Wiederveröffentliche Alben

So starteten Weltstars ihre Karriere

Von links nach rechts: Bryan Ferry, Andy Mackay, Bryan Eno, Paul Thompson und Phil Manzanera von der britischen Band Roxy Music.
Von links nach rechts: Bryan Ferry, Andy Mackay, Bryan Eno, Paul Thompson und Phil Manzanera von der britischen Band Roxy Music. © dpa/picture alliance
Von Uwe Wohlmacher · 05.02.2018
Einmal im Monat stellt die "Tonart" Wiederveröffentlichungen vor: Diesmal Alben von Pat Boone, Nina Simone und Roxy Music , die alle am Anfang der jeweiligen Karrieren produziert wurden. Alle drei haben damit auf ihre Weise und in ihrer Zeit Musikgeschichte geschrieben.

Pat Boone "EP Collection 1955-1961"

Er war vor Elvis Presley da und lange vor den Beatles. Die vielleicht bemerkenswerteste Statistik in Verbindung mit der Karriere des amerikanischen Sängers Pat Boone besagt, dass er mit 39 Notierungen in den US-amerikanischen Top 100 der erfolgreichste Hitparaden-Künstler der 50er-Jahre war. Pat Boone sang ab Mitte der 1950er-Jahre schwarze Rhythm & Blues-Songs mit angenehmer Baritonstimme derart weichgespült, dass selbst die konservative Öffentlichkeit in ihm keine Gefahr für die amerikanische Jugend sah.
Auch wenn Pat Boone mit seinem keimfreien Image nirgends aneckte, muss man ihm zugute halten, dass er mit seinen geglätteten Interpretationen den Weg für nachfolgende wilde Rock'n Roll-Stars wie Little Richard, Elvis Presley und Fats Domino ebnete. Jetzt erscheint unter dem Titel "The EP Collection 1955 - 1961" eine 4er CD-Box mit 83 Songs die digital remastered und auf den heutigen Stand der Technik gebracht wurden. Zum Glück muss man diese Musik heute nicht mehr als reaktionär verdammen. Mit dem nötigen historischen Abstand können Spätgeborene im sinnfreien Pop der 50er – und in Pat Boone's angenehmer Stimme – schwelgen.

Nina Simone "Mood Indigo (The Complete Bethlehem Singles)"

Auch frühe Aufnahmen von Nina Simone erstrahlen in neuem Glanz: Das Album "Mood Indigo (The Complete Bethlehem Singles)" fasst 14 Aufnahmen aus der Vertragszeit mit dem Label Bethlehem Records zusammen, auf dem die amerikanische Jazzsängerin 1958 ihr Debütalbum und einige mittlerweile rare Singles veröffentlichte, so wie das folgende Instrumentalstück, das damals nur als Single-B-Seite herauskam und auf dem sich Simone als großartige Pianistin präsentiert.
Nur in Begleitung von zwei Musikern an Bass und Schlagzeug kommen die Talente der begnadeten Sängerin und Pianistin pur und unverfälscht am besten zum tragen. Der CD liegt noch ein hochwertiges 24-seitiges Booklet bei, das Liner Notes von Jazz-Autor Ashley Kahn und ein Interview mit dem Jazzschlagzeuger Al "Tootie" Heath enthält. "Mood Indigo (The Complete Bethlehem Singles)" ist eine tolle Zusammenstellung einer der besten Jazzsängerinnen, die mit den 14 damals als Singles und Single B-Seiten veröffentlichten Songs dieser CD gleich am Anfang ihrer Karriere ihre herausragende Stellung im Jazz bewies. Unbedingt anhören!

Roxy Music "Roxy Music"

1972 veröffentlichte die Gruppe Roxy Music ihr Debütalbum, das mit seinem seltsam aggressiv-melancholischen Sound gleichermaßen großen Kitsch und hochmodische Stilsicherheit vereinte. Vor allem der Gegensatz zwischen den Crooner-Qualitäten des bohemehaften Sängers Bryan Ferry und der kühlen experimentellen Soundsuche des Elektronik-Experten Brian Eno erzeugte eine bis dahin nicht gehörte musikalische Spannung, deren Echo bis heute nachwirkt.
"Roxy Music", das Debüt der gleichnamigen englischen Art-Rock Band, ist in seiner musikalischen Bedeutung gar nicht hoch genug einzuschätzen und hat nachfolgende Stars von David Bowie bis Radiohead nachhaltig beeinflusst. Neben dem digital optimierten Originalalbum, wurde dem 3 CD+DVD-Boxset das Demoband der Platte und jede Menge überzeugendes Livematerial aus BBC- und John Peel-Sessions beigelegt, als die Band gerade mal ein gutes Dutzend Liveauftritte hinter sich hatte. Auf der DVD ist ein Konzert im Club Bataclan in Paris im November 1972, dem einzigen Konzertmitschnitt aus der Zeit mit Brian Eno. Ein rundum Sorglos-Paket zu einer der wichtigsten Platten des Avantgarde-Rocks, mit etlichen bislang ungehörten oder gesehenen Aufnahmen.

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