"Wir werden nicht umhin kommen, länger zu arbeiten"

Angesichts der steigenden Zahl von Rentnern in Deutschland hat sich die frühere Bundesfamilienministerin und Gerontologin Ursula Lehr dafür ausgesprochen, die Renten weiterhin abhängig vom Einkommen der arbeitenden Bevölkerung zu berechnen. Sie halte sowohl eine Begrenzung der Renten als auch die Festsetzung einer bestimmten Rentenhöhe für fraglich, sagte Lehr.
Ein späterer Renteneintritt sei kaum zu verhindern. "Wir werden nicht umhin kommen, länger zu arbeiten." Eine Berufstätigkeit, die weder über- noch unterfordere sei die beste Vorbereitung für ein gesundes Älterwerden. Dabei gehe es jedoch um mehr Flexibilität. Das Arbeitsleben müsse umgestaltet werden.

"Derjenige, der mit 18, der berühmte Dachdecker, auf dem Bau gearbeitet hat, der sollte mit 63 oder wann ohne Abzüge aufhören können. Wobei man nicht verlangen kann, dass er mit 60 noch auf´s Dach steigt. Aber wie viele haben wir, seien es Psychologen, seien es Soziologen, seien es Juristen und dergleichen, die erst jenseits der 30 überhaupt ins Berufsleben einsteigen. Warum sollen die nicht bis 67, 68 und warum nicht auch länger arbeiten?" Grundsätzlich müsse jede Altersgrenze hinterfragt werden, sagte Lehr.

Mit Bezug auf die bevorstehende Bundestagswahl, bei der die über 20 Millionen Rentner rund ein Drittel der Wahlberechtigten ausmachen, wehrte sich Lehr gegen Klischeevorstellungen. Dass man mit zunehmendem Alter grundsätzlich konservativer werde, gelte nicht: "Die heutigen Senioren sind geprägt noch zum Teil durch die Adenauer Zeit. Es gibt die Meinung, dass die morgigen Senioren, die stärker durch die Willy Brandt-Zeit geprägt sind, dann auch anders wählen." Die politische Einstellung präge sich sehr stark im jungen Erwachsenenalter aus. " Hier darf sich die CDU gar nicht so sicher fühlen."


Das vollständige Gespräch mit Ursula Lehr können Sie bis zum 31.12.2009 als
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