"Wir können leider nicht alles machen"

Von Christina Selzer · 08.08.2010
Der Bremer Unternehmer Uwe Hollweg fördert Kunst, Kultur und Denkmalpflege mit Geldern aus einer eigenen Stiftung. Dass Bremen trotz seiner Unterstützung nicht Kulturhauptstadt Europas 2010 geworden ist, ärgert den heimatverbundenen Ehrenbürger der Stadt.
Uwe Hollweg: "Der Begriff gefällt mir ja nicht so, aber gut. ‚Förderer’ sagen Sie mal lieber. Wir freuen uns, wenn wir hier und da helfen können."
Ein Hanseat alter Schule. Sogar Ehrenbürger der Stadt. Über Geld spricht er nur ungern. Und an die große Glocke hängt er schon gar nicht, wen seine Stiftung schon alles gefördert hat.

"Auf der einen Seite freuen wir uns, wenn das in der Zeitung steht, dass wir was Gutes getan haben, das ist aber ein zweischneidiges Schwert, dass dann immer mehr Vereine, Institutionen, teilweise schöne Sachen, zu uns kommen. Wir können leider nicht alles machen."

Uwe Hollweg gehört einer alten Kaufmannsfamilie in Bremen an. Im Jahr 1956 trat er in die Firma seines Vaters ein, das Unternehmen Cordes und Graefe. Auch heute eine große Fach-Großhandlung für Haustechnik.

1996, als er sich so langsam aus dem Berufsleben zurückzog, hatte die Firma so viel Gewinn gemacht, dass er zusammen mit seiner Frau die "Karin und Uwe Hollweg-Stiftung" gründete. Sie unterstützt gemeinnützige Organisationen auf den Gebieten der Kunst, Kultur und der Denkmalpflege. Seine Frau Karin, die selbst Künstlerin ist und über Jahre Kunst gesammelt hat, sucht die interessantesten Ideen aus.

Kunstpreis für Meisterschüler. Ein Gesangswettbewerb des Theaters, Kunst im öffentlichen Raum, Überseemuseum und Neues Museum Weserburg. Filmprojekte. Unter anderem die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, weltbekannt für ihre Beethoven-Einspielungen.

"Erfreulich ist ja, dass sie deutsche Kammerphilharmonie Bremen heißt, dass wir neben Bremen ein anderes Highlight haben. Wir Bremer haben gute Geschäfte gemacht, können etwas wiedergeben."

Und weil er überzeugter Bremer ist, hat es ihn umso mehr geärgert, dass die Bewerbung als Kulturhauptstadt 2010, die seine Stiftung ebenfalls mitfinanziert hat, scheiterte. Sonst wäre jetzt Bremen Schauplatz der Kultur. Und nicht Essen, Bochum oder andere Städte an der Ruhr.

"Leider konnten wir nicht ankommen gegen das Ruhrgebiet und das ganze Geld, das die da hatten. Denen geht es auch nicht mehr so gut. In Grunde sind wir die Kulturhauptstadt der Herzen."

Sein Büro im Hollweg-Haus in Bremens Innenstadt ist mit wertvollen Antiquitäten eingerichtet. Von hier aus kann er direkt zur Bremer Kunsthalle schauen. Die ist momentan aber eine große Baustelle. Die Kunstwerke mussten umziehen und kehren erst 2011 zurück. Der seit Langem notwendige Erweiterungsbau ist das wichtigste und größte Projekt, das Uwe Hollweg derzeit mitfinanziert. Von den insgesamt 30 Millionen Euro zahlen Bund und Land jeweils ein Drittel.

Das verbleibende Drittel finanzieren Uwe Hollweg und die Familie Lürssen, die in Bremen Luxus-Jachten baut. Dass er die Bundesregierung dafür gewinnen konnte, führt Hollweg auf seine guten Beziehungen zu Kulturstaatsminister Bernd Neumann zurück, der lange Bremens CDU-Vorsitzender war. Denn auch Uwe Hollweg spielte eine Rolle in der Politik der Hansestadt: Er war Landesvorsitzender der CDU und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft.

Doch von parteipolitischen oder weltanschaulichen Fragen lässt er sich trotzdem nicht allzu sehr leiten: So unterstütze er auch Theateraufführungen des damaligen Bremer Intendanten, des linksintellektuellen Klaus Pierwoß.

"Eine war ganz schrecklich, da liefen alle nackt rum, und da stand ganz klein: 'Gefördert von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung'. Das war mir ganz peinlich. Aber da reden wir nicht rein und wir wollen auch nicht eine Operette fördern - das ist was für Sponsoren -, sondern etwas, das nicht im Mainstream ist. Wenn wir an die Cage-Installation denken in der Kuppel der Kunsthalle, das finden auch nicht alle gut. Aber das ist was Besonderes."

Über die Klanginstallation von John Cage in der Bremer Kunsthalle freut er sich ebenso wie über die Kunstwerke in seiner eigenen Sammlung. Eine ganze Etage hat er dem bekannten britische Pop-Künstler Richard Hamilton gewidmet. Karin Hollweg führt gerne Gäste durch die Räume der Stiftung.

"Hier haben wir fünf Fotografien… Darauf sind wir ein bisschen stolz, dass wir das hier haben."

Der 86-jährige Richard Hamilton war schon mehrmals in Bremen zu Gast und hat die Hollwegs bei der Gestaltung des Raums beraten. Sie konnten ihn außerdem dafür gewinnen, vor Bremer Kunststudenten ein Seminar in den Räumen der Stiftung zu halten. Es ist reizvoll für das Sammler-Ehepaar, bekannte Künstler und junge Wissenschaftler zusammenzubringen. Am liebsten würden sie auch mehr Bremern ihre Kunstwerke zeigen. Deshalb soll aus der privaten Sammlung irgendwann einmal eine öffentliche Ausstellung werden.