Wirtschaft hofft auf weitere Aufträge in Südafrika zur WM 2010
Die Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Bianca Buchmann, zeigt sich trotz des Machtwechsels in Südafrika optimistisch. Die deutsche Industrie erhoffe sich trotz des politischen Umbruchs weitere Aufträge im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2010, sagte die Unternehmerin. Sie erwarte auch weiterhin Stabilität und Kontinuität, was durch die internationale Einbindung Südafrikas gewährleistet sei.
Ostermann: Wird es ein sanfter Übergang in Südafrika? Nach neun Jahren an der Macht hat Thabo Mbeki seinen Rücktritt als Präsident des Landes angekündigt. Am Donnerstag soll jetzt offenbar der stellvertretende Chef der Regierungspartei ANC, soll Kgalema Motlanthe als Nachfolger nominiert werden. Aber ist er mehr als ein Übergangspräsident? Zieht nicht in Wirklichkeit Jakob Zuma die Fäden, der Vorsitzende des ANC? Frühestens im April 2009 könnte seine Stunde schlagen, wenn in Südafrika ein neues Parlament gewählt wird. Das Land steht in jedem Fall vor einem Umbruch und was das, was der für die Wirtschaft, für Investoren bedeuten könnte, darüber möchte ich mit Bianca Buchmann sprechen. Sie ist Unternehmerin und Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Guten Morgen, Frau Buchmann.
Buchmann: Einen schönen guten Morgen.
Ostermann: "Wir tun alles, um Stabilität zu gewährleisten", betonte Zuma gestern. Wie glaubwürdig ist er für Sie?
Buchmann: Daran habe ich keinen Zweifel, dass er das tun wird, denn Südafrika steht vor großen Aufgaben und ich vertraue seinem Realitätssinn.
Ostermann: Aber andererseits gilt ja Zuma als Populist. Meinen Sie also, er hat gar keine andere Möglichkeit, als so zu reagieren, wie Sie es vermuten?
Buchmann: Ich möchte gerne mal einen südamerikanischen Präsidenten zitieren, der sagte, bei seiner Wahl hat er haushoch gewonnen, bei der Vorstellung des ersten Staatshaushaltes hätte er haushoch verloren. Was ich damit sagen will? Die Realität holt viele Politiker ganz schnell ein und erste Anzeichen gibt es auch schon, dass Zuma bestimmt zu diesen gehören wird, wenn man ihm bisher vielleicht auch etwas anderes unterstellen möge.
Ostermann: Sie sagen, es gibt erste Anzeichen. Wo sehen Sie die?
Buchmann: Es hat beispielsweise Kontakte gegeben. Wie heißt es so schön: Motlanthe ist in die Höhle des Löwen gegangen, sprich dorthin, wo die Hochburg der Weißen ist, und hat schon einmal Vorgespräche geführt, so viel wir wissen, und hat damit immerhin in der Diskussion einige, wie es so schön heißt, "heilige Kühe" des ANC angesprochen.
Ostermann: Frau Buchmann, Thabo Mbeki galt als sehr wirtschaftsfreundlich oder relativ wirtschaftsfreundlich. Worin bestanden seine Verdienste?
Buchmann: Hauptsächlich in Kontinuität und Stabilität. Er hat den eingeschlagenen Weg Südafrikas konsequent weitergeführt. Er hat viel in der Region getan, um über Südafrika hinaus für Stabilität zu sorgen, und das ist eine ganz wichtige Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum.
Ostermann: Aber trotz dieses Wirtschaftsaufschwungs oder dieses Wirtschaftswachstums in Südafrika, bei vielen kommt der ja nicht an. Ein Großteil der Menschen lebt immer noch in Armut.
Buchmann: Das ist richtig. Aber ich glaube, der Zeithorizont, den man ansetzen muss, um ungleiche Bevölkerungsteile einander näher zu bringen, ist sehr viel größer, als das eine Bevölkerung berechtigterweise erwartet. Betrachten wir doch nur das Beispiel Deutschland.
Ostermann: Investoren brauchen unter anderem eine Rechtssicherheit, aber nirgendwo ist die Kriminalität so hoch wie in Südafrika. Muss hier nicht zwangsläufig mehr als bisher geschehen?
Buchmann: Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Aber die Kriminalität ist eben auch ein Ergebnis der immer noch weit auseinander sich befindlichen Bevölkerungsteile. Das ist bestimmt die schwerste Bürde, die Südafrika vom Apartheitsregime geerbt hat.
Ostermann: Wie viele deutsche Firmen investieren überhaupt in Südafrika oder haben Südafrika für sich als neue Heimat, als Chance begriffen?
Buchmann: Wir sprechen von 350 deutschen Firmen, natürlich insbesondere, wie allgemein bekannt, die Automobilindustrie, die vor Ort investiert haben. Diese Firmen schaffen derzeit immerhin Arbeitsplätze für ungefähr 68.000 Menschen. Und durch die Aufträge, die wir bereits in der deutschen Industrie haben - und wir erhoffen uns auch noch weitere im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 -, sieht es so aus, als ob so manches weitere deutsche Unternehmen in Südafrika eine zukünftige Heimat finden könnte.
Ostermann: Trotz der Probleme und trotz des politischen Umbruchs, den wir im Augenblick erleben?
Buchmann: Genau, trotz.
Ostermann: Südafrika gilt ja als wirtschaftliche Lokomotive des südlichen Afrika. Welche Auswirkungen hätte eigentlich eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen dort für andere Länder des Kontinents?
Buchmann: Sie hätte ganz eindeutig Auswirkungen, denn jede Investition in Südafrika hat einen Multiplikatoreffekt in die Region hinein. Das heißt, die Nachbarländer wären, man könnte sagen, automatisch betroffen.
Ostermann: In welchem Maße?
Buchmann: Den Multiplikator hat jemand statistisch errechnet. Es tut mir leid, den kann ich Ihnen im Augenblick gerade nicht sagen. Aber es ist beachtlich.
Ostermann: Die Stellung Südafrikas ist also von entscheidender Bedeutung. Sie sind trotz der Umbrüche, die wir dort im Augenblick erleben, unter dem Strich einigermaßen optimistisch?
Buchmann: Ja, das bin ich. Die gute internationale Einbindung Südafrikas wird bestimmt auch dafür sorgen, dass es keine Kapriolen macht, und der Fußball. Vergessen Sie nicht: Er ist ein großer Hoffnungsträger für die jungen Leute, vielleicht könnte man auch geradezu sagen für die Unterprivilegierten. Er ist nicht nur geeignet, um Träumen Flügel zu verschaffen, sondern auch, um ein Meilenstein im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung zu sein.
Ostermann: Unter der Voraussetzung, dass die Stadien rechtzeitig fertig werden.
Buchmann: Das ist richtig.
Buchmann: Einen schönen guten Morgen.
Ostermann: "Wir tun alles, um Stabilität zu gewährleisten", betonte Zuma gestern. Wie glaubwürdig ist er für Sie?
Buchmann: Daran habe ich keinen Zweifel, dass er das tun wird, denn Südafrika steht vor großen Aufgaben und ich vertraue seinem Realitätssinn.
Ostermann: Aber andererseits gilt ja Zuma als Populist. Meinen Sie also, er hat gar keine andere Möglichkeit, als so zu reagieren, wie Sie es vermuten?
Buchmann: Ich möchte gerne mal einen südamerikanischen Präsidenten zitieren, der sagte, bei seiner Wahl hat er haushoch gewonnen, bei der Vorstellung des ersten Staatshaushaltes hätte er haushoch verloren. Was ich damit sagen will? Die Realität holt viele Politiker ganz schnell ein und erste Anzeichen gibt es auch schon, dass Zuma bestimmt zu diesen gehören wird, wenn man ihm bisher vielleicht auch etwas anderes unterstellen möge.
Ostermann: Sie sagen, es gibt erste Anzeichen. Wo sehen Sie die?
Buchmann: Es hat beispielsweise Kontakte gegeben. Wie heißt es so schön: Motlanthe ist in die Höhle des Löwen gegangen, sprich dorthin, wo die Hochburg der Weißen ist, und hat schon einmal Vorgespräche geführt, so viel wir wissen, und hat damit immerhin in der Diskussion einige, wie es so schön heißt, "heilige Kühe" des ANC angesprochen.
Ostermann: Frau Buchmann, Thabo Mbeki galt als sehr wirtschaftsfreundlich oder relativ wirtschaftsfreundlich. Worin bestanden seine Verdienste?
Buchmann: Hauptsächlich in Kontinuität und Stabilität. Er hat den eingeschlagenen Weg Südafrikas konsequent weitergeführt. Er hat viel in der Region getan, um über Südafrika hinaus für Stabilität zu sorgen, und das ist eine ganz wichtige Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum.
Ostermann: Aber trotz dieses Wirtschaftsaufschwungs oder dieses Wirtschaftswachstums in Südafrika, bei vielen kommt der ja nicht an. Ein Großteil der Menschen lebt immer noch in Armut.
Buchmann: Das ist richtig. Aber ich glaube, der Zeithorizont, den man ansetzen muss, um ungleiche Bevölkerungsteile einander näher zu bringen, ist sehr viel größer, als das eine Bevölkerung berechtigterweise erwartet. Betrachten wir doch nur das Beispiel Deutschland.
Ostermann: Investoren brauchen unter anderem eine Rechtssicherheit, aber nirgendwo ist die Kriminalität so hoch wie in Südafrika. Muss hier nicht zwangsläufig mehr als bisher geschehen?
Buchmann: Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Aber die Kriminalität ist eben auch ein Ergebnis der immer noch weit auseinander sich befindlichen Bevölkerungsteile. Das ist bestimmt die schwerste Bürde, die Südafrika vom Apartheitsregime geerbt hat.
Ostermann: Wie viele deutsche Firmen investieren überhaupt in Südafrika oder haben Südafrika für sich als neue Heimat, als Chance begriffen?
Buchmann: Wir sprechen von 350 deutschen Firmen, natürlich insbesondere, wie allgemein bekannt, die Automobilindustrie, die vor Ort investiert haben. Diese Firmen schaffen derzeit immerhin Arbeitsplätze für ungefähr 68.000 Menschen. Und durch die Aufträge, die wir bereits in der deutschen Industrie haben - und wir erhoffen uns auch noch weitere im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 -, sieht es so aus, als ob so manches weitere deutsche Unternehmen in Südafrika eine zukünftige Heimat finden könnte.
Ostermann: Trotz der Probleme und trotz des politischen Umbruchs, den wir im Augenblick erleben?
Buchmann: Genau, trotz.
Ostermann: Südafrika gilt ja als wirtschaftliche Lokomotive des südlichen Afrika. Welche Auswirkungen hätte eigentlich eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen dort für andere Länder des Kontinents?
Buchmann: Sie hätte ganz eindeutig Auswirkungen, denn jede Investition in Südafrika hat einen Multiplikatoreffekt in die Region hinein. Das heißt, die Nachbarländer wären, man könnte sagen, automatisch betroffen.
Ostermann: In welchem Maße?
Buchmann: Den Multiplikator hat jemand statistisch errechnet. Es tut mir leid, den kann ich Ihnen im Augenblick gerade nicht sagen. Aber es ist beachtlich.
Ostermann: Die Stellung Südafrikas ist also von entscheidender Bedeutung. Sie sind trotz der Umbrüche, die wir dort im Augenblick erleben, unter dem Strich einigermaßen optimistisch?
Buchmann: Ja, das bin ich. Die gute internationale Einbindung Südafrikas wird bestimmt auch dafür sorgen, dass es keine Kapriolen macht, und der Fußball. Vergessen Sie nicht: Er ist ein großer Hoffnungsträger für die jungen Leute, vielleicht könnte man auch geradezu sagen für die Unterprivilegierten. Er ist nicht nur geeignet, um Träumen Flügel zu verschaffen, sondern auch, um ein Meilenstein im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung zu sein.
Ostermann: Unter der Voraussetzung, dass die Stadien rechtzeitig fertig werden.
Buchmann: Das ist richtig.