"Wir können Deutsch"

Von Heinz-Jörg Graf · 21.07.2005
Drei Wochen haben sich die Gewinner der Schulolympiaden im Fach Deutsch von Riga bis Belgrad in Berlin aufgehalten. Die 50 Schüler aus 15 mittel- und osteuropäischen Ländern waren auf Einladung der "Initiative Deutsche Sprache" nach Berlin gekommen. Mit der Aktion will die Initiative die Leistungen junger Menschen auszeichnen, die sich für die deutsche Sprache begeistern und engagieren.
Gott habe deutsch gesprochen, aber nur, um Adam und Eva mit polternder Stimme aus dem Paradies zu vertreiben, soll ein Spanier verkündet haben, als man am Hof des polnischen Königs Sigismund einmal über die deutsche Sprache parlierte.

Teutonisch grob klingt das Deutsche auch heute noch in vielen Ohren. Für manche Franzosen zum Beispiel ist Deutsch eine Sprache, die "gespuckt" oder "gebellt" wird. Auch einige Polen meinen einen kläffenden Klang zu hören. Für ältere Türken dagegen klingt Deutsch schneidig, forsch und zackig, eine Sprache für echte Männer.

Auch Serben und Letten sind solche Empfindungen bekannt. Für Dusan Zec und Larisa Tokavera sind das aber Vorurteile:

" Bei jungen Leuten gibt es keine Vorurteile, aber vielleicht bei den Älteren. Sie glauben, dass es wie in einer Armee ist, also mit Schreien und Ruhe.

Manche Freunde denken, dass Deutsch irgendwie grob und sehr laut klingt ... Jetzt ist schon nicht mehr so, also schon weniger, weil die alten deutschen Filme, die sieht schon keiner und gibt schon auch viele neue Filme, zum Beispiel "Good Bye Lenin" ist sehr berühmt in meinem Land ... Haben viele gesehen und alle mögen den Film. Die Vorurteile sterben wirklich aus."

Als grobschlächtig hat die Polin Karoline Panek die deutsche Sprache nie empfunden. Ihre ersten Erinnerungen verbindet sie mit Worten wie Hund, Katze und Erdbeere. Sie hat sie von ihren Eltern gehört und irgendwann hat Deutsch die junge Polin in seinen Bann geschlagen.

"Es ist eine so vielseitige Sprache, man kann sich so gezielt und präzise ausdrücken. Im Deutschen kann man seinen Gefühlen einfach freien Lauf geben, sie kommen dann einfach über die Lippen, man kann sie in Wörtern formulieren... Die deutsche Sprache gibt einem einfach das Gefühl, seine Träume, seine Wünsche, Gedanken in Worte gefasst zu sehen. Ich würde allen empfehlen, Deutsch zu lernen, es ist eine wunderbare Sprache!"

In Berlin haben die fünfzig Besten von Riga bis Belgrad in den letzten drei Wochen deutsche Kultur getankt. Eine Exkursion nach Weimar stand auf dem Programm, ein Ausflug nach Potsdam, aber auch ein Besuch bei der Schülerredaktion der Berliner Zeitung. Daneben Museums-, Theater- und Konzertbesuche. Morgens von 9.00 bis 12.00 Uhr wurde allerdings gelernt. Natürlich Deutsch. Was fällt den Gästen aus Osteuropa an der deutschen Sprache schwer? Rita, Larissa Tokavera und Dusan Zec, Deutschlerner aus Litauen, Lettland und Serbien.

"Am schwierigsten finde ich in der deutschen Sprache die Artikel. Hier mache ich meistens Fehler.

Also, da kann ich nur zustimmen, ich denke, die muss man einfach fühlen, die Artikel das Erlernen geht ziemlich schwer. Ansonsten finde ich auch die Aussprache sehr schwierig mit dem "r" ist für die meisten sehr schwer…

Vielleicht fehlt mir die Kommunikation. Es gibt nicht viele Menschen, die deutsch sprechen, mir fehlt die Kommunikation, Deutsch besser zu sprechen. Grammatik und alles andere, das ist nicht so schwer für mich."

Obwohl es in osteuropäischen Ländern eine starke Tradition gibt, Deutsch zu lernen, ist sie in den meisten Ländern zweite Fremdsprache. Auch in Osteuropa herrscht als Lingua Franca das Englische. Es gilt als die Sprache, die vor allem die Kultur des Westens verkörpert. Umso begrüßenswerter ist die "Initiative Deutsche Sprache", die in Mittel- und Osteuropa auch ein aktuelles Deutschlandbild vermitteln will.

Der Aufenthalt der Olympioniken endet am Donnerstag mit einer Sprachrevue in der Berliner Kabarett Anstalt. Was genau die Schüler und Schülerinnen auf die Bühne bringen, ist noch streng geheim. Sie konnten auswählen zwischen Theaterspiel, Pop Chansons und Klangtexten. Eintrittskarten gibt es noch.

Das Gespräch zum Thema "Ungeliebte deutsche Sprache - Fehlt uns Sprachidentität?" mit Prof. Ludwig M. Eichinger vom Institut für deutsche Sprache Mannheim können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.