Wissenschaftlerin Elsner zum Vorstoß des KMK-Präsidenten Lorz

Deutsch und Englisch nicht gegeneinander ausspielen

Schüler einer dritten Klasse einer Grundschule in Prenzlau in Brandenburg sitzen vor einer Tafel.
Soll an Grundschulen mehr Deutsch unterrichtet werden? © picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
Daniela Elsner im Gespräch mit Nicole Dittmer |
Alexander Lorz (CDU), Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), sieht Fremdsprachen an Grundschulen kritisch und fordert mehr Deutschunterricht. Wissenschaftlerin Daniela Elsner erklärt dagegen, warum Englisch auch an Grundschulen sehr wichtig sei.
Alexander Lorz, neuer Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) und hessischer Kultusminister, will mehr Deutsch in der Grundschule lehren. Fremdsprachenvermittlung sei nicht die primäre Aufgabe der Grundschule, sagte der CDU-Poltiker.
Daniela Elsner, Professorin für Fremdsprachen-, Lehr- und Lernforschung an der Goethe-Universität Frankfurt, hat selbst auch bereits als Lehrerin gearbeitet und sieht auch Probleme mit der Bildungssprache Deutsch bei deutschen Schülern: "Wenn ich mir die ganzen Ergebnisse verschiedener Vergleichsstudien anschaue, dann sehen wir schon, dass da deutlich Defizite zu verbuchen sind in der deutschen Sprache." Als Beispiele nennt sie komplexe Formulierungen und auch die Verwendung von Fachbegriffen.
Als Ursache sieht sie viele Faktoren. Das hänge viel mit sozialen Hintergründen zusammen, sagt Elsner. Es geht dabei um Fragen wie: "Wie werden die Kinder zu Hause bildungssprachlich gefördert? Werden da viele Bücher gelesen?" Es gehe auch darum, inwiefern Kinder motiviert seien, auch selbst Bücher lesen. Es werde insgesamt zurzeit weniger Literatur rezipiert, was mit den Neuen Medien zusammenhänge, sagt Elsner.

Mit Fremdsprachen möglichst im Kindergarten beginnen

Sie sei "ein großer Freund" davon, Sprachen zu fördern. "Und die deutsche Sprache ist natürlich unsere wichtigste Sprache in diesem Land und entsprechend bin ich sehr dafür, dass die weiter gefördert wird", sagt Elsner.
Doch sollte zugunsten von Deutsch auf die englische Sprache an Grundschulen verzichtet werden? "Das finde ich eine ganz schlechte Idee", erklärt Elsner. Sie warnt davor, die beiden Sprachen gegeneinander auszuspielen.
"Wir haben Schulversuche schon seit den 1960er-Jahren, was den Fremdsprachenfrühbeginn anbetrifft. Da gab es immer wieder die Frage: Bringt das Ganze was? Ja, es bringt ganz viel, wenn ich mit Fremdsprachen möglichst früh beginne. Und am allerbesten wäre es, wenn wir tatsächlich damit schon im Kindergarten anfangen", sagt Elsner.
(mhn)
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