WLAN für die Wüste

Von Peter Kaiser |
Geografische Besonderheiten und technische Bedingungen verhindern noch immer, dass manche Regionen der Erde eine flächendeckende DSL- oder WLAN-Versorgung für die Bewohner besitzen. Ein extrem leistungsfähiger Router aus dem Vogtland schickt sich an, hier Abhilfe zu schaffen. Die weißgrüne Box stellt sehr stabile drahtlose Internetverbindungen her, die auch extremen Witterungsbedingungen standhalten.
"Das ist hier der Pieto-Scan, der scant die Bauteile und prüft, ob die Zuführungsmechanismen funktionieren."

Ungefähr so groß wie ein Schuhkarton wird der neue WLAN-Router "Meshnode III" sein, wenn er am Ende alle Fertigungsschritte in der 3000 Quadratmeter großen Produktionshalle durchlaufen hat.

"Das ist unser Schablonen-Siebdrucker. Mit dem Gerät wird praktisch auf die Leiterplatte die Lötpaste aufgetragen."

Die weißgrüne Box der Firma SAXNET aus dem Vogtland stellt sehr stabile drahtlose Internetverbindungen her. Das Besondere daran ist, dass die Geräte in Gegenden eingesetzt werden, die keine technische Infrastruktur besitzen oder extremen Witterungsbedingungen ausgesetzt sind. Wie auf Forschungsstationen in der Antarktis etwa, oder auf Ölplattformen in der heißen arabischen Wüste.
"Das Beispiel für die Wüste ist ganz gut. Da entstehen solche Camps. Die sind wie kleine Welten, eine Stadt, in der es alles gibt. Vom Kiosk vom Tennisplatz, einfach alles. Das heißt, der Bedarf an Kommunikation ist da. Da arbeiten Menschen, die sehr lange von ihrer Familie abgeschnitten sind."

In einer solchen Situation ist WLAN wichtig. Denn über das Wireless Local Area Network, das drahtlose Funknetz, können E-Mails ebenso wie eine Videoverbindung den Kontakt zur Familie daheim aufrecht erhalten.

"Dann wird auf dieses Areal ein Flächennetz erstreckt, alle paar hundert Meter steht ein Gerät von uns, an einem Gerät davon steckt das Internetkabel dran - in Anführungsstrichen - und das teilt das Internet mit anderen Geräten. Und die wiederum bieten den Zugang für die Endnutzer an, per Funk. Also per Funk binden wir die Kunden an, und per Funk vernetzen sich die Geräte untereinander, auch auf verschiedenen Frequenzbändern, das ist auch möglich."

Rückblick: Der Grund, warum WLAN für Steffen Dreise, den erst 22 Jahre jungen Geschäftsführer von SAXNET, schon früh so wichtig war, hat auch biografische Ursachen. Denn der große und schlaksige Erfinder wuchs im Dorf Weidschlitz nahe Plauen auf. Diese Gegend - die Steffen Dreises Geräte heute schnell und drahtlos ans Netz bringen - hatte damals keinen Internetzugang. Für den seinerzeit 12-jährigen war diese Tatsache der Beginn für die Arbeiten an einem neuen Router.

"In Plauen gab es das Problem, 70.000 Einwohner, die Hälfte davon konnte Internet haben, die andere nicht. Dann war die Idee, wie könnte man die anderen Leute anbinden. Das kann man per Funk tun. Und ich beschäftige mich seit meinem siebten Lebensjahr mit Technik, mit Linux, mit - grob gesagt - wie etwas funktioniert. Und dann kam ich auf die Idee, ein Gerät zu entwickeln, das sich selbstständig miteinander verbinden kann."

Eigentlich ist der "Meshnode" ein vollwertiger Mini-PC, der in einem schlag- und stoßfesten Kompaktgehäuse steckt. Das Arbeitsprinzip ist einfach. Während bei einem herkömmlichen WLAN-Router ein einzelner Sender eine Verbindung herstellt - die im Störungsfall dann auch insgesamt zusammenbricht - verfügt der neue Router gleich über vier Funkmodule. Zudem halten die vier Module, die bis zu 600 Milliwatt jeweils senden können, ständig miteinander Kontakt.

"Wenn dann, warum auch immer, ein Gerät ausfällt, weil randaliert wurde, weil der Strom weg ist, dann geht das trotzdem. Das sucht sich einfach den Weg neu, das ist das Besondere an dieser Mesh-Technologie, deswegen heißt das Meshnode, weil das die Grundbasis ist von allem, das Meshing, die Selbstverbindung, die Selbstverdrahtung miteinander sozusagen."

Durch diese Mesh-Technologie, sagt Steffen Dreise, lassen sich mehr Brandbreite und mehr Daten übertragen. Bis zu zehn Megabyte können auf den Weg ins Netz gebracht werden. Für den medizinischen Datentransfer bedeutet das in etwa die Übermittlung einer Brust-Röntgenausnahme.

"Die Geräte spannen eine Art Maschennetz über ein gewisses Gebiet. Also kleines Beispiel: Wenn man zum Beispiel eine Stadt abdeckt, Berlin, Plauen, wo auch immer Sie sich das vorstellen möchten, dann positioniert man alle 300 Meter ein Gerät von uns und kann damit die Fläche abdecken."

Weil diese Outdoor-WLAN Temperaturen von minus 40 Grad bis zu 70 Grad Hitze verkraften können, eignen sie sich auch für Katastrophengebiete rund um den Globus. Notfallmaßnahmen können so schneller eingeleitet und effektiver koordiniert werden. Doch auch Großbaustellen in geografisch schwierigen und infrastrukturschwachen Gebieten lassen sich so ohne viel Aufwand ans Netz anbinden. Ebenso ist diese Technologie auch gut bei Großveranstaltungen einsetzbar, oder in weitläufigen Arealen.

Stück für Stück werden die Geräte zusammengeschraubt und gebohrt. Noch geschehen einige Arbeitsschritte in der großen Halle von Hand, wie etwa das Montieren der Leiterplatten.

Doch durch den Innovationspreis, der der jungen Firma 2008 auf der CEBIT verliehen wurde, wurde die Industrie auf den "Meshnode III" aufmerksam. Für 2009 sind mehr Aufträge für die etwa 1600 Euro teuren Geräte erteilt worden. Vielleicht ist wegen dieses Erfolges der letzte Arbeitsschritt für die Mitarbeiter immer noch etwas Besonderes.

"Das ist hier unser Laser. Damit werden Typenschilder gelasert oder Beschriftungen ins Gehäuse eingebracht. Und das wird reingelasert, das heißt, die bleiben dann für immer da."