"Wir haben unsere Linie konsequent durchgehalten"
Anlässlich der Finanzkrise hat der Geschäftsführer der Fürst Fugger Privatbank, Harald Fuchs, auf den Erfolg seiner Bank hingewiesen. "Wir haben uns absolut ferngehalten, von jeglicher Kapitalmarktspekulation", sagte Fuchs.
Joachim Scholl: Über 500 Jahre währt ihre Geschichte. Und ihr Name ist mit einer der berühmtesten Handels- und Finanzdynastien dieser Welt verknüpft, die Fürst Fugger Privatbank. Sie residiert in Augsburg, dort wo auch die Gründer, die Gebrüder Fugger im 15. Jahrhundert begannen, ihr Imperium aufzubauen.
Heute verwaltet die Bank ein Vermögen von über mehr als drei Milliarden Euro und den im Juli veröffentlichten Bilanzzahlen zufolge geht es der Fürst Fugger Privatbank prächtig. Und das in diesen Zeiten, in denen andere Banken derart taumeln, dass sie vom Staat gerettet werden müssen. Am Telefon begrüße ich nun Harald Fuchs, Geschäftsführer der Fürst Fugger Privatbank. Schönen guten Morgen!
Harald Fuchs: Ja, guten Morgen, meine sehr verehrten Zuhörerrinnen und Zuhörer. Guten Morgen, Herr Scholl!
Scholl: Ihre Bank wächst und gedeiht, Herr Fuchs, während in der Branche das Chaos regiert. Was machen Privatbanken, was haben Sie als Privatbank so viel anders und anscheinend auch besser gemacht als Ihre Kollegen, die derzeit alle schlecht schlafen?
Fuchs: Ja, wenn man das sehr genau auf den Punkt bringen will. Wir haben uns absolut ferngehalten von jeglicher Kapitalmarktspekulation, waren in unserer Grundhaltung konservativ und haben das auch durchgehalten und haben uns nicht verführen lassen zu irgendwelchen riskanten Spekulationsgeschäften, sondern sind unserer Linie treu geblieben, das Beste für unsere Kunden zu finden und unseren Kunden zu empfehlen und konservativ in der Grundeinstellung zu bleiben. Ich denke mal, dieses Modell hat sich absolut bewährt. Gerade in schwierigen Zeiten ist es ein stabilisierender Faktor. Wenn man diese Grundeinstellung, die auch unsere Gründerväter schon vor 550 Jahren hatten, wenn man die beibehält.
Scholl: Sie sind nicht börsennotiert. Ihre Gesellschafter haften persönlich für das Geschäftsergebnis. Womit verdienen Sie aber Ihr Geld, wenn Sie sagen, Sie halten sich von den Kapitalmarktspekulationen fern? Handeln Sie gar nicht an den Weltbörsen?
Fuchs: Wir sind eine Anlagebank. Wir als Privatbank sind Vermögensberater und Vermögensverwalter für unsere Kunden. Wir bieten unseren Kunden Anlagelösungen an und halten uns als Bank selber von Spekulationsgeschäften selbstverständlich fern.
Scholl: Das heißt, Sie haben keinen Eigenhandel wie die anderen Banken?
Fuchs: Wir haben natürlich einen gewissen Eigenhandel, wo wir unsere Überschüsse anlegen, zinsbringend anlegen, aber das in einer sehr konservativen Art und Weise. Unser Schwerpunkt unseres Geschäftsmodells liegt eindeutig auf der Kundenseite. Wir haben unseren Kunden im Fokus und versuchen ihm, die besten Lösungen weltweit zu erarbeiten und vermitteln.
Scholl: Aber was heißt das denn konkret? Wenn ich jetzt komme zu Ihnen mit 100.000 Euro und sage, Herr Fuchs, bitte legen Sie dieses Geld so an, dass ich ruhig schlafen kann, was raten Sie mir?
Fuchs: Dann werden wir in dem Gespräch das ganze Thema etwas vertiefen und versuchen, Ihre Ziele genauer zu definieren. Und wenn Sie dann sagen, ich will eine konservative Grundeinstellung in meiner Anlage auch wiedersehen, dann werden wir Ihnen ein konservativ orientiertes Portfolio empfehlen, das mit ganz geringen Schwankungen eine möglichst attraktive Rendite erzielt.
Scholl: Das heißt also, ein Aktienfonds zum Beispiel, der sehr sicher ist?
Fuchs: Ihnen würde ich keinen Aktienfonds empfehlen. Wenn man heute an die Weltbörsen schaut, dann weiß man, dass Aktien und Aktienfonds durchaus schwankungsintensive Anlageinstrumente sind.
Scholl: Was wäre dann aber ein Instrument? Immobilien? Ich meine, so viel gibt es doch gar nicht.
Fuchs: In der heutigen Zeit würde ich durchaus einen offenen Immobilienfonds, der gut gemanagt ist, empfehlen. Damit sind, wenn man auf die letzten zwölf Monate zurückblickt, hoch attraktive Renditen zu erwirtschaften gewesen, die so zwischen fünf und sechs Prozent lagen, und ohne große Schwankungen.
Scholl: Nun war der Zeitgeist der letzten Jahre ja anders. Man spricht ja nicht umsonst vom Casino-Kapitalismus. Das heißt, Banken und Manager haben als eigentlich als Spieler engagiert und genossen dadurch auch hohes Ansehen. Das galt ja lange Zeit als hipp und sexy, möglichst riskant vorzugehen, während das traditionelle konservative Geschäft, wie Sie es jetzt vertreten, als bieder und brav deutsch ein wenig verhöhnt wurde. Wie haben Sie sich denn in den letzten Jahren so diesem Zeitgeist entziehen können?
Fuchs: Ach, wissen Sie, man muss seiner Grundhaltung treu bleiben und man muss eine Strategie, die man als richtig empfindet, auch durchhalten, auch wenn manchmal der Zeitgeist etwas anderes sagt. Wir haben unsere Linie konsequent durchgehalten, und die Erfolge fahren wir heute ein. Wir haben festgestellt, dass es eine große Klientel mittlerweile gibt, die dieser konservativen Grundhaltung entspricht, und wir haben uns auf diese Kundengruppen konzentriert und spezialisiert. Und ich denke mal, wir haben damit einen Weg beschritten, der äußerst erfolgreich war.
Scholl: Wie hat man denn in Ihren Kreisen über jene Aussage diskutiert eines Josef Ackermann, der einst 25 Prozent Kapitalrendite seiner Bank zum Ziel setzte?
Fuchs: Wir haben die Stirn gerunzelt und haben uns gefragt, wie das in normalen Kundengeschäften möglich sein soll. Herr Ackermann hat sicherlich recht, wenn man die ganze Facette der Bankgeschäfte spielt, sind derartige Renditechancen da. Wenn man sich, so wie wir, konzentriert auf das Kundengeschäft, auf das Privatkundengeschäft, dann, denke ich mal, ist diese Renditemarke nicht zu erreichen.
Scholl: Privatbanken handeln anders. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur ist Harald Fuchs von der Fürst Fugger Privatbank. Herr Fuchs, immer wieder wird über exorbitante Managergehälter diskutiert, und da sind die Banken natürlich ganz vorne dran. Was in diesen Tagen merkwürdigerweise kaum in die Kritik gerät, ist das System, dass die individuelle Gier antreibt wie nichts anderes, nämlich das Bonussystem, die Gratifikation am Jahresende, die rein nach Ertrag und Rendite berechnet wird und zum Teil 80 oder 90 Prozent des Jahresgehaltes ausmacht. Ist das nicht der Kern allen Übels eigentlich?
Fuchs: Das ist sicherlich ein Faktor, der eine große Rolle gespielt hat. Wenn man gerade über den Teich blickt und sieht, wie Manager quartalsgetrieben sind, sie müssen jedes Quartal Berichte abliefern, anhand derer sie gemessen werden, möglicherweise um ihren Job fürchten müssen und die dann am Jahresende von diesen Zahlen getrieben die wesentliche Gehaltsbestandteile bekommen, dann kann es sicherlich ein Motivator gewesen sein, um Geschäfte dieser Art zu tätigen. Ob es allein das Bonifikationssystem war, das sei mal dahingestellt.
Scholl: Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern Boni?
Fuchs: Wir zahlen unseren Mitarbeitern wie branchenüblich ebenfalls Boni, allerdings nicht in diesen Relationen, wie sie hier genannt wurden. Bei uns gibt es einen fixen Block Festgehalt und darauf aufsetzend eine Bonifikation, die nicht, wie häufig in der Branche erzählt wird, von Zahlen ausschließlich abhängt, sondern im Wesentlichen bei uns von qualitativen Faktoren. Qualitative Faktoren wie zum Beispiel Kundenzufriedenheit, qualitative Faktoren wie zum Beispiel Kundenbindung, langjährige Kundenbeziehungen und ähnliche Dinge mehr, die uns als Bankinstitut sehr, sehr wichtig sind.
Scholl: Aber das ist ja genau wahrscheinlich das, was ich mit dem Kern allen Übels meinte. Wenn jeder Manager von morgens immer denkt, ich muss Zahlen bringen, ich muss Zahlen bringen, um am Ende wirklich meine Millionen zu verdienen, und natürlich sind diese Millionen der große Anreiz, dann macht doch eigentlich jeder weiter so wie bisher?
Fuchs: Die Gefahr besteht, das sehe ich genauso wie Sie. Wenn Ihr persönliches Einkommen stark von diesen Zahlen abhängt, dann werden Sie natürlich bemüht sein, diese Zahlen so gut wie möglich darzustellen und möglicherweise tritt das Risiko als eines der entscheidenden Faktoren etwas in den Hintergrund. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei einigen Entscheidungen, die da in den vergangenen Jahren getroffen wurden, dass dies so der Fall war.
Scholl: Vor einigen Jahren hat der Chef der privaten Bank Metzler die Branche insofern schockiert, als er verkündete, wir brauchen eigentlich kein Wachstum mehr, wir haben genug. Wachstum, das ist das Mantra auch der Finanzwelt. Wäre es nicht an der Zeit, dass man da mal wirklich eine andere Melodie anstimmt, die eben vielleicht in Richtung Verantwortlichkeit geht?
Fuchs: Ich denke mal, Verantwortung ist eine der großen Ziele, die deutlich mehr in den Vordergrund rücken muss. Wir sehen es an der aktuellen Krisensituation, dass offensichtlich dieses Ziel nicht ganz so weit vorne in der Prioritätenliste war, wie man das sich heute wünschen würde. Gerade die Verantwortung, und zwar in verschiedenen Facetten, Verantwortung gesellschaftspolitischer Art, ethischer Art, aber auch Verantwortung für die eigenen Mitarbeiter, das sollten durchaus Ziele sein, die bei Managern wieder etwas mehr an Bedeutung erreichen sollten.
Scholl: Heißt das eigentlich, dass diese aktuelle Krise Sie jetzt gar nicht berührt hat in Ihrer Geschäftswelt, im Alltag?
Fuchs: Berührt sind wir natürlich auch. Wenn Sie Kundengespräche führen und der Kunde fragt Sie, wie soll ich das beurteilen und sich die Frage stellt, wo geht die Reise hin und Sorge möglicherweise hat.
Scholl: Ja, was sagen Sie denn dann? Ich bin so ein Kunde. Ich habe große Sorgen, Herr Fuchs.
Fuchs: Wenn man die Börsen anschaut über die vielen Jahre, wird man eines feststellen, es gibt Börsenzyklen. Ein Zyklus, der geht nach oben, das waren, wenn man jetzt die letzten eineinhalb Jahre ausblendet, die fünf Jahre davor. Und jetzt sind wir in einem Zyklus des Börsenabschwunges. Das scheint den Börsen immanent zu sein, wenngleich die Grundrichtung an den Börsen positiv ist. Das ist die, denke ich mal, beruhigende Nachricht, wenngleich man das heute, wenn man sich die Zahlen anschaut, so vielleicht nicht gleich erfassen mag.
Scholl: Das heißt, nicht überreagieren, alles liegen lassen, nicht dran denken. Am besten irgendwie drei Jahre schlafen und dann wieder aufwachen und auf die nächsten Börsenkurs schauen, so ungefähr.
Fuchs: Ja, das ist sicherlich vereinfacht dargestellt.
Scholl: Nun ist es kein Geheimnis, Herr Fuchs, dass die Kunden von Privatbanken in der Regel sehr, sehr wohlhabende Menschen sind. Wenn jetzt doch etliche gebrannte Kunden anderer Banken denken, auf zur nächsten Privatbank, auf nach Augsburg, wie viel muss man denn bei Ihnen mitbringen?
Fuchs: Sie werden erstaunt sein, wir kennen diese Einstiegsgrenzen, die unsere Mitwettbewerber gerne nennen, kennen wir nicht. Wir haben uns immer ferngehalten von dieser Denke. Uns ist jeder Kunde willkommen. Wir haben eine bedarfsadjustierte Beratung bei uns eingeführt. Das heißt, wenn jemand kommt mit 50.000 Euro, dann kriegt er bezogen auf diese Menge Geld, 50.000 Euro sind viel Geld, um das mal klar zu sagen, eine ihm angemessene Beratung. Wenn jemand kommt, der etwas mehr mitbringt, selbstverständlich genauso. Eine bedarfsadjustierte Beratung ist völlig unabhängig von der Menge, die man mitbringt. Und man sollte sich auch nicht diese Arroganz auf die Fahnen heften, zu sagen, wir sind nur ab einer bestimmten Grenze für die Kunden da. Als Privatkundenbank haben wir den Auftrag, unsere privaten Kunden mit ihren Problemen, die Probleme dieser Kunden, zu lösen. Und das wollen wir auch gerne tun.
Scholl: Ich bin froh, dass ein Bankier sagt, 50.000 Euro sind viel Geld, bei den Milliarden, die jetzt irgendwie dermaßen verbrannt werden. 50.000 Euro sind, glaube ich, für jeden Menschen wirklich viel Geld. Harald Fuchs, Geschäftsführer der Fürst Fugger Privatbank zur Bankenkrise und zum Geschäftsgebaren der Bank. Ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch!
Fuchs: Ich danke Ihnen auch und noch einen schönen Tag! Auf Wiederhören!
Heute verwaltet die Bank ein Vermögen von über mehr als drei Milliarden Euro und den im Juli veröffentlichten Bilanzzahlen zufolge geht es der Fürst Fugger Privatbank prächtig. Und das in diesen Zeiten, in denen andere Banken derart taumeln, dass sie vom Staat gerettet werden müssen. Am Telefon begrüße ich nun Harald Fuchs, Geschäftsführer der Fürst Fugger Privatbank. Schönen guten Morgen!
Harald Fuchs: Ja, guten Morgen, meine sehr verehrten Zuhörerrinnen und Zuhörer. Guten Morgen, Herr Scholl!
Scholl: Ihre Bank wächst und gedeiht, Herr Fuchs, während in der Branche das Chaos regiert. Was machen Privatbanken, was haben Sie als Privatbank so viel anders und anscheinend auch besser gemacht als Ihre Kollegen, die derzeit alle schlecht schlafen?
Fuchs: Ja, wenn man das sehr genau auf den Punkt bringen will. Wir haben uns absolut ferngehalten von jeglicher Kapitalmarktspekulation, waren in unserer Grundhaltung konservativ und haben das auch durchgehalten und haben uns nicht verführen lassen zu irgendwelchen riskanten Spekulationsgeschäften, sondern sind unserer Linie treu geblieben, das Beste für unsere Kunden zu finden und unseren Kunden zu empfehlen und konservativ in der Grundeinstellung zu bleiben. Ich denke mal, dieses Modell hat sich absolut bewährt. Gerade in schwierigen Zeiten ist es ein stabilisierender Faktor. Wenn man diese Grundeinstellung, die auch unsere Gründerväter schon vor 550 Jahren hatten, wenn man die beibehält.
Scholl: Sie sind nicht börsennotiert. Ihre Gesellschafter haften persönlich für das Geschäftsergebnis. Womit verdienen Sie aber Ihr Geld, wenn Sie sagen, Sie halten sich von den Kapitalmarktspekulationen fern? Handeln Sie gar nicht an den Weltbörsen?
Fuchs: Wir sind eine Anlagebank. Wir als Privatbank sind Vermögensberater und Vermögensverwalter für unsere Kunden. Wir bieten unseren Kunden Anlagelösungen an und halten uns als Bank selber von Spekulationsgeschäften selbstverständlich fern.
Scholl: Das heißt, Sie haben keinen Eigenhandel wie die anderen Banken?
Fuchs: Wir haben natürlich einen gewissen Eigenhandel, wo wir unsere Überschüsse anlegen, zinsbringend anlegen, aber das in einer sehr konservativen Art und Weise. Unser Schwerpunkt unseres Geschäftsmodells liegt eindeutig auf der Kundenseite. Wir haben unseren Kunden im Fokus und versuchen ihm, die besten Lösungen weltweit zu erarbeiten und vermitteln.
Scholl: Aber was heißt das denn konkret? Wenn ich jetzt komme zu Ihnen mit 100.000 Euro und sage, Herr Fuchs, bitte legen Sie dieses Geld so an, dass ich ruhig schlafen kann, was raten Sie mir?
Fuchs: Dann werden wir in dem Gespräch das ganze Thema etwas vertiefen und versuchen, Ihre Ziele genauer zu definieren. Und wenn Sie dann sagen, ich will eine konservative Grundeinstellung in meiner Anlage auch wiedersehen, dann werden wir Ihnen ein konservativ orientiertes Portfolio empfehlen, das mit ganz geringen Schwankungen eine möglichst attraktive Rendite erzielt.
Scholl: Das heißt also, ein Aktienfonds zum Beispiel, der sehr sicher ist?
Fuchs: Ihnen würde ich keinen Aktienfonds empfehlen. Wenn man heute an die Weltbörsen schaut, dann weiß man, dass Aktien und Aktienfonds durchaus schwankungsintensive Anlageinstrumente sind.
Scholl: Was wäre dann aber ein Instrument? Immobilien? Ich meine, so viel gibt es doch gar nicht.
Fuchs: In der heutigen Zeit würde ich durchaus einen offenen Immobilienfonds, der gut gemanagt ist, empfehlen. Damit sind, wenn man auf die letzten zwölf Monate zurückblickt, hoch attraktive Renditen zu erwirtschaften gewesen, die so zwischen fünf und sechs Prozent lagen, und ohne große Schwankungen.
Scholl: Nun war der Zeitgeist der letzten Jahre ja anders. Man spricht ja nicht umsonst vom Casino-Kapitalismus. Das heißt, Banken und Manager haben als eigentlich als Spieler engagiert und genossen dadurch auch hohes Ansehen. Das galt ja lange Zeit als hipp und sexy, möglichst riskant vorzugehen, während das traditionelle konservative Geschäft, wie Sie es jetzt vertreten, als bieder und brav deutsch ein wenig verhöhnt wurde. Wie haben Sie sich denn in den letzten Jahren so diesem Zeitgeist entziehen können?
Fuchs: Ach, wissen Sie, man muss seiner Grundhaltung treu bleiben und man muss eine Strategie, die man als richtig empfindet, auch durchhalten, auch wenn manchmal der Zeitgeist etwas anderes sagt. Wir haben unsere Linie konsequent durchgehalten, und die Erfolge fahren wir heute ein. Wir haben festgestellt, dass es eine große Klientel mittlerweile gibt, die dieser konservativen Grundhaltung entspricht, und wir haben uns auf diese Kundengruppen konzentriert und spezialisiert. Und ich denke mal, wir haben damit einen Weg beschritten, der äußerst erfolgreich war.
Scholl: Wie hat man denn in Ihren Kreisen über jene Aussage diskutiert eines Josef Ackermann, der einst 25 Prozent Kapitalrendite seiner Bank zum Ziel setzte?
Fuchs: Wir haben die Stirn gerunzelt und haben uns gefragt, wie das in normalen Kundengeschäften möglich sein soll. Herr Ackermann hat sicherlich recht, wenn man die ganze Facette der Bankgeschäfte spielt, sind derartige Renditechancen da. Wenn man sich, so wie wir, konzentriert auf das Kundengeschäft, auf das Privatkundengeschäft, dann, denke ich mal, ist diese Renditemarke nicht zu erreichen.
Scholl: Privatbanken handeln anders. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur ist Harald Fuchs von der Fürst Fugger Privatbank. Herr Fuchs, immer wieder wird über exorbitante Managergehälter diskutiert, und da sind die Banken natürlich ganz vorne dran. Was in diesen Tagen merkwürdigerweise kaum in die Kritik gerät, ist das System, dass die individuelle Gier antreibt wie nichts anderes, nämlich das Bonussystem, die Gratifikation am Jahresende, die rein nach Ertrag und Rendite berechnet wird und zum Teil 80 oder 90 Prozent des Jahresgehaltes ausmacht. Ist das nicht der Kern allen Übels eigentlich?
Fuchs: Das ist sicherlich ein Faktor, der eine große Rolle gespielt hat. Wenn man gerade über den Teich blickt und sieht, wie Manager quartalsgetrieben sind, sie müssen jedes Quartal Berichte abliefern, anhand derer sie gemessen werden, möglicherweise um ihren Job fürchten müssen und die dann am Jahresende von diesen Zahlen getrieben die wesentliche Gehaltsbestandteile bekommen, dann kann es sicherlich ein Motivator gewesen sein, um Geschäfte dieser Art zu tätigen. Ob es allein das Bonifikationssystem war, das sei mal dahingestellt.
Scholl: Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern Boni?
Fuchs: Wir zahlen unseren Mitarbeitern wie branchenüblich ebenfalls Boni, allerdings nicht in diesen Relationen, wie sie hier genannt wurden. Bei uns gibt es einen fixen Block Festgehalt und darauf aufsetzend eine Bonifikation, die nicht, wie häufig in der Branche erzählt wird, von Zahlen ausschließlich abhängt, sondern im Wesentlichen bei uns von qualitativen Faktoren. Qualitative Faktoren wie zum Beispiel Kundenzufriedenheit, qualitative Faktoren wie zum Beispiel Kundenbindung, langjährige Kundenbeziehungen und ähnliche Dinge mehr, die uns als Bankinstitut sehr, sehr wichtig sind.
Scholl: Aber das ist ja genau wahrscheinlich das, was ich mit dem Kern allen Übels meinte. Wenn jeder Manager von morgens immer denkt, ich muss Zahlen bringen, ich muss Zahlen bringen, um am Ende wirklich meine Millionen zu verdienen, und natürlich sind diese Millionen der große Anreiz, dann macht doch eigentlich jeder weiter so wie bisher?
Fuchs: Die Gefahr besteht, das sehe ich genauso wie Sie. Wenn Ihr persönliches Einkommen stark von diesen Zahlen abhängt, dann werden Sie natürlich bemüht sein, diese Zahlen so gut wie möglich darzustellen und möglicherweise tritt das Risiko als eines der entscheidenden Faktoren etwas in den Hintergrund. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei einigen Entscheidungen, die da in den vergangenen Jahren getroffen wurden, dass dies so der Fall war.
Scholl: Vor einigen Jahren hat der Chef der privaten Bank Metzler die Branche insofern schockiert, als er verkündete, wir brauchen eigentlich kein Wachstum mehr, wir haben genug. Wachstum, das ist das Mantra auch der Finanzwelt. Wäre es nicht an der Zeit, dass man da mal wirklich eine andere Melodie anstimmt, die eben vielleicht in Richtung Verantwortlichkeit geht?
Fuchs: Ich denke mal, Verantwortung ist eine der großen Ziele, die deutlich mehr in den Vordergrund rücken muss. Wir sehen es an der aktuellen Krisensituation, dass offensichtlich dieses Ziel nicht ganz so weit vorne in der Prioritätenliste war, wie man das sich heute wünschen würde. Gerade die Verantwortung, und zwar in verschiedenen Facetten, Verantwortung gesellschaftspolitischer Art, ethischer Art, aber auch Verantwortung für die eigenen Mitarbeiter, das sollten durchaus Ziele sein, die bei Managern wieder etwas mehr an Bedeutung erreichen sollten.
Scholl: Heißt das eigentlich, dass diese aktuelle Krise Sie jetzt gar nicht berührt hat in Ihrer Geschäftswelt, im Alltag?
Fuchs: Berührt sind wir natürlich auch. Wenn Sie Kundengespräche führen und der Kunde fragt Sie, wie soll ich das beurteilen und sich die Frage stellt, wo geht die Reise hin und Sorge möglicherweise hat.
Scholl: Ja, was sagen Sie denn dann? Ich bin so ein Kunde. Ich habe große Sorgen, Herr Fuchs.
Fuchs: Wenn man die Börsen anschaut über die vielen Jahre, wird man eines feststellen, es gibt Börsenzyklen. Ein Zyklus, der geht nach oben, das waren, wenn man jetzt die letzten eineinhalb Jahre ausblendet, die fünf Jahre davor. Und jetzt sind wir in einem Zyklus des Börsenabschwunges. Das scheint den Börsen immanent zu sein, wenngleich die Grundrichtung an den Börsen positiv ist. Das ist die, denke ich mal, beruhigende Nachricht, wenngleich man das heute, wenn man sich die Zahlen anschaut, so vielleicht nicht gleich erfassen mag.
Scholl: Das heißt, nicht überreagieren, alles liegen lassen, nicht dran denken. Am besten irgendwie drei Jahre schlafen und dann wieder aufwachen und auf die nächsten Börsenkurs schauen, so ungefähr.
Fuchs: Ja, das ist sicherlich vereinfacht dargestellt.
Scholl: Nun ist es kein Geheimnis, Herr Fuchs, dass die Kunden von Privatbanken in der Regel sehr, sehr wohlhabende Menschen sind. Wenn jetzt doch etliche gebrannte Kunden anderer Banken denken, auf zur nächsten Privatbank, auf nach Augsburg, wie viel muss man denn bei Ihnen mitbringen?
Fuchs: Sie werden erstaunt sein, wir kennen diese Einstiegsgrenzen, die unsere Mitwettbewerber gerne nennen, kennen wir nicht. Wir haben uns immer ferngehalten von dieser Denke. Uns ist jeder Kunde willkommen. Wir haben eine bedarfsadjustierte Beratung bei uns eingeführt. Das heißt, wenn jemand kommt mit 50.000 Euro, dann kriegt er bezogen auf diese Menge Geld, 50.000 Euro sind viel Geld, um das mal klar zu sagen, eine ihm angemessene Beratung. Wenn jemand kommt, der etwas mehr mitbringt, selbstverständlich genauso. Eine bedarfsadjustierte Beratung ist völlig unabhängig von der Menge, die man mitbringt. Und man sollte sich auch nicht diese Arroganz auf die Fahnen heften, zu sagen, wir sind nur ab einer bestimmten Grenze für die Kunden da. Als Privatkundenbank haben wir den Auftrag, unsere privaten Kunden mit ihren Problemen, die Probleme dieser Kunden, zu lösen. Und das wollen wir auch gerne tun.
Scholl: Ich bin froh, dass ein Bankier sagt, 50.000 Euro sind viel Geld, bei den Milliarden, die jetzt irgendwie dermaßen verbrannt werden. 50.000 Euro sind, glaube ich, für jeden Menschen wirklich viel Geld. Harald Fuchs, Geschäftsführer der Fürst Fugger Privatbank zur Bankenkrise und zum Geschäftsgebaren der Bank. Ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch!
Fuchs: Ich danke Ihnen auch und noch einen schönen Tag! Auf Wiederhören!