Wild, Wald und Wein
Viel Wald, viel Wein und viel Wild. Das an Schreibtischen der Alliierten ersonnene Rheinland-Pfalz ist in fast 60 Jahren zu einer Einheit unterschiedlicher Landschaften, Geschichten und Küchen gewachsen. "Wo Wein wächst, gibt es auch eine gute Küche", so der Gourmet-Altmeister Paul Bocuse. Esstour auf den Spuren regionaler Produkte, eigener Kochhandschriften und hoher Qualität.
Die Mosel - unser Besuch: Mitte Februar. Behaglich dehnt sie sich im Flussbett, knabbert bereits wassersüchtig an Uferpromenaden. Schnee überall, auch in den Tälern, da, wo sonst nur Schneematsch dominiert. Flussschleifen, Weinberge - ein Labyrinth. Windungen, nordwärts, dann wieder südwärts, manchmal sogar nach Westen. In der Mitte des Flusses auf einem kleinen Boot der Chronist und sechs Männer: Ein Koch.
"Wir sind ja doch verwurzelt in unserer Region."
Zwei Winzer
"Man wird kein Millionär, aber es reicht jeden Tag für eine warme Mahlzeit und ein schönes Glas Wein."
Ein Brenner
"Eine der besten Apfelsorten für Brand ist die Rubinette."
Ein Fischer
Über wiegend die Rotaugen.
Ein Großhändler
"Wir sind so eine kleine Gourmetinsel hier in Luxemburg."
Sechs Männer und ein Chronist auf kulinarischer Flussreise. Die Qualität eines Gerichtes entscheidet sich zur Hälfte beim Einkauf, so ein chinesischer Philosoph - erste Etappe also: die Hallen von Luxemburg.
Armin Jodes, der Vertriebschef für Deutschland. Klein, freundlich, Genussmensch. Früher selber Koch, bis hin zu zwei Sternen. Dann der Wechsel
Jodes: "Ich habe gewechselt, weil sich meine Frau nicht mit mir selbständig machen wollte - sonst wäre ich auch als Koch geblieben - wenn man einen Partner hat, dann muss der auch mit dahinter stehen."
Jetzt also die Hallen von Luxemburg- 24000 m² vom Reiskorn bis zum schwarzen Trüffel, der einzige Großmarkt mit Mittagspause von 12 - 2. Ein Familienbetrieb. Vor 35 Jahren 5 Mitarbeiter, heute 550.
Jodes: "Wir setzen hier in der Woche ca. 900 t Lebensmittel um und das ist hier noch ein privat geführtes Haus, hier sind drei Luxemburger Familien drin und jeder ist schon mit der nächsten Generation drin, jeder kümmert sich um eine Abteilung und jeder hat noch einen eigenen Abteilungschef, ein ganz toller Familienbetrieb, wo jeder mit anfasst. Das ist so, weil permanent die Inhaber mit drin sind und sie sehr gut halt mit dem Personal umgehen, sie führen das Personal sehr gut und dementsprechend kriegen sie es auch gedankt vom Personal und dafür funktioniert das auch, es wird Hand in Hand gearbeitet, so wie die Inhaber, so auch die Angestellten, das harmonisiert sehr gut."
Zweite Etappe, Bescheid. Ein kleines Dorf im Hunsrück, Wälder, enge Täler, in der Ferne scheint die Mosel silbern nah. Bescheid: fast 500 meter hoch. Wenn es hier schneit, sind Gäste in der Malerklause Rarität.
Lorscheider: "Wir sind sehr liberal eingestellt hier, wobei die einzelnen Regionen doch sehr auf ihre eigene Authentizität bedacht sind und der Vorteil ist der: nach einer gewissen Zeit des Kennenlernens wird man integriert und ist aufgenommen und das ist dann ein Band, der fürs Leben hält und das ist es auch, was einem immer wieder dazu führt zusagen: ich fahre nach hause oder : ich geh’ heim- das ist halt diese Region, es ist ein Heimatgefühl, dass man hier hat."
Edgar Reiz wusste schon, weshalb er für die Fernseh "Heimat" den Hunsrück wählte. Bodenständigkeit mit multikulturellem Einschlag, wie die Küche.
Lorscheider: "Wir haben rheinische Produkte, wie jetzt den Sauerbraten, wo wir fast hingehen und sagen: das ist typisch moselländisch. Wir haben den Idar Obersteiner Spießbraten, der ursprünglich wohl aus Südamerika zu uns gekommen ist, weil sehr viele aus dem Hunsrück Raum im 17./18. Jahrhundert nach Südamerika oder in die USA ausgewandert sind und von da wieder sind einige zurückgekommen du haben diese Gewohnheiten hier auf den Hunsrück gebracht, so dass wir nicht unbedingt von einer eigenständigen Küche sprechen können, wie es zum Beispiel die Badener tun."
Werner Rosch, Winzer. Dritte Etappe: Leiwen 450ha, die größte Weinbaugemeinde im Anbaugebiet der Mosel, über 200 Winzerbetriebe. Ein verschlafener Ort, im Augenblick sind alle Bürgersteige hochgeklappt, die Ruhe vor dem Weinsommer und Herbst.
Rosch: "Der Weinberg ist jetzt in absoluter Winterruhe und selbst die Verhältnisse, wie wir sie heute haben, das wir Schnee in den Mosellagen haben, ist für uns ganz, ganz selten. Er wird im Grunde genommen bearbeitet. Sie sehen es auch, wenn jeden Tag Leute in den Weinbergen sind - er schläft im Grunde nicht, denn direkt nach der Lese beginnt auch wider der Rebschnitt, der Winzer hat heute keine Arbeitsruhen mehr in der Form, sondern direkt nach der Lese muss er wieder raus und fängt an, die Reben wieder zu bearbeiten, das ist ein Ganzjahresjob. "
Noch vor 25 Jahren sprach kaum jemand über die Qualität der Leiwener Weine, schütteln war angesagt. Heute ist Leiwen Spitze und Werner Rosch einer der deutschen Top Winzer
Rosch: "Natürlich haben wir eine Betriebsphilosophie, das ist ganz klar und ohne die geht es nicht. Wissen sie, wenn wir Massenerträge in den Weinbergen erzielen würden, könnten wir keine Top Qualitäten erzielen - aber das ist für uns eine ganz normale Arbeitsregel, dass wir halt im Winter den Rebschnitt ganz enorm zurückschneiden auf 5 - 6 Augen pro m² und damit Erträge erzielen, die teilweise nur 1/3 des normalen Durchschnittertrages betragen - aber das ist für uns eine Selbstverständlichkeit mit dieser Form, wenn man Qualität herstellen will."
Riesling ist "in", junge Weintrinker schätzen ihn immer mehr und dann der Boom in England, Japan und Amerika. Bei Rosch gibt es keine blumigen, schmückenden Umschreibungen, weder beim Wein, noch bei der Erfolgsphilosophie.
Rosch: "Es ist nicht nur die Klimaentwicklung, die dem Moselriesling weiterhilft, von der Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperaturen profitieren nördliche Weinregionen- aber es ist auch die entsprechende Ausbildung vieler junger Winzer und das Streben nach Qualität, was hier einen enormen Schub gerade beim deutschen Riesling , speziell auch beim Moselriesling, mit sich gebracht haben. Sie finden auf der Welt keine Weine, die bei dem leichten Alkoholgehalt, wie sie die Moselrieslinge aufweisen, diese Geschmacksfülle mitbringen, das bedeutet , das unsere Bodenverhältnisse in den Steillagen durch den Schiefer geprägt sind dies den Geschmack des Schiefers in der Mineralität an die Weine weitergeben - das ist auch eines unserer Erfolgsgeheimnisse: wir verwenden die von der Natur aus auf der Traube befindlichen Hefen, dadurch bekommen wir nicht die von der Industrie gezüchteten Geschmacksstoffe in den Wein, sondern eine Vielfältigkeit bei unseren Rieslingen, was sie gerade auszeichnet."
Einblick in den Erfolg. Tüfteln, Denken, Strategien entwickeln, experimentieren, verfeinern und der knallharte Job im Weinberg.
Rosch: "Man wir kein Millionär, aber es reicht jeden Tag für eine warme Mahlzeit und für ein schönes Glas Wein. "
Herres: "Das Schöne ist einfach beim Sekt, das er auch diesen typischen Geschmack vom Riesling bringt und nicht zu breit ist , sondern richtig etwas spritzig ist und belebend a und sich auch sehr gut eignet als Aperitif oder wie beim Lorscheider eben zum Kochen."
Klaus Herres, Winzer, Sekthersteller. Noch immer die dritte Etappe, Leiwen. Das war ein Aufstand in der Familie, als Klaus Herres sagte: ich mache Sekt - die Leiwener dachten, der spinnt und dann erst die Eltern .
Herres: "Ist klar, wenn über 300 Jahre Weintradition in der Familie steht und dann kommt einer und sagt, er schmeißt den ganzen Betrieb um , dann ist natürlich Unruhe im Hause und bei uns war es dann so: ich habe immer gesagt, warum soll man nicht das machen, was einem Spaß macht und durch die Partner, die wir in der Champagne haben, die haben uns erst auf die Idee gebracht und auch die Nähe zu Frankreich, klassischen Sekt herzustellen im Champagnerverfahren und da gab es Unruhe im Haus - in der Zwischenzeit haben wir es aber geschafft, den Betrieb komplett umzubauen auf die Sektherstellung."
Und heute sind sie alle stolz auf ihn, auf den Hoflieferanten des Bundespräsidenten.
Herres: "Für uns war es natürlich immer deprimierend, wenn man im Fernsehen gesehen hat, dass in Deutschland Staatsempfänge waren und man hat Champagner kredenzt und das konnten wir einfach nicht verstehen und da haben wir mal an den Bundespräsidenten geschrieben und haben nie eigentlich eine Antwort erhofft, aber es war kaum zu glauben, man hat natürlich dann gesagt, es wäre für sie auch besser, ein deutsches Produkt zu präsentieren und dann haben sie eine Vergleichsprobe gemacht mit Champagner und wir waren der Beste und der Preisgünstigste und seitdem sind wir Lieferant beim Bundespräsidenten und natürlich hat das auch noch weitergezogen , wir haben auch schon das schwedische Königshaus beliefert- es ist also kein Nischenprodukt mehr- es gibt viele Leute, die Qualität in der Zwischenzeit zu schätzen wissen."
Schmitt: "Der Moselzander ist in den letzten Jahren bei der Kundschaft zum Renner geworden. Die Kundschaft liebt halt die Frische, lobt die Frische, weil die Ware wirklich ein oder zwei Tage später beim Kunden ist und das ideale beim Zander ist eben, dass er ein fast grätenfreier Fisch ist. Er lebt halt im freien Gewässer und die meisten Fische, die man hier auf dem Markt bekommt, kommen aus Zuchtanstalten, also die natürliche Ernährung, das bringt also den tollen Geschmack hier beim Moselzander."
Manfred Schmitt, Moselfischer. Vierte Etappe: Mehring. Sein Häuschen klebt oben im Hang, mit Blick auf seinen Arbeitsplatz, die Mosel. Hier oben verarbeitet er die Fänge seiner 25km langen Pacht.
Schmitt: "Überwiegen eben die Rotaugen, die durch die Nähe zu Luxemburg eine Spezialität darstellen, ja, dann kommt halt der Zander, Hecht, Schleie und in den Sommermonaten kommt halt noch der Aal hinzu, der überwiegen geräuchert auf den Markt kommt."
Durch die Heirat kommt er zum Beruf, der Schwiegervater hat die Pacht. Erst hilft er an Wochenenden und an Feiertagen, dann wird es Ernst. Heute ist er der einzige vollberufliche Fischer an der Mosel."
Schmitt: "Es ist kein 8-Stunden-Tag, es ist Natur, es klappt halt nichts auf Knopfdruck, man hat auch Tage, wo der Fang sehr, sehr mäßig ist und man denkt, wie soll so etwas weitergehen- aber im großen und ganzen gleicht sich das durch gute Tage wieder aus. Man muss halt auf die Schifffahrt Rücksicht nehmen, die Schifffahrt hat Vorrechte- aber damit kommt man klar."
Rausch: "Das ist also - wo man heute einen Schwerpunkt drauflegt - ein reiner Apfelbrand, früher gab es das immer gemischt - heute geht man auch schon bei Äpfeln hin und sagt: ich brenn einen reinen Boskopbrand, ich brenn einen reinen Delicious Brand - eine der besten Apfelsorten für Brand ist die Rubinette, das ist also einer der besten Aromaäpfel, wo man sagen kann, ich hab einen reinen Apfelbrand, das ist also der Trend, wo das heute hingeht und den dann durch Vorlauf, Mittellauf, Nachlauf herauszugreifen, diesen dann abzulagern in Glasgefäßen und dann eben nachher filtrieren und Abflaschen und dann eben versuchen, dieses optimale Aroma von dem Obst, das man gebrannt hat , auch noch mit ins Glas hineinzubringen, darum geht es dem Brenner und das ist das, was der Kunde heute verlangt."
Heinz Rausch, Brenner. Fünfte Etappe: Beuren. Ein Dörfchen in Höhenlage, Streuobstwiesen, Heimspiel für den Brenner
Rausch: "Wir brennen gerade Obstmaische - das Obst besteht aus den hiesigen Anbaugebieten, Streuobstwiesen, die also gefördert werden, dass dann auch für die Leute ein kleiner Nebenerwerb vorhanden ist und für die Brenner ist es auch interessant zu brennen - die Qualität ist nicht immer so gut hier oben im Hochwald, wie zum Beispiel am Bodensee - aber für die hiesige Region genügt es und die Leute sind zufrieden damit. Es kommt Jahr für Jahr auf die Menge an, die da anfällt, es ist ein Naturprodukt, man kann das ja nicht steuern und dann hat man mal mehr oder weniger zu tun und macht das dann meistens über Winter, weil im Herbst wird das Obst eingemaischt und wird dann vergoren, der Vorgang dauert ungefähr 6 - 8 Wochen und kann nach und nach abgebrannt werden."
Seit 1970 hat er die Brennerei, direkt neben dem Haus, ein kleiner Anbau, beherrscht vom prachtvollen Kupferkessel, den Rohren, Hähnen, Schläuchen. Leichter Promilleduft auf kleiner Bühne - aber natürlich alles legal
Die Malerklause, unser Heimathafen, ein kulinarischer Ankerplatz vom Allerfeinsten. Wohnzimmeratmosphäre, Familienbetrieb. Ehefrau und Sohn machen den Service, die Tochter wird sicher auch noch mitmischen, Hans Georg Lorscheider mit Reflektionen über seine Stationen: vom Maler zum Spitzenkoch
Lorscheider: "Malen ist ja ein kreativer Beruf - man sollte es nicht nur zu handwerklich sehen und so ist es auch mit dem Kochen. Kochen ist kreativ, Kochen ist aber auch Handwerk, man sollte dies als erstes mal gelernt haben, um darauf aufzubauen und nachher auch mit den Gerichten, mit den Produkten, die man sieht, die man riecht, die man schmeckt, das Optimale zubereiten zu können. deshalb: Kochen ist kreativ."
Sechs Männer in einem Boot und der Chronist, lukullisches Nachdenken,, die Mosel lächelt träge, Täler verengen sich . "Der Zauber stiller Einsamkeit", Karl Baedeker 1846, nimmt uns gefangen. Es ist die Heimat von Hans Georg Lorscheider.
Lorscheider: "Heimat ist der Punkt, an dem ich abends schlafen möchte, an dem ich abends sein möchte, an dem ich essen, trinken und wohnen möchte. Heimat ist der Punkt, an dem ich mich wohl fühle.
"Wir sind ja doch verwurzelt in unserer Region."
Zwei Winzer
"Man wird kein Millionär, aber es reicht jeden Tag für eine warme Mahlzeit und ein schönes Glas Wein."
Ein Brenner
"Eine der besten Apfelsorten für Brand ist die Rubinette."
Ein Fischer
Über wiegend die Rotaugen.
Ein Großhändler
"Wir sind so eine kleine Gourmetinsel hier in Luxemburg."
Sechs Männer und ein Chronist auf kulinarischer Flussreise. Die Qualität eines Gerichtes entscheidet sich zur Hälfte beim Einkauf, so ein chinesischer Philosoph - erste Etappe also: die Hallen von Luxemburg.
Armin Jodes, der Vertriebschef für Deutschland. Klein, freundlich, Genussmensch. Früher selber Koch, bis hin zu zwei Sternen. Dann der Wechsel
Jodes: "Ich habe gewechselt, weil sich meine Frau nicht mit mir selbständig machen wollte - sonst wäre ich auch als Koch geblieben - wenn man einen Partner hat, dann muss der auch mit dahinter stehen."
Jetzt also die Hallen von Luxemburg- 24000 m² vom Reiskorn bis zum schwarzen Trüffel, der einzige Großmarkt mit Mittagspause von 12 - 2. Ein Familienbetrieb. Vor 35 Jahren 5 Mitarbeiter, heute 550.
Jodes: "Wir setzen hier in der Woche ca. 900 t Lebensmittel um und das ist hier noch ein privat geführtes Haus, hier sind drei Luxemburger Familien drin und jeder ist schon mit der nächsten Generation drin, jeder kümmert sich um eine Abteilung und jeder hat noch einen eigenen Abteilungschef, ein ganz toller Familienbetrieb, wo jeder mit anfasst. Das ist so, weil permanent die Inhaber mit drin sind und sie sehr gut halt mit dem Personal umgehen, sie führen das Personal sehr gut und dementsprechend kriegen sie es auch gedankt vom Personal und dafür funktioniert das auch, es wird Hand in Hand gearbeitet, so wie die Inhaber, so auch die Angestellten, das harmonisiert sehr gut."
Zweite Etappe, Bescheid. Ein kleines Dorf im Hunsrück, Wälder, enge Täler, in der Ferne scheint die Mosel silbern nah. Bescheid: fast 500 meter hoch. Wenn es hier schneit, sind Gäste in der Malerklause Rarität.
Lorscheider: "Wir sind sehr liberal eingestellt hier, wobei die einzelnen Regionen doch sehr auf ihre eigene Authentizität bedacht sind und der Vorteil ist der: nach einer gewissen Zeit des Kennenlernens wird man integriert und ist aufgenommen und das ist dann ein Band, der fürs Leben hält und das ist es auch, was einem immer wieder dazu führt zusagen: ich fahre nach hause oder : ich geh’ heim- das ist halt diese Region, es ist ein Heimatgefühl, dass man hier hat."
Edgar Reiz wusste schon, weshalb er für die Fernseh "Heimat" den Hunsrück wählte. Bodenständigkeit mit multikulturellem Einschlag, wie die Küche.
Lorscheider: "Wir haben rheinische Produkte, wie jetzt den Sauerbraten, wo wir fast hingehen und sagen: das ist typisch moselländisch. Wir haben den Idar Obersteiner Spießbraten, der ursprünglich wohl aus Südamerika zu uns gekommen ist, weil sehr viele aus dem Hunsrück Raum im 17./18. Jahrhundert nach Südamerika oder in die USA ausgewandert sind und von da wieder sind einige zurückgekommen du haben diese Gewohnheiten hier auf den Hunsrück gebracht, so dass wir nicht unbedingt von einer eigenständigen Küche sprechen können, wie es zum Beispiel die Badener tun."
Werner Rosch, Winzer. Dritte Etappe: Leiwen 450ha, die größte Weinbaugemeinde im Anbaugebiet der Mosel, über 200 Winzerbetriebe. Ein verschlafener Ort, im Augenblick sind alle Bürgersteige hochgeklappt, die Ruhe vor dem Weinsommer und Herbst.
Rosch: "Der Weinberg ist jetzt in absoluter Winterruhe und selbst die Verhältnisse, wie wir sie heute haben, das wir Schnee in den Mosellagen haben, ist für uns ganz, ganz selten. Er wird im Grunde genommen bearbeitet. Sie sehen es auch, wenn jeden Tag Leute in den Weinbergen sind - er schläft im Grunde nicht, denn direkt nach der Lese beginnt auch wider der Rebschnitt, der Winzer hat heute keine Arbeitsruhen mehr in der Form, sondern direkt nach der Lese muss er wieder raus und fängt an, die Reben wieder zu bearbeiten, das ist ein Ganzjahresjob. "
Noch vor 25 Jahren sprach kaum jemand über die Qualität der Leiwener Weine, schütteln war angesagt. Heute ist Leiwen Spitze und Werner Rosch einer der deutschen Top Winzer
Rosch: "Natürlich haben wir eine Betriebsphilosophie, das ist ganz klar und ohne die geht es nicht. Wissen sie, wenn wir Massenerträge in den Weinbergen erzielen würden, könnten wir keine Top Qualitäten erzielen - aber das ist für uns eine ganz normale Arbeitsregel, dass wir halt im Winter den Rebschnitt ganz enorm zurückschneiden auf 5 - 6 Augen pro m² und damit Erträge erzielen, die teilweise nur 1/3 des normalen Durchschnittertrages betragen - aber das ist für uns eine Selbstverständlichkeit mit dieser Form, wenn man Qualität herstellen will."
Riesling ist "in", junge Weintrinker schätzen ihn immer mehr und dann der Boom in England, Japan und Amerika. Bei Rosch gibt es keine blumigen, schmückenden Umschreibungen, weder beim Wein, noch bei der Erfolgsphilosophie.
Rosch: "Es ist nicht nur die Klimaentwicklung, die dem Moselriesling weiterhilft, von der Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperaturen profitieren nördliche Weinregionen- aber es ist auch die entsprechende Ausbildung vieler junger Winzer und das Streben nach Qualität, was hier einen enormen Schub gerade beim deutschen Riesling , speziell auch beim Moselriesling, mit sich gebracht haben. Sie finden auf der Welt keine Weine, die bei dem leichten Alkoholgehalt, wie sie die Moselrieslinge aufweisen, diese Geschmacksfülle mitbringen, das bedeutet , das unsere Bodenverhältnisse in den Steillagen durch den Schiefer geprägt sind dies den Geschmack des Schiefers in der Mineralität an die Weine weitergeben - das ist auch eines unserer Erfolgsgeheimnisse: wir verwenden die von der Natur aus auf der Traube befindlichen Hefen, dadurch bekommen wir nicht die von der Industrie gezüchteten Geschmacksstoffe in den Wein, sondern eine Vielfältigkeit bei unseren Rieslingen, was sie gerade auszeichnet."
Einblick in den Erfolg. Tüfteln, Denken, Strategien entwickeln, experimentieren, verfeinern und der knallharte Job im Weinberg.
Rosch: "Man wir kein Millionär, aber es reicht jeden Tag für eine warme Mahlzeit und für ein schönes Glas Wein. "
Herres: "Das Schöne ist einfach beim Sekt, das er auch diesen typischen Geschmack vom Riesling bringt und nicht zu breit ist , sondern richtig etwas spritzig ist und belebend a und sich auch sehr gut eignet als Aperitif oder wie beim Lorscheider eben zum Kochen."
Klaus Herres, Winzer, Sekthersteller. Noch immer die dritte Etappe, Leiwen. Das war ein Aufstand in der Familie, als Klaus Herres sagte: ich mache Sekt - die Leiwener dachten, der spinnt und dann erst die Eltern .
Herres: "Ist klar, wenn über 300 Jahre Weintradition in der Familie steht und dann kommt einer und sagt, er schmeißt den ganzen Betrieb um , dann ist natürlich Unruhe im Hause und bei uns war es dann so: ich habe immer gesagt, warum soll man nicht das machen, was einem Spaß macht und durch die Partner, die wir in der Champagne haben, die haben uns erst auf die Idee gebracht und auch die Nähe zu Frankreich, klassischen Sekt herzustellen im Champagnerverfahren und da gab es Unruhe im Haus - in der Zwischenzeit haben wir es aber geschafft, den Betrieb komplett umzubauen auf die Sektherstellung."
Und heute sind sie alle stolz auf ihn, auf den Hoflieferanten des Bundespräsidenten.
Herres: "Für uns war es natürlich immer deprimierend, wenn man im Fernsehen gesehen hat, dass in Deutschland Staatsempfänge waren und man hat Champagner kredenzt und das konnten wir einfach nicht verstehen und da haben wir mal an den Bundespräsidenten geschrieben und haben nie eigentlich eine Antwort erhofft, aber es war kaum zu glauben, man hat natürlich dann gesagt, es wäre für sie auch besser, ein deutsches Produkt zu präsentieren und dann haben sie eine Vergleichsprobe gemacht mit Champagner und wir waren der Beste und der Preisgünstigste und seitdem sind wir Lieferant beim Bundespräsidenten und natürlich hat das auch noch weitergezogen , wir haben auch schon das schwedische Königshaus beliefert- es ist also kein Nischenprodukt mehr- es gibt viele Leute, die Qualität in der Zwischenzeit zu schätzen wissen."
Schmitt: "Der Moselzander ist in den letzten Jahren bei der Kundschaft zum Renner geworden. Die Kundschaft liebt halt die Frische, lobt die Frische, weil die Ware wirklich ein oder zwei Tage später beim Kunden ist und das ideale beim Zander ist eben, dass er ein fast grätenfreier Fisch ist. Er lebt halt im freien Gewässer und die meisten Fische, die man hier auf dem Markt bekommt, kommen aus Zuchtanstalten, also die natürliche Ernährung, das bringt also den tollen Geschmack hier beim Moselzander."
Manfred Schmitt, Moselfischer. Vierte Etappe: Mehring. Sein Häuschen klebt oben im Hang, mit Blick auf seinen Arbeitsplatz, die Mosel. Hier oben verarbeitet er die Fänge seiner 25km langen Pacht.
Schmitt: "Überwiegen eben die Rotaugen, die durch die Nähe zu Luxemburg eine Spezialität darstellen, ja, dann kommt halt der Zander, Hecht, Schleie und in den Sommermonaten kommt halt noch der Aal hinzu, der überwiegen geräuchert auf den Markt kommt."
Durch die Heirat kommt er zum Beruf, der Schwiegervater hat die Pacht. Erst hilft er an Wochenenden und an Feiertagen, dann wird es Ernst. Heute ist er der einzige vollberufliche Fischer an der Mosel."
Schmitt: "Es ist kein 8-Stunden-Tag, es ist Natur, es klappt halt nichts auf Knopfdruck, man hat auch Tage, wo der Fang sehr, sehr mäßig ist und man denkt, wie soll so etwas weitergehen- aber im großen und ganzen gleicht sich das durch gute Tage wieder aus. Man muss halt auf die Schifffahrt Rücksicht nehmen, die Schifffahrt hat Vorrechte- aber damit kommt man klar."
Rausch: "Das ist also - wo man heute einen Schwerpunkt drauflegt - ein reiner Apfelbrand, früher gab es das immer gemischt - heute geht man auch schon bei Äpfeln hin und sagt: ich brenn einen reinen Boskopbrand, ich brenn einen reinen Delicious Brand - eine der besten Apfelsorten für Brand ist die Rubinette, das ist also einer der besten Aromaäpfel, wo man sagen kann, ich hab einen reinen Apfelbrand, das ist also der Trend, wo das heute hingeht und den dann durch Vorlauf, Mittellauf, Nachlauf herauszugreifen, diesen dann abzulagern in Glasgefäßen und dann eben nachher filtrieren und Abflaschen und dann eben versuchen, dieses optimale Aroma von dem Obst, das man gebrannt hat , auch noch mit ins Glas hineinzubringen, darum geht es dem Brenner und das ist das, was der Kunde heute verlangt."
Heinz Rausch, Brenner. Fünfte Etappe: Beuren. Ein Dörfchen in Höhenlage, Streuobstwiesen, Heimspiel für den Brenner
Rausch: "Wir brennen gerade Obstmaische - das Obst besteht aus den hiesigen Anbaugebieten, Streuobstwiesen, die also gefördert werden, dass dann auch für die Leute ein kleiner Nebenerwerb vorhanden ist und für die Brenner ist es auch interessant zu brennen - die Qualität ist nicht immer so gut hier oben im Hochwald, wie zum Beispiel am Bodensee - aber für die hiesige Region genügt es und die Leute sind zufrieden damit. Es kommt Jahr für Jahr auf die Menge an, die da anfällt, es ist ein Naturprodukt, man kann das ja nicht steuern und dann hat man mal mehr oder weniger zu tun und macht das dann meistens über Winter, weil im Herbst wird das Obst eingemaischt und wird dann vergoren, der Vorgang dauert ungefähr 6 - 8 Wochen und kann nach und nach abgebrannt werden."
Seit 1970 hat er die Brennerei, direkt neben dem Haus, ein kleiner Anbau, beherrscht vom prachtvollen Kupferkessel, den Rohren, Hähnen, Schläuchen. Leichter Promilleduft auf kleiner Bühne - aber natürlich alles legal
Die Malerklause, unser Heimathafen, ein kulinarischer Ankerplatz vom Allerfeinsten. Wohnzimmeratmosphäre, Familienbetrieb. Ehefrau und Sohn machen den Service, die Tochter wird sicher auch noch mitmischen, Hans Georg Lorscheider mit Reflektionen über seine Stationen: vom Maler zum Spitzenkoch
Lorscheider: "Malen ist ja ein kreativer Beruf - man sollte es nicht nur zu handwerklich sehen und so ist es auch mit dem Kochen. Kochen ist kreativ, Kochen ist aber auch Handwerk, man sollte dies als erstes mal gelernt haben, um darauf aufzubauen und nachher auch mit den Gerichten, mit den Produkten, die man sieht, die man riecht, die man schmeckt, das Optimale zubereiten zu können. deshalb: Kochen ist kreativ."
Sechs Männer in einem Boot und der Chronist, lukullisches Nachdenken,, die Mosel lächelt träge, Täler verengen sich . "Der Zauber stiller Einsamkeit", Karl Baedeker 1846, nimmt uns gefangen. Es ist die Heimat von Hans Georg Lorscheider.
Lorscheider: "Heimat ist der Punkt, an dem ich abends schlafen möchte, an dem ich abends sein möchte, an dem ich essen, trinken und wohnen möchte. Heimat ist der Punkt, an dem ich mich wohl fühle.