WM-Tagebuch (17)

    Gott ist Brasilianer

    Das Team von Brasilien während des Elfmeterschießens gegen Kolumbien: Hulk (Nr. 7) wird getröstet, Neymar (rechts) meditiert vor seinem Schuss.
    © dpa / picture alliance / Jose Coelho
    Von Thomas Wheeler |
    In einem Strafstoß-Drama haben die Gastgeber im Achtelfinale ihren Nachbarn 3:2 bezwungen. Nach 90 Minuten und Verlängerung stand es 1:1. Am nächsten Freitag spielt Brasilien nun im Viertelfinale gegen Kolumbien. Die Kolumbianer setzten sich in einem weiteren Südamerika-Duell mit 2:0 gegen Uruguay durch.
    Warum nicht ein paar Zentimeter weiter links, hat sich Gonzalo Jara möglicherweise gefragt, als sein Elfmeter an den Pfosten ging und damit der Shoot-Out vom Punkt zugunsten Brasiliens entschieden war. Elfmeterschießen sind ohnehin nichts für schwache Nerven. Aber dieses hatte es nun wirklich in sich. Gleich den ersten chilenischen Strafstoß parierte Julio Cesar. Als Willian anschließend daneben schoss, war jedoch alles wieder offen. Doch der brasilianische Schock währte nur kurz, denn Cesar wehrte auch den Schuss von Alexis Sanchez ab.
    Es blieb allerdings spannend, weil danach Hulk an Chiles Schlussmann Claudio Bravo scheiterte. Nachdem Neymar die Selecao erneut in Führung gebracht hatte, musste der bereits angesprochene Jara treffen, machte er auch, aber nur Aluminium, und damit verloren die Chilenen auch den vierten WM-Vergleich gegen ihren Angstgegner. In der regulären Spielzeit hatte zunächst David Luiz das 1:0 für den Rekord-Weltmeister erzielt, aber Sanchez sorgte noch vor der Pause für den Ausgleich. Es entwickelte sich ein tolles und mitreißendes Spiel, bei dem die Brasilianer die Partie dominierten und zahlreiche Chancen hatten, aber auch der Gegner einige Gelegenheiten für ein weiteres Tor besaß. Die größte vergab in den letzten Sekunden der Verlängerung Mauricio Pinilla, der Riesenpech hatte, dass sein Schuss nur die Latte traf.
    Es war eine packende Begegnung in Belo Horizonte, bei der mit ein bisschen Glück durchaus auch Chile hätte gewinnen können. Das war aber letztlich auf Seiten der WM-Gastgeber, die nun in der Runde der besten Acht mit Kolumbien auf den nächsten Südamerika-Rivalen treffen.
    James-Doppelpack gegen Uruguay
    Der Titel des Torschützenkönigs wird für James Rodriguez sicherlich nur ein schwacher Trost sein, sollte er mit den Kolumbianern im Viertelfinale gegen Brasilien ausscheiden. Aber soweit ist es ja noch nicht, und bisher hat "King James" mit fünf Toren auch die meisten Treffer bei dieser Weltmeisterschaft geschossen. Momentan liegt er vor Neymar, Messi und Thomas Müller. Herrlich war sein Drehschuss, mit dem er die Tri im Achtelfinale auf die Siegerstraße hämmerte. Als der 22-jährige kurz nach dem Seitenwechsel noch einen draufsetzte, war das Spiel mehr oder weniger entschieden. Die Uruguayer erhöhten nun zwar den Druck und erarbeiteten sich auch einige Möglichkeiten. Schlussendlich verteidigte Kolumbien aber geschickt und hatte mit David Ospina auch einen ausgezeichneten Torwart. So dass unter dem Strich ein hochverdienter 2:0-Sieg stand. Für Kolumbien ist die Viertelfinal-Teilnahme der bislang größte Erfolg bei einer WM. Aber das muss es ja längst noch nicht gewesen sein...
    Achtelfinale, Klappe die Zweite
    Und weiter geht es beim "Siegen oder Fliegen" ab 18 Uhr mit Niederlande gegen Mexiko. Bestätigen die Oranjes ihre starken Leistungen aus der Vorrunde, die sie mit drei Siegen und der Maximalausbeute abschlossen? Die letzte Niederlage gegen die Mexikaner liegt schon 53 Jahre zurück. Aber das muss ja nichts heißen. Treten diese nämlich genauso beherzt und leidenschaftlich wie in den Gruppenspielen auf, wird es sicherlich ein sehr enges und spannendes Spiel. Anschließend heißt es dann ab 22 Uhr "Überraschungsachtelfinalisten unter sich". Costa Rica, Erster vor Uruguay, Italien und England, will gegen Griechenland den nächsten Coup landen. Aber auch die Südeuropäer, die in ihrer Gruppe immerhin die Elfenbeinküste und Japan hinter sich ließen, wollen nach ihrem ersten WM-Achtelfinale noch lange nicht nach Hause. Beide Teams sind in der Vorrunde einfach auf den Geschmack gekommen.