"Wir stehen zu den Gruppen, die in Heiligendamm protestieren"
Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Ellen Ueberschär, hat den Globalisierungskritikern beim kommenden G8-Gipfel in Heiligendamm die Solidarität des Kirchentages versichert. Es sei notwendig, gegen die Entfesselung der Ökonomie und die größer werdende Ungerechtigkeit auf der Welt zu protestieren, sagte Ueberschär.
Deutschlandradio Kultur: "Lebendig und kräftig und schärfer" heißt das Motto des 31. Evangelischen Kirchentages, der in der kommenden Woche in Köln stattfindet. "Lebendig und kräftig" versteht jeder, aber was meinen die Protestanten eigentlich mit "schärfer"?
Ellen Ueberschär: Zunächst einmal ist es natürlich so, dass alle drei Worte zusammengehören. Lebendig und kräftig und schärfer ist nämlich – und jetzt kommt der Clou – das Wort Gottes, lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Und dann sieht man schon, der Kontext ist ein etwas ernsthafterer in dem Hebräervers, aus dem die Losung stammt. Die eigentliche Aussage des Hebräerverses besteht darin zu sagen: Was hat das Wort Gottes eigentlich in meinem Leben zu tun? Nehme ich es wirklich ernst? Richte ich mich nach dem Wort Gottes? Ist es ein Maßstab meines Handelns? Dieses "schärfer", die Schärfe des Schwertes richtet sich eigentlich im Kontext des Hebräerbriefes stärker an die eigene Identität, an die eigene Person, an das eigene Christ-Sein. Es ist weniger eine Abgrenzungsformel gegenüber unseren katholischen Geschwistern oder den Muslimen oder was auch immer an Ideen aufgekommen ist in Köln.
Deutschlandradio Kultur: Aber es ist ein drastisches Bild. Wenn man sagt, das Wort Gottes wirkt wie ein scharfes Schwert, dann meint man ja doch, man hat etwas zu klären, man muss präziser, man muss genauer werden, vielleicht "Schluss mit der Laberei".
Ellen Ueberschär: Ja, so ist es gemeint, so ist es auch aufgefasst worden. Es hat nur den interessanten Effekt gegeben, dass die vielen Ehrenamtlichen – es sind ja zwischen 500 und 600 Ehrenamtliche, die das inhaltliche Programm von der Pike auf vorbereiten - genau das gesagt haben: Wir nehmen diese Losung als Aufforderung, deutlicher zu werden, klarer zu sagen, was wir wollen und wohin wir wollen. Dann hat sich aber ein Prozess ergeben, dass diese Trias von lebendig und kräftig und schärfer natürlich auch zu Assoziationen einlädt und dass man im Grunde genommen in vielen Veranstaltungen auch dabei ist zu sagen, es gibt einfach eine Fülle von Aspekten. Und wir müssen mit der Pluralität, mit der pluralen Gesellschaft, mit der pluralen Situation, mit der wir konfrontiert sind, auch fertig werden. Denn das ist das Anliegen des Kirchentages nach wie vor. Der Kirchentag ist ein Forum, auf dem die unterschiedlichen evangelischen Glaubenspositionen zu Wort kommen können.
Ich habe neulich ein Zitat von einem meiner Vor-Vor-Vorgänger, der das sehr lange gemacht hat, Hermann Walz. Der hatte 1965 in Köln, als wir das erste mal mit dem Kirchentag in Köln waren, gesagt, "der Kirchentag ist ein Forum für alle evangelischen Positionen", und war damit auf große Kritik gestoßen. Dieser Vorwurf begegnet mir heute wieder, wir würden keine einheitlichen Positionen vertreten und wir sollten bestimmte Menschen auch wieder ausladen. Wir gehen darauf nicht ein, weil das ist der Charakter, das ist das Herzstück und das, was den Kirchentag lebendig macht, dass unterschiedliche Menschen zu Wort kommen können.
Deutschlandradio Kultur: Der Kirchentagspräsident Reinhard Höppner sagt, ‚die Losung sei auch eine Aufforderung an die Evangelische Kirche, Profil zu zeigen’. Da stellt sich umgekehrt die Frage: Hat sie das in den letzten Jahren zu wenig getan?
Ellen Ueberschär: Wenn der Kirchentag Profil zeigen will, dann ist er damit natürlich ganz gut – das meine ich gar nicht negativ – im Mainstream der protestantischen Entwicklung, wo wir wieder stärker danach fragen, was sind eigentlich die Quellen unserer Identität. Was sind die Quellen des Glaubens? Was ist es eigentlich, evangelisch zu glauben? Was steckt dahinter? Die Ursache dafür ist ja nicht, dass man sich gegen andere abgrenzen will. Sondern die Ursache ist, dass einfach viel zu viele Menschen in diesem Land den Wurzelgrund verloren haben, dass sie nicht so genau wissen: Wo finde ich eigentlich Halt für mein Leben? Wo finde ich Identität? Und wie kann ich – und das ist das protestantische Profil – Gottvertrauen mit Weltverantwortung für mein eigenes Leben sinnvoll verknüpfen? Die eigene Klarheit zurückzugewinnen, die vielleicht zwischendurch ein bisschen verdunkelt oder vielmehr abgelenkt war, da ist der Kirchentag ganz gut dabei.
Deutschlandradio Kultur: Was fehlt Ihrer Meinung nach der Kirche am Profil?
Ellen Ueberschär: Es gibt im Moment ein bisschen die Tendenz zu sagen, wir haben in den 70er, 80er und vielleicht sogar noch in den 90er Jahren, jedenfalls in der Bundesrepublik, zu stark auf die Weltverantwortung geachtet und haben das Gottvertrauen ein bisschen vernachlässigt. Wir haben also nicht genau geguckt, wie wir unsere Quellen erneuern. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Ich bin ein bisschen eine andere Generation und außerdem bin ich in der DDR aufgewachsen. Mit der ‚anderen Generation’ meine ich, dass ich sehe, dass eine starre Glaubensposition, die nur damit beschäftigt ist, den eigenen Glauben zu pflegen, sicherlich nicht der Weg sein kann, auf dem wir jetzt gehen. Sondern ich bewundere alle, die in den 80er Jahren wirklich aus einer christlichen Motivation heraus deutlich aufgestanden sind und sich für Frieden – das war ja das große Thema in den 80er Jahren – engagiert haben. Nehmen Sie so jemanden wie Carl-Friedrich von Weizsäcker oder Dorothee Sölle, eine der ganz großen streitbaren Theologinnen, die für den Kirchentag sehr, sehr wichtig waren. Für diese Menschen habe ich eine ganz große Bewunderung.
Auf der anderen Seite kann ich aus meiner eigenen biographischen Erfahrung nur sagen: Wenn ich meinen Glauben nicht gehabt hätte, wenn der mich nicht getragen hätte, hätte ich dieses System nicht durchgestanden. Wahrscheinlich hätte ich irgendwann das Handtuch geworfen und wäre auch in die Bundesrepublik ausgereist oder irgend so was. Aber der Glauben und die feste Gemeinschaft, das hat mich getragen. Von daher habe ich diesen Pendelausschlag gar nicht. Sondern der Glauben ist für mich die Quelle, ist für mich die Voraussetzung, die Weltverantwortung wahrzunehmen. Und wenn es richtig säkular wird, dann macht es nichts, sondern es kommt immer darauf an: Warum tue ich das? Warum setze ich mich eigentlich für Klimaschutz ein? Warum setze ich mich für Menschenwürde und Menschenrechte ein?
Deutschlandradio Kultur: Kirchentage können ja auch Themen setzen, das hat die Vergangenheit gezeigt, in die Gesellschaft hineinwirken, sie beispielsweise auch aufrütteln. Was könnte das Thema im Jahr 2007 sein? Wo wollen Sie in die Gesellschaft hineinwirken? Wo wollen Sie eigene Akzente setzen?
Ellen Ueberschär: Die Lage ist schwieriger geworden. In den 80er Jahren war es relativ eindeutig, die Schuldigen namhaft zu machen und zu sagen, wie die Welt sortiert ist. Das ist es heute nicht mehr. Deshalb gibt es diesen Containerbegriff Globalisierung. Natürlich ist die Globalisierung ein Thema des Kirchentages. Aber jetzt muss man genau hingucken, was ist eigentlich gemeint und was ist das Thema des Kirchentages. Das Thema des Kirchentages muss sein zu fragen: Mit welchen Kriterien gehen wir eigentlich an Globalisierungsphänomene heran? Wie gehen wir mit dieser schneller werdenden Welt, mit der entfesselten Ökonomie um? Wie gehen wir mit dem Größerwerden sozialer Unterschiede um? Deswegen haben wir uns schon im Vorfeld, schon bevor klar war, das zeitgleich zum Kirchentag der G8-Gipfel in Heiligendamm stattfinden wird, überlegt: Wir wollen ein Kriterium wirklich einführen und in der Öffentlichkeit stark machen. Das ist das Kriterium der Würde, mit dem an die Menschenwürde als ein Kriterium in der Globalisierung angeknüpft wird, mit dem aber auch gesagt wird, dass natürlich das Zusammenleben darauf beruht, dass wir eine intakte Natur haben. Also, die Bewahrung der Schöpfung ist in diesem Würdebegriff integriert. Für mich hat es diese beiden Seiten von Menschenwürde und von Würde der Lebensverhältnisse und der natürlichen Lebensgrundlagen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Kriterium, das wir noch eingekleidet haben in die Formel von der Macht der Würde, einen Akzent setzen können in der Globalisierungsdebatte. Es geht also nicht um Emissionshandel hin oder her oder wie bekämpfen wir die Armut, sondern es geht genau darum: Was verletzt eigentlich Menschenwürde? Natürlich verletzt ein Arbeitsplatzverlust in Deutschland Menschenwürde. Aber genauso tun es die Klimafolgen unserer Fliegerei nach Mallorca und sonst wohin in Afrika. Also, mit diesem Kriterium der Würde kommt man relativ weit. Das ist etwas, was in unserem jüdisch-christlichen Kontext sehr, sehr gut verankert ist und damit einfach auch wunderbar zu verknüpfen ist.
Deutschlandradio Kultur: Aber warum protestieren dann kirchliche Gruppen in Heiligendamm mit anderen auch zusammen? Was ist da die Botschaft, nur die der Menschenwürde oder der Würde allgemein? Das wird ja den Politikern, die sich dort treffen, nicht sehr viel weiterhelfen.
Ellen Ueberschär: Es gibt Dinge, die man einfach im Protest ausdrücken muss. Die Art, wie sich im Moment Ökonomie beschleunigt, wie Ungerechtigkeit vergrößert wird, das ist etwas, auf das mit Protest reagiert werden muss. Da stehen wir auch zu den kirchlichen und auch nicht kirchlichen Gruppen, die in Heiligendamm protestieren. Wir sind keine Gegenveranstaltung, sondern im Gegenteil, wir sind solidarisch mit Heiligendamm verbunden. Wir werden ja auch auf dem Kirchentag eine Veranstaltung zum G8-Gipfel und zur Auswertung machen, die eine Live-Schaltung nach Heiligendamm vorgesehen hat.
Deutschlandradio Kultur: Mit den Demonstranten oder mit den Veranstaltern?
Ellen Ueberschär: Mit den Demonstranten, sozusagen mit denen, die vor dem Zaun stehen, und nicht die, die die Ausweise haben.
Deutschlandradio Kultur: Also, nicht mit der Pfarrerstochter Angela Merkel, die da auf der anderen Seite steht?
Ellen Ueberschär: Die wird auch persönlich am Samstag kommen. Das ist das besondere am Kirchentag, dass der Kirchentag für alle Positionen ein Forum bietet, weil wir fest davon überzeugt sind, ein fruchtloses Gegenüber von Globalisierungskritik und von Globalisierungsbefürwortern wird es nicht geben. Auch Angela Merkel ist nicht die Person, die sagt, ‚ich bin hemmungslos für Globalisierung und für eine neoliberale Marktentwicklung’, sondern es ist jemand, die mit ihren Mitteln und aus ihrer Entscheidungsposition heraus versucht, Dinge in Gang zu bringen. Wir können das ja im Moment im Vorfeld des G8-Gipfels noch beobachten. Und gleichzeitig haben die Globalisierungskritiker, haben die NGO-Gruppen Recht: Es sind untragbare Zustände, für die bestimmte politische Entscheidungsträger verantwortlich sind. Und sie müssen zu dieser Verantwortung auch stehen.
Deshalb machen wir am Donnerstag eine große Openair-Veranstaltung, in der wir mit internationaler Beteiligung deutlich machen, welche Kritik es am Gipfel geben muss. Und wir werden am Samstag eine Diskussion mit Angela Merkel und dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, wo sie gemeinsam auswerten werden: Was hat eigentlich dieser G8-Gipfel, was hat dieses – demokratisch nicht besonders gut legitimierte – Treffen der großen Staatsführer eigentlich gebracht für die Armutsbekämpfung, für Afrika, für die Menschen dort?
Deutschlandradio Kultur: Wir haben jetzt gehört, wofür Sie stehen – für eine gewisse Weltoffenheit. Wenn ich zur untergegangenen DDR zurückkomme, gab es die Kirchen, die haben die Tür aufgemacht, auch für die Bürgerrechtsbewegung, für die Themen der DDR. Und es gab die anderen, die haben die Kirchentür zugemacht und haben gesagt, wir müssen beten, wir müssen uns selbst stärken. Sie haben eben angedeutet, diesen Konflikt haben Sie heute noch in Bezug auf den Kirchentag zum Beispiel. Wo kommt also die andere Seite zu Worte?
Ellen Ueberschär: Wir haben eine Reihe von Veranstaltungen, wo wir wirklich darauf sehen, wie können Gemeinden sich fortentwickeln? Was ist das eigentlich mit der Kommunikation des Evangeliums? Es gibt eine Gottesdienstwerkstatt, wo sich unterschiedliche Menschen Anregungen geben können und auch unterschiedliche Gruppen Anregungen geben. Wir haben ein Zentrum "Stille und Meditation". Wir machen eine große Themenhalle, wo es nur um die Frage nach dem Wort Gottes gehen wird, auch wieder in dieser Mischung von Gottvertrauen und Weltverantwortung. Wir haben ein Zentrum Gemeinde, eine Werkstatt Bibel. Da sehen Sie, dass sozusagen all diese Themen auch tatsächlich präsent sind und dass von denen langfristig sehr, sehr viel auch in die Gemeinden wieder zurückfließt, wo Menschen, die in der Kirche aktiv sind, sich Anregungen holen und sich Kraft holen und das dann auch wieder in die Kirchen zurückfließen lassen.
Oder sehen Sie z. B. das Liederbuch. Wir machen für jeden Kirchentag ein neues Liederbuch. Und vieles von dem, was auf Kirchentagen gesungen worden ist, steht heutzutage im neuen Gesangbuch und wird auch in katholischen Gemeinden gern gesungen. Da gibt es also eine Grundströmung "evangelischen spirituellen Lebens", würde ich das mal nennen, die ganz stark präsent ist.
Deutschlandradio Kultur: Trotzdem stellt sich für mich die Frage: Was ist eigentlich das Protestantische an dieser Gesamtveranstaltung, an dieser Frage der Auseinandersetzung mit Globalisierung, an dieser Frage nach Menschenwürde? Das könnten ja eigentlich andere Gruppen genauso gut.
Ellen Ueberschär: Es ist ja auch nicht so, dass andere sich darum nicht kümmern würden, also um Fragen der Globalisierung und um Menschenwürde. Das Protestantische ist, dass wir mit dem Prinzip der Partizipation arbeiten beim Kirchentag, genau diese Zusammenordnung von Freiheit und Verantwortung. Es ist nun mal dieselbe Welt, in der wir leben. Ob wir da als Christen oder als Nichtchristen leben, wir leben alle in einer Welt. Die Frage ist, ob wir davon ausgehen, dass diese Welt gehalten und getragen wird von Gott, in Jesus Christus. Das ist unser Bekenntnis. Dann ist das sozusagen der Grund, mit dieser Freiheit verantwortlich umzugehen. Das ist der Grund, warum Christen sich in der Welt einmischen und warum der Kirchentag ein Ort ist, an dem – so hat er ja mal angefangen und das ist auch immer noch richtig – Menschen, die in einer beruflichen Verantwortung stehen, deutlich artikulieren können: Wie lebe ich eigentlich als Christ? Wie handle ich verantwortlich als Christ? Wie nutze ich die Freiheit der Kinder Gottes, um diese Welt zu bewahren, für die Kinder zu bewahren und für andere Menschen, die möglicherweise unter den Folgen meines Handelns zu leiden haben?
Deutschlandradio Kultur: "Lebendig und kräftig und schärfer" könnte man ja auch so verstehen, indem man nach seiner religiösen Identität fragt, nach seiner kulturellen Identität fragt. Dann könnte es auch ein Thema sein, daraus heraus besser den Dialog mit anderen, beispielsweise mit dem Islam zu führen.
Ellen Ueberschär: Ich gehe fest davon aus, dass wir mit einer deutlichen Position – was macht unseren evangelischen Glauben eigentlich aus? – mit einem ganz klaren Bewusstsein sehr gut in den Dialog mit anderen Religionen treten. Meine Vorstellung ist, und das ist auch etwas, was wir auf verschiedenen Veranstaltungen auf dem Kirchentag machen wollen, dass wir in einen wirklich intensiven Dialog treten, der den Themen, die konfliktreich sind, nicht ausweicht, sondern sie tatsächlich auch angeht. Also, eine Veranstaltung unter dem Titel "Ist die schärfere Religion die bessere?" muss natürlich erst mal klären: Was heißt eigentlich Religion? Was heißt "scharfe" Religion? Und was sind eigentlich die Bedingungen des Dialogs, in den wir treten wollen? Und vor allen Dingen, was sind die Ziele des Dialogs?
Im Moment sehe ich, dass wir immer noch dabei sind zu sagen: Wer seid ihr eigentlich? Wie können wir euch kennenlernen? Was denkt ihr eigentlich? Was denken Muslime über uns? Was denken wir umgedreht natürlich auch? Und dann geht es um alle Themen, die helfen, den innergesellschaftlichen Frieden abzusichern. Also, die Entdeckung der Parallelgesellschaften war ja im Grunde genommen die Angst, dass etwas auseinander bricht, was wir in Deutschland immer für normal oder für selbstverständlich halten, dass wir keinen Bürgerkrieg, keinen verbalen oder heißen Bürgerkrieg, in diesem Land haben, dass wir keine Menschen haben, die mit Bomben auf U-Bahnhöfe laufen, und hier aufgewachsen sind. Sondern dass es eine friedliche Situation gibt, in der jeder seinen Platz und seinen Raum findet und in der wir ihn auch miteinander finden.
Wenn das das Thema ist, den innergesellschaftlichen Frieden zu sichern, dann müssen die Religionen und die Konfessionen, u.a. eben auch der Protestantismus, sehen: Was ist unser Beitrag? Was sind die Gemeinsamkeiten, die wir als Religion auch entdecken können? Wo können wir die anderen ernst nehmen, auch als Menschen, die ihren Glauben wiederum ernst nehmen? Und wie können beispielsweise die Muslime in das deutsche Religionsverfassungsrecht einbezogen werden? Hilft das nicht eigentlich auch den Kirchen?
Das sind Fragen, die wir auf dem Kirchentag erörtern und erläutern wollen in einer Atmosphäre des Vertrauens. Der Kirchentag hat seit 25 Jahren Erfahrungen mit dem christlich-muslimischen Dialog. Dieser Dialog hat sich verändert – also, von einer ganz allgemeinen Annäherung an den Islam bis hin zur Wahrnehmung, aha, das sind einzelne Muslime, die sehr, sehr unterschiedliche Positionen auch noch mal haben und sehr differenziert sind. Viele dieser Themen, die in diesen 25 Jahren auf den Kirchentagen diskutiert worden sind, sind jetzt Gegenstand der Islamkonferenz. Daran sieht man – auch noch mal zum Thema Nachhaltigkeit des Kirchentages –, dass es auch in diesem Bereich Wirkungen, Langzeitwirkungen des Dialogs gibt. Dieses Vertrauen, das seit 25 Jahren aufgebaut worden ist, ist die Grundvoraussetzung für den Dialog, den wir in Köln stärker führen als auf anderen Kirchentagen.
Deutschlandradio Kultur: Sie haben diesen Kirchentag intensiv vorbereitet. Wann würden Sie nach Ende dieses Kirchentages sagen, dass es ein erfolgreicher war? Was muss da geschehen sein?
Ellen Ueberschär: Ich würde gerne in viele glückliche Gesichter gucken. Ich würde natürlich gern schöne Bilder sehen vom Lichtermeer am Abend der Begegnung bis hin zu staunenden, neugierigen, faszinierten Gesichtern in den Diskussionsveranstaltungen. Und ich hätte es gern, wenn ich sehe, dass Jugendliche froh sind und einfach ausgelassen feiern. Der Kirchentag ist ein Fest des Glaubens. Und in dieses Fest müssen junge Leute hineingenommen werden. Das sind ja auch oft die Motoren eines solchen Festes. Ich wünsche mir, dass das, was an Botschaften auf dem Kirchentag formuliert wird, eine nachhaltige Wirkung in dieser Gesellschaft auch wirklich zeigt.
Deutschlandradio Kultur: Wie wollen Sie das eigentlich sicherstellen? Der Protestantismus ist ja sehr stolz darauf, dass er immer wieder die Gesellschaft geprägt hat. Aber in zunehmendem Maße erleben wir ja eine nichtreligiöse oder religiös desinteressierte Gesellschaft – in Ostdeutschland allemal, in Westdeutschland zunehmend auch. Wie können Sie da aus einer Minderheitenposition heraus noch behaupten, wirkungsvoll sein zu wollen?
Ellen Ueberschär: Also, das Schöne am Kirchentag ist ja, dass er das öffentliche Gesicht oder ein öffentliches Gesicht des Protestantismus ist. Ich glaube, er ist ein schönes Gesicht und er ist ein Gesicht, das auch zu Menschen spricht, die fern von Glauben sind, die religionsvergessen oder gottvergessen sind oder dazu gemacht worden sind. Deswegen glaube ich, dass der Kirchentag eine ganz gute Brücke auch sein kann.
Wir haben immer auf dem Kirchentag bis zu einem Viertel von Konfessionslosen, von Menschen, die entweder abgeschlossen oder vorläufig abgeschlossen haben mit dem Glauben oder damit nie was zu tun haben. Das zeigt schon, dass es eine Fluktuation gibt, dass Menschen auch gucken kommen und sich mit hineinnehmen lassen und dann sehen: Aha, hier wird über die Themen geredet, über die sonst auch geredet wird, aber anders.
Es ist sicher so, dass wir einen Bedeutungsverlust von Kirchen haben, aber ich will das überhaupt nicht bestreiten. Wir sehen weltweit - ich bin da wirklich gelassen – wir sehen weltweit, dass Glauben und Religiosität eher zunehmen.
Deutschlandradio Kultur: Aber nicht hier in Deutschland.
Ellen Ueberschär: Nicht in Deutschland, aber die Frage ist: Welche Art von Religiosität nimmt da eigentlich zu?
Deutschlandradio Kultur: Bleiben wir mal bei der ganz normalen Kirche, der evangelischen. Sie verliert Jahr für Jahr Mitglieder. Sie hat weniger Geld. Sie muss sich irgendwann bescheiden, konzentrieren auf so genannte Kernaufgaben.
Ellen Ueberschär: Wie gesagt: Ich mache mir überhaupt keine Sorgen darum, dass diese Kirche bestehen bleibt, weil sie ist ja nicht unsere menschliche Gründung, sondern sie ist eine göttliche Gründung. Das ist für mich immer ein Grund, ganz großes Gottvertrauen zu haben.
Die Kirchenaustritte sind im Moment nicht mehr das Problem. Das Problem ist der demographische Wandel, dem wir in Deutschland einfach ausgeliefert sind. Da kommt es für uns darauf an, tatsächlich da anzusetzen, wo Zukunft zu gestalten ist. Das ist natürlich bei Kindern und Jugendlichen. Davon bin ich fest überzeugt, dass es der richtige Weg ist, zu sagen: Wir investieren in Bildung und in das Hineinwachsen in den Glauben.
Deutschlandradio Kultur: Aber nehmen Sie doch mal beispielsweise Großstädte – Multikulti, Hintergrund von vielen Kinder, die nichts mit evangelischer Glaubenslehre zu tun haben. Wie wollen Sie da reingehen, wenn 25 Kinder von 28 Migranten-Hintergrund haben und nichts mit der Evangelischen Kirche zu tun haben?
Ellen Ueberschär: Es kommt darauf an, ob die einen Glauben haben oder nicht haben. Wenn es Muslime sind, würde ich nicht sagen, wir gehen jetzt da rein und missionieren die Migrantenkinder. Aber ich meine, die Aufgaben von Kirchen in Großstädten sind relativ klar. Und wir sehen, dass es erfolgreiche City-Kirchen gibt, die sowohl mit Migrantenkindern, als auch mit so einer Mischung aus sozialem und kulturellen Programm durchaus in dieser Gesellschaft Aufgaben übernehmen und tatsächlich wieder eine Ausstrahlungskraft sozusagen initiieren können oder initiieren.
Und nehmen Sie so etwas wie den 11. September 2001, von dem wir nicht hoffen, dass der wieder eintritt. Wo gehen die Menschen denn hin? Die Menschen suchen einen Ort, an dem noch das Gemeinsame möglich ist, an dem man in der Lage ist, eine Klage wirklich abzulegen und etwas zu beschreiben, was unfasslich ist, wofür es im Alltag keine Worte gibt. Das ist die Stärke des Glaubens und der religiösen Sprache. Da gibt es Möglichkeiten. Und das betrifft nicht nur solche Notfälle, sondern es betrifft auch die Lebensstationen, an die Menschen kommen – von Taufe, Trauung und Lebensende, Bestattung, wo die Kirche wieder gefragt ist. Also, ich sehe das nicht so pessimistisch, weil ich mit vielen Menschen naturgemäß zu tun habe, die in Gemeinden arbeiten und mit Menschen sprechen. Ich glaube, dass der Prozentsatz der Bevölkerung, der auf die Kirchen zählt, größer ist als gemeinhin geglaubt wird.
Deutschlandradio Kultur: War denn der Protestantismus dann so erfolgreich, dass er sich selbst in eine Minderheitenposition gebracht hat? Er hat die Gesellschaft vorangebracht und sich selbst an den Rand oder in eine Rolle nur, in eine kleinere Rolle gebracht?
Ellen Ueberschär: Wenn Sie jetzt nach Ostdeutschland gucken oder nach Berlin, wo die Kirchenmitgliedschaft ungefähr bei 20 % insgesamt liegt, dann ist der Protestantismus sicher in der Minderheitensituation, aber er ist es – betrachtet auf die Bundesrepublik – nicht. Also, es gibt ja je 25 Millionen katholische und 25 Millionen evangelische Christen. Das ist eigentlich keine Minderheit in diesem Land, sondern das ist eigentlich eine satte Mehrheit. Jede politische Partei wäre froh. Von daher würde ich sagen: Es kommt darauf an, noch ein bisschen das Bewusstsein der Christen zu stärken für die Aufgabe, die sie in dieser Gesellschaft auch tatsächlich wahrzunehmen haben. Das wäre schon eine Aufgabe, so eine gewisse Gleichgültigkeit abzulegen. Und nach meiner Beobachtung passiert das im Moment. Ich meine, es gibt diese Rede von der Rückkehr der Religion.
Und das ist keine Feuilletondebatte, sondern das ist etwas, was wirklich passiert. Es gibt eine größere Offenheit von Menschen, nach dem Sinn ihres Lebens zu fragen und auch nach den Wurzeln zu fragen. Warum bin ich eigentlich getauft? Aha, ich bin ja mal getauft. Was heißt das eigentlich für mich? Wo ist hier eigentlich die nächste Gemeinde oder die nächste evangelische Akademie oder was auch immer, wo ich das für mich auch mal rausfinden kann? Diese Offenheit sehe ich im Moment. Deswegen würde ich nicht sagen, wir sind jetzt in einer erwecklichen Zeit angekommen. Aber ich würde schon sagen, dass es wieder ein stärkeres Ernstnehmen auch von Kirche und Glaubensthemen gibt.
Deutschlandradio Kultur: Wir danken ganz herzlich für das Gespräch.
Ellen Ueberschär: Bitte, gern.
Ellen Ueberschär: Zunächst einmal ist es natürlich so, dass alle drei Worte zusammengehören. Lebendig und kräftig und schärfer ist nämlich – und jetzt kommt der Clou – das Wort Gottes, lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Und dann sieht man schon, der Kontext ist ein etwas ernsthafterer in dem Hebräervers, aus dem die Losung stammt. Die eigentliche Aussage des Hebräerverses besteht darin zu sagen: Was hat das Wort Gottes eigentlich in meinem Leben zu tun? Nehme ich es wirklich ernst? Richte ich mich nach dem Wort Gottes? Ist es ein Maßstab meines Handelns? Dieses "schärfer", die Schärfe des Schwertes richtet sich eigentlich im Kontext des Hebräerbriefes stärker an die eigene Identität, an die eigene Person, an das eigene Christ-Sein. Es ist weniger eine Abgrenzungsformel gegenüber unseren katholischen Geschwistern oder den Muslimen oder was auch immer an Ideen aufgekommen ist in Köln.
Deutschlandradio Kultur: Aber es ist ein drastisches Bild. Wenn man sagt, das Wort Gottes wirkt wie ein scharfes Schwert, dann meint man ja doch, man hat etwas zu klären, man muss präziser, man muss genauer werden, vielleicht "Schluss mit der Laberei".
Ellen Ueberschär: Ja, so ist es gemeint, so ist es auch aufgefasst worden. Es hat nur den interessanten Effekt gegeben, dass die vielen Ehrenamtlichen – es sind ja zwischen 500 und 600 Ehrenamtliche, die das inhaltliche Programm von der Pike auf vorbereiten - genau das gesagt haben: Wir nehmen diese Losung als Aufforderung, deutlicher zu werden, klarer zu sagen, was wir wollen und wohin wir wollen. Dann hat sich aber ein Prozess ergeben, dass diese Trias von lebendig und kräftig und schärfer natürlich auch zu Assoziationen einlädt und dass man im Grunde genommen in vielen Veranstaltungen auch dabei ist zu sagen, es gibt einfach eine Fülle von Aspekten. Und wir müssen mit der Pluralität, mit der pluralen Gesellschaft, mit der pluralen Situation, mit der wir konfrontiert sind, auch fertig werden. Denn das ist das Anliegen des Kirchentages nach wie vor. Der Kirchentag ist ein Forum, auf dem die unterschiedlichen evangelischen Glaubenspositionen zu Wort kommen können.
Ich habe neulich ein Zitat von einem meiner Vor-Vor-Vorgänger, der das sehr lange gemacht hat, Hermann Walz. Der hatte 1965 in Köln, als wir das erste mal mit dem Kirchentag in Köln waren, gesagt, "der Kirchentag ist ein Forum für alle evangelischen Positionen", und war damit auf große Kritik gestoßen. Dieser Vorwurf begegnet mir heute wieder, wir würden keine einheitlichen Positionen vertreten und wir sollten bestimmte Menschen auch wieder ausladen. Wir gehen darauf nicht ein, weil das ist der Charakter, das ist das Herzstück und das, was den Kirchentag lebendig macht, dass unterschiedliche Menschen zu Wort kommen können.
Deutschlandradio Kultur: Der Kirchentagspräsident Reinhard Höppner sagt, ‚die Losung sei auch eine Aufforderung an die Evangelische Kirche, Profil zu zeigen’. Da stellt sich umgekehrt die Frage: Hat sie das in den letzten Jahren zu wenig getan?
Ellen Ueberschär: Wenn der Kirchentag Profil zeigen will, dann ist er damit natürlich ganz gut – das meine ich gar nicht negativ – im Mainstream der protestantischen Entwicklung, wo wir wieder stärker danach fragen, was sind eigentlich die Quellen unserer Identität. Was sind die Quellen des Glaubens? Was ist es eigentlich, evangelisch zu glauben? Was steckt dahinter? Die Ursache dafür ist ja nicht, dass man sich gegen andere abgrenzen will. Sondern die Ursache ist, dass einfach viel zu viele Menschen in diesem Land den Wurzelgrund verloren haben, dass sie nicht so genau wissen: Wo finde ich eigentlich Halt für mein Leben? Wo finde ich Identität? Und wie kann ich – und das ist das protestantische Profil – Gottvertrauen mit Weltverantwortung für mein eigenes Leben sinnvoll verknüpfen? Die eigene Klarheit zurückzugewinnen, die vielleicht zwischendurch ein bisschen verdunkelt oder vielmehr abgelenkt war, da ist der Kirchentag ganz gut dabei.
Deutschlandradio Kultur: Was fehlt Ihrer Meinung nach der Kirche am Profil?
Ellen Ueberschär: Es gibt im Moment ein bisschen die Tendenz zu sagen, wir haben in den 70er, 80er und vielleicht sogar noch in den 90er Jahren, jedenfalls in der Bundesrepublik, zu stark auf die Weltverantwortung geachtet und haben das Gottvertrauen ein bisschen vernachlässigt. Wir haben also nicht genau geguckt, wie wir unsere Quellen erneuern. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Ich bin ein bisschen eine andere Generation und außerdem bin ich in der DDR aufgewachsen. Mit der ‚anderen Generation’ meine ich, dass ich sehe, dass eine starre Glaubensposition, die nur damit beschäftigt ist, den eigenen Glauben zu pflegen, sicherlich nicht der Weg sein kann, auf dem wir jetzt gehen. Sondern ich bewundere alle, die in den 80er Jahren wirklich aus einer christlichen Motivation heraus deutlich aufgestanden sind und sich für Frieden – das war ja das große Thema in den 80er Jahren – engagiert haben. Nehmen Sie so jemanden wie Carl-Friedrich von Weizsäcker oder Dorothee Sölle, eine der ganz großen streitbaren Theologinnen, die für den Kirchentag sehr, sehr wichtig waren. Für diese Menschen habe ich eine ganz große Bewunderung.
Auf der anderen Seite kann ich aus meiner eigenen biographischen Erfahrung nur sagen: Wenn ich meinen Glauben nicht gehabt hätte, wenn der mich nicht getragen hätte, hätte ich dieses System nicht durchgestanden. Wahrscheinlich hätte ich irgendwann das Handtuch geworfen und wäre auch in die Bundesrepublik ausgereist oder irgend so was. Aber der Glauben und die feste Gemeinschaft, das hat mich getragen. Von daher habe ich diesen Pendelausschlag gar nicht. Sondern der Glauben ist für mich die Quelle, ist für mich die Voraussetzung, die Weltverantwortung wahrzunehmen. Und wenn es richtig säkular wird, dann macht es nichts, sondern es kommt immer darauf an: Warum tue ich das? Warum setze ich mich eigentlich für Klimaschutz ein? Warum setze ich mich für Menschenwürde und Menschenrechte ein?
Deutschlandradio Kultur: Kirchentage können ja auch Themen setzen, das hat die Vergangenheit gezeigt, in die Gesellschaft hineinwirken, sie beispielsweise auch aufrütteln. Was könnte das Thema im Jahr 2007 sein? Wo wollen Sie in die Gesellschaft hineinwirken? Wo wollen Sie eigene Akzente setzen?
Ellen Ueberschär: Die Lage ist schwieriger geworden. In den 80er Jahren war es relativ eindeutig, die Schuldigen namhaft zu machen und zu sagen, wie die Welt sortiert ist. Das ist es heute nicht mehr. Deshalb gibt es diesen Containerbegriff Globalisierung. Natürlich ist die Globalisierung ein Thema des Kirchentages. Aber jetzt muss man genau hingucken, was ist eigentlich gemeint und was ist das Thema des Kirchentages. Das Thema des Kirchentages muss sein zu fragen: Mit welchen Kriterien gehen wir eigentlich an Globalisierungsphänomene heran? Wie gehen wir mit dieser schneller werdenden Welt, mit der entfesselten Ökonomie um? Wie gehen wir mit dem Größerwerden sozialer Unterschiede um? Deswegen haben wir uns schon im Vorfeld, schon bevor klar war, das zeitgleich zum Kirchentag der G8-Gipfel in Heiligendamm stattfinden wird, überlegt: Wir wollen ein Kriterium wirklich einführen und in der Öffentlichkeit stark machen. Das ist das Kriterium der Würde, mit dem an die Menschenwürde als ein Kriterium in der Globalisierung angeknüpft wird, mit dem aber auch gesagt wird, dass natürlich das Zusammenleben darauf beruht, dass wir eine intakte Natur haben. Also, die Bewahrung der Schöpfung ist in diesem Würdebegriff integriert. Für mich hat es diese beiden Seiten von Menschenwürde und von Würde der Lebensverhältnisse und der natürlichen Lebensgrundlagen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Kriterium, das wir noch eingekleidet haben in die Formel von der Macht der Würde, einen Akzent setzen können in der Globalisierungsdebatte. Es geht also nicht um Emissionshandel hin oder her oder wie bekämpfen wir die Armut, sondern es geht genau darum: Was verletzt eigentlich Menschenwürde? Natürlich verletzt ein Arbeitsplatzverlust in Deutschland Menschenwürde. Aber genauso tun es die Klimafolgen unserer Fliegerei nach Mallorca und sonst wohin in Afrika. Also, mit diesem Kriterium der Würde kommt man relativ weit. Das ist etwas, was in unserem jüdisch-christlichen Kontext sehr, sehr gut verankert ist und damit einfach auch wunderbar zu verknüpfen ist.
Deutschlandradio Kultur: Aber warum protestieren dann kirchliche Gruppen in Heiligendamm mit anderen auch zusammen? Was ist da die Botschaft, nur die der Menschenwürde oder der Würde allgemein? Das wird ja den Politikern, die sich dort treffen, nicht sehr viel weiterhelfen.
Ellen Ueberschär: Es gibt Dinge, die man einfach im Protest ausdrücken muss. Die Art, wie sich im Moment Ökonomie beschleunigt, wie Ungerechtigkeit vergrößert wird, das ist etwas, auf das mit Protest reagiert werden muss. Da stehen wir auch zu den kirchlichen und auch nicht kirchlichen Gruppen, die in Heiligendamm protestieren. Wir sind keine Gegenveranstaltung, sondern im Gegenteil, wir sind solidarisch mit Heiligendamm verbunden. Wir werden ja auch auf dem Kirchentag eine Veranstaltung zum G8-Gipfel und zur Auswertung machen, die eine Live-Schaltung nach Heiligendamm vorgesehen hat.
Deutschlandradio Kultur: Mit den Demonstranten oder mit den Veranstaltern?
Ellen Ueberschär: Mit den Demonstranten, sozusagen mit denen, die vor dem Zaun stehen, und nicht die, die die Ausweise haben.
Deutschlandradio Kultur: Also, nicht mit der Pfarrerstochter Angela Merkel, die da auf der anderen Seite steht?
Ellen Ueberschär: Die wird auch persönlich am Samstag kommen. Das ist das besondere am Kirchentag, dass der Kirchentag für alle Positionen ein Forum bietet, weil wir fest davon überzeugt sind, ein fruchtloses Gegenüber von Globalisierungskritik und von Globalisierungsbefürwortern wird es nicht geben. Auch Angela Merkel ist nicht die Person, die sagt, ‚ich bin hemmungslos für Globalisierung und für eine neoliberale Marktentwicklung’, sondern es ist jemand, die mit ihren Mitteln und aus ihrer Entscheidungsposition heraus versucht, Dinge in Gang zu bringen. Wir können das ja im Moment im Vorfeld des G8-Gipfels noch beobachten. Und gleichzeitig haben die Globalisierungskritiker, haben die NGO-Gruppen Recht: Es sind untragbare Zustände, für die bestimmte politische Entscheidungsträger verantwortlich sind. Und sie müssen zu dieser Verantwortung auch stehen.
Deshalb machen wir am Donnerstag eine große Openair-Veranstaltung, in der wir mit internationaler Beteiligung deutlich machen, welche Kritik es am Gipfel geben muss. Und wir werden am Samstag eine Diskussion mit Angela Merkel und dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, wo sie gemeinsam auswerten werden: Was hat eigentlich dieser G8-Gipfel, was hat dieses – demokratisch nicht besonders gut legitimierte – Treffen der großen Staatsführer eigentlich gebracht für die Armutsbekämpfung, für Afrika, für die Menschen dort?
Deutschlandradio Kultur: Wir haben jetzt gehört, wofür Sie stehen – für eine gewisse Weltoffenheit. Wenn ich zur untergegangenen DDR zurückkomme, gab es die Kirchen, die haben die Tür aufgemacht, auch für die Bürgerrechtsbewegung, für die Themen der DDR. Und es gab die anderen, die haben die Kirchentür zugemacht und haben gesagt, wir müssen beten, wir müssen uns selbst stärken. Sie haben eben angedeutet, diesen Konflikt haben Sie heute noch in Bezug auf den Kirchentag zum Beispiel. Wo kommt also die andere Seite zu Worte?
Ellen Ueberschär: Wir haben eine Reihe von Veranstaltungen, wo wir wirklich darauf sehen, wie können Gemeinden sich fortentwickeln? Was ist das eigentlich mit der Kommunikation des Evangeliums? Es gibt eine Gottesdienstwerkstatt, wo sich unterschiedliche Menschen Anregungen geben können und auch unterschiedliche Gruppen Anregungen geben. Wir haben ein Zentrum "Stille und Meditation". Wir machen eine große Themenhalle, wo es nur um die Frage nach dem Wort Gottes gehen wird, auch wieder in dieser Mischung von Gottvertrauen und Weltverantwortung. Wir haben ein Zentrum Gemeinde, eine Werkstatt Bibel. Da sehen Sie, dass sozusagen all diese Themen auch tatsächlich präsent sind und dass von denen langfristig sehr, sehr viel auch in die Gemeinden wieder zurückfließt, wo Menschen, die in der Kirche aktiv sind, sich Anregungen holen und sich Kraft holen und das dann auch wieder in die Kirchen zurückfließen lassen.
Oder sehen Sie z. B. das Liederbuch. Wir machen für jeden Kirchentag ein neues Liederbuch. Und vieles von dem, was auf Kirchentagen gesungen worden ist, steht heutzutage im neuen Gesangbuch und wird auch in katholischen Gemeinden gern gesungen. Da gibt es also eine Grundströmung "evangelischen spirituellen Lebens", würde ich das mal nennen, die ganz stark präsent ist.
Deutschlandradio Kultur: Trotzdem stellt sich für mich die Frage: Was ist eigentlich das Protestantische an dieser Gesamtveranstaltung, an dieser Frage der Auseinandersetzung mit Globalisierung, an dieser Frage nach Menschenwürde? Das könnten ja eigentlich andere Gruppen genauso gut.
Ellen Ueberschär: Es ist ja auch nicht so, dass andere sich darum nicht kümmern würden, also um Fragen der Globalisierung und um Menschenwürde. Das Protestantische ist, dass wir mit dem Prinzip der Partizipation arbeiten beim Kirchentag, genau diese Zusammenordnung von Freiheit und Verantwortung. Es ist nun mal dieselbe Welt, in der wir leben. Ob wir da als Christen oder als Nichtchristen leben, wir leben alle in einer Welt. Die Frage ist, ob wir davon ausgehen, dass diese Welt gehalten und getragen wird von Gott, in Jesus Christus. Das ist unser Bekenntnis. Dann ist das sozusagen der Grund, mit dieser Freiheit verantwortlich umzugehen. Das ist der Grund, warum Christen sich in der Welt einmischen und warum der Kirchentag ein Ort ist, an dem – so hat er ja mal angefangen und das ist auch immer noch richtig – Menschen, die in einer beruflichen Verantwortung stehen, deutlich artikulieren können: Wie lebe ich eigentlich als Christ? Wie handle ich verantwortlich als Christ? Wie nutze ich die Freiheit der Kinder Gottes, um diese Welt zu bewahren, für die Kinder zu bewahren und für andere Menschen, die möglicherweise unter den Folgen meines Handelns zu leiden haben?
Deutschlandradio Kultur: "Lebendig und kräftig und schärfer" könnte man ja auch so verstehen, indem man nach seiner religiösen Identität fragt, nach seiner kulturellen Identität fragt. Dann könnte es auch ein Thema sein, daraus heraus besser den Dialog mit anderen, beispielsweise mit dem Islam zu führen.
Ellen Ueberschär: Ich gehe fest davon aus, dass wir mit einer deutlichen Position – was macht unseren evangelischen Glauben eigentlich aus? – mit einem ganz klaren Bewusstsein sehr gut in den Dialog mit anderen Religionen treten. Meine Vorstellung ist, und das ist auch etwas, was wir auf verschiedenen Veranstaltungen auf dem Kirchentag machen wollen, dass wir in einen wirklich intensiven Dialog treten, der den Themen, die konfliktreich sind, nicht ausweicht, sondern sie tatsächlich auch angeht. Also, eine Veranstaltung unter dem Titel "Ist die schärfere Religion die bessere?" muss natürlich erst mal klären: Was heißt eigentlich Religion? Was heißt "scharfe" Religion? Und was sind eigentlich die Bedingungen des Dialogs, in den wir treten wollen? Und vor allen Dingen, was sind die Ziele des Dialogs?
Im Moment sehe ich, dass wir immer noch dabei sind zu sagen: Wer seid ihr eigentlich? Wie können wir euch kennenlernen? Was denkt ihr eigentlich? Was denken Muslime über uns? Was denken wir umgedreht natürlich auch? Und dann geht es um alle Themen, die helfen, den innergesellschaftlichen Frieden abzusichern. Also, die Entdeckung der Parallelgesellschaften war ja im Grunde genommen die Angst, dass etwas auseinander bricht, was wir in Deutschland immer für normal oder für selbstverständlich halten, dass wir keinen Bürgerkrieg, keinen verbalen oder heißen Bürgerkrieg, in diesem Land haben, dass wir keine Menschen haben, die mit Bomben auf U-Bahnhöfe laufen, und hier aufgewachsen sind. Sondern dass es eine friedliche Situation gibt, in der jeder seinen Platz und seinen Raum findet und in der wir ihn auch miteinander finden.
Wenn das das Thema ist, den innergesellschaftlichen Frieden zu sichern, dann müssen die Religionen und die Konfessionen, u.a. eben auch der Protestantismus, sehen: Was ist unser Beitrag? Was sind die Gemeinsamkeiten, die wir als Religion auch entdecken können? Wo können wir die anderen ernst nehmen, auch als Menschen, die ihren Glauben wiederum ernst nehmen? Und wie können beispielsweise die Muslime in das deutsche Religionsverfassungsrecht einbezogen werden? Hilft das nicht eigentlich auch den Kirchen?
Das sind Fragen, die wir auf dem Kirchentag erörtern und erläutern wollen in einer Atmosphäre des Vertrauens. Der Kirchentag hat seit 25 Jahren Erfahrungen mit dem christlich-muslimischen Dialog. Dieser Dialog hat sich verändert – also, von einer ganz allgemeinen Annäherung an den Islam bis hin zur Wahrnehmung, aha, das sind einzelne Muslime, die sehr, sehr unterschiedliche Positionen auch noch mal haben und sehr differenziert sind. Viele dieser Themen, die in diesen 25 Jahren auf den Kirchentagen diskutiert worden sind, sind jetzt Gegenstand der Islamkonferenz. Daran sieht man – auch noch mal zum Thema Nachhaltigkeit des Kirchentages –, dass es auch in diesem Bereich Wirkungen, Langzeitwirkungen des Dialogs gibt. Dieses Vertrauen, das seit 25 Jahren aufgebaut worden ist, ist die Grundvoraussetzung für den Dialog, den wir in Köln stärker führen als auf anderen Kirchentagen.
Deutschlandradio Kultur: Sie haben diesen Kirchentag intensiv vorbereitet. Wann würden Sie nach Ende dieses Kirchentages sagen, dass es ein erfolgreicher war? Was muss da geschehen sein?
Ellen Ueberschär: Ich würde gerne in viele glückliche Gesichter gucken. Ich würde natürlich gern schöne Bilder sehen vom Lichtermeer am Abend der Begegnung bis hin zu staunenden, neugierigen, faszinierten Gesichtern in den Diskussionsveranstaltungen. Und ich hätte es gern, wenn ich sehe, dass Jugendliche froh sind und einfach ausgelassen feiern. Der Kirchentag ist ein Fest des Glaubens. Und in dieses Fest müssen junge Leute hineingenommen werden. Das sind ja auch oft die Motoren eines solchen Festes. Ich wünsche mir, dass das, was an Botschaften auf dem Kirchentag formuliert wird, eine nachhaltige Wirkung in dieser Gesellschaft auch wirklich zeigt.
Deutschlandradio Kultur: Wie wollen Sie das eigentlich sicherstellen? Der Protestantismus ist ja sehr stolz darauf, dass er immer wieder die Gesellschaft geprägt hat. Aber in zunehmendem Maße erleben wir ja eine nichtreligiöse oder religiös desinteressierte Gesellschaft – in Ostdeutschland allemal, in Westdeutschland zunehmend auch. Wie können Sie da aus einer Minderheitenposition heraus noch behaupten, wirkungsvoll sein zu wollen?
Ellen Ueberschär: Also, das Schöne am Kirchentag ist ja, dass er das öffentliche Gesicht oder ein öffentliches Gesicht des Protestantismus ist. Ich glaube, er ist ein schönes Gesicht und er ist ein Gesicht, das auch zu Menschen spricht, die fern von Glauben sind, die religionsvergessen oder gottvergessen sind oder dazu gemacht worden sind. Deswegen glaube ich, dass der Kirchentag eine ganz gute Brücke auch sein kann.
Wir haben immer auf dem Kirchentag bis zu einem Viertel von Konfessionslosen, von Menschen, die entweder abgeschlossen oder vorläufig abgeschlossen haben mit dem Glauben oder damit nie was zu tun haben. Das zeigt schon, dass es eine Fluktuation gibt, dass Menschen auch gucken kommen und sich mit hineinnehmen lassen und dann sehen: Aha, hier wird über die Themen geredet, über die sonst auch geredet wird, aber anders.
Es ist sicher so, dass wir einen Bedeutungsverlust von Kirchen haben, aber ich will das überhaupt nicht bestreiten. Wir sehen weltweit - ich bin da wirklich gelassen – wir sehen weltweit, dass Glauben und Religiosität eher zunehmen.
Deutschlandradio Kultur: Aber nicht hier in Deutschland.
Ellen Ueberschär: Nicht in Deutschland, aber die Frage ist: Welche Art von Religiosität nimmt da eigentlich zu?
Deutschlandradio Kultur: Bleiben wir mal bei der ganz normalen Kirche, der evangelischen. Sie verliert Jahr für Jahr Mitglieder. Sie hat weniger Geld. Sie muss sich irgendwann bescheiden, konzentrieren auf so genannte Kernaufgaben.
Ellen Ueberschär: Wie gesagt: Ich mache mir überhaupt keine Sorgen darum, dass diese Kirche bestehen bleibt, weil sie ist ja nicht unsere menschliche Gründung, sondern sie ist eine göttliche Gründung. Das ist für mich immer ein Grund, ganz großes Gottvertrauen zu haben.
Die Kirchenaustritte sind im Moment nicht mehr das Problem. Das Problem ist der demographische Wandel, dem wir in Deutschland einfach ausgeliefert sind. Da kommt es für uns darauf an, tatsächlich da anzusetzen, wo Zukunft zu gestalten ist. Das ist natürlich bei Kindern und Jugendlichen. Davon bin ich fest überzeugt, dass es der richtige Weg ist, zu sagen: Wir investieren in Bildung und in das Hineinwachsen in den Glauben.
Deutschlandradio Kultur: Aber nehmen Sie doch mal beispielsweise Großstädte – Multikulti, Hintergrund von vielen Kinder, die nichts mit evangelischer Glaubenslehre zu tun haben. Wie wollen Sie da reingehen, wenn 25 Kinder von 28 Migranten-Hintergrund haben und nichts mit der Evangelischen Kirche zu tun haben?
Ellen Ueberschär: Es kommt darauf an, ob die einen Glauben haben oder nicht haben. Wenn es Muslime sind, würde ich nicht sagen, wir gehen jetzt da rein und missionieren die Migrantenkinder. Aber ich meine, die Aufgaben von Kirchen in Großstädten sind relativ klar. Und wir sehen, dass es erfolgreiche City-Kirchen gibt, die sowohl mit Migrantenkindern, als auch mit so einer Mischung aus sozialem und kulturellen Programm durchaus in dieser Gesellschaft Aufgaben übernehmen und tatsächlich wieder eine Ausstrahlungskraft sozusagen initiieren können oder initiieren.
Und nehmen Sie so etwas wie den 11. September 2001, von dem wir nicht hoffen, dass der wieder eintritt. Wo gehen die Menschen denn hin? Die Menschen suchen einen Ort, an dem noch das Gemeinsame möglich ist, an dem man in der Lage ist, eine Klage wirklich abzulegen und etwas zu beschreiben, was unfasslich ist, wofür es im Alltag keine Worte gibt. Das ist die Stärke des Glaubens und der religiösen Sprache. Da gibt es Möglichkeiten. Und das betrifft nicht nur solche Notfälle, sondern es betrifft auch die Lebensstationen, an die Menschen kommen – von Taufe, Trauung und Lebensende, Bestattung, wo die Kirche wieder gefragt ist. Also, ich sehe das nicht so pessimistisch, weil ich mit vielen Menschen naturgemäß zu tun habe, die in Gemeinden arbeiten und mit Menschen sprechen. Ich glaube, dass der Prozentsatz der Bevölkerung, der auf die Kirchen zählt, größer ist als gemeinhin geglaubt wird.
Deutschlandradio Kultur: War denn der Protestantismus dann so erfolgreich, dass er sich selbst in eine Minderheitenposition gebracht hat? Er hat die Gesellschaft vorangebracht und sich selbst an den Rand oder in eine Rolle nur, in eine kleinere Rolle gebracht?
Ellen Ueberschär: Wenn Sie jetzt nach Ostdeutschland gucken oder nach Berlin, wo die Kirchenmitgliedschaft ungefähr bei 20 % insgesamt liegt, dann ist der Protestantismus sicher in der Minderheitensituation, aber er ist es – betrachtet auf die Bundesrepublik – nicht. Also, es gibt ja je 25 Millionen katholische und 25 Millionen evangelische Christen. Das ist eigentlich keine Minderheit in diesem Land, sondern das ist eigentlich eine satte Mehrheit. Jede politische Partei wäre froh. Von daher würde ich sagen: Es kommt darauf an, noch ein bisschen das Bewusstsein der Christen zu stärken für die Aufgabe, die sie in dieser Gesellschaft auch tatsächlich wahrzunehmen haben. Das wäre schon eine Aufgabe, so eine gewisse Gleichgültigkeit abzulegen. Und nach meiner Beobachtung passiert das im Moment. Ich meine, es gibt diese Rede von der Rückkehr der Religion.
Und das ist keine Feuilletondebatte, sondern das ist etwas, was wirklich passiert. Es gibt eine größere Offenheit von Menschen, nach dem Sinn ihres Lebens zu fragen und auch nach den Wurzeln zu fragen. Warum bin ich eigentlich getauft? Aha, ich bin ja mal getauft. Was heißt das eigentlich für mich? Wo ist hier eigentlich die nächste Gemeinde oder die nächste evangelische Akademie oder was auch immer, wo ich das für mich auch mal rausfinden kann? Diese Offenheit sehe ich im Moment. Deswegen würde ich nicht sagen, wir sind jetzt in einer erwecklichen Zeit angekommen. Aber ich würde schon sagen, dass es wieder ein stärkeres Ernstnehmen auch von Kirche und Glaubensthemen gibt.
Deutschlandradio Kultur: Wir danken ganz herzlich für das Gespräch.
Ellen Ueberschär: Bitte, gern.