"Wir brauchen richtige Lernlandschaften"
Mathe, Physik oder Chemie sind für viele Schüler nicht gerade Traumfächer. Das liegt nach Ansicht des Vereins Science on Stage vor allem daran, dass Kinder und Jugendliche in den naturwissenschaftlichen Fächern durch die Schule demotiviert werden. Daher müsse man "neue Wege der Vermittlung von Naturwissenschaften" gehen, meint Wolfgang Welz, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. In "Lernlandschaften" beispielsweise würden sich Kinder mit ihren unterschiedlichen Begabungen besser wiederfinden.
Liane von Billerbeck: Einstein zum Anfassen. So etwa könnte man das nennen, was der Verein Science on Stage Deutschland e.V. unternimmt, um sein Ziel zu erreichen, Kinder für Naturwissenschaften zu begeistern, oder, um es mal eine Nummer kleiner zu machen, sie wenigstens nicht zu demotivieren, wenn es um Mathe und Physik, Biologie und Chemie geht, wie das leider an manchen Schulen gang und gäbe ist. Von heute an wird deshalb ein paar Tage lang ein nationales Bildungsfestival veranstaltet vom Bildungsministerium unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission, und Deutschlandradio Kultur ist auch dabei. Wolfgang Welz ist der Vizevorsitzende des Vereins Science on Stage und er kennt sich aus ganz besonders mit zwei der ach so ungeliebten Fächer. Er hat nämlich als Physiker am Max-Planck-Institut geforscht, war dann selbst Mathe- und Physiklehrer, später Schulleiter und schulfachlicher Dezernent und nach Forschung, Bildung und Behörde ist er jetzt Pensionär samt Kindern und Enkeln. Und damit er nicht zu viel Zeit hat, widmet er sich der Frage, warum wir zwar gut ausgebildete Lehrer in den Naturwissenschaften haben, es aber mit der Vermittlung hapert. Wolfgang Welz ist jetzt hier im Studio zu Gast. Herzlich Willkommen.
Wolfgang Welz: Ja, danke.
von Billerbeck: Warum war das nötig, die Wissenschaft auf die Bühne eines Bildungsfestivals zu bringen?
Welz: Es gab ja die Studien, Tims und Pisa, und Pisa-Studien gibt es ja immer noch, und diese zeigen, dass es mit der Bildung nicht ganz so effektiv läuft, wie wir uns das immer wünschen und deshalb muss darüber europaweit gesprochen werden.
von Billerbeck: Für das Festival wurden Lehrer mit außergewöhnlichen Lehrmethoden gesucht. Wen haben Sie denn da gefunden und was macht der?
Welz: Ja, wir haben aus 20 europäischen Ländern Lehrkräfte, Gruppen eingeladen, die bestimmte, interessante neue Wege der Vermittlung von Naturwissenschaften zeigen.
von Billerbeck: Wie müssen wir uns das konkret vorstellen?
Welz: Man findet die, indem man das ausschreibt und die sich bewerben. Und dann hat man eine Auswahlkommission und stellt fest, was interessant sein könnte, gerade auch für uns in Deutschland, und lädt die dann ein.
von Billerbeck: In welchem Alter bringt man eigentlich hierzulande Kindern Naturwissenschaften nahe? Wir haben ja gerade hier auch in diesem Sender über einen Bildungsplan berichtet, den das Land Thüringen jetzt verbindlich verabschiedet hat für die Null- bis Zehnjährigen, da geht es ja um die Verzahnung. Wann geht das los?
Welz: Also, da würde ich gerne bei der Gelegenheit mal mit einem Mythos aufräumen wollen, dass man nämlich die Kinder motivieren müsste zur Naturwissenschaft, zu Fragestellungen in der Natur. Kinder sind von Natur aus interessiert an den Problemen und Phänomenen, die es in der Natur gibt. Das heißt also, man braucht sie nicht motivieren. Das Problem, was wir in der Schule haben, dass wir sie demotivieren. Und der Lehrplan müsste also verhindern, dass Kinder in den Naturwissenschaften demotiviert werden.
von Billerbeck: Nun ist immer zu hören, dass gerade Deutschland eine sehr gute Ausbildung hat, dass die Lehrer auch in diesen Fächern gut ausgebildet sind. Warum schaffen die das dann nicht, ihre Fächer gut zu vermitteln?
Welz: Also, Lehrer sind fachlich in der Regel sehr gut ausgebildet und gerade naturwissenschaftliche Lehrer verstehen sich in der Hauptsache als Fachlehrer. Was ein bisschen mangelt, ist das Pädagogische. Das heißt, man müsste man Schwerpunkt auf Pädagogik legen. Das ist in der Fachlichkeit umstritten, aber weil Sie die "Feuerzangenbowle" erwähnten, also so ein bisschen von dem, was dort pädagogisch rübergekommen ist, das sollte schon sein.
von Billerbeck: "Die Feuerzangenbowle", darüber haben wir hier im Vorgespräch gesprochen, das wissen unsere Hörer natürlich nicht, diese berühmte Szene über die Dampfmaschinen. Ist das so eine Methode, mit der man, wie der Lehrer das in diesem alten Film von 1944 macht, mit der man Physik beibringen könnte?
Welz: Im Prinzip ja. Also, was wir in den Lehrbüchern finden, sind ja Ergebnisse der Naturwissenschaft. Also, da steht ja drin 300 Jahre, 350 Jahre Naturwissenschaftsgeschichte zusammengefasst auf 100 Seiten. Und das sollen die Kinder dann in zwei, drei Jahren lernen. Die Naturwissenschaften haben aber 300 Jahre dazu gebraucht. Das heißt, wir müssen den Kindern Zeit lassen, diese ganzen Fehler zu wiederholen und daran zu lernen. Nun haben wir nicht 300 Jahre Zeit, aber man muss es dann so konstruieren in Lernlandschaften, dass das dann schlüssig funktioniert.
von Billerbeck: Wie sollen diese Lernlandschaften aussehen? Sind die nur in der Schule oder finden die auch außerhalb statt?
Welz: Die könnten in der Schule stattfinden, indem man also einen Unterricht konzipiert, zum Beispiel wenn man einen Brief von einem Pharao bekommt, der die Klasse als Expertengruppe bittet, doch ihm beim Bau der Pyramiden zu helfen, ...
von Billerbeck: Und dann fahren wir alle nach Ägypten.
Welz: Ja, das können die natürlich auf einer Fernreise mal probieren, aber die Hauptaufgabe ist in der Klasse neun zum Beispiel, Mechanik war immer sehr dröge, dass man dort lernt, was man tun muss, um Pyramiden zu bauen. Das geht bis hin zur Frage: Wie muss man Arbeiter bezahlen? Oder eine Gruppe komponiert ein Lied, damit 100 Leute gleichmäßig im Takt einen Stein bewegen, und so weiter. Am Ende steht ein Bericht an den Pharao, den alle Kinder verfassen und zwar in ihrer Fähigkeit. Die einen sind ein bisschen mehr begabt im Musikalischen, die anderen mehr im Zeichnerischen, die einen möchten gerne Theorie machen, und so weiter. All das wird zusammengestellt, das wird dann an den Pharao geschickt, der bedankt sich dann und hat aber noch ein paar Fragen. Das ist dann das Assessment. Dann weiß der Lehrer, ob die es verstanden haben.
von Billerbeck: Haben Sie den Pharao schon mal gespielt?
Welz: Ja.
von Billerbeck: Ist das eigentlich ein deutsches Problem, das, was Sie hier kritisieren, dass es also an den pädagogischen und Vermittlungsfähigkeiten mangelt, oder wie machen das die Schweden, die Tschechen, die Briten?
Welz: Also, die Schweden und Briten, die nehmen das etwas leichter. Die denken vor allen Dingen auch stärker an die Verteilung der multiplen Intelligenzen in so einer Klasse. Ich habe ja die ganze Bandbreite von Begabungen vor mir sitzen und all diese muss ich ansprechen und die müssen eingebunden werden. Wir Deutschen sind da manchmal etwas sehr, sehr formal und sehr streng und denken, wie eingangs gesagt, doch sehr gerne an die reine Fachwissenschaft. An sich ist das Material alles da, aber die Lehrer sehen schlecht, was sie eigentlich wirklich tun. Deswegen ist eins unserer Themen Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte.
von Billerbeck: Das klang so ein bisschen nach einer Mentalitätsfrage. Also, deutsche Lehrer sehr dröge und, weiß ich nicht, amerikanische ein bisschen Event-orientierter im Physikunterricht?
Welz: Also, die deutschen Lehrer sind gar nicht dröge, die können das auch alle. Ich weiß auch nicht genau, warum sie es nicht machen. Viele machen es ja, aber die Mehrzahl macht es nicht und es kommt nicht so raus, was man gerne hätte. Das liegt auch daran, das merken wir bei den europäischen Festivals, die guten Beispiele, die man aus anderen Ländern mitnimmt, funktionieren unter Umständen im eigenen Unterricht nicht und man weiß nicht so genau warum. Und das liegt daran, dass die Lehrer nicht richtig wahrnehmen, wie sie eigentlich in der Klasse operieren. Und da setzten wir eben an. Wir setzen den Fokus auf Lehrer, auf ihre Lehrer.
von Billerbeck: Nun erleben wir in diesen Tagen dieses Bildungsfestival, das Sie mit vielen Partnern gemeinsam organisiert haben. Was wird da bei dem Bildungsfestival passieren? Kann man da Lehrer auch erleben, wenn sie denn Physik, Chemie, Bio beibringen, Mathe, noch schlimmer?
Welz: Ja, wir erleben sie nicht im Unterricht. Nun haben wir natürlich ein bisschen eine Auswahl getroffen, wir laden ja ein bisschen die Creme ein und es geht mehr um deren Konzepte, die vorgestellt werden und die diskutiert werden, on Stage. Das heißt, man stellt sich mal auf die Bühne, um sie zu diskutieren und zu schauen, ob das der neue Weg ist, ob das hilft, ob das übertragbar ist auf andere Mentalitäten. Man muss ja sehen, dass also jedes Land so seine eigene Kulturgeschichte hat in der Frage der Bildung und dann muss man das ein bisschen transformieren.
von Billerbeck: Sie haben vorhin schon so ein Beispiel geschildert mit dem Brief von dem Pharao oder an den Pharao. Wie, meinen Sie, werden Naturwissenschaften künftig unterrichtet werden?
Welz: Ja, wir brauchen richtige Lernlandschaften, wo all diese verschiedenen Intelligenzen und Begabungen der Kinder sich wiederfinden, um beitragen zu können zu einem großen Problem, zu einer großen Frage. Es müssen problemorientierte Fragen sein, die übergreifend sind, fachübergreifend, die wirklich ein Problem darstellen, ein authentisches Problem, vielleicht ist es natürlich ein bisschen künstlich mit der Pyramide, aber ein großes Problem, wo aus vielen Disziplinen, vielen Denkweisen und vielen Begabungen zur Lösung beigetragen werden kann. Und das zweite Wichtige: Die Kinder müssen die Fehler machen dürfen und all die Entwicklungen noch mal nachvollziehen können.
von Billerbeck: Einstein zum Anfassen. Um eine gute Vermittlung der Naturwissenschaften geht es dem Verein Science on Stage, dessen Vizevorsitzender Wolfgang Welz hier zu Gast war. Ich danke Ihnen.
Welz: Ich danke auch.
von Billerbeck: Das Nationale Bildungsfestival, das läuft von heute an bis zum Sonntag in der Berliner Urania, steht unter Schirmherrschaft der Europäischen Kommission und wird vom Bildungs- und Forschungsministerium und auch von uns, von Deutschlandradio Kultur, unterstützt, und an zwei Abenden kann die Öffentlichkeit auch zusehen kommen.
Wolfgang Welz: Ja, danke.
von Billerbeck: Warum war das nötig, die Wissenschaft auf die Bühne eines Bildungsfestivals zu bringen?
Welz: Es gab ja die Studien, Tims und Pisa, und Pisa-Studien gibt es ja immer noch, und diese zeigen, dass es mit der Bildung nicht ganz so effektiv läuft, wie wir uns das immer wünschen und deshalb muss darüber europaweit gesprochen werden.
von Billerbeck: Für das Festival wurden Lehrer mit außergewöhnlichen Lehrmethoden gesucht. Wen haben Sie denn da gefunden und was macht der?
Welz: Ja, wir haben aus 20 europäischen Ländern Lehrkräfte, Gruppen eingeladen, die bestimmte, interessante neue Wege der Vermittlung von Naturwissenschaften zeigen.
von Billerbeck: Wie müssen wir uns das konkret vorstellen?
Welz: Man findet die, indem man das ausschreibt und die sich bewerben. Und dann hat man eine Auswahlkommission und stellt fest, was interessant sein könnte, gerade auch für uns in Deutschland, und lädt die dann ein.
von Billerbeck: In welchem Alter bringt man eigentlich hierzulande Kindern Naturwissenschaften nahe? Wir haben ja gerade hier auch in diesem Sender über einen Bildungsplan berichtet, den das Land Thüringen jetzt verbindlich verabschiedet hat für die Null- bis Zehnjährigen, da geht es ja um die Verzahnung. Wann geht das los?
Welz: Also, da würde ich gerne bei der Gelegenheit mal mit einem Mythos aufräumen wollen, dass man nämlich die Kinder motivieren müsste zur Naturwissenschaft, zu Fragestellungen in der Natur. Kinder sind von Natur aus interessiert an den Problemen und Phänomenen, die es in der Natur gibt. Das heißt also, man braucht sie nicht motivieren. Das Problem, was wir in der Schule haben, dass wir sie demotivieren. Und der Lehrplan müsste also verhindern, dass Kinder in den Naturwissenschaften demotiviert werden.
von Billerbeck: Nun ist immer zu hören, dass gerade Deutschland eine sehr gute Ausbildung hat, dass die Lehrer auch in diesen Fächern gut ausgebildet sind. Warum schaffen die das dann nicht, ihre Fächer gut zu vermitteln?
Welz: Also, Lehrer sind fachlich in der Regel sehr gut ausgebildet und gerade naturwissenschaftliche Lehrer verstehen sich in der Hauptsache als Fachlehrer. Was ein bisschen mangelt, ist das Pädagogische. Das heißt, man müsste man Schwerpunkt auf Pädagogik legen. Das ist in der Fachlichkeit umstritten, aber weil Sie die "Feuerzangenbowle" erwähnten, also so ein bisschen von dem, was dort pädagogisch rübergekommen ist, das sollte schon sein.
von Billerbeck: "Die Feuerzangenbowle", darüber haben wir hier im Vorgespräch gesprochen, das wissen unsere Hörer natürlich nicht, diese berühmte Szene über die Dampfmaschinen. Ist das so eine Methode, mit der man, wie der Lehrer das in diesem alten Film von 1944 macht, mit der man Physik beibringen könnte?
Welz: Im Prinzip ja. Also, was wir in den Lehrbüchern finden, sind ja Ergebnisse der Naturwissenschaft. Also, da steht ja drin 300 Jahre, 350 Jahre Naturwissenschaftsgeschichte zusammengefasst auf 100 Seiten. Und das sollen die Kinder dann in zwei, drei Jahren lernen. Die Naturwissenschaften haben aber 300 Jahre dazu gebraucht. Das heißt, wir müssen den Kindern Zeit lassen, diese ganzen Fehler zu wiederholen und daran zu lernen. Nun haben wir nicht 300 Jahre Zeit, aber man muss es dann so konstruieren in Lernlandschaften, dass das dann schlüssig funktioniert.
von Billerbeck: Wie sollen diese Lernlandschaften aussehen? Sind die nur in der Schule oder finden die auch außerhalb statt?
Welz: Die könnten in der Schule stattfinden, indem man also einen Unterricht konzipiert, zum Beispiel wenn man einen Brief von einem Pharao bekommt, der die Klasse als Expertengruppe bittet, doch ihm beim Bau der Pyramiden zu helfen, ...
von Billerbeck: Und dann fahren wir alle nach Ägypten.
Welz: Ja, das können die natürlich auf einer Fernreise mal probieren, aber die Hauptaufgabe ist in der Klasse neun zum Beispiel, Mechanik war immer sehr dröge, dass man dort lernt, was man tun muss, um Pyramiden zu bauen. Das geht bis hin zur Frage: Wie muss man Arbeiter bezahlen? Oder eine Gruppe komponiert ein Lied, damit 100 Leute gleichmäßig im Takt einen Stein bewegen, und so weiter. Am Ende steht ein Bericht an den Pharao, den alle Kinder verfassen und zwar in ihrer Fähigkeit. Die einen sind ein bisschen mehr begabt im Musikalischen, die anderen mehr im Zeichnerischen, die einen möchten gerne Theorie machen, und so weiter. All das wird zusammengestellt, das wird dann an den Pharao geschickt, der bedankt sich dann und hat aber noch ein paar Fragen. Das ist dann das Assessment. Dann weiß der Lehrer, ob die es verstanden haben.
von Billerbeck: Haben Sie den Pharao schon mal gespielt?
Welz: Ja.
von Billerbeck: Ist das eigentlich ein deutsches Problem, das, was Sie hier kritisieren, dass es also an den pädagogischen und Vermittlungsfähigkeiten mangelt, oder wie machen das die Schweden, die Tschechen, die Briten?
Welz: Also, die Schweden und Briten, die nehmen das etwas leichter. Die denken vor allen Dingen auch stärker an die Verteilung der multiplen Intelligenzen in so einer Klasse. Ich habe ja die ganze Bandbreite von Begabungen vor mir sitzen und all diese muss ich ansprechen und die müssen eingebunden werden. Wir Deutschen sind da manchmal etwas sehr, sehr formal und sehr streng und denken, wie eingangs gesagt, doch sehr gerne an die reine Fachwissenschaft. An sich ist das Material alles da, aber die Lehrer sehen schlecht, was sie eigentlich wirklich tun. Deswegen ist eins unserer Themen Selbstwahrnehmung der Lehrkräfte.
von Billerbeck: Das klang so ein bisschen nach einer Mentalitätsfrage. Also, deutsche Lehrer sehr dröge und, weiß ich nicht, amerikanische ein bisschen Event-orientierter im Physikunterricht?
Welz: Also, die deutschen Lehrer sind gar nicht dröge, die können das auch alle. Ich weiß auch nicht genau, warum sie es nicht machen. Viele machen es ja, aber die Mehrzahl macht es nicht und es kommt nicht so raus, was man gerne hätte. Das liegt auch daran, das merken wir bei den europäischen Festivals, die guten Beispiele, die man aus anderen Ländern mitnimmt, funktionieren unter Umständen im eigenen Unterricht nicht und man weiß nicht so genau warum. Und das liegt daran, dass die Lehrer nicht richtig wahrnehmen, wie sie eigentlich in der Klasse operieren. Und da setzten wir eben an. Wir setzen den Fokus auf Lehrer, auf ihre Lehrer.
von Billerbeck: Nun erleben wir in diesen Tagen dieses Bildungsfestival, das Sie mit vielen Partnern gemeinsam organisiert haben. Was wird da bei dem Bildungsfestival passieren? Kann man da Lehrer auch erleben, wenn sie denn Physik, Chemie, Bio beibringen, Mathe, noch schlimmer?
Welz: Ja, wir erleben sie nicht im Unterricht. Nun haben wir natürlich ein bisschen eine Auswahl getroffen, wir laden ja ein bisschen die Creme ein und es geht mehr um deren Konzepte, die vorgestellt werden und die diskutiert werden, on Stage. Das heißt, man stellt sich mal auf die Bühne, um sie zu diskutieren und zu schauen, ob das der neue Weg ist, ob das hilft, ob das übertragbar ist auf andere Mentalitäten. Man muss ja sehen, dass also jedes Land so seine eigene Kulturgeschichte hat in der Frage der Bildung und dann muss man das ein bisschen transformieren.
von Billerbeck: Sie haben vorhin schon so ein Beispiel geschildert mit dem Brief von dem Pharao oder an den Pharao. Wie, meinen Sie, werden Naturwissenschaften künftig unterrichtet werden?
Welz: Ja, wir brauchen richtige Lernlandschaften, wo all diese verschiedenen Intelligenzen und Begabungen der Kinder sich wiederfinden, um beitragen zu können zu einem großen Problem, zu einer großen Frage. Es müssen problemorientierte Fragen sein, die übergreifend sind, fachübergreifend, die wirklich ein Problem darstellen, ein authentisches Problem, vielleicht ist es natürlich ein bisschen künstlich mit der Pyramide, aber ein großes Problem, wo aus vielen Disziplinen, vielen Denkweisen und vielen Begabungen zur Lösung beigetragen werden kann. Und das zweite Wichtige: Die Kinder müssen die Fehler machen dürfen und all die Entwicklungen noch mal nachvollziehen können.
von Billerbeck: Einstein zum Anfassen. Um eine gute Vermittlung der Naturwissenschaften geht es dem Verein Science on Stage, dessen Vizevorsitzender Wolfgang Welz hier zu Gast war. Ich danke Ihnen.
Welz: Ich danke auch.
von Billerbeck: Das Nationale Bildungsfestival, das läuft von heute an bis zum Sonntag in der Berliner Urania, steht unter Schirmherrschaft der Europäischen Kommission und wird vom Bildungs- und Forschungsministerium und auch von uns, von Deutschlandradio Kultur, unterstützt, und an zwei Abenden kann die Öffentlichkeit auch zusehen kommen.