WM-Tagebuch (7)

Adiós Espana

Von Thomas Wheeler und Sonja Gerth · 19.06.2014
Spanien reiht sich in die Reihe der Titelverteidiger ein, die bei einer WM frühzeitig nach Hause müssen. Italien, Brasilien und Frankreich haben diese bittere Erfahrung schon gemacht. Jetzt hat es auch die beste Mannschaft der letzten sechs Jahre erwischt. Der Welt- und Europameister packt nach einem 0:2 gegen Chile die Koffer.
Es waren nicht wenige Spanier, die die Rücktrittsankündigung von König Juan Carlos kurz vor dem WM-Start als schlechtes Omen für den Auftritt der spanischen Nationalmannschaft in Brasilien gewertet hatten.
Sie haben recht behalten. Denn nun haben am 18. Juni 2014 gleich zwei Könige abgedankt. Erst Juan Carlos und dann das Nationalteam. Da die Niederländer zuvor Australien besiegt hatten, war klar, dass die Spanier ihr zweites Spiel bei dieser WM unbedingt gewinnen mussten. Aber die Chilenen taten ihnen den Gefallen nicht, gingen bereits in der 20. Minute in Führung und bauten den Vorsprung kurz vor der Pause sogar noch aus.
Was folgte, war pure Verzweiflung der einst gefürchteten Roten Furien. Diese erarbeiteten sich zwar einige Chancen, machten aber nicht den Eindruck, dass sie wirklich noch an die Wende glaubten. Ähnlich uninspiriert waren vor vier Jahren die Italiener und 2002 die Franzosen als Titelverteidiger ebenfalls in der Gruppenphase gescheitert.
Chile hatte den größeren Willen und das bessere taktische Verständnis an diesem Abend und qualifizierte sich mit dem zweiten Sieg genauso wie die Niederlande für das Achtelfinale.
Die Oranjes taten sich gegen Australien allerdings sehr schwer
Zwar war es zunächst Bayern Münchens Arjen Robben, der für das 1:0 sorgte, aber bereits im Gegenzug glichen die Socceroos durch einen Volleyschuss von Tim Cahill aus. Und als Mile Jedinak per Handelfmeter sogar das 2:1 für den Außenseiter erzielte, roch es kurzzeitig nach einer weiteren großen Überraschung bei diesem 20. WM-Turnier.
Aber die Elftal, übersetzt Elf in der Zahl, kann nicht nur zaubern, sondern auch ackern. Und so stellte Kapitän van Persie den Gleichstand wieder her, und hat jetzt wie Robben drei WM-Treffer auf seinem Konto. Der erst 20-jährige Memphis Depay machte mit seinem ersten Tor im Nationaltrikot den knappen, aber verdienten 3:2-Erfolg perfekt.
Die Australier fliegen damit ebenso wie Weltmeister Spanien nach Hause und bestreiten zum Abschluss der Vorrunde noch ein bedeutungsloses Gruppenspiel gegeneinander.
Kamerun tritt ebenfalls die Heimreise an
Die Spieler von Volker Finke gerieten gegen die Kroaten durch ein Tor des Wolfsburgers Ivica Olic früh in Rückstand. Anschließend hatten die Zentralafrikaner wie schon häufig bei Weltmeisterschaften ihre Emotionen nicht unter Kontrolle und schwächten sich durch einen Ausraster von Alexandre Song. Nach einem Schlag auf den Rücken von Mario Mandzukic sah der Mittelfeldspieler Rot.
Kamerun damit in Unterzahl, und das rächte sich in der zweiten Hälfte. Denn nun drehten die Kroaten auf und erzielten noch drei Tore, zwei davon durch Mandzukic. Wenn sie ihre Chancen konsequenter genutzt hätten, wäre sogar ein zweistelliges Schützenfest für die Spieler von Niko Kovac drin gewesen. Für diese geht es nun im letzten Gruppenspiel gegen Mexiko um Alles oder Nichts. Bei einem Sieg kommen sie weiter, sonst die Mexikaner.