Witwe von Nobelpreisträger Liu Xiaobo

Liu Xia darf China verlassen

 Ein Demonstrant in Hong Kong hält ein Plakat mit einem Bild von Liu Xia, hoch, darauf steht: Free Liu Xia - auf Englisch und Chinesisch.
"Free Liu Xia" steht auf dem Plakat eines Demonstranten - nun kommt die chinesische Dichterin frei. © imago/ZUMA Press
Steffen Wurzel im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 10.07.2018
Liu Xia, Dichterin und Witwe des chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, darf nach jahrelangem Hausarrest nach Berlin ausreisen. Aus medizinischer und psychologischer Sicht höchste Zeit, sagt unser China-Korrespondent Steffen Wurzel.
Seit acht Jahren steht Liu Xia in ihrer Wohnung in Peking unter Hausarrest. Nun hat die chinesische Führung überraschend bekannt gegeben, dass die Witwe des Friedensnobelpreisträgers das Land verlassen darf. Entsprechende Gerüchte hatte es bereits seit längerem gegeben, sagt unser Korrespondent Steffen Wurzel.

Deutschland als Exilpunkt

"Ganz viele Regierungen, die Vereinten Nationen, vor allem aber die Bundesregierung haben sich seit Monaten eingesetzt für eine Freilassung", so Wurzel. Das habe nun offenbar Wirkung gezeigt. Einen Zusammenhang mit den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen vermutet der Journalist eher nicht. Wahrscheinlicher sei, dass China geplant habe, Liu Xia zum ersten Todestag ihres verstorbenen Mannes Liu Xiaobo freizulassen.
Demonstranten in Hongkong brachten ihre Trauer über den Tod Liu Xiaobos zum Ausdruck.
Demonstranten in Hongkong brachten ihre Trauer über den Tod Liu Xiaobos zum Ausdruck.© AFP
Die Ausreise in die deutsche Hauptstadt sei auch damit zu erklären, "dass sich Berlin in den vergangenen Jahren so ein bisschen als Exilpunkt entwickelt hat in der Intellektuellen- und Dissidentenszene Chinas." Wenn er mit kritischen Geistern in dem Land in Kontakt sei, werde er immer wieder auf Deutschland angesprochen, erzählt der Korrespondent. Die Bundesregierung gelte als die einzige verbleibende Regierung weltweit, "die die Klappe aufmacht, sage ich mal ganz flapsig, und sich einsetzt für Menschenrechte - deshalb die große Beliebtheit Deutschlands in der Intellektuellen und Dissidentenszene."
Über den Zustand der Witwe von Liu Xiaobo sagte Wurzel: "Es ist ein offenes Geheimins, dass Liu Xia unter schweren Depressionen leidet - spätestens seit dem Tod ihres geliebten Mannes vor einem Jahr." In einem Telefoninterview vor einigen Wochen sei zu hören gewesen, "wie dreckig" es ihr gehe. "Es war im Grunde aus medizinischer Sicht, aus psychologischer Sicht höchste Zeit, dass sie ausreist."
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