WM-Tagebuch (29)

Wie ich Italien-Fan wurde

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Italien bezwingt 1982 in Barcelona Brasilien mit 3:2 - ein bedeutsamer Sieg auf dem Weg zum WM-Titel. © picture-alliance / dpa / Mehmet Biber
Von Thomas Wheeler |
Und wieder mal ein Jahrestag. Vor 32 Jahren wurde Italien zum dritten Mal Fußball-Weltmeister - im Endspiel gegen Deutschland. Es war also kein schöner Moment aus DFB-Sicht - kann es ja auch nicht immer geben.
Aber, und da schütteln viele ungläubig den Kopf, es war diese WM, als meine Leidenschaft für die italienische Nationalmannschaft zu lodern begann. Was nicht unbedingt am Sieg gegen die deutsche Elf lag.
Nein, ein paar Tage zuvor standen die Azzurri vor einer eigentlich aussichtslosen Aufgabe. Sie mussten die Brasilianer, und die waren damals noch richtig gut, bezwingen, um das Halbfinale zu erreichen. Und was wurde das für ein Spiel. Italien ging durch Paolo Rossi früh in Führung.
Die Seleção glich aus. Dann war es wieder Rossi, der die Südeuropäer auf die Siegerstraße brachte, aber die Südamerikaner erzielten erneut den Gleichstand. Doch Rossi hatte noch einen im Köcher und sorgte mit seinem dritten Tor für den Einzug der Südeuropäer in die Runde der besten Vier. Meine Liebe für die Fußballer vom Land in Stiefelform war geboren und hält bis heute. Und das, obwohl ich Deutscher bin, aber das können viele nicht verstehen. Müssen sie übrigens auch nicht.
Reizvolle Konstellation
Der Bundestrainer freut sich auf das Finalduell Europa gegen Südamerika, was ja die Chance eröffnet, dass erstmals eine europäische Mannschaft eine WM in Südamerika gewinnt. Joachim Löw begegnet Argentinien mit großem Respekt. Eine defensiv sehr starke, kompakt und gut organisierte Mannschaft, die zudem in der Offensive hervorragende Spieler mit Gonzalo Higuain und Lionel Messi aufbieten kann, meint Löw. Für den Ausnahmefußballer Messi ist es das erste Finale bei seiner dritten WM-Teilnahme. Umso verständlicher, dass er "was für ein Wahnsinn" via Internet verkündete, als der Einzug ins Endspiel gegen Deutschland perfekt war.
Scolari hat Humor nicht verloren
Auch wenn ihn viele nach dem 1:7 gegen die deutsche Elf am liebsten sofort in die Wüste geschickt hätten, noch hält der Weltmeister-Macher von 2002 an seinem Job fest. Ein Sieg im Spiel um Platz 3 gegen die Niederlande sei jetzt der neue Traum, betonte Luiz Felipe Scolari.
Man kann sich eine Schmach, Demütigung und Vorführung auch schön reden. Aber noch will der 65-Jährige eben einfach noch nicht gehen. Wäre ja auch schade, wenn er jetzt überstürzt abhauen würde. Dann hätte er gar nicht mehr Neymar Tschüss sagen können, der beim "Kleinen Finale" in Brasilia live im Stadion dabei sein will.
Na dann man tau.
Thomas Wheeler ist Sportredakteur im Deutschlandradio Kultur und u.a. verantwortlich für das sonntägliche Sportmagazin "Nachspiel". Während der FIFA-WM schreibt er uns täglich seine Eindrücke vom Spieltag auf - oder seine Gedanken zu den spielfreien Tagen.
Sportredakteur Thomas Wheeler
Thomas Wheeler© Deutschlandradio - Bettina Straub