Wladimir Putin

Sein Motto: Viel Feind, viel Ehr'

Wladimir Putin bei seiner 13. Rede zur Lage der Nation im goldverzierten Geogijevskij-Saal des Kreml
Wladimir Putin bei seiner 13. Rede zur Lage der Nation im goldverzierten Geogijevskij-Saal des Kreml © picture alliance/ dpa/ Michael Klimentyev
Von Hermann Krause |
Die meisten Russen wünschten sich einen Präsidenten, der Russland zurück auf die Weltbühne führe, kommentiert Hermann Krause. Und so habe Wladimir Putin in seiner perfekt inszenierten Rede "zur Lage der Nation" wieder einmal den starken Mann gegeben, der notfalls auch Kriege führt.
Sein Auftritt ist mittlerweile so inszeniert, dass schon fast nicht mehr die Rede des Präsidenten im Vordergrund steht, sondern das ganze Drumherum: Im goldverzierten Geogijevskij-Saal des Kreml wartet die Elite der russischen Politik, der Präsident kommt - eine bis ins Detail geplante perfekte Aufführung. Neben dem Rednerpult eindrucksvoll die russische und die Flagge Moskaus mit dem Drachentöter, darüber der russische Adler. Hinterher werden von ergebenen Journalisten genauso ergebene Abgeordnete interviewt, immer wieder heißt es "…der Präsident hat gesagt…", "…der Präsident hat gemeint…", "…der Präsident hat gefordert…".
Zum Beispiel eine bessere Ausstattung der Krankenhäuser mit Highspeed-Internet, damit die Ärzte in den Fernen Russlands auch miteinander kommunizieren können. Wer einmal ein russisches Krankenhaus in der Provinz besucht hat, weiß, dass dies wohl nicht die Hauptprobleme sind: Es fehlt an modernen Geräten, vor allen Dingen aber an Medikamenten. Denn als Reaktion auf die Sanktionen des Westens hat Russland auch seine Medikamenten-Importe reduziert – mit der Folge, dass zum Beispiel Aids-Patienten keine westlichen Arzneien mehr erhalten.
Rentner stellen Hauptanteil der begeisterten Putin-Wähler
Eine von Ministerpräsident Medwedew verordnete Gesundheitsreform hat zur Schließung vieler Kliniken geführt, gerade für alte Leute eine schwierige Situation. Ihre Renten – sie liegen in manchen Regionen Russlands tatsächlich unter 100 Euro – reichen kaum aus, um die Miete zu zahlen. Seit Jahrzehnten hat Russland seine Rentner vernachlässigt. Dennoch stellen sie den Hauptanteil der begeisterten Putin-Wähler: aus Treue zum Staatsoberhaupt, aber auch, weil dieser Präsident ein Medienpräsident ist, mehrmals täglich im Fernsehen zu sehen, in der Lage, eloquent, aber auch hart aufzutreten.
Denn das wünschen sich die meisten Russen: einen starken Präsidenten, der Russland zurück auf die Weltbühne bringt und auch bereit ist, Krieg zu führen. Putin scheute davor nie zurück: zu Beginn seiner Amtszeit in Tschetschenien, nun in Syrien. Dort unterstützt er einen Diktator und zeigt dem Westen, wie entschlossen er vorgehen kann. Während Europa lamentiert und die USA sich beklagen, schafft Putin Fakten, egal, was es kostet.
Putin ist der Entscheider
Er lässt sich in seiner Politik nicht beirren, genauso wie bei der Annexion der Krim. Dadurch vermittelt der russische Präsident seinen Landsleuten das Gefühl, wieder eine Großmacht zu sein. Viel Feind, viel Ehr'. Zudem gelingt es Putin, die Verantwortung für die Missstände im Lande auf seine Regierung abzuwälzen. Er selbst steht über all den Problemen, der Tradition politischer Führer dieses Landes entsprechend. In Wirklichkeit aber ist er der Entscheider.
Russland hat sich unter seiner Führung von demokratischen Regeln weit entfernt, in der Duma gibt es keine Opposition, die Korruption ist keineswegs bekämpft. Es war Putins 13. Rede zur Lage der Nation. Viel geändert hat sie nicht, bewirken wird sie vermutlich auch nicht viel – außer, dass Wladimir Putin seinem Volk wieder einmal zeigte, dass er – und nur er – die Fähigkeit hat, Russland zu führen. Zweifel an seinem Kurs sind unerwünscht, denn sie würden – auch dies ein geschickter Schachzug – die Einheit Russlands gefährden.
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