Wissenschaft als Erlebnis

    Von Susanne Nessler |
    Der Höhepunkt des Einsteinjahres - die Max-Planck-Gesellschaft präsentiert die Ausstellung "Albert Einstein - Ingenieur des Universums" im Berliner Kronprinzenpalais. Die Ausstellung vermittelt Einsteins Theorien auf anschauliche Weise und zeigt den Forscher auch als Mensch und Bürger.
    Während die Stimme aus dem Fernseher über den berühmten Physiker spricht, wird es immer heller. Das Licht ist grell, extrem weiß. Es gibt keine Schatten in diesem Raum. Geblendet von der ungewöhnlichen Helligkeit kneift der Besucher die Augen zusammen, um einen Blick in den großen Glaskasten zu werfen. Der einzige Gegenstand im Raum. Wie eine Eissäule steht er genau in der Mitte, zwei Meter hoch, einen breit.

    Die Scheiben wirken ein wenig beschlagen, obwohl es hier nicht kalt ist. Hinter ihnen liegen die vier wichtigen Schriften Albert Einsteins. Die Originale von 1905, aus dem anno mirabilis.

    " Der Raum ist wirklich gewöhnungsbedürftig … Im wahrsten Sinne des Wortes hat man hier die Erleuchtung."

    Wolf Seufert von der Max Planck Gesellschaft ist beeindruckt, er hat viele Teile der Ausstellung koordiniert, und sieht nun das Ergebnis. Einstein, der Ingenieur des Universums, auf drei Etagen.
    In hellen, in blauen, in roten und in dunklen Räumen. Denn das Licht spielt hier eine wichtige Rolle.

    "Was ist Licht? ... Besteht es nun aus Wellen oder aus Teilchen?"

    Der Raum über die Erforschung des Weltalls ist tiefblau. Hier ist zu sehen, wie sich Einsteins Theorien auf die heutige Forschung auswirken. Es geht um Astrophysik und Gravitation. Das Bild des Jahrhundertgenies hängt zwischen bunten Aufnahmen weit entfernter Galaxien und schwarzen Löcher.

    Im Raum stehen Messgeräten aus der aktuellen Forschung. Mitarbeiter der Max Planck Institute erklären sie den Besuchern. Insgesamt 50 so genannte wissenschaftliche Übersetzer hat die Ausstellung.

    " Sie können ein schwarzes Loch vor sich schieben. Wollen wir da mal hingehen? [...] Es geht um folgendes. Also Einstein hat vorausgesagt, dass Gravitation Licht ablenkt … und das können wir an diesem großen Bildschirm am eignen Leib erfahren. "

    Auf dem Bildschirm haben Besucher und Wissenschaftler plötzlich ein dickes Loch mitten im Gesicht. Virtuell natürlich, das Experiment läuft über eine Computersimulation, doch plötzlich steht das eigene Spiegelbild auf dem Kopf.

    "Da sehen sie eine kleine Kopie meines Gesichts. Was auf dem Kopf steht, das ist Licht, was einmal hinter dem schwarzen Loch entlanggelaufen ist und uns von der anderen Seite erreicht. […] Also Licht kreist wirklich um dieses schwarze Loch herum, was hier simuliert ist. "

    Simulationen prägen die Ausstellung auch insgesamt. Bilder, Töne, Klänge, Multimedia dominiert die Schau über den weltberühmten Physiker.

    "Im Kosmos hat alles seine natürliche Ordnung und seinen natürlichen Ort…"

    Überall wird gesprochen und diskutiert. Jeder Raum hat seine eigne Debatte. Einstein im Dialog mit Aristoles und Newton, ebenso wie mit seinem Kollegen Niels Bohr - und vielen anderen Zeitgenossen.
    In Videoszenen werden die nachgestellten Talkrunden auf die Wände projiziert. Das Genie kommt überall zu Wort, begleitet den Besucher von der ersten bis zur letzten Minute.

    "Die Zeit meine Herren ist relativ …"

    Dazu kommen Zeichnungen, Dokumente und Archivaufnahmen. Und der Physiker als Klanginstallation zwischen zwei Etagen, schrill, klassisch und nachdenklich.

    Die Ausstellung präsentiert Albert Einstein nicht nur als Forscher, sondern auch als Mensch und Bürger. Das Genie privat! Fotos, Briefe und alte Filmaufnahmen. Einstein als Sportler, Einstein als Musiker, als Kind und als Mann.

    "Der Reiz der Ausstellung liegt in der Abwechselung … der Besucher soll in erster Linie emotional ein gutes Gefühl mit nach Hause nehmen, so dass er dass Gefühl hat er war Einstein relativ nahe und auf der anderen Seite wenn noch was hängen gelblieben ist an wissen dann hat die Ausstellung schon ein ganz wichtiges Ziel erreicht."

    Über 1000 Exponate aus aller Welt erzählen die Geschichte Einsteins, sagt Wolf Seufert. Daneben werden aber auch Grundlagen der Physik erläutert, Fragen an das Publikum gestellt und ein Blick in die Zukunft wird geworfen.
    Die Ausstellung über den Ingenieur des Universums bietet Wissenschaft als Erlebnis. Dafür braucht man die Relativitätstheorie nicht zu verstehen.

    "Die Lichtgeschwindigkeit bleibt immer gleich, egal wie sie das Experiment drehen und wenden. "

    Service:

    Die Ausstellung "Albert Einstein - Ingenieur des Universums" wird am 12. Mai mit einem Festakt eröffnet und ist vom 16. Mai bis 30. September 2005 im Berliner Kronprinzenpalais Unter den Linden zu sehen.

    Link:

    "Alber Einstein - Ingenieur des Universums"

    Deutschlandradio Kultur: Das Einsteinjahr