Wieder eine verpasste Chance
Der Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht von Leipzig mit 90.000 Toten markiert auch den Anfang der Restauration der monarchischen Gewalten in Europa. Die aktuelle Ausstellung "1813" im Berliner Deutschen Historischen Museum erinnert an diese historische Zäsur mit einem zeitgenössischen Monumentalgemälde, das den Sieg über den französischen Kaiser feiert.
Ja, das ist eine Idee. Ein zeitgenössisches Monumentalgemälde als Thema einer Ausstellung. Johann Peter Krafft: "Siegesmeldung". Ein Auftrag des österreichischen Kaiserhauses, 1817 in Wien feierlich enthüllt, in einer 20 Jahre später erstellten Fassung. Der russische Zar, der preußische König und der österreichische Kaiser nehmen die Siegesmeldung des Fürsten Schwarzenberg entgegen. Das Ereignis hat es in dieser Form nicht gegeben, aber der Maler hatte ohnehin nicht den Auftrag, die Wirklichkeit abzubilden, sondern die propagandistische Botschaft seines Auftraggebers zu verkünden.
Das Deutsche Historische Museum hat das Bild 1995 ersteigert und präsentiert es nun in einer Ausstellung, die die Besucher anregt, es in seinen Einzelheiten zu entdecken. Und um dieses Bild herum wird thematisiert, was bei der Völkerschlacht wichtig ist. Ja, das kann man so machen.
Reicht das? 1813. Der Beitrag des Deutschen Historischen Museums in Berlin zu einem Ereignis, das die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts einschneidend geprägt hat. Der Anfang vom Ende Napoleons, der Anfang der Restauration der monarchischen Gewalten in Zentraleuropa, der Verrat an den demokratischen Bewegungen, der aufkeimende Nationalismus. Große Themen, die einen direkten Bezug zu unserer heutigen Welt haben. Und das Deutsche Historische Museum lenkt den Blick auf ein Historiengemälde, das "Bewunderung für die handelnden Personen wecken" wollte – so steht´s im Ausstellungskatalog.
Man geht durch die Ausstellung und fragt sich: Ist das der Beitrag des Deutschen Historischen Museums zum Thema 1813? Zum "Untergang der alten Welt", um einen aktuellen Buchtitel zu zitieren? Von welchem Gedanken ist dieses Ausstellungsprojekt getragen? Berlin muss natürlich nicht der wichtigste Ausstellungsort sein, wenn Leipzig das Schlachtfeld war. Aber wenn das Deutsche Historische Museum das Geschichtsmuseum der Nation ist, kann man eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem epochalen Ereignis erwarten. Zumal das Deutsche Kaiserreich 1913 das hundertjährige Jubiläum zu einer pompösen Inszenierung von Kaiser, Reich und Nation genutzt hat, am Vorabend des großen Krieges.
Leider ist "1813" nicht die erste Ausstellung, die den Zweifel nährt, ob das Deutsche Historische Museum seiner Rolle gerecht wird. Der Beitrag zum Friedrichsjahr 2012 war dürftig. Im vorigen Jahr spielte die Musik in Potsdam – das war okay, aber in beiden Fällen muss sich das DHM fragen lassen: Ist es angemessen, bei solchen Ereignissen nur eine Randnotiz zu liefern?
Es geht nicht um das Volumen einer Ausstellung, sondern um das Fehlen einer originellen Idee. In wohl gesetzten Worten wird gerne betont, dass nationale und europäische Geschichte stets zusammen gedacht werden müssten. Wenn man ernsthaft internationalen Austausch pflegen würde, ergäben sich spannende Projekte: Im vorigen Jahr hätten zum Beispiel polnische Kuratoren eingeladen werden können, in Berlin zu zeigen, welches Bild die polnischen Nachbarn vom großen Friedrich haben. In diesem Jahr - Russland, Österreich, Frankreich, vor allem Frankreich: deutsche Kuratoren in Paris, französische in Berlin: Das würde herkömmliche Geschichtsbilder aufbrechen, nationale und europäische Geschichte miteinander verbinden. Das wäre ein Gedanke und ein Anliegen.
Leider ist das Deutsche Historische Museum von solcher Weltoffenheit noch weit entfernt.
Das Deutsche Historische Museum hat das Bild 1995 ersteigert und präsentiert es nun in einer Ausstellung, die die Besucher anregt, es in seinen Einzelheiten zu entdecken. Und um dieses Bild herum wird thematisiert, was bei der Völkerschlacht wichtig ist. Ja, das kann man so machen.
Reicht das? 1813. Der Beitrag des Deutschen Historischen Museums in Berlin zu einem Ereignis, das die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts einschneidend geprägt hat. Der Anfang vom Ende Napoleons, der Anfang der Restauration der monarchischen Gewalten in Zentraleuropa, der Verrat an den demokratischen Bewegungen, der aufkeimende Nationalismus. Große Themen, die einen direkten Bezug zu unserer heutigen Welt haben. Und das Deutsche Historische Museum lenkt den Blick auf ein Historiengemälde, das "Bewunderung für die handelnden Personen wecken" wollte – so steht´s im Ausstellungskatalog.
Man geht durch die Ausstellung und fragt sich: Ist das der Beitrag des Deutschen Historischen Museums zum Thema 1813? Zum "Untergang der alten Welt", um einen aktuellen Buchtitel zu zitieren? Von welchem Gedanken ist dieses Ausstellungsprojekt getragen? Berlin muss natürlich nicht der wichtigste Ausstellungsort sein, wenn Leipzig das Schlachtfeld war. Aber wenn das Deutsche Historische Museum das Geschichtsmuseum der Nation ist, kann man eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem epochalen Ereignis erwarten. Zumal das Deutsche Kaiserreich 1913 das hundertjährige Jubiläum zu einer pompösen Inszenierung von Kaiser, Reich und Nation genutzt hat, am Vorabend des großen Krieges.
Leider ist "1813" nicht die erste Ausstellung, die den Zweifel nährt, ob das Deutsche Historische Museum seiner Rolle gerecht wird. Der Beitrag zum Friedrichsjahr 2012 war dürftig. Im vorigen Jahr spielte die Musik in Potsdam – das war okay, aber in beiden Fällen muss sich das DHM fragen lassen: Ist es angemessen, bei solchen Ereignissen nur eine Randnotiz zu liefern?
Es geht nicht um das Volumen einer Ausstellung, sondern um das Fehlen einer originellen Idee. In wohl gesetzten Worten wird gerne betont, dass nationale und europäische Geschichte stets zusammen gedacht werden müssten. Wenn man ernsthaft internationalen Austausch pflegen würde, ergäben sich spannende Projekte: Im vorigen Jahr hätten zum Beispiel polnische Kuratoren eingeladen werden können, in Berlin zu zeigen, welches Bild die polnischen Nachbarn vom großen Friedrich haben. In diesem Jahr - Russland, Österreich, Frankreich, vor allem Frankreich: deutsche Kuratoren in Paris, französische in Berlin: Das würde herkömmliche Geschichtsbilder aufbrechen, nationale und europäische Geschichte miteinander verbinden. Das wäre ein Gedanke und ein Anliegen.
Leider ist das Deutsche Historische Museum von solcher Weltoffenheit noch weit entfernt.