Wiedereröffnung des Munchmuseums in Oslo

Von Agnes Bührig |
Rund zehn Monate nach dem Raub der Bilder "Der Schrei" und "Madonna" von Edvard Munch wird das Munchmuseum in Oslo wiedereröffnet. Ein Umbau des Gebäudes mit umfassenden Sicherheitsmaßnahmen soll künftig bewaffnete Überfälle verhindern.
In der Eingangshalle des Munchmuseums legen Handwerker kurz vor der Wiedereröffnung noch kräftig Hand an. Mitten im Raum steht das, was Dieben zukünftig das Handwerk legen soll, die neue Sicherheitstechnik, erklärt Jorunn Christoffersen von der Informationsabteilung des Hauses:

"Das ist ein Metalldetektor gleichen Typs wie sie auch Flughäfen verwenden. Damit können wir Taschen durchleuchten. In der letzten Woche haben wir angefangen, die ersten Schulungen für unsere Wächter durchzuführen."

"Dieses Geräusch kennen Sie vom Flughafen", erklärt Jorunn Christoffersen weiter. Es kommt von einem freistehenden Rahmen, der Laut gibt, wenn Menschen mit Metall am Körper durch ihn hindurchspazieren. Alles wird hier zukünftig von Maschinen überwacht, meint die Norwegerin:

"Wir bekommen eine elektronische Eintrittskontrolle und eine Sicherheitsschleuse für die Besucher. Wer reinkommt, erhält eine Eintrittskarte mit einem Strichcode, die dann unter ein Lesegerät gehalten wird. Unsere Wächter werden weiterhin unbewaffnet sein. Sollte ein Überfall eintreffen, setzen wir einen Notruf an die Polizei ab."

Das hatten die Angestellten des Museums auch am 22. August des vergangenen Jahres getan, als drei bewaffnete Räuber in Sekundenschnelle das Museum überfielen. Ein solcher Überfall soll nach den Umbauarbeiten nicht mehr möglich sein, erklärt Jorunn Christoffersen:

"Unser Museum war ein kleines, sehr offenes Haus vor dem Umbau. Eingang und Ausgang waren ungehindert zu erreichen. Jetzt wird es Hindernisse beim Rein- und Rauskommen ins Museum geben und kleinere Räume, die weniger übersichtlich sind für Eindringlinge. Wir haben auch neue Überwachungskameras installiert, drinnen und draußen."

Solche Kameras hätten sicherlich scharfe Bilder von den Tätern gemacht, die immer noch nicht hinter Schloss und Riegel sitzen - trotz eines Preisgeldes von 240.000 Euro, das die Stadt für ihre Überführung ausgesetzt hat. Und auf dem Kunstmarkt sind die Werke bisher nicht aufgetaucht.

Christoffersen: "Die Bilder sind unverkäuflich. Die Polizei nimmt an, dass der Raub durchgeführt wurde, um die Kräfte von dem großen Postraub in Stavanger abzulenken. Das waren vermutlich keine Kunsträuber."

Die erste Ausstellung, die von den neuen Sicherheitsmaßnahmen profitieren wird, trägt den Titel "Munch selbst". Sie zeigt erstmals die über 70 Selbstportraits, dazu Zeichnungen und Vorstudien. Zusammengestellt wurde sie von der Munch-Spezialistin Iris Müller-Westermann vom Modernen Museum in Stockholm, wo die Schau zuerst gezeigt wurde.

Müller-Westermann: "Jeder Künstler hat mal das eine oder andere Selbstbildnis gemalt, aber das Interesse an der eigenen Person oder die unterschiedlichen Schichten der Psyche zu erforschen, da gibt es ganz wenige und Munch kann man einreihen in die Reihe der großen Selbstbildnismaler, Zweifler und Seher wie Rembrandt und van Goch, um nur ganz wenige zu nennen."

Edvard Munch ging es vor allem darum, eine innere Welt schildern - sichtbar zu machen, was nicht zu sehen ist. Wie sieht Angst aus und wie kann man Eifersucht darstellen, das versuchte der Maler in seinen Bildern zu erforschen, erzählt Kuratorin Iris Müller-Westermann:

"Da hat er angefangen, in den 90er Jahren so ein Repertoire von Bildformen zu entwickeln wie den Schatten, eine rote, eine weiße Frau, die Schmerzensblume. Es gibt sozusagen einen Werkzeugkasten von Symbolen, die er weiterentwickelt und benutzt in bestimmten Zusammenhängen, um so diese innere Welt sichtbar zu machen. Und ich denke Munch ist ein Künstler, für den das Malen war wie für andere Menschen in Gesprächen, sich einen Standort zu verschaffen."
Sein letztes Selbstbildnis hat Edvard Munch Anfang der 40er Jahre gemalt. Es zeigt ihn in einem Raum, stehend zwischen einer Uhr und einem Bett. Seine Zeit läuft ab und ihm ist anzusehen, dass er bereits auf dem Weg in einer andere Welt ist.