Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim

"Wer nicht kochen kann, ist auch kein guter Chemiker"

33:35 Minuten
Mai Thi Nguyen-Kim blickt in die Kamera. Im Hintergrund ist eine weiße Wand mit dem Funk-Logo zu sehen.
Mai Thi Nguyen-Kim erklärt im Funk-Format "maiLab", wie Chemie funktioniert. © dpa
Mai Thi Nguyen-Kim im Gespräch mit Katrin Heise · 03.01.2019
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In ihren Youtube-Videos zeigt die promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim, wie viel Spaß Naturwissenschaften machen können. Inzwischen tritt die Wissenschaftsjournalistin auch im Fernsehen auf. Für die Arbeit im Labor bleibt da keine Zeit mehr.
Auf ihrem Youtube-Kanal "maiLab" zeigt die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim im Selbstversuch, warum Asiaten keinen Alkohol trinken sollten, was wirklich in Kosmetikprodukten steckt und warum Doping auch im Fußball hilft.

"Interesse muss eben erst mal entfacht werden"

"Ich kriege viele Nachrichten, die ich total rührend finde, wo mir junge Menschen sagen, dass sie erst durch mich auf den Trichter gekommen sind und dass sie gar nicht gedacht hätten, dass sie sich für Naturwissenschaften begeistern können. Interesse muss eben erst mal entfacht werden und dann wird es zu einem Selbstläufer."
Als Tochter vietnamesischer Eltern wuchs sie in einer kleinen Stadt in Süddeutschland auf. Sie bezeichnet sich selbst als "intrinsische Streberin", die die Schule geliebt hat. Ihre Eltern hätten sie unterstützt, berichtet Mai Thi Nguyen-Kim - sie aber nicht, wie es dem Klischee von asiatischen Familien entspricht, unter Druck gesetzt.
Weil ihr Vater Chemiker war, entschied sie sich auch für diesen Studiengang: "Für mich war das Alltag. Ich verbinde mit Chemie zum Beispiel gutes Essen. Mein Vater ist ein ganz toller Koch. Wie er sagt: Alle Chemiker müssen gut kochen können und wer nicht kochen kann, ist auch kein guter Chemiker."

Überrascht vom positiven Feedback

Schon während ihres Chemie-Studiums beteiligte sie sich an "Science Slams", in denen Forschungsinhalte innerhalb von drei Minuten erklärt werden.
"Als ich anfing mit Youtube, dachte ich, man kann den armen Menschen ja unmöglich mehr als drei Minuten Wissenschaft zumuten. Letztendlich hat es mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht, auf diesem Niveau zu vermitteln. Dann habe ich angefangen, mich auszuprobieren und das zu machen, was ich mir selber anschauen würde - und wurde überrascht mit einem unglaublich positiven Feedback. Und daraufhin bin ich immer tiefer eingestiegen."
Bei "maiLab" versucht sie nun vor allem Inhalte zu präsentieren, "die man nicht ergoogeln kann."

Erfüllter Kindheitstraum

Jung, cool, weiblich, schlau und mit beachtlichem Unterhaltungstalent ausgestattet: Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch fürs Fernsehen entdeckt wurde. Seit Mai sieht man sie in der Sendung "Quarks & Co" neben Ralph Caspers als Nachfolgerin von Ranga Yogeshwar. Nebenbei unterrichtet sie am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation.
Für eigene Forschung ins Labor zu gehen, dafür ist die Zeit zu knapp – sehr zu ihrem Bedauern. Doch ihren Kindheitstraum, einmal Autorin zu sein, hat sie sich inzwischen erfüllt: Im Frühjahr erscheint ihr erstes Buch "Komisch, alles chemisch!".
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