WM-Tagebuch (9)

    Jeder blamiert sich so gut er kann

    Costa Rica gewinnt gegen Italien mit 1:0 - Bryan Ruiz schießt das einzige Tor dieser Partie bei der Fußball-WM in Brasilien.
    Costa Rica gewinnt gegen Italien mit 1:0 - Bryan Ruiz schießt das einzige Tor dieser Partie bei der Fußball-WM in Brasilien. © dpa / picture-alliance / Yuri Kochetkov
    Von Thomas Wheeler und Andreas Ulrich |
    Nordkorea 1966, Neuseeland 2010 und jetzt Costa Rica: Die Italiener sind zwar vierfacher Weltmeister, leisten sich aber bei WM-Turnieren immer mal wieder peinliche Ausrutscher. Sie hätten durch die Niederlage von Uruguay gegen Costa Rica gewarnt sein müssen, unterlagen den Zentralamerikanern aber dennoch mit 0:1.
    Keine Ausreden, liebe Tifosi: Gemessen am Anspruch Eurer geliebten Squadra Azzurra war das einfach viel zu wenig und richtig schlecht. Gerademal fünf Minuten konnten die Südeuropäer dem Spiel ihren Stempel aufdrücken. Das war zwischen der 30. und 35. Minute, als es noch 0:0 stand. Aber sonst hatten die Costa Ricaner die Partie im Griff und ihre stärkste Phase kurz vor der Pause, als sie durch Bryan Ruiz das Tor des Tages erzielten. Nach dem Seitenwechsel fiel Italien trotz verstärkter Offensivbemühungen gegen die dicht gestaffelte und geschickt agierende Abwehr der Ticos kaum etwas ein, und so stand am Ende eine hochverdiente Niederlage, und die Erkenntnis, dass Costa Rica eben nicht Kanonenfutter, sondern die Überraschungsmannschaft der Gruppe D ist. Die mit dem zweiten Sieg bei diesem Turnier zum zweiten Mal nach 1990 das WM-Achtelfinale erreicht hat. Chapeau! Übrigens, für Alle die es noch nicht wissen. Auch in Costa Rica ist Fußball Nationalsport Nummer 1. Die italienische Blamage hat auch schmerzhafte Konsequenzen für die Engländer. Denn damit sind die "Three Lions" erstmals seit 56 Jahren in der Vorrunde ausgeschieden.
    Französische Gala gegen die Schweiz
    Ja was ist denn mit der Équipe Tricolore los? Vor vier Jahren in Südafrika noch die Lachnummer der WM, weil sich die Spieler untereinander fetzten und vor allem den damaligen Trainer Raymond Domenech loswerden wollten, was ihnen ja dann auch mit Arbeitsverweigerung gelang, beeindrucken sie nun mit Geschlossenheit und spielerischem Glanz und bezwangen auch ihren zweiten Vorrunden-Gegner klar. Erneut ein Sieg mit drei Toren Differenz. Alle Achtung! Nach dem 3:0 gegen Sparringspartner Honduras gab es ein ungefährdetes, und auch in der Höhe absolut verdientes 5:2 gegen die Schweizer. Wobei der Erfolg noch deutlicher hätte ausfallen können, vielleicht sogar müssen, aber nach einer 5:0-Führung ließen die Franzosen die Sache schleifen und kassierten in der Schlussphase noch zwei Treffer.
    Valencia lässt Ecuador hoffen
    Viele Nationalspieler des Südamerika-Vertreters verdienen ihr Geld bei mexikanischen Vereinen. Darunter auch Stürmer Enner Valencia, der mit zwei Toren das Spiel gegen Honduras drehte, und jetzt ebenso wie vier weitere Spieler aus anderen Nationen drei Treffer erzielt hat. Darunter auch der Deutsche Thomas Müller, Torschützenkönig der letzten WM.
    Neuer erwartet hartes Spiel gegen Ghana
    Torhüter Manuel Neuer rechnet heute mit einer schweren Aufgabe gegen die Westafrikaner. Man habe bereits beim 2:2 im Testspiel gegen Kamerun gesehen, wie hart afrikanische Mannschaften in die Zweikämpfe gingen. Da müsse die DFB-Elf voll dagegen halten, so der Bayern-Torwart. Bei Ghana ist der Einsatz von Kevin-Prince Boateng offen. Trainer James Appiah wollte dem Profi von Schalke 04 nach dem Abschlusstraining keine Einsatzgarantie geben. Damit ist unklar, ob es wie bereits 2010 zum Bruder-Duell Kevin-Prince gegen Jerome Boateng kommt. Damals hatte das Team von Bundestrainer Joachim Löw im letzten Vorrundenspiel nach einem spannenden und umkämpften Verlauf 1:0 gewonnen und als Gruppensieger das Achtelfinale erreicht. Die Ghanaer wurden Zweiter und zogen ebenfalls in die erste K.O.-Runde ein. Das Ende ist bekannt. Deutschland wurde WM-Dritter. Ghana verlor im Elfmeterschießen gegen Uruguay und schied im Viertelfinale unglücklich aus.