"Wir brauchen den Rückhalt der Gesellschaft"
Der Kommandeur des Zentrums Innere Führung, Alois Bach, hat eine möglichst umfassende gesellschaftliche Diskussion über die Aufgaben der Bundeswehr gefordert. Ein breiterer Konsens sei nötig, damit die Truppen im Einsatz mehr Rückendeckung spürten. Schließlich seien die Soldaten nicht diejenigen, die gerne als Abenteurer in einen Einsatz gingen, betonte der General.
Klaus Pokatzky: Der Bundeswehrsoldat vor 20 Jahren hat in einer Friedensarmee gedient, die sich im Kalten Krieg recht behaglich einrichten konnte. Heute dient der Bundeswehrsoldat in einer Kampfarmee, die in immer mehr und immer gefährlichere Einsätze geschickt wird. Was will die zivile Gesellschaft davon wissen? Was wissen wir wirklich von den Menschen in Uniform, die getötet werden oder töten? Für das Zivile im Soldaten hat die Bundeswehr in Koblenz ihr Zentrum Innere Führung, das die Soldaten zu verantwortungsbewussten Demokraten erziehen soll. Kommandeur des Zentrums Innere Führung ist Brigadegeneral Alois Bach, den ich am Telefon begrüße. Guten Morgen, Herr Bach.
Alois Bach: Schönen guten Morgen, Herr Pokatzky.
Pokatzky: Herr Bach, wie zivil kann ein Soldat denn überhaupt noch sein, der damit rechnen muss, dass er im Einsatz getötet wird, der damit rechnen muss, dass er selber andere Menschen tötet?
Bach: Ich denke, die Bundeswehr hat für sich das Bild vom Staatsbürger in Uniform geschaffen. Manche haben früher gesagt, Staatsbürger in Waffen. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, dass dieses drei Aspekte umfasst, die früher gültig waren, die aber heute auch in Zeiten des Einsatzes unverändert gültig sind. Erstens, wir wollen eine freie Persönlichkeit, so wenig Rechte wie möglich beschneiden, aber die gleiche Auffassung über Pflichten haben.
Zweitens, wir wollen einen verantwortungsbewussten Staatsbürger, der weiß und versteht, warum er eingesetzt wird. Das ist dieser Aspekt, den Sie gesagt hatten, Achtung, dafür ist Koblenz zuständig. Nein, Koblenz ist für alle drei Aspekte zuständig, so wie auch jeder Vorgesetzte in der Bundeswehr. Der dritte Aspekt ist, wir wollen einen einsatzbereiten Soldaten und damit einsatzbereite Streitkräfte, die nicht nur ihr militärisches Handwerk beherrschen, sondern auch verstehen und wissen, warum sie eingesetzt werden. Und das liegt auch der inneren Führung unserer Führungsphilosophie zugrunde.
Pokatzky: Ja aber, Herr Bach, wie kann denn diese schöne Philosophie des Staatsbürgers in Uniform, die ja auch die Lebens-, die Existenzphilosophie der Bundeswehr ist, wirklich noch in Situationen funktionieren, wenn Menschen in Afghanistan in kriegerische Auseinandersetzungen geraten?
Bach: Innere Führung ist ja nicht nur unsere Führungsphilosophie, sondern sie ist Organisationsphilosophie auch für unsere Bundeswehr, das heißt, wie sind wir in die Gesellschaft, in den Staat eingebettet, Streitkräfte in einer Demokratie und ist das Selbstverständnis für das Berufsbild der Soldaten. Das heißt, jeder Soldat muss eigentlich wissen, wofür er eingesetzt, wofür er ausgebildet wird. Und wir wollen, wenn jemand in den Einsatz geht, dass er versteht, dass sein Auftrag politisch gewollt ist, militärisch leistbar und rechtlich und ethisch begründet ist.
Dasselbe wollten wir auch natürlich zu Zeiten des Kalten Krieges. Da war diese Bedrohung und diese Gründe, warum jemand in den Einsatz geht, natürlich leichter zu vermitteln, weil es nicht nur dem Soldaten unmittelbar an der innerdeutschen Grenze vor Augen stand, sondern der Zivilbevölkerung. Hier ist das etwas schwieriger, weil eben das Gefühl der Gefährdung zuerst mal erfasst werden muss, und es muss erfasst werden, auch wenn die Bevölkerung dieses Thema derzeit nicht im Mittelpunkt ihres Interesse hat, sondern hier das Interesse natürlich liegt bei dem Thema Arbeitsplatzsicherheit, Gesundheitsfürsorge und alle die anderen Themen, die auch in Wahlkämpfen logischerweise eine größere Rolle spielen.
Pokatzky: Fühlen Sie sich denn in Zeiten, in denen die Armee einen Blutzoll entrichtet, in dem wir tote Soldaten in die Heimat zurückbekommen, fühlen Sie sich hier von der Gesellschaft ausreichend gewürdigt, ausreichend angenommen, ausreichend respektiert?
Bach: Richtig ist, dass wir als Soldaten, die im Einsatz ihr Leben und Gesundheit riskieren, dass wir den Rückhalt nicht nur des Parlaments, sondern auch der Gesellschaft brauchen. Und bei Letzterem wäre ein etwas größerer Rückhalt, ein größeres Interesse schon vonnöten, weil wir natürlich solche Aufträge nicht in unserem eigenen Interesse alleine machen, sondern wir machen es ja für unsere Gesellschaft.
Das Ziel ist ja auch, durch einen solchen Einsatz, zum Beispiel Bedrohung, Terrorismus von Deutschland fernzuhalten. So gesehen würden wir uns wünschen, alle Soldaten, wenn es eine breite gesellschaftliche Debatte über unsere Einsätze gibt und wenn man uns rausschickt, dann, dass es möglichst einen großen Konsens gibt. So gesehen hoffe ich, dass jetzt im Zuge der Mandatsverlängerung vielleicht diese Debatte über das engere Parlament hinaus auch mehr gesellschaftliche Kreise einbeziehen wird.
Pokatzky: Sie waren selber im Auslandseinsatz, sie waren ein halbes Jahr im Kosovo. Wie weit interessiert den Soldaten im Einsatz denn überhaupt, was die Menschen in der Heimat über ihn denken? Kommt er dann stolz zurück und fühlt er sich dann vielleicht hinterher unverstanden und nicht genug gewürdigt?
Bach: Ich denke, ein Rückhalt, beginnend in der eigenen Familie, aber dann auch beginnend bei Freunden, Bekannten, Nachbarn oder in der Patengemeinde der Stadt, die einen noch verabschiedet hat, ist schon wichtig bei der Auftragserfüllung. Es ist auch besonders dann wichtig, wenn der eine oder andere verletzt, verwundet zurückkommt oder es Tote zu beklagen gibt, weil dann müssen wir durch diesen Rückhalt, es ist viel besser der Sinn, warum, weshalb wir unsere Gesundheit, unser Leben eingesetzt haben, nachzuvollziehen und auch für die Angehörigen.
Deshalb ist es dann meistens tragisch, wenn es irgendeinen Toten gibt, wie jetzt durch einen Anschlag, dass dann in der Bundesrepublik Deutschland reflexartig nach dem Sinn des Auftrages hinterfragt wird. Ich frage mich dann immer, wie sollen bei den Soldaten und Soldatinnen vor Ort das Vertrauen in den politischen Willen wachsen, in die Entscheidungen des Parlaments, dass ihr Auftrag notwendig ist. So gesehen ist eine größere Diskussion darüber und ein größerer Konsens, ein größerer Rückhalt eigentlich eine sehr wichtige Frage, dass man seine Aufgabe im Einsatz noch besser erfüllen kann.
Pokatzky: Wir sagen dann gerne, es gibt einen Toten oder wir sagen, da ist jemand ums Leben gekommen. Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass da jemand gefallen ist?
Bach: Ich glaube, es ist heute fast allen bewusst, dass der Soldat im Einsatz, zum Beispiel jetzt in Afghanistan, verschiedene Rollen zu erfüllen hat, die Rolle des Kämpfers, die Rolle des Schützers, aber auch die Rolle des Helfers und Vermitteln. Und deshalb, wenn man jetzt präzise wäre, müssten Sie in jedem einzelnen Falle unterscheiden, ist jemand jetzt in einem Kampf gefallen.
Pokatzky: Ist er in einem Krieg gefallen?
Bach: Ich denke, er ist einem Krisenszenario gefallen. Es ist, wenn Sie anders wollen, Sie können natürlich populär sagen, es ist Krieg gegen Terroristen. Aber würde man jetzt das enger, spezifisch sehen, aber das wäre für mich eine semantische Frage. Er ist gefallen für den Auftrag und er ist verwundet worden, verletzt worden oder hat sein Leben gegeben für den Auftrag, den ihm das Parlament gegeben hat. Und das ist eigentlich, was wir wollen. Alles andere, ich denke, ob man jetzt das ganz präzise militärisch ausdrückt oder eher mit Zivilsprache, das ist, denke ich, für mich als Soldat nicht das Entscheidende.
Pokatzky: Wie empfinden Sie die Zivilsprache, die jetzt die Deutsche Friedensgesellschaft Vereinigte Kriegsdienstgegner in einem Plakat gewählt hat, was die "Bild"-Zeitung abgedruckt hat auch letzte Woche mit dem Spruch "Wieder einer weniger"zum Bild des in Afghanistan gefallenen Hauptfeldwebels der Bundeswehr? Was geht da in Ihrem Kopf vor, vor allem geht in Ihrem Herzen dann vor?
Bach: Ja, ich denke, das ist einerseits menschenverachtend, schockierend, und ich kann eigentlich nicht mehr den Sinn in einer Satire darin sehen. Und wenn ich das richtig beobachte, die Medienlandschaft, beginnen sich ja auch scheinbar die Verantwortlichen davon inzwischen zu distanzieren. Es ist ja nicht so, was viele glauben, dass wir Soldaten diejenigen sind, die gerne als Abenteurer in einen Einsatz gehen. Sondern uns ist bewusst, was von uns dort erwartet wird, sei es im Kampf gegen Terroristen, sei es bei einem Aufbau oder bei der Stabilisierung, um zu ermöglichen, dass diese Gesellschaft sich auch weiterentwickeln kann und dass die Menschen vielleicht dort auch irgendwann mal ein menschenwürdiges Leben leben können.
Pokatzky: Wir kennen ja, der ganz normale Durchschnittsbürger, den Bundeswehrsoldaten, wenn er in seinem Flecktarn-Anzug am Freitag nach Hause fährt, das ist so unsere Hauptwahrnehmung. Dann gucken die einen ihn so an, die anderen vielleicht so an. Wann sind Sie denn eigentlich das letzte Mal in Uniform vielleicht zu Aldi gegangen oder haben in Uniform getankt und welche Augen der Menschen haben Sie da auf sich gerichtet gesehen?
Bach: Ich fahre tagtäglich in der Uniform in den Dienst, in der ich an dem Tage Dienst tun muss. Wenn wir zum Beispiel militärische Übung haben, das geschieht im Tarnfleck oder wenn es ganz normaler Ausbildungsdienst an einer Akademie ist, dann eben in Blauzeug. Und meine Erfahrung ist sehr unterschiedlich. Manche finden das als selbstverständlich, das heißt, man wird auch nicht speziell angesprochen. Andere fragen, welche Funktion haben, was machen Sie? Und es gibt andere, wie zum Beispiel der jüngste Tankwart, der stolz mir sagte, Herr General, welche Tanksäule, haben Sie genommen, weil er damit zu erkennen geben wollte, er kennt sich aus.
Pokatzky: Vielen Dank, Brigadegeneral Alois Bach, Kommandeur des Zentrums Innere Führung in Koblenz und einen schönen Tag noch!
Bach: Ja, Ihnen auch einen schönen Tag und vielleicht noch ein Tipp. Wer sich über unser Zentrum etwas näher sein eigenes Bild machen will, über unsere Führungsphilosophie, der braucht nur auf unsere Homepage zu gehen, www.innerefuehrung.bundeswehr.deund dann kann er viele dieser Dinge en detail selbst nachlesen, nachvollziehen, die ich vorhin erläutert hatte.
Alois Bach: Schönen guten Morgen, Herr Pokatzky.
Pokatzky: Herr Bach, wie zivil kann ein Soldat denn überhaupt noch sein, der damit rechnen muss, dass er im Einsatz getötet wird, der damit rechnen muss, dass er selber andere Menschen tötet?
Bach: Ich denke, die Bundeswehr hat für sich das Bild vom Staatsbürger in Uniform geschaffen. Manche haben früher gesagt, Staatsbürger in Waffen. Und dabei dürfen wir nicht vergessen, dass dieses drei Aspekte umfasst, die früher gültig waren, die aber heute auch in Zeiten des Einsatzes unverändert gültig sind. Erstens, wir wollen eine freie Persönlichkeit, so wenig Rechte wie möglich beschneiden, aber die gleiche Auffassung über Pflichten haben.
Zweitens, wir wollen einen verantwortungsbewussten Staatsbürger, der weiß und versteht, warum er eingesetzt wird. Das ist dieser Aspekt, den Sie gesagt hatten, Achtung, dafür ist Koblenz zuständig. Nein, Koblenz ist für alle drei Aspekte zuständig, so wie auch jeder Vorgesetzte in der Bundeswehr. Der dritte Aspekt ist, wir wollen einen einsatzbereiten Soldaten und damit einsatzbereite Streitkräfte, die nicht nur ihr militärisches Handwerk beherrschen, sondern auch verstehen und wissen, warum sie eingesetzt werden. Und das liegt auch der inneren Führung unserer Führungsphilosophie zugrunde.
Pokatzky: Ja aber, Herr Bach, wie kann denn diese schöne Philosophie des Staatsbürgers in Uniform, die ja auch die Lebens-, die Existenzphilosophie der Bundeswehr ist, wirklich noch in Situationen funktionieren, wenn Menschen in Afghanistan in kriegerische Auseinandersetzungen geraten?
Bach: Innere Führung ist ja nicht nur unsere Führungsphilosophie, sondern sie ist Organisationsphilosophie auch für unsere Bundeswehr, das heißt, wie sind wir in die Gesellschaft, in den Staat eingebettet, Streitkräfte in einer Demokratie und ist das Selbstverständnis für das Berufsbild der Soldaten. Das heißt, jeder Soldat muss eigentlich wissen, wofür er eingesetzt, wofür er ausgebildet wird. Und wir wollen, wenn jemand in den Einsatz geht, dass er versteht, dass sein Auftrag politisch gewollt ist, militärisch leistbar und rechtlich und ethisch begründet ist.
Dasselbe wollten wir auch natürlich zu Zeiten des Kalten Krieges. Da war diese Bedrohung und diese Gründe, warum jemand in den Einsatz geht, natürlich leichter zu vermitteln, weil es nicht nur dem Soldaten unmittelbar an der innerdeutschen Grenze vor Augen stand, sondern der Zivilbevölkerung. Hier ist das etwas schwieriger, weil eben das Gefühl der Gefährdung zuerst mal erfasst werden muss, und es muss erfasst werden, auch wenn die Bevölkerung dieses Thema derzeit nicht im Mittelpunkt ihres Interesse hat, sondern hier das Interesse natürlich liegt bei dem Thema Arbeitsplatzsicherheit, Gesundheitsfürsorge und alle die anderen Themen, die auch in Wahlkämpfen logischerweise eine größere Rolle spielen.
Pokatzky: Fühlen Sie sich denn in Zeiten, in denen die Armee einen Blutzoll entrichtet, in dem wir tote Soldaten in die Heimat zurückbekommen, fühlen Sie sich hier von der Gesellschaft ausreichend gewürdigt, ausreichend angenommen, ausreichend respektiert?
Bach: Richtig ist, dass wir als Soldaten, die im Einsatz ihr Leben und Gesundheit riskieren, dass wir den Rückhalt nicht nur des Parlaments, sondern auch der Gesellschaft brauchen. Und bei Letzterem wäre ein etwas größerer Rückhalt, ein größeres Interesse schon vonnöten, weil wir natürlich solche Aufträge nicht in unserem eigenen Interesse alleine machen, sondern wir machen es ja für unsere Gesellschaft.
Das Ziel ist ja auch, durch einen solchen Einsatz, zum Beispiel Bedrohung, Terrorismus von Deutschland fernzuhalten. So gesehen würden wir uns wünschen, alle Soldaten, wenn es eine breite gesellschaftliche Debatte über unsere Einsätze gibt und wenn man uns rausschickt, dann, dass es möglichst einen großen Konsens gibt. So gesehen hoffe ich, dass jetzt im Zuge der Mandatsverlängerung vielleicht diese Debatte über das engere Parlament hinaus auch mehr gesellschaftliche Kreise einbeziehen wird.
Pokatzky: Sie waren selber im Auslandseinsatz, sie waren ein halbes Jahr im Kosovo. Wie weit interessiert den Soldaten im Einsatz denn überhaupt, was die Menschen in der Heimat über ihn denken? Kommt er dann stolz zurück und fühlt er sich dann vielleicht hinterher unverstanden und nicht genug gewürdigt?
Bach: Ich denke, ein Rückhalt, beginnend in der eigenen Familie, aber dann auch beginnend bei Freunden, Bekannten, Nachbarn oder in der Patengemeinde der Stadt, die einen noch verabschiedet hat, ist schon wichtig bei der Auftragserfüllung. Es ist auch besonders dann wichtig, wenn der eine oder andere verletzt, verwundet zurückkommt oder es Tote zu beklagen gibt, weil dann müssen wir durch diesen Rückhalt, es ist viel besser der Sinn, warum, weshalb wir unsere Gesundheit, unser Leben eingesetzt haben, nachzuvollziehen und auch für die Angehörigen.
Deshalb ist es dann meistens tragisch, wenn es irgendeinen Toten gibt, wie jetzt durch einen Anschlag, dass dann in der Bundesrepublik Deutschland reflexartig nach dem Sinn des Auftrages hinterfragt wird. Ich frage mich dann immer, wie sollen bei den Soldaten und Soldatinnen vor Ort das Vertrauen in den politischen Willen wachsen, in die Entscheidungen des Parlaments, dass ihr Auftrag notwendig ist. So gesehen ist eine größere Diskussion darüber und ein größerer Konsens, ein größerer Rückhalt eigentlich eine sehr wichtige Frage, dass man seine Aufgabe im Einsatz noch besser erfüllen kann.
Pokatzky: Wir sagen dann gerne, es gibt einen Toten oder wir sagen, da ist jemand ums Leben gekommen. Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass da jemand gefallen ist?
Bach: Ich glaube, es ist heute fast allen bewusst, dass der Soldat im Einsatz, zum Beispiel jetzt in Afghanistan, verschiedene Rollen zu erfüllen hat, die Rolle des Kämpfers, die Rolle des Schützers, aber auch die Rolle des Helfers und Vermitteln. Und deshalb, wenn man jetzt präzise wäre, müssten Sie in jedem einzelnen Falle unterscheiden, ist jemand jetzt in einem Kampf gefallen.
Pokatzky: Ist er in einem Krieg gefallen?
Bach: Ich denke, er ist einem Krisenszenario gefallen. Es ist, wenn Sie anders wollen, Sie können natürlich populär sagen, es ist Krieg gegen Terroristen. Aber würde man jetzt das enger, spezifisch sehen, aber das wäre für mich eine semantische Frage. Er ist gefallen für den Auftrag und er ist verwundet worden, verletzt worden oder hat sein Leben gegeben für den Auftrag, den ihm das Parlament gegeben hat. Und das ist eigentlich, was wir wollen. Alles andere, ich denke, ob man jetzt das ganz präzise militärisch ausdrückt oder eher mit Zivilsprache, das ist, denke ich, für mich als Soldat nicht das Entscheidende.
Pokatzky: Wie empfinden Sie die Zivilsprache, die jetzt die Deutsche Friedensgesellschaft Vereinigte Kriegsdienstgegner in einem Plakat gewählt hat, was die "Bild"-Zeitung abgedruckt hat auch letzte Woche mit dem Spruch "Wieder einer weniger"zum Bild des in Afghanistan gefallenen Hauptfeldwebels der Bundeswehr? Was geht da in Ihrem Kopf vor, vor allem geht in Ihrem Herzen dann vor?
Bach: Ja, ich denke, das ist einerseits menschenverachtend, schockierend, und ich kann eigentlich nicht mehr den Sinn in einer Satire darin sehen. Und wenn ich das richtig beobachte, die Medienlandschaft, beginnen sich ja auch scheinbar die Verantwortlichen davon inzwischen zu distanzieren. Es ist ja nicht so, was viele glauben, dass wir Soldaten diejenigen sind, die gerne als Abenteurer in einen Einsatz gehen. Sondern uns ist bewusst, was von uns dort erwartet wird, sei es im Kampf gegen Terroristen, sei es bei einem Aufbau oder bei der Stabilisierung, um zu ermöglichen, dass diese Gesellschaft sich auch weiterentwickeln kann und dass die Menschen vielleicht dort auch irgendwann mal ein menschenwürdiges Leben leben können.
Pokatzky: Wir kennen ja, der ganz normale Durchschnittsbürger, den Bundeswehrsoldaten, wenn er in seinem Flecktarn-Anzug am Freitag nach Hause fährt, das ist so unsere Hauptwahrnehmung. Dann gucken die einen ihn so an, die anderen vielleicht so an. Wann sind Sie denn eigentlich das letzte Mal in Uniform vielleicht zu Aldi gegangen oder haben in Uniform getankt und welche Augen der Menschen haben Sie da auf sich gerichtet gesehen?
Bach: Ich fahre tagtäglich in der Uniform in den Dienst, in der ich an dem Tage Dienst tun muss. Wenn wir zum Beispiel militärische Übung haben, das geschieht im Tarnfleck oder wenn es ganz normaler Ausbildungsdienst an einer Akademie ist, dann eben in Blauzeug. Und meine Erfahrung ist sehr unterschiedlich. Manche finden das als selbstverständlich, das heißt, man wird auch nicht speziell angesprochen. Andere fragen, welche Funktion haben, was machen Sie? Und es gibt andere, wie zum Beispiel der jüngste Tankwart, der stolz mir sagte, Herr General, welche Tanksäule, haben Sie genommen, weil er damit zu erkennen geben wollte, er kennt sich aus.
Pokatzky: Vielen Dank, Brigadegeneral Alois Bach, Kommandeur des Zentrums Innere Führung in Koblenz und einen schönen Tag noch!
Bach: Ja, Ihnen auch einen schönen Tag und vielleicht noch ein Tipp. Wer sich über unser Zentrum etwas näher sein eigenes Bild machen will, über unsere Führungsphilosophie, der braucht nur auf unsere Homepage zu gehen, www.innerefuehrung.bundeswehr.deund dann kann er viele dieser Dinge en detail selbst nachlesen, nachvollziehen, die ich vorhin erläutert hatte.