"Wir sind auch nur ein Volk" am Staatsschauspiel

Dresden eröffnet mit politischer Setzung

Porträt von Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden
Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden, sieht in dem Roman "Der Untertan" von Heinrich Mann "erschreckende Entsprechungen" zur heutigen Zeit. © picture alliance / dpa / Arno Burgi
Joachim Klement im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 08.09.2018
Die Spielzeit am Staatsschauspiel Dresden ist eröffnet: mit Heinrich Manns "Der Untertan" und der Ost-West-Komödie "Wir sind auch nur ein Volk" nach Jurek Becker. Intendant Joachim Klement erzählt, was diese Stoffe mit unserer Gegenwart zu tun haben.
"Ich esse keine Westbrötchen." Diesen Satz formuliert Manfred Krug in der Fernsehserie "Wir sind auch nur ein Volk" nach dem Drehbuch von Jurek Becker aus dem Jahr 1994, und zwar in der Rolle des arbeitslosen Ost-Berliners Benno Grimm. Dieser wird zum Studienobjekt eines Westschriftstellers und spielt diesem dann – gemeinsam mit seiner Familie – einen völlig überzogenen Ost-Alltag vor.
Nun kommt dieser Stoff erstmals auf die Bühne: Tom Kühnel inszeniert ihn am Staatsschauspiel Dresden, uraufgeführt am Samstagabend. "Was da an Vexierbildern entsteht, jeweils über die eine oder andere Identität, das kann großes Vergnügen machen", freut sich Intendant Joachim Klement.

Visionäres Potenzial in Heinrich Manns "Der Untertan"

Am Tag zuvor feierte Heinrich Manns "Der Untertan" in einer Inszenierung von Jan-Christoph Gockel Premiere. Ein bemerkenswerter Stoff, so Klement im Deutschlandfunk Kultur. "Visionär ist, wie dort Protagonisten und eine Gesellschaft beschrieben werden, die sich willenlos den Strömungen eines sogenannten Zeitgeistes hingeben", meint der Intendant. "Wie Menschen sozusagen Autorität suchen, sich daran orientieren und als Individuen vollständig verloren gehen, am Ende aber in einer nationalistischen Politik und einer Mentalität landen, die anderes Fremdes nicht mehr zulässt und kennt." Insofern gebe es da "erschreckende Entsprechungen" zur heutigen Zeit, sagte Klement weiter.
Am Staatsschauspiel Dresden gibt es zudem eine Bürgerbühne und einen interkulturellen Treffpunkt, das sogenannte Montagscafé. Joachim Klement sieht es als Aufgabe von Theatern, dass "das, wofür wir stehen, nicht nur auf unseren Bühnen und in unseren Räumen stattfindet, sondern dass wir auf andere Art und Weise es nach außen tragen und sichtbar machen können".
(cwu)
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