WM-Tagebuch (20)

Lucky Punch in der Verlängerung

Kevin de Bruyne erzielt in der 93. Minute den Führungstreffer für Belgien. US-Keeper Tim Howard kann nur noch hinterherschauen.
Kevin de Bruyne erzielt in der 93. Minute den Führungstreffer für Belgien. US-Keeper Tim Howard kann nur noch hinterherschauen. © dpa/ picture alliance / Ali Haider
Von Thomas Wheeler und Sonja Gerth  · 02.07.2014
Der zweimalige Weltmeister aus Südamerika und die Roten Teufel aus Belgien sind die letzten zwei Viertelfinalisten und treffen am Samstag im direkten Duell aufeinander. Beide machten es jedoch richtig spannend, bevor sie ihre Tickets für die Runde der besten Acht sicher hatten.
"Belgien gegen Tim Howard" hieß es im letzten und chancenreichsten Achtelfinale. Die Mannschaft von Marc Wilmots rannte in einer Tour nach vorne und belagerte den Strafraum des US-Torhüters. Die eindrucksvolle Bilanz: 40:17 Torschüsse. Vor allem der erst 19-jährige Divock Origi lieferte sich ein Privatduell mit dem 35-jährigen Keeper.
Aber das junge, erfolgshungrige Team unserer Nachbarn machte das Ding einfach nicht rein, und so ging es in die Verlängerung. Dort zahlte sich die Einwechslung von Romelu Lukaku aus. Im Zusammenspiel mit dem überragenden Kevin de Bruyne vom VfL Wolfsburg machten die Beiden in der Zusatzschicht alles klar. Erst traf De Bruyne zum erlösenden 1:0 in der 93. Minute. Dann legte er für Lukaku auf, der nach 105 Minuten den Vorsprung ausbaute.
Aber die USA steckten längst noch nicht auf und erzielten durch den eingewechselten Julian Green zu Beginn der zweiten Hälfte der Verlängerung das Anschlusstor. Was folgte war eine packende Schlussviertelstunde.
Die Klinsmänner fighteten mit der ihnen bekannten Leidenschaft zurück und hätten sogar beinahe noch den Ausgleich und damit ein Elfmeterschießen geschafft. Aber nach 121 Minuten hatte die dominierende belgische Elf dann doch hochverdient gewonnen und steht damit am Samstag zum zweiten Mal in der WM-Geschichte im Viertelfinale. Damals, 1986, trafen die Roten Teufel schon einmal auf Argentinien und unterlagen Maradona und Co nur knapp.
Argentinien und die Schweiz kämpfen um den Einzug ins Viertelfinale der Fußball-WM.
Argentinien besiegte die Schweiz kurz vor Ablauf der Verlängerung.© dpa / Tolga Bozoglu
Argentinier schicken Hitzfeld in Rente
Lieber Ottmar. Das war's dann. Wenn Du Deine Ankündigung wahr machst, beendest Du nach Deiner Profikarriere nun auch nach gut 30 Jahren Deine Trainer-Laufbahn. Als Vereinscoach hast Du ja alles erreicht, was man sich wünschen kann: Zweimal Champions League Gewinner, diverse Meistertitel und nationale Pokalsiege.
Als Nationaltrainer war Dir der ganz große Erfolg in sechs Jahren Verantwortung nicht vergönnt. Aber Du kannst trotzdem unheimlich stolz auf Deine Nati sein. Vor allem nach der formidablen Performance im Achtelfinale gegen Argentinien. Nur noch wenige Minuten waren in der Verlängerung zu spielen, es roch schon nach Elfmeterschießen, da traf Champions-League-Sieger Angel di Maria diesen einen Ball optimal und versenkte ihn unhaltbar für Torhüter Diego Benaglio. Am Ende hatte sich wieder einmal der Favorit durchgesetzt.
So spannend wie noch nie
Zeit für ein Fazit nach den Achtelfinalspielen. Fünf Partien in der Verlängerung. Das gab es zuletzt 1938. Vier Begegnungen mit nur einem Tor Differenz. Es war spannend, z. T. sogar dramatisch. Natürlich vor allem im verrückten Elfmeterschießen der Gastgeber gegen Chile. Drei Süd-, ein Mittelamerikaner und vier Europäer schwingen sich nun auf, die besten vier Fußballgranden der Welt zu werden. Drei Große sind darunter: die Weltmeister Brasilien, Deutschland und Argentinien.
Aber auch drei Newcomer, die größte WM-Überraschung Costa Rica, Kolumbien und die jungen Wilden aus Belgien. Dazu noch der europäische Ball-Adel aus Frankreich und den Niederlanden. Freuen wir uns auf die Viertelfinals, die hoffentlich genauso mitreißenden Sport bieten, wie in der ersten K.O.-Runde.