"Wir Kinder von Bahnhof Zoo" als Serie

Faszinosum Rausch

Filmausschnitt aus "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"
Filmausschnitt aus "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" © imago / TBM UnitedArchives
31.07.2017
Das Schicksal von Christiane F. wird nun auch noch als Serie verfilmt. Journalist Jörg Böckem, selbst jahrelang heroinabhängig, erinnert sich an seine damalige Begeisterung für das Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo": "Klingt ja geil, aufregend, spannend. Mich hat das eher gereizt als abgeschreckt."
Ein Teenie-Mädchen, das heroinsüchtig ist, seinen Körper für Drogen verkauft und zwischendurch dem Tod so nah steht, dass es nur noch Quarkfein-Pulver bei sich behalten kann. Die Geschichte der Christiane F., die 1978 im Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" erschien, hat Millionen von Menschen schockiert, berührt und auch fasziniert. 1981 kam die Verfilmung in die Kinos – auch sehr erfolgreich.
Jetzt wird das Schicksal von Christiane F. noch einmal verfilmt, und zwar als Fernsehserie von Produzent Oliver Berben.

"Mich hat das eher gereizt als abgeschreckt"

Jörg Böckem, der jahrzehntelang ein Doppelleben führte - als hochkarätiger Journalist einerseits und als schwer abhängiger Heroin-Junkie auf der anderen Seite – erinnert sich noch, wie ihn das Buch damals "reizte". Zu der Zeit habe er bereits die ersten Drogenerfahrungen gemacht.
"Und ich dachte nur: Klingt ja geil, aufregend, spannend. Mich hat das eher gereizt als abgeschreckt."
Was ihn letztendlich angetrieben habe, Drogen zu nehmen, sei der Wunsch gewesen, Extremerfahrungen zu machen.
"Ich wollte an meine Grenzen gehen, ich wollte über meine Grenzen gehen, ich wollte mich von der Gesellschaft, die meine Lehrer und Eltern repräsentiert haben, so weit wie möglich absetzen. Und da bot das Buch aus durchaus einige Beispiele."
Autor und Journalist Jörg Böckem
Der Autor und Journalist Jörg Böckem hat seine überstandene Heroinabhängigkeit in mehreren Büchern thematisiert.© Horst Galuschka /dpa
Trotzdem glaube er nicht, dass die Geschichte repräsentativ für Heroinabhängigen sei. Denn letztendlich schildere das Buch junge Menschen aus schwierigen sozialen und familiären Verhältnissen, die Halt und Identität suchen. Er selbst komme jedoch aus einem "sehr, sehr ordentlichen, bürgerlichen, funktionierenden Elternhaus. Neubausiedlung. Meine Eltern sind heute noch verheiratet."

"Heroin spielt immer noch eine sehr große Rolle"

Auch wenn Heroin oft als Phänomen der 1970er-Jahre wahrgenommen wird: Es spiele auch heute noch eine "sehr große Rolle", meint Böckem. Da in Deutschland viel in der Drogen- und Suchthilfe getan werde, stellen sich heute jedoch andere Fragen, als zu Zeiten von Christiane F.: Wie werden ältere Heroinabhängige untergebracht, die nicht in einem Seniorenheim leben können? Und wie geht man mit Kindern aus Suchtfamilien um? Wie kann man diese auffangen und schützen?
Heroin-Sucht hat sich also mehr und mehr von einem Jugend- zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen gewandelt, das alle Altersschichten betrifft.
(lk)
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