Wir sind König!

Eine Glosse von Klaus Pokatzky |
Wir können getrost mit den Häusern Gauck und Köhler und zwischendurch auch mal kurzfristig mit dem Häuschen Wulff leben. Wir haben genug Monarchien. Die klügste und schönste Regierungsform: Stabile Demokratie, jedenfalls meistens, und Tradition. Pomp and Circumstance.
Wir sind Willem. Wir sind König. Und König sind wir weitaus länger, als wir Papst sind. Wenn wir nämlich irgendwann mal nicht mehr Willem-König sein sollten, dann werden wir Königin: Catharina-Amalia Königin, um genau zu sein. So heißt nämlich die älteste Tochter von Willem und Maxima. So schön ist Monarchie. Nachhaltig, sagt man heute auch dazu.

Wir sind König, weil des neuen Königs Vater Deutscher war, seine beiden Großväter Deutsche waren und alle vier Urgroßväter auch – außerdem eine Großmutter und drei Urgroßmütter. Und natürlich ist das ganze Haus Oranien-Nassau eine deutsche Dynastie, eingewandert vor fast 500 Jahren – rechtzeitig zum Freiheitskampf der Niederländer gegen den spanischen Inquisitionskönig. Edelster Migrationshintergrund. Und so singen unsere lieben Nachbarn in ihrer wunderbaren Nationalhymne bis heute ihr "Wilhelm von Nassau – bin ich von deutschem Blut".

Wir sind natürlich auch Königin von Großbritannien und Nordirland: mit dem Haus Windsor, vormals Sachsen-Coburg-Gotha. Wir sind Königin von Dänemark und wir sind König von Norwegen: Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Wir sind König von Belgien: Haus Sachsen-Coburg. Und wir sind Großherzog von Luxemburg: Haus Nassau-Weilburg. Wir brauchen also keine Monarchie.

Wir können getrost mit den Häusern Gauck und Köhler und zwischendurch auch mal kurzfristig mit dem Häuschen Wulff leben. Wir haben genug Monarchien. Die klügste und schönste Regierungsform: Stabile Demokratie, jedenfalls meistens, und Tradition. Pomp and Circumstance. Monarchinnen wie die eiserne Queen auf dem Britenthron, die das Commonwealth mit seinen vielen Staaten und Menschen in der Dritten Welt gegen die Kühlschrank-Kapitalistin Margaret Thatcher verteidigt und gerettet hat. Und natürlich das Haus Oranien-Nassau – van Duitsen bloed.

Mit Nachbarn ist das ja immer so eine Sache. Unsere lieben Käsköpfe haben auch heftig unter uns Moffen gelitten. Kein Wunder also, dass Claus von Amsberg, als er die Kronprinzessin Beatrix 1966 geheiratet hat und Prinz der Niederlande wurde, erst mal einen echten Moffenruf hatte und in Amsterdam sogar mit einer Rauchbombe gegen die Hochzeit protestiert wurde. Und als Prinzgemahl Claus vor elf Jahren gestorben ist, war er das beliebteste Mitglied der niederländisch-deutschen Königsfamilie. So sind wir Deutschen, wenn wir Migranten sind.

Wir, König Willem, haben ja auch eine Migrantin geheiratet: die Maxima aus Argentinien. Tolle Frau. Hat schon demonstrativ die niederländische Schwulenorganisation besucht. Nur, was ihre Frisur angeht, muss sie noch etwas üben, bis sie an Schwiegermutter Beatrix heranreicht, deren Betonhaare ja den Ehrennamen "Het Beatrix Kapsel" tragen – also: "Die Kapsel von Beatrix". Zur Frisur von uns König Willem fällt mir nichts ein.

Aber dafür, dass sich die Holländer jetzt wieder zu ihrer guten alten Tradition der freundlichen Toleranz gegenüber den Minderheiten und Ausgegrenzten bekennen. Wir Männer geraten ja immer mehr in die Minderheit, heute schon in Redaktionssitzungen und demnächst auch in Unternehmensvorständen. Und nach 123 Jahren sitzt jetzt endlich wieder ein Mann auf dem Oranje-Thron. Männer, es gibt noch Hoffnung. Wir sind König.