"Wir müssen die Zinssteigerung akzeptieren"
Vor der anstehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank hat der Verband "Die Familienunternehmer" (ASU) eine moderate Zinserhöhung zur Bekämpfung der Inflation befürwortet. Angesichts der Situation an den Finanzmärkten sei eine Zinssteigerung praktisch unvermeidbar, sagte Verbandspräsident Patrick Adenauer.
Birgit Kolkmann: Wenn es so kommt, dass die Leitzinsen erhöht werden und vielleicht noch ein zweites Mal in diesem Jahr, dann bedeutet das auch, Kredite werden teurer. Und auf die sind viele Unternehmer angewiesen, denn in vielen Firmen ist die Eigenkapitaldecke dünn. Patrick Adenauer ist Präsident der Familienunternehmer (ASU). Schönen guten Morgen nach Köln!
Patrick Adenauer: Guten Morgen, Frau Kolkmann!
Kolkmann: Herr Adenauer, Sie führen zusammen mit Ihrem Bruder ein großes Baugeschäft in Köln mit mehreren Hundert Mitarbeitern, sind überall in Deutschland aktiv. Was bedeutet es für Sie konkret, wenn die Zentralbank die Zinsschraube anzieht?
Adenauer: Konkret haben wir das schon erlebt, weil wir gerade eine Immobilie gebaut haben und in die Endfinanzierung gegangen sind, bleibt bei uns im Bestand. Und die Zinsen sind für dieses Bauvorhaben schon um vier Zehntel angestiegen. Ich habe gerade diese Woche den Kreditvertrag unterschrieben. Und damit werden natürlich Kalkulationen, hier handelt es sich um Wohngebäude, natürlich schwieriger. Und das wird sicherlich einen gewissen dämpfenden Eindruck haben auf die Branche.
Kolkmann: Nun sprechen Sie ja nicht nur für sich, sondern auch für den Verband der selbstständigen Unternehmer. Da sind ja auch kleinere Firmen dabei. Wie sind deren Reaktionen auf Inflationsrate und höhere Zinsen?
Adenauer: Ich glaube, das größere Problem für uns sind zunächst mal die inflatorischen Tendenzen, die wir haben. Wir haben gigantisch steigende Stahlkosten. Das ist ein großes Problem für die Automobilzulieferindustrie beispielsweise, aber auch für den Bau. Die Baustahlpreise haben sich mehr als verdoppelt innerhalb diesen Jahres alleine. Und die Risiken, die daraus erwachsen, sind für meine Begriffe größer als jetzt eine gewisse moderate Zinssteigerung.
Kolkmann: Wie stehen denn nun viele Unternehmer da? Sie sind ja finanziell oft mit dem Rücken zur Wand, wenn nun die Rohstoffpreise so steigen und natürlich auch die Energiepreise. Sind im Prinzip dieses und die Zinsen dann schon existenzbedrohend?
Adenauer: Wenn ein Unternehmen jetzt auf die Schnelle wegen einer geringen Zinserhöhung dann schon ins Wanken gerät, dann war es vorher auch nicht gut aufgestellt. Man muss immer wachsam sein, was an den Zuliefermärkten passiert. Und man muss sich so aufstellen, dass man diese Kostensteigerungen auch an die Kunden weitergeben kann. Da, wo das nicht geht, kann es natürlich durch diese rapide Entwicklung auch existenzbedrohend sein.
Kolkmann: Sie sagten ja, die größeren Probleme kommen eben durch die Inflation. Die EZB muss ja die Preisstabilität im Blick haben und eben etwas tun gegen die Entwertung des Geldes. Ist das für Sie der eher positive Effekt der Zinserhöhung?
Adenauer: Ich denke, so kann man es auch ausdrücken. Wir können nicht beides haben, niedrige Zinsen und null Inflation. Ich denke, durch die Subprime-Krise ausgelöste Problemlage auf den Finanzmärkten bringt jetzt letztendlich fast zwanghaft eine Zinssteigerung mit sich. Und die müssen wir akzeptieren, damit wir insgesamt die Inflation in den Griff kriegen.
Kolkmann: Vier Prozent Inflationsrate bei uns. Das ist ja ein großer Sprung gewesen jetzt gerade. Aber ist es nicht die höchste Rate im Euro-Raum? Viele Unternehmen sind ja im europäischen Ausland auch präsent. Wie gehen die da mit den höheren Inflationsraten um?
Adenauer: Ich denke, wir werden uns erst mal an diese Entwicklung gewöhnen müssen. Für uns war das Thema Inflation seit der Unabhängigkeit der Zentralbanken vor zehn, 15 Jahren nicht mehr so ein großes Thema. Das rückt jetzt wieder in den Vordergrund aus der Verknappung der Rohstoffe heraus, aus der höheren Nachfrage aus Asien und den BRIC-Ländern. Man wird sehen, wie man damit umgehen kann. Das bedeutet andere Vertragsmodelle, andere Finanzierungsmodelle. Das bedeutet insgesamt eine noch höhere Anforderung an die Flexibilität der Geschäftsmodelle.
Kolkmann: Das eine ist ja die Politik der europäischen Zentralbank, das andere die der Bundesregierung. Sie sind ja als Enkel des ersten Bundeskanzlers in erster Linie Unternehmer und nicht Politiker. Aber Sie haben ja als Präsident des Verbandes auch Forderungen an die Politik. Macht Peer Steinbrück alles richtig?
Adenauer: Ich denke, aus seiner Sicht als Finanzminister muss er den Konsolidierungskurs fortsetzen, und das ist absolut zu begrüßen. Was ich insgesamt für eine Forderung aufstelle an die Regierung ist, dass man auch sieht, dass die Bürger mehr Netto in der Tasche haben müssen. Wir haben große Abgabenlast, gerade in dem Bereich der Leistungsträger, der ganzen mittleren Einkommen. Hier muss die Bundesregierung auch etwas tun. Beides muss man im Blick haben. Und das kann man am besten tun, vereinbaren, wenn man auf der einen Seite den Konsolidierungskurs weiterfährt, auf der anderen Seite aber weiter spart in den Haushalten.
Kolkmann: Und Sie plädieren damit für eine sinkende Einkommenssteuer?
Adenauer: Ja, insbesondere für eine Glättung in den mittleren Bereichen, damit die kalte Progression beseitigt wird und für die Abgaben, die eben die Bürger auf ihre Lohnkosten zu zahlen haben.
Kolkmann: Das war im Interview mit Deutschlandradio Kultur Patrick Adenauer. Es ist Präsident der Familienunternehmer ASU. Vielen Dank für das Gespräch!
Adenauer: Ja, herzlich gern.
Patrick Adenauer: Guten Morgen, Frau Kolkmann!
Kolkmann: Herr Adenauer, Sie führen zusammen mit Ihrem Bruder ein großes Baugeschäft in Köln mit mehreren Hundert Mitarbeitern, sind überall in Deutschland aktiv. Was bedeutet es für Sie konkret, wenn die Zentralbank die Zinsschraube anzieht?
Adenauer: Konkret haben wir das schon erlebt, weil wir gerade eine Immobilie gebaut haben und in die Endfinanzierung gegangen sind, bleibt bei uns im Bestand. Und die Zinsen sind für dieses Bauvorhaben schon um vier Zehntel angestiegen. Ich habe gerade diese Woche den Kreditvertrag unterschrieben. Und damit werden natürlich Kalkulationen, hier handelt es sich um Wohngebäude, natürlich schwieriger. Und das wird sicherlich einen gewissen dämpfenden Eindruck haben auf die Branche.
Kolkmann: Nun sprechen Sie ja nicht nur für sich, sondern auch für den Verband der selbstständigen Unternehmer. Da sind ja auch kleinere Firmen dabei. Wie sind deren Reaktionen auf Inflationsrate und höhere Zinsen?
Adenauer: Ich glaube, das größere Problem für uns sind zunächst mal die inflatorischen Tendenzen, die wir haben. Wir haben gigantisch steigende Stahlkosten. Das ist ein großes Problem für die Automobilzulieferindustrie beispielsweise, aber auch für den Bau. Die Baustahlpreise haben sich mehr als verdoppelt innerhalb diesen Jahres alleine. Und die Risiken, die daraus erwachsen, sind für meine Begriffe größer als jetzt eine gewisse moderate Zinssteigerung.
Kolkmann: Wie stehen denn nun viele Unternehmer da? Sie sind ja finanziell oft mit dem Rücken zur Wand, wenn nun die Rohstoffpreise so steigen und natürlich auch die Energiepreise. Sind im Prinzip dieses und die Zinsen dann schon existenzbedrohend?
Adenauer: Wenn ein Unternehmen jetzt auf die Schnelle wegen einer geringen Zinserhöhung dann schon ins Wanken gerät, dann war es vorher auch nicht gut aufgestellt. Man muss immer wachsam sein, was an den Zuliefermärkten passiert. Und man muss sich so aufstellen, dass man diese Kostensteigerungen auch an die Kunden weitergeben kann. Da, wo das nicht geht, kann es natürlich durch diese rapide Entwicklung auch existenzbedrohend sein.
Kolkmann: Sie sagten ja, die größeren Probleme kommen eben durch die Inflation. Die EZB muss ja die Preisstabilität im Blick haben und eben etwas tun gegen die Entwertung des Geldes. Ist das für Sie der eher positive Effekt der Zinserhöhung?
Adenauer: Ich denke, so kann man es auch ausdrücken. Wir können nicht beides haben, niedrige Zinsen und null Inflation. Ich denke, durch die Subprime-Krise ausgelöste Problemlage auf den Finanzmärkten bringt jetzt letztendlich fast zwanghaft eine Zinssteigerung mit sich. Und die müssen wir akzeptieren, damit wir insgesamt die Inflation in den Griff kriegen.
Kolkmann: Vier Prozent Inflationsrate bei uns. Das ist ja ein großer Sprung gewesen jetzt gerade. Aber ist es nicht die höchste Rate im Euro-Raum? Viele Unternehmen sind ja im europäischen Ausland auch präsent. Wie gehen die da mit den höheren Inflationsraten um?
Adenauer: Ich denke, wir werden uns erst mal an diese Entwicklung gewöhnen müssen. Für uns war das Thema Inflation seit der Unabhängigkeit der Zentralbanken vor zehn, 15 Jahren nicht mehr so ein großes Thema. Das rückt jetzt wieder in den Vordergrund aus der Verknappung der Rohstoffe heraus, aus der höheren Nachfrage aus Asien und den BRIC-Ländern. Man wird sehen, wie man damit umgehen kann. Das bedeutet andere Vertragsmodelle, andere Finanzierungsmodelle. Das bedeutet insgesamt eine noch höhere Anforderung an die Flexibilität der Geschäftsmodelle.
Kolkmann: Das eine ist ja die Politik der europäischen Zentralbank, das andere die der Bundesregierung. Sie sind ja als Enkel des ersten Bundeskanzlers in erster Linie Unternehmer und nicht Politiker. Aber Sie haben ja als Präsident des Verbandes auch Forderungen an die Politik. Macht Peer Steinbrück alles richtig?
Adenauer: Ich denke, aus seiner Sicht als Finanzminister muss er den Konsolidierungskurs fortsetzen, und das ist absolut zu begrüßen. Was ich insgesamt für eine Forderung aufstelle an die Regierung ist, dass man auch sieht, dass die Bürger mehr Netto in der Tasche haben müssen. Wir haben große Abgabenlast, gerade in dem Bereich der Leistungsträger, der ganzen mittleren Einkommen. Hier muss die Bundesregierung auch etwas tun. Beides muss man im Blick haben. Und das kann man am besten tun, vereinbaren, wenn man auf der einen Seite den Konsolidierungskurs weiterfährt, auf der anderen Seite aber weiter spart in den Haushalten.
Kolkmann: Und Sie plädieren damit für eine sinkende Einkommenssteuer?
Adenauer: Ja, insbesondere für eine Glättung in den mittleren Bereichen, damit die kalte Progression beseitigt wird und für die Abgaben, die eben die Bürger auf ihre Lohnkosten zu zahlen haben.
Kolkmann: Das war im Interview mit Deutschlandradio Kultur Patrick Adenauer. Es ist Präsident der Familienunternehmer ASU. Vielen Dank für das Gespräch!
Adenauer: Ja, herzlich gern.