Wir freuen uns über den Besuch
'Erkenne dich selbst' lautet die Inschrift am Apollotempel in Delphi und formuliert einen berühmten Grundsatz abendländischer Philosophie. Aber wie soll das gehen, wenn das 'Ich' kein 'Du' hat, an dem es sich erkennen kann? Zur Zeit allerdings diskutieren wir dieses 'Du' ganz konkret und ganz politisch. Das 'Du', von dem wir sprechen, ist der Muslim in unserer Mitte - und wir sind ratlos.
Wir verstehen die Muslime nicht, so sehr wir uns auch bemühen. Und uns selber verstehen wir auch nicht. Denn wir wissen nicht, was wir wollen. Manchmal haben wir den Eindruck, dass wir unsere muslimischen Gäste stören, dass wir verschwinden sollen und überlegen: Sind die Muslime nun Freunde und Gäste oder Eindringlinge und Eroberer? Einer Antwort darauf kommen wir eigentlich nur dann näher, wenn wir fragen: Wie war es früher? Gibt es da eine historische Dynamik, eine historisch gewachsene Identität, einen harten religiösen Willen?
Schon immer pflegten die Muslime eine intensive, geradezu eindringliche Besuchskultur. Waren die Christen früher vielleicht auch entsprechend gastfreundlicher? Wie auch immer - sehr bald nach dem Tod des Propheten, schon im Jahre 638, besuchte und befreite der muslimische Feldherr Kalif Omar das christliche Jerusalem. Der Patriarch Sophronius hieß ihn herzlich willkommen. Und dann befreite Kalif Omar die Christen vom Christentum. Die Christen durften allesamt Muslime werden mit all den Rechten, die jeder Muslim auch hat. Oder sie wurden zu Dhimmis, zu Schutzbefohlenen ohne Rechte. Danach besuchten die Muslime das christliche Ägypten und befreiten auch dort die Christen vom Christentum. Ähnlich war es in Syrien und in Nordafrika und an vielen anderen Orten des christlichen Abendlandes.
Nur in Spanien wurde es schwierig. Die dortigen Herrscher, die Westgoten, wehrten sich heftig und mussten im Jahre 711 mit Waffengewalt zur Vernunft gebracht werden. Doch dann begann endlich auch auf europäischem Boden eine Glanzeit muslimischer Geschichte. Philosophie und Kunst erblühten, herrliche Moscheen, Burgen und Gärten entstanden und jeder Christ konnte Muslim werden. Dann aber kam die Reconquista, die Rückeroberung Spaniens durch die christlichen Spanier und die Vertreibung der Muslime. Diese Reconquista war, genau genommen, Plagiat und Blasphemie, man stahl muslimisches Kulturgut. Die Christen behaupteten nämlich, daß die Vertreibung der Muslime ein Heiliger Krieg gewesen sei. Damit beanspruchten sie einen muslimischen Begriff, der den Christen gar nicht zusteht.
Die wohl peinlichste Phase in der Beziehung zwischen Christen und Muslimen begann 1529. Ein Dutzend Jahre, nachdem Luther seine Thesen an die Wittenberger Schlosskirche geschlagen hatte, versuchten die türkischen Muslime, Wien zu besuchen. Vergeblich. Kein einziger Wiener war bereit, sie einzulassen und mit ihnen den köstlichen türkischen Mokka zu schlürfen. Insgesamt sieben Mal versuchten die Muslime, Wien zu besuchen – das letzte Mal im 18. Jahrhundert – und jedes Mal wurden sie schnöde abgewiesen. Schlimmer noch, sie wurden mit Waffengewalt verfolgt und vertrieben, so als wären sie Mörder und Räuber und nicht fromme Muslime, die täglich ihre Gebete verrichten.
Wo immer sie hinkamen, betrieben die Muslime ihren segensreichen Kampf gegen die christliche Arbeitslosigkeit. Mehr als eine Million Europäer wurden zwischen 1500 und 1800 von nordafrikanischen Muslimen mit schönen schnellen Schiffen abgeholt, um als sozial abgesicherte Sklaven zu arbeiten. Seeleute und Fischer wurden bevorzugt und mussten sich um ihre Rente fürderhin nicht mehr kümmern. In der Folge kam es zwar zu einer gewaltigen Entvölkerung der europäischen Küstenregionen, zu großer Armut und wehleidigem Jammern, aber die Arbeitslosigkeit war beseitigt und im muslimischen Nordafrika entstanden Wohlstand und Glück.
Ähnlich sozialpolitisch verantwortungsbewusst verhalten sich die Muslime auch heute. Weil sie sehen, dass wir Europäer unsere Kinder lieber abtreiben als gebären, bringen sie uns ihre eigenen Kinder als Geschenk dar. In ein paar Jahrzehnten werden die Völker Europas sich wie einst die Urschweizer am Vierwaldstätter See zusammenfinden, unter funkelnden Sternen, oder in der Aula der Rütli-Schule, ihre Hände auf den Koran legen und wie damals 1291 ihren Eid auf das dann heilige muslimische, Europa leisten. Bis spät in die Nacht werden sie sich dann reich beschenken: mit Gold, Weihrauch und Myrrhen.
Die Delphische Forderung "Erkenne Dich Selbst" wird dann beglückend erfüllt sein.
Alexander Schuller ist Soziologe, Publizist und Professor in Berlin. Er hatte Forschungsprofessuren in den USA (Princeton, Harvard) und ist Mitherausgeber von ‚Paragrana’ (Akademie-Verlag). In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen befasst er sich mit Fragen der Anthropologie und der Bildungs-, Medizin-, Geschichts- und Alltagssoziologie. Er arbeitet als Rundfunk-Autor sowie für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und gelegentlich für die "TAZ", die "Süddeutsche Zeitung", "Die Welt", "Die Zeit" und für die Zeitschriften "Merkur" und "Universitas".
Schon immer pflegten die Muslime eine intensive, geradezu eindringliche Besuchskultur. Waren die Christen früher vielleicht auch entsprechend gastfreundlicher? Wie auch immer - sehr bald nach dem Tod des Propheten, schon im Jahre 638, besuchte und befreite der muslimische Feldherr Kalif Omar das christliche Jerusalem. Der Patriarch Sophronius hieß ihn herzlich willkommen. Und dann befreite Kalif Omar die Christen vom Christentum. Die Christen durften allesamt Muslime werden mit all den Rechten, die jeder Muslim auch hat. Oder sie wurden zu Dhimmis, zu Schutzbefohlenen ohne Rechte. Danach besuchten die Muslime das christliche Ägypten und befreiten auch dort die Christen vom Christentum. Ähnlich war es in Syrien und in Nordafrika und an vielen anderen Orten des christlichen Abendlandes.
Nur in Spanien wurde es schwierig. Die dortigen Herrscher, die Westgoten, wehrten sich heftig und mussten im Jahre 711 mit Waffengewalt zur Vernunft gebracht werden. Doch dann begann endlich auch auf europäischem Boden eine Glanzeit muslimischer Geschichte. Philosophie und Kunst erblühten, herrliche Moscheen, Burgen und Gärten entstanden und jeder Christ konnte Muslim werden. Dann aber kam die Reconquista, die Rückeroberung Spaniens durch die christlichen Spanier und die Vertreibung der Muslime. Diese Reconquista war, genau genommen, Plagiat und Blasphemie, man stahl muslimisches Kulturgut. Die Christen behaupteten nämlich, daß die Vertreibung der Muslime ein Heiliger Krieg gewesen sei. Damit beanspruchten sie einen muslimischen Begriff, der den Christen gar nicht zusteht.
Die wohl peinlichste Phase in der Beziehung zwischen Christen und Muslimen begann 1529. Ein Dutzend Jahre, nachdem Luther seine Thesen an die Wittenberger Schlosskirche geschlagen hatte, versuchten die türkischen Muslime, Wien zu besuchen. Vergeblich. Kein einziger Wiener war bereit, sie einzulassen und mit ihnen den köstlichen türkischen Mokka zu schlürfen. Insgesamt sieben Mal versuchten die Muslime, Wien zu besuchen – das letzte Mal im 18. Jahrhundert – und jedes Mal wurden sie schnöde abgewiesen. Schlimmer noch, sie wurden mit Waffengewalt verfolgt und vertrieben, so als wären sie Mörder und Räuber und nicht fromme Muslime, die täglich ihre Gebete verrichten.
Wo immer sie hinkamen, betrieben die Muslime ihren segensreichen Kampf gegen die christliche Arbeitslosigkeit. Mehr als eine Million Europäer wurden zwischen 1500 und 1800 von nordafrikanischen Muslimen mit schönen schnellen Schiffen abgeholt, um als sozial abgesicherte Sklaven zu arbeiten. Seeleute und Fischer wurden bevorzugt und mussten sich um ihre Rente fürderhin nicht mehr kümmern. In der Folge kam es zwar zu einer gewaltigen Entvölkerung der europäischen Küstenregionen, zu großer Armut und wehleidigem Jammern, aber die Arbeitslosigkeit war beseitigt und im muslimischen Nordafrika entstanden Wohlstand und Glück.
Ähnlich sozialpolitisch verantwortungsbewusst verhalten sich die Muslime auch heute. Weil sie sehen, dass wir Europäer unsere Kinder lieber abtreiben als gebären, bringen sie uns ihre eigenen Kinder als Geschenk dar. In ein paar Jahrzehnten werden die Völker Europas sich wie einst die Urschweizer am Vierwaldstätter See zusammenfinden, unter funkelnden Sternen, oder in der Aula der Rütli-Schule, ihre Hände auf den Koran legen und wie damals 1291 ihren Eid auf das dann heilige muslimische, Europa leisten. Bis spät in die Nacht werden sie sich dann reich beschenken: mit Gold, Weihrauch und Myrrhen.
Die Delphische Forderung "Erkenne Dich Selbst" wird dann beglückend erfüllt sein.
Alexander Schuller ist Soziologe, Publizist und Professor in Berlin. Er hatte Forschungsprofessuren in den USA (Princeton, Harvard) und ist Mitherausgeber von ‚Paragrana’ (Akademie-Verlag). In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen befasst er sich mit Fragen der Anthropologie und der Bildungs-, Medizin-, Geschichts- und Alltagssoziologie. Er arbeitet als Rundfunk-Autor sowie für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und gelegentlich für die "TAZ", die "Süddeutsche Zeitung", "Die Welt", "Die Zeit" und für die Zeitschriften "Merkur" und "Universitas".