeheizt werden. Auf 100 Millionen Grad wollen Wissenschaftler es dort bringen. Das ist mehr als genug, um sich so richtig die Finger zu verbrennen. Autsch!
Forscher vom Max-Planck-Institut wollen das Sonnenfeuer auf die Erde holen. Dazu bauen sie in einer riesigen Halle einen Fusionsreaktor. Der soll Wasserstoffgas so stark erhitzen, dass sogar Atomkerne miteinander verschmelzen. Damit das auch klappt, müssen in dem Reaktor Temperaturen von über 100 Millionen Grad erreicht werden.
Kernfusion – das ist der Prozess, der Sterne leuchten lässt. Zum Beispiel unsere Sonne: Die ist innen rund 15 Millionen Grad heiß. Bei dieser Gluthitze kommen sich Atomkerne so nahe, dass sie miteinander verschmelzen. Aus je zwei Wasserstoff-Kernen entsteht ein Helium-Kern. Und nebenbei wird noch jede Menge Energie frei, die uns auf der Erde Licht und Wärme beschert.
2012 soll das Sonnenfeuer auch im Institut für Plasmaphysik auflodern. Auf kleinerer Flamme natürlich. Gelingt das, dann könnten Fusionskraftwerke vielleicht schon in einigen Jahrzehnten die Energieprobleme der Menschheit lösen. Die heiße Phase hat längst begonnen. Das Zauberwort heißt Fusionsreaktor Wendelstein 7-X. Sein Kern besteht aus mannshohen Edelstahlgebilden, die aussehen wie Teile eines deformierten Ofenrohres. Zusammengefügt haben sie die Form eines überdimensionalen Autoreifens, in dem man bequem gehen kann.
In dem Fusionsring befindet sich ein heißes Gemisch aus Wasserstoffgas. Auf 100 Millionen Grad wollen die Forscher das Gas erhitzen. Dann ist es dort sieben mal heißer als im Inneren der Sonne. Solche Temperaturen hält natürlich kein Edelstahlrohr aus. Deshalb werden 50 tiefgekühlte Magnetspulen das Wasserstoffgas in die Zange nehmen und in der Mitte des Reifens in der Schwebe halten. Die Magnetspulen sind gekrümmt wie Achterbahnen und jede ist so schwer wie 10 Elefanten. Ein Supercomputer hat ihre spezielle Form berechnet.
Um dem gefangenen Wasserstoffgas kräftig einzuheizen, werden Mikrowellensender eingesetzt. Einige davon stehen schon im Keller der Versuchshalle. Die Geräte sind mannshoch und erinnern an das Modell einer Mondlandefähre. Mit je einem Megawatt Leistung sind sie tausendmal stärker als die einfachen Küchengeräte. Bei voller Heizleistung werden die Mikrowellenöfen soviel Strom wie eine Kleinstadt verbrauchen.
Ziemlich viel Aufwand, um ein paar Atomkerne zu verschmelzen. Aber das Experiment soll helfen herauszufinden, wie sich Fusionskraftwerke am besten bauen lassen. Und die hätten es dann in sich. Verschmilzt man ein Kilogramm Wasserstoffgas zu Helium, dann entsteht dabei so viel Energie, als würde man 11.000 Tonnen Steinkohle verheizen.
Vom Himmel in die Hölle. Heiß.
Das Höllenfeuer kann man auch auf Erden antreffen. Wer im Kesselhaus eines Kohle-Kraftwerkes arbeitet, wird das gerne bestätigen:
Folke: „Die Kohle, die hier verbrennt, verbrennt bei 1.000 Grad. Und das ist von uns entfernt vielleicht 10 Meter.“
Über 100 Meter hoch ist der Kohle-Ofen im E.ON-Kraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven, einem der größten in Deutschland. Christian Folke, Ingenieur bei dem Energiekonzern, muss das heiße Kesselhaus regelrecht erklimmen. Ein Stück geht es mit dem Fahrstuhl hinauf, den Rest bis zum Kesselrand zu Fuß über stählerne Treppen und Brücken. Es herrscht Helmpflicht. Schnell stehen einem die Schweißperlen auf der Stirn.
An manchen Stellen kann man sogar einen Blick ins Höllenfeuer werfen, durch eine Luke in der Kesselwand. Nur anfassen darf man nichts.
Folke: „Der ganze Bereich hier, alles, wo Metall ist, wird ja unheimlich heiß. Der ganze Bereich ist an sich ohne Handschuhe nicht anzufassen.“
Handschuhe? Wer möchte die schon anziehen, wenn die Hitze auf der luftigen Arbeitsbühne drückend ist?
Folke: „Ich schätze mal, daß wir hier so lockere 40 Grad haben.“
Arbeiten wie unter sengender Sonne – das müssen nicht nur Beschäftigte im Kesselhaus eines Kohle-Kraftwerkes. Großer thermischer Stress herrscht auch in Aluminium-Hütten, in Stahlwerken oder rund um Hochöfen zur Herstellung von Roheisen. Überall dort sind riesige Schmelzöfen in Betrieb, deren Temperatur weit über tausend Grad erreicht.
Natürlich strahlt auch der Zementofen permanent Hitze ab. Jetzt, im Winter, mag das ganz angenehm sein. Im Sommer aber bedeutet es zusätzlichen Thermostress am Arbeitsplatz.
Vom Schweiß des Stillsitzens. Heiß.
Das war nicht Timo Kaukonen, denn der ist Finne. Seine Vorfahren haben vor Pi mal Daumen 2.000 Jahren mit ihrer Volkswanderung diese Badegewohnheit mitgebracht. Sauna ist also ein finnisches Wort. Und wir schwitzen in Berlin – in der Sauna und über diesen Beitrag hier.
Die Sauna. Quälende Lust, wenn man dumpf vor sich hindampfend als Anfänger unten, als Kenner auf der obersten Bank hockt. Sauna, nichts als heiße Luft.
Die Temperatur, besser wohl Hitze, soll mindestens 70 bis 75 Grad betragen. Und das kommt so: Von den glühenden Steinen steigt die auf über 200 Grad erhitzte Luft auf. Hat sie die Decke erreicht, ist sie auf etwa 110 Grad abgekühlt. Dann kühlt sich die Luft am Saunabadenden ab. Sie wird schwerer und sinkt ab. Auf etwa 75 Grad auf der dritten Bank, dann 65 Grad auf der zweiten Bank und 55 Grad auf der ersten Bank. Wenn sie die Füße erreicht, ist sie um die 40 Grad heiß. Oder warm.
Der Aufguss ist der Höhepunkt des Genusses. Dementsprechend wird er zelebriert. Ein quasi religiöser Akt, inszeniert durch den Saunameister. Der weiß, wie wichtig die Luftfeuchtigkeit ist. Bei 10 bis 30 Gramm pro Kubikmeter werden an der Decke 2 bis 5 Prozent gemessen, über dem Fußboden 20 bis 60 Prozent.
Mit Erotik hat all das übrigens wenig zu tun, dazu ist es viel zu heiß. Aber Glühen und Gewalt gehören durchaus zusammen. Ruten aus frischen Birkenzweigen nämlich kommen zum Einsatz, in der finnischen Sauna wie in der Banja, dem russischen Dampfbad. Man peitscht sich gegenseitig zur Aktivierung der Blutzirkulation, in exklusiven Hotelsaunen schwingt schlagkräftiges Personal die Rute.
Was die Leute in der Sauna so alles treiben, wissen wir nicht, dafür aber anderes. Die normale Hauttemperatur liegt bei 30 bis 32 Grad Celsius. In der Sauna steigt sie um die 10 Grad Celsius an. Die Blutgefäße in der Haut erweitern sich, die Durchblutung wird angeheizt. Von der rauen Schale geht die Wärme in den Körper rein. Der verändert seinen Wert von 37 Grad auf 38 Grad Celsius. Ist alles in Ordnung, dann fangen wir an zu schwitzen. Die Überhitze wird dem Körper wieder entzogen.
Bitte 1 x Duisburg, nur hin. Warm.
Wetterforscher gehen immer von etwas aus. Gehen sie vom langjährigen Jahresmittel der Temperatur aus, dann ergibt sich aus den Archivdaten des Deutschen Wetterdienstes als wärmster Ort in Deutschland: Duisburg. Jedenfalls in der Zeit von 1961 bis 1990. Da betrug der Mittelwert in der Stadt am Rhein 10,9 Grad Celsius. Summa summarum um 2,7 Grad über dem Gebietsmittel von Deutschland.
Dass sich als wärmste Region in Deutschland der Niederrhein ergibt, hat natürlich Gründe. Zunächst einmal nimmt die Temperatur im Mittel mit der Höhe ab. Bringt man Luft in höhere Schichten, so kühlt sie um 1 Grad pro 100 Meter ab. Gelegentlich schiebt sich aber auch warme Luft über bodennahe Kaltluft, so dass sich die Schichtung umkehren kann. Auf jeden Fall werden tief gelegene Orte begünstigt, und Duisburg liegt nur 21 m über dem Meer.
Hinzu kommt die relative Nähe zur Nordsee. Sie wird von den Ausläufern des Golfstroms erwärmt. Und die Westwinde sorgen dann vor allem im Winter dafür, dass es nicht allzu kalt wird. Im Sommer wirkt das Meer allerdings abkühlend, so dass direkte Küstenstationen nicht zu den wärmsten Orten zählen.
Deswegen Duisburg ist eigentlich auch nur im Winter besonders mild. Dann liegt die Temperatur in Duisburg sogar 3,4 Grad über dem Deutschlandmittel. Zum Frieren reicht das zwar immer noch, aber die Duisburger müssen halt nicht so oft und stark bibbern wie Leute andernorts.
Dass sich gerade Duisburg als wärmste Stadt ergibt und nicht eine andere Stadt am Niederrhein wie Düsseldorf oder Köln, hat wieder einen Grund, einen technischen. Die Anzahl der Messstationen ist begrenzt. Der Deutsche Wetterdienst besitzt zurzeit 533 Stationen, an denen die Temperatur gemessen wird. Davon sind 99 Stationen hauptamtliche Stationen, die mit Wetterdienstpersonal besetzt sind. Die anderen Stationen sind Automaten oder werden von ehrenamtlichen Laien betrieben.
In der Regel werden Wetterstationen so eingerichtet, dass sie für ein möglichst großes Umfeld sinnvolle Werte liefern, z. B. auf Flughäfen. An Flughafenstationen kühlt die Luft an klaren, windstillen Tagen über Nacht besonders stark ab. Die Temperatur in Innenstädten liegt aber durch die Wärmespeicherung der Gebäude und die künstlichen Wärmequellen dann teilweise mehrere Grad höher. Dieser Wärmeinseleffekt größerer Städte wirkt sich auch im Mittel noch mit einigen Zehntel Grad aus.
Die Station Duisburg ist jedoch eine nebenamtliche Station in recht geschützter Lage, so dass sie diesen Stadteffekt noch deutlich widerspiegelt.
Doch schon wieder holt der Wetterforscher zu einem ABER aus. Das heißt Bezugszeitraum. Denn für die Zeit von 1971 bis 2000 ist Leverkusen mit einem mittleren Jahresmittel von 11,2 Grad der Spitzenreiter.
Und da kann Duisburg leider nicht mehr mitbieten. Die Wetterstation musste Ende 1993 eingestellt werden. Egal, wir haben die amtliche Auskunft: „Im langjährigen Mittel sind die wärmsten Orte im Winter (Dezember bis Februar) Duisburg mit etwa plus 3,6 Grad Celsius und Leverkusen mit etwa 3,4 Grad.“ Und dabei wollen wir es auch belassen.
Die warme Rippe daheim. Nicht ganz so heiß.
Hamburg ist eine große Stadt, Eimsbüttel ein schöner Stadtteil, das Jugendstilhaus ein elegantes. Dort gibt es ein helles, freundliches Treppenhaus und eine Kellertreppe. Die ist duster, miefig und eng. Wer nicht den Kopf einzieht, bekommt ’ne Beule.
Und wer nicht heizt, muss frieren. Früher, ganz früher wärmten sich die Menschen am offenen Feuer, heute legen sie die Hand auf den Heizkörper. Damit der die Zimmer wärmt, dachten sie sich die Heizung aus. Die hier in dem schönen Haus ist ein blau lackierter Metallklotz. Und der Herr der Wärme heißt Martin Krüger.
„Ein Heizkessel mit ungefähr 280 kW.“
280 kW – soviel, wie ein Porsche PS hat.
Ein Ruck, und der Herr Krüger hat die blau lackierte Frontabdeckung weggehebelt.
„Dies ist halt die Besonderheit, dass das eine Brennwertanlage ist. Bei Brennwert macht man sich die Wärme im Abgas zunutze.“
Die Brennwert-Technik kitzelt 10 Prozent mehr Wärme aus dem Erdgas raus als. Das schafft ein gewöhnlicher Heizkessel nie und nimmer. Weil der ist veraltet und nicht elektronisch gesteuert. Hightech im Kohlenkeller – dabei hatte das mit dem Heizen doch mal ganz simpel angefangen. Denn am Anfang ...
... war das Feuer. Ungefähr 800.000 Jahre ist es her, da stiegen unsere Urahnen von den Bäumen. Die waren fixe Kerle und merkten, dass kokelndes Holz in rauen Wintermonaten kuschelige Wärme in die Höhle bringt. Doch einen verflixten Nachteil hatte das offene Lagerfeuer:
Also ließen sich die Ägypter vor 1,2,3,4.000 Jahren etwas ziemlich Cleveres einfallen: den Ofen. Der hatte einen Schornstein und die erste rauchfreie Zone ward geboren. Doch auch das hatte so seine Tücken.
„Der amerikanische Holzofen, gleich welcher Sorte, ist ein Alptraum.“
Schrieb der olle Mark Twain nach einer Reise durch Europa.
„Wie soll man seine Seelenruhe finden, wenn der Ofen mehr Aufmerksamkeit braucht als ein Baby? Alle Augenblicke muss man nachschüren, die ganze Zeit muss man ihn im Auge behalten; und als Lohn für all die Mühe wird man die halbe Zeit gegrillt und die halbe Zeit erfriert man.“
Das war was für die Deutschen … mit ihrem Kachelofen. Der Mark Twain war begeistert.
„Den ganzen Tag lang und bis tief in die Nacht ist es in jedem Winkel des Zimmers herrlich warm und gemütlich, man bekommt kein Kopfweh und leidet weder unter stickiger Luft noch unter Beklemmungen.“
Nach Meister Twain kam die moderne Zivilisation – und mit ihr die Zentralheizung. Aber wehe, wenn die Technik mal versagt! Dann wird der Mensch ziemlich ungemütlich und geht mit eiskalter Miene zu Heizungsbauer Krüger.
Und jetzt machen wir uns alle schön warme Gedanken. Aah!