Wiedeking gibt Klage des VW-Betriebsrats keine Chance
Die Klage des VW-Betriebsrats gegen Porsche hat nach Ansicht von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking keine Chance. Er sei nicht einmal sicher, ob die Klage überhaupt zugelassen werde, sagte Wiedeking. Der Vorwurf des VW-Betriebsrates, in der neuen Porsche Automobil Holding SE unterrepräsentiert zu sein, treffe in dieser Form nicht zu. Wiedeking sprach davon, dass möglicherweise erst jetzt in Wolfsburg verstanden werde, dass ein kleiner Hersteller aus Zuffenhausen die Mehrheit bei Volkswagen übernommen habe.
Jörg Münchenberg: Herr Wiedeking, zunächst einmal, viele Exportunternehmen, dazu gehört ja auch die deutsche Automobilindustrie stöhnt im Augenblick unter dem niedrigen Dollarkus und dem hohen Euro. Ganz speziell aus der Sicht von Porsche: Wie groß ist das Problem?
Wendlin Wiedeking: Na gut, das Problem ist sicherlich für viele Industrieunternehmen heute ein Riesenproblem. Die Volkswirtschaften sind momentan nicht mehr so im Lot, wie sie es sein sollten, der Dollar hat eine wahnsinnige Schwäche gegen den Euro eingenommen. Die Japaner haben sich permanent an den Dollar weiter einfach angehängt.
Das haben unsere Finanzminister leider bis heute nicht beachtet. Ich glaube, Europa wäre gut beraten, wenn Sie sich das Thema Währungsparitäten mal genau anschauen, denn hier ist ein Riesen-Wirtschaftshemmnis, wird hier aufgebaut, und wenn man da nicht agiert, dann kommen so Töne raus wie bei EADS, das man sagt, man ist einer existenziellen Krise. Und das ist doch die schlimmste Aussage, die ein Großunternehmen wie EADS machen kann.
Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir Währungssicherungsgeschäfte getätigt haben, das haben wir seit Jahren gemacht. Wir sind jetzt bis 2013 abgesichert, das heißt, wir kennen unsere Währungsparitäten zum Dollar bis 2013, können damit auch planerisch gut agieren, gibt uns also Zeit. Das haben viele Unternehmen leider nicht gemacht.
Allerdings ist das trotzdem immer noch ein Zeitkauf, das heißt, wenn die Paritäten so bleiben, wird es auch für uns etwas bedeuten, dann müssen wir uns entsprechend bewegen. Und wenn Sie das am Beispiel jetzt von Volkswagen sich einmal anschauen, dort gibt es ja die offene Diskussion, macht es Sinn, möglicherweise in den USA zu produzieren. Und wenn man in den USA produziert, ist die Produktion für die USA weg.
Münchenberg: Das ist mein nächstes Stichwort, Produktionsverlagerung. Viele Unternehmen liebäugeln damit, jetzt noch verstärkt, wenn der Dollar so schwach ist. Für Porsche kein Thema?
Wiedeking Also sehen Sie mal, wir sind ja ein kleiner Hersteller. Unsere Produktionskapazitäten noch weiter zu verlagern, das muss man sehr sorgfältig prüfen. Und ich sehe auch, insbesondere darin, dass wir das Gütesiegel "Made in Germany" heute bei unseren Produkten haben, eine Riesenverkaufshilfe auch in den Weltmärkten. Die Kunden mögen das Made in Germany, das ist Gütesiegel. Und das möchte ich auch ungern nur abgeben.
Münchenberg: Herr Wiedeking, Sie haben eine goldgeränderte Bilanz vorgelegt, die aber auch ein paar Schatten aufweist, sage ich mal, wenngleich vielleicht mehr atmosphärische. Es gibt Ärger mit der Belegschaft von Volkswagen, da hat Porsche jetzt eine Mehrheit von knapp 31 Prozent.
Trotzdem sieht sich die Belegschaft von Volkswagen unterrepräsentiert in der neuen Holding. Da geht es Macht, da geht es um Einfluss, vielleicht auch um verletzten Stolz. Wie wollen Sie die Belegschaft, den Betriebsrat von Volkswagen überzeugen?
Wiedeking Also Schatten in der Bilanz sehe ich noch nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Bilanz ist goldgerändert, und die ist kerngesund und gibt uns jede Menge Chancen, positiv in die Zukunft zu fahren. Wenn Sie den Konflikt mit den Kollegen in Wolfsburg ansprechen: Ich kann mir natürlich vorstellen, dass jetzt erst realisiert wird, dass ein kleiner Hersteller aus Zuffenhausen die Mehrheit bei VW übernommen hat, sind auch der größte Einzelaktionär. Das ist zunächst einmal in der Wahrnehmung einer Belegschaft ein schwieriger Prozess, das will ich nicht überhaupt nicht leugnen.
Auch für uns wäre es schwierig gewesen, wenn plötzlich sich die Eignerschaft geändert hätte. Das heißt, das müssen wir durch, da müssen wir gemeinsam durch. Was die Vertretungsrechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Volkswagenkonzerns in der zukünftigen Holding anbelangt, dann habe ich es gestern auf der Bilanzpressekonferenz ja kundgetan, dass wir dort ein faires Bedingungswerk als verhandelt sehen.
Der Hinweis, dass Volkswagen aufgrund der Mehrzahl der Mitarbeiter nicht stark genug repräsentiert wird, gilt nicht, denn eigentlich ist der VW-Betriebsrat aufgrund der Stimmen im SE-Betriebsrat überrepräsentiert, sogar entsprechend ihrer Stimmen repräsentiert. Auch im Aufsichtsrat könnte er komplett alle sechs Sitze besetzen, wenn sich beide Belegschaftsvertreter einig sind, das so zu machen, denn wir haben eine Persönlichkeitswahl für den Aufsichtsrat, gehe ich von aus.
Die …position dabei ist ausschließlich, dass man sagt pari-pari, 50/50. Aber im Vorfeld ist zwischen den Betriebsratgremien von Volkswagen und Porsche beides machbar. Also es sind alle Dingen offen.
Ich glaube, dass, wenn die Zeit einmal ins Land gegangen ist, wenn man Vertrauen aufgebaut hat, wenn man einander auch sich schätzen gelernt hat, dass man dann auch zu einer sachlichen Diskussion kommt und dann auch, das, was heute als Hürde gesehen wird, gar nicht mehr als Hürde sieht, dann ist das selbstverständlich, dann wird man sich dort einigen, wie die Sitze zu besetzen sind.
Münchenberg: Trotzdem ist es ja so, der VW-Betriebsrat hat geklagt gegen die Struktur der Holding, also insofern lauten die Zeichen doch eher auf Konfrontation?
Wiedeking Noch mal, die Klage ist eingereicht, da haben Sie recht. Wir kennen sie noch nicht, ist noch nicht zugestellt. Wir kennen bis jetzt nur den Text, die Pressemeldung. Wir wissen gar nicht mal, ob das Landesarbeitsgericht die Klage annimmt, denn eigentlich sagen unsere Juristen, es gibt überhaupt keinen Klagegrund oder keine Klagemöglichkeit
Denn es gibt keine Rechtsgrundlage, dass sich der VW-Betriebsrat, sagen wir mal, gegen uns klagend zu Wort melden wird. Unsere Juristen sehen dieser Klage gelassen gegenüber. Auch ich möchte das auch jetzt nicht strapazieren, sondern ich setze mehr drauf, dass man in den Dialog kommt, dass man einander erklärt, wie diese Mitbestimmungsvereinbarung zu deuten und zu interpretieren und auch auszulegen ist. Und wenn man das einmal auf der breiten, betriebenen Öffentlichkeit klargemacht hat, dann wird auch dieses Unbehagen, was vielleicht da sein mag, auch abhanden kommen.
Münchenberg: Stichwort noch mal Unmut, auch in der Belegschaft von Volkswagen, vielleicht haben Sie dazu auch ein bisschen beigetragen, als Sie vor nicht allzu langer Zeit gesagt haben, es gibt keine heiligen Kühe, und das gilt dann auch für Volkswagen. Auf was muss sich denn Volkswagen einstellen, wenn Porsche denn mal die Mehrheit an Volkswagen hat?
Wiedeking Wir haben bei uns als klare Devise im Haus, wir stellen immer alles auf den Prüfstand. Auch wenn es dem Unternehmen Porsche heute gut geht, hinterfragen wir unsere Abläufe. Wir hinterfragen unsere Strategien, wir hinterfragen unser Geschäftsmodell. Das muss auch so sein.
Wenn man dann im Vergleich zum Wettbewerb Schwächen identifiziert, muss man diese Dinge abstellen. Wenn man das nicht tut, wird man satt, gesund und irgendwann nicht mehr Lage, sich dem Wettbewerb zu stellen. Das ist der Hinweis.
Und ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, in den ganzen Äußerungen, die jetzt in den letzten Tagen und Wochen aus dem Haus VW von der Belegschaftsvertretung kommen ist, ist das doch …, wenn der Betriebsrat jetzt heute kommuniziert, zehn Prozent Produktivität wollen sie bringen in den nächsten Jahren, jedes Jahr. Dann ich nur sagen, toll, was anderes wollte ich gar nicht.
Münchenberg: Aber noch mal, wenn Sie sagen, es gibt keine heiligen Kühe, heißt das auch, die Modellpalette bei Volkswagen wird überprüft Modell für Modell?
Wiedeking Ganz einfach: Jedes Produkt, was ein Unternehmen entwickelt fertigt und verkauft, muss sein Geld verdienen. Es kann nicht sein, dass Sie Produkte haben, die ein anderes Produkt subventionieren. Dann hat das Produkt keine Existenzberechtigung, so einfach ist das Leben.
Luxus leisten kann sich das Unternehmen nicht. Wir sind im harten Wettbewerb. Toyota nimmt keine Rücksicht darauf, ob im Hause Volkswagen oder bei Porsche gewisse Produkte geliebt werden, die man gerne bauen will, nur damit selber was davon hat. Sondern geliebt wird nur das, was Geld verdient. Aus.
Münchenberg: Herr Wiedeking, ganz kurz noch ein anderes Thema, was für Porsche aber auch sehr relevant ist. Das Thema Klimaschutz, Klimawandel auch, das steht auf der politischen Agenda im Augenblick sehr weit oben. Es gibt auch Druck seitens der EU-Kommission, da sollen die CO2-Werte bis 2012 deutlich strenger werden. Wie wird Porsche mit diesem Druck, der ja faktisch wirklich auch da ist, umgehen?
Wiedeking Na, Porsche hat sich immer diesem Thema gestellt. Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten unsere Umweltverpflichtungen wahrgenommen. Wir haben unsere Schadstoffemissionen deutlich reduziert. Wir haben uns immer an den Festlegungen des Gesetzgebers orientiert.
Die Diskussion heute zum CO2 basiert ja auf einem Datenmaterial von 2004, 2005. Wir alle wissen, dass die Autoindustrie eigentlich bis Ende 2008, Zeit hat, die vereinbarten Schadstoffemissionen auf der CO2-Seite zu erreichen. Wir haben es gezeigt mit dem neuen KN, der zweiten Generation, nach vier Jahren völlig neue Motorengeneration. Das ist, ich sage mal, Luxus pur, aber im Sinne der Umwelt.
Und deswegen, wir stellen uns der Diskussion. Man muss natürlich immer sich die Frage stellen, will die Gesellschaft weiterhin die Vielfalt im Angebot haben. Will die Gesellschaft nur noch ein Fahrrad mit Hilfsmotor haben, dann kann sie das entscheiden, aber dann sollte diese Gesellschaft sich auch im Klaren sein, dass sie dann eine arme Gesellschaft sein wird. Das muss man entscheiden.
Aber ich glaube fest dran, dass die Gesellschaft diese Vielfalt im Angebot behalten will. Und ich sag Ihnen noch eins, wenn Kleinfahrzeuge heute die Umwelttechnologie drin hätten, die Porsche heute drin hat, dann könnten diese Fahrzeuge schon deutlich schadstoffärmer sein. Und genau das muss der Weg sein.
Münchenberg: Letzte Frage ketzerisch: Tempo 130 auf der Autobahn, also Tempolimit, auch von Herstellern wie Porsche, wäre das akzeptabel?
Wiedeking Noch mal: Wir haben, glaube ich, gerade wir Deutschen haben gelernt, dass das ein wichtiges Gütesiegel unserer Produkte, ob das ein BMW, ein Audi, ein Volkswagen, ein Mercedes oder Porsche ist, in der Welt dadurch ist, das "Tested on German Autobahn" dahintersteht. Es gibt ja nur relativ wenige freie Strecken auch wirklich, und wir alle wissen, selbst der Umweltminister Gabriel sagt es ja, der Beitrag für die Umwelt ist vernachlässigbar. Entweder ist man objektiv bei der Diskussion oder nicht objektiv.
Aber ideologisch lassen wir uns nicht an den Haken nehmen, und das wäre auch nicht fair, weil es schadet dann dem Standort. Denn wenn man Qualitätssiegel heute hat, und gibt den ohne Not auf, dann sollten die auch die Verantwortung dann dafür übernehmen, das bedeutet weniger Wohlstand für uns, für die Bevölkerung, und das sollten wir doch bitte nicht riskieren, nur um Ideologen recht zu geben.
Wendlin Wiedeking: Na gut, das Problem ist sicherlich für viele Industrieunternehmen heute ein Riesenproblem. Die Volkswirtschaften sind momentan nicht mehr so im Lot, wie sie es sein sollten, der Dollar hat eine wahnsinnige Schwäche gegen den Euro eingenommen. Die Japaner haben sich permanent an den Dollar weiter einfach angehängt.
Das haben unsere Finanzminister leider bis heute nicht beachtet. Ich glaube, Europa wäre gut beraten, wenn Sie sich das Thema Währungsparitäten mal genau anschauen, denn hier ist ein Riesen-Wirtschaftshemmnis, wird hier aufgebaut, und wenn man da nicht agiert, dann kommen so Töne raus wie bei EADS, das man sagt, man ist einer existenziellen Krise. Und das ist doch die schlimmste Aussage, die ein Großunternehmen wie EADS machen kann.
Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir Währungssicherungsgeschäfte getätigt haben, das haben wir seit Jahren gemacht. Wir sind jetzt bis 2013 abgesichert, das heißt, wir kennen unsere Währungsparitäten zum Dollar bis 2013, können damit auch planerisch gut agieren, gibt uns also Zeit. Das haben viele Unternehmen leider nicht gemacht.
Allerdings ist das trotzdem immer noch ein Zeitkauf, das heißt, wenn die Paritäten so bleiben, wird es auch für uns etwas bedeuten, dann müssen wir uns entsprechend bewegen. Und wenn Sie das am Beispiel jetzt von Volkswagen sich einmal anschauen, dort gibt es ja die offene Diskussion, macht es Sinn, möglicherweise in den USA zu produzieren. Und wenn man in den USA produziert, ist die Produktion für die USA weg.
Münchenberg: Das ist mein nächstes Stichwort, Produktionsverlagerung. Viele Unternehmen liebäugeln damit, jetzt noch verstärkt, wenn der Dollar so schwach ist. Für Porsche kein Thema?
Wiedeking Also sehen Sie mal, wir sind ja ein kleiner Hersteller. Unsere Produktionskapazitäten noch weiter zu verlagern, das muss man sehr sorgfältig prüfen. Und ich sehe auch, insbesondere darin, dass wir das Gütesiegel "Made in Germany" heute bei unseren Produkten haben, eine Riesenverkaufshilfe auch in den Weltmärkten. Die Kunden mögen das Made in Germany, das ist Gütesiegel. Und das möchte ich auch ungern nur abgeben.
Münchenberg: Herr Wiedeking, Sie haben eine goldgeränderte Bilanz vorgelegt, die aber auch ein paar Schatten aufweist, sage ich mal, wenngleich vielleicht mehr atmosphärische. Es gibt Ärger mit der Belegschaft von Volkswagen, da hat Porsche jetzt eine Mehrheit von knapp 31 Prozent.
Trotzdem sieht sich die Belegschaft von Volkswagen unterrepräsentiert in der neuen Holding. Da geht es Macht, da geht es um Einfluss, vielleicht auch um verletzten Stolz. Wie wollen Sie die Belegschaft, den Betriebsrat von Volkswagen überzeugen?
Wiedeking Also Schatten in der Bilanz sehe ich noch nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Bilanz ist goldgerändert, und die ist kerngesund und gibt uns jede Menge Chancen, positiv in die Zukunft zu fahren. Wenn Sie den Konflikt mit den Kollegen in Wolfsburg ansprechen: Ich kann mir natürlich vorstellen, dass jetzt erst realisiert wird, dass ein kleiner Hersteller aus Zuffenhausen die Mehrheit bei VW übernommen hat, sind auch der größte Einzelaktionär. Das ist zunächst einmal in der Wahrnehmung einer Belegschaft ein schwieriger Prozess, das will ich nicht überhaupt nicht leugnen.
Auch für uns wäre es schwierig gewesen, wenn plötzlich sich die Eignerschaft geändert hätte. Das heißt, das müssen wir durch, da müssen wir gemeinsam durch. Was die Vertretungsrechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Volkswagenkonzerns in der zukünftigen Holding anbelangt, dann habe ich es gestern auf der Bilanzpressekonferenz ja kundgetan, dass wir dort ein faires Bedingungswerk als verhandelt sehen.
Der Hinweis, dass Volkswagen aufgrund der Mehrzahl der Mitarbeiter nicht stark genug repräsentiert wird, gilt nicht, denn eigentlich ist der VW-Betriebsrat aufgrund der Stimmen im SE-Betriebsrat überrepräsentiert, sogar entsprechend ihrer Stimmen repräsentiert. Auch im Aufsichtsrat könnte er komplett alle sechs Sitze besetzen, wenn sich beide Belegschaftsvertreter einig sind, das so zu machen, denn wir haben eine Persönlichkeitswahl für den Aufsichtsrat, gehe ich von aus.
Die …position dabei ist ausschließlich, dass man sagt pari-pari, 50/50. Aber im Vorfeld ist zwischen den Betriebsratgremien von Volkswagen und Porsche beides machbar. Also es sind alle Dingen offen.
Ich glaube, dass, wenn die Zeit einmal ins Land gegangen ist, wenn man Vertrauen aufgebaut hat, wenn man einander auch sich schätzen gelernt hat, dass man dann auch zu einer sachlichen Diskussion kommt und dann auch, das, was heute als Hürde gesehen wird, gar nicht mehr als Hürde sieht, dann ist das selbstverständlich, dann wird man sich dort einigen, wie die Sitze zu besetzen sind.
Münchenberg: Trotzdem ist es ja so, der VW-Betriebsrat hat geklagt gegen die Struktur der Holding, also insofern lauten die Zeichen doch eher auf Konfrontation?
Wiedeking Noch mal, die Klage ist eingereicht, da haben Sie recht. Wir kennen sie noch nicht, ist noch nicht zugestellt. Wir kennen bis jetzt nur den Text, die Pressemeldung. Wir wissen gar nicht mal, ob das Landesarbeitsgericht die Klage annimmt, denn eigentlich sagen unsere Juristen, es gibt überhaupt keinen Klagegrund oder keine Klagemöglichkeit
Denn es gibt keine Rechtsgrundlage, dass sich der VW-Betriebsrat, sagen wir mal, gegen uns klagend zu Wort melden wird. Unsere Juristen sehen dieser Klage gelassen gegenüber. Auch ich möchte das auch jetzt nicht strapazieren, sondern ich setze mehr drauf, dass man in den Dialog kommt, dass man einander erklärt, wie diese Mitbestimmungsvereinbarung zu deuten und zu interpretieren und auch auszulegen ist. Und wenn man das einmal auf der breiten, betriebenen Öffentlichkeit klargemacht hat, dann wird auch dieses Unbehagen, was vielleicht da sein mag, auch abhanden kommen.
Münchenberg: Stichwort noch mal Unmut, auch in der Belegschaft von Volkswagen, vielleicht haben Sie dazu auch ein bisschen beigetragen, als Sie vor nicht allzu langer Zeit gesagt haben, es gibt keine heiligen Kühe, und das gilt dann auch für Volkswagen. Auf was muss sich denn Volkswagen einstellen, wenn Porsche denn mal die Mehrheit an Volkswagen hat?
Wiedeking Wir haben bei uns als klare Devise im Haus, wir stellen immer alles auf den Prüfstand. Auch wenn es dem Unternehmen Porsche heute gut geht, hinterfragen wir unsere Abläufe. Wir hinterfragen unsere Strategien, wir hinterfragen unser Geschäftsmodell. Das muss auch so sein.
Wenn man dann im Vergleich zum Wettbewerb Schwächen identifiziert, muss man diese Dinge abstellen. Wenn man das nicht tut, wird man satt, gesund und irgendwann nicht mehr Lage, sich dem Wettbewerb zu stellen. Das ist der Hinweis.
Und ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, in den ganzen Äußerungen, die jetzt in den letzten Tagen und Wochen aus dem Haus VW von der Belegschaftsvertretung kommen ist, ist das doch …, wenn der Betriebsrat jetzt heute kommuniziert, zehn Prozent Produktivität wollen sie bringen in den nächsten Jahren, jedes Jahr. Dann ich nur sagen, toll, was anderes wollte ich gar nicht.
Münchenberg: Aber noch mal, wenn Sie sagen, es gibt keine heiligen Kühe, heißt das auch, die Modellpalette bei Volkswagen wird überprüft Modell für Modell?
Wiedeking Ganz einfach: Jedes Produkt, was ein Unternehmen entwickelt fertigt und verkauft, muss sein Geld verdienen. Es kann nicht sein, dass Sie Produkte haben, die ein anderes Produkt subventionieren. Dann hat das Produkt keine Existenzberechtigung, so einfach ist das Leben.
Luxus leisten kann sich das Unternehmen nicht. Wir sind im harten Wettbewerb. Toyota nimmt keine Rücksicht darauf, ob im Hause Volkswagen oder bei Porsche gewisse Produkte geliebt werden, die man gerne bauen will, nur damit selber was davon hat. Sondern geliebt wird nur das, was Geld verdient. Aus.
Münchenberg: Herr Wiedeking, ganz kurz noch ein anderes Thema, was für Porsche aber auch sehr relevant ist. Das Thema Klimaschutz, Klimawandel auch, das steht auf der politischen Agenda im Augenblick sehr weit oben. Es gibt auch Druck seitens der EU-Kommission, da sollen die CO2-Werte bis 2012 deutlich strenger werden. Wie wird Porsche mit diesem Druck, der ja faktisch wirklich auch da ist, umgehen?
Wiedeking Na, Porsche hat sich immer diesem Thema gestellt. Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten unsere Umweltverpflichtungen wahrgenommen. Wir haben unsere Schadstoffemissionen deutlich reduziert. Wir haben uns immer an den Festlegungen des Gesetzgebers orientiert.
Die Diskussion heute zum CO2 basiert ja auf einem Datenmaterial von 2004, 2005. Wir alle wissen, dass die Autoindustrie eigentlich bis Ende 2008, Zeit hat, die vereinbarten Schadstoffemissionen auf der CO2-Seite zu erreichen. Wir haben es gezeigt mit dem neuen KN, der zweiten Generation, nach vier Jahren völlig neue Motorengeneration. Das ist, ich sage mal, Luxus pur, aber im Sinne der Umwelt.
Und deswegen, wir stellen uns der Diskussion. Man muss natürlich immer sich die Frage stellen, will die Gesellschaft weiterhin die Vielfalt im Angebot haben. Will die Gesellschaft nur noch ein Fahrrad mit Hilfsmotor haben, dann kann sie das entscheiden, aber dann sollte diese Gesellschaft sich auch im Klaren sein, dass sie dann eine arme Gesellschaft sein wird. Das muss man entscheiden.
Aber ich glaube fest dran, dass die Gesellschaft diese Vielfalt im Angebot behalten will. Und ich sag Ihnen noch eins, wenn Kleinfahrzeuge heute die Umwelttechnologie drin hätten, die Porsche heute drin hat, dann könnten diese Fahrzeuge schon deutlich schadstoffärmer sein. Und genau das muss der Weg sein.
Münchenberg: Letzte Frage ketzerisch: Tempo 130 auf der Autobahn, also Tempolimit, auch von Herstellern wie Porsche, wäre das akzeptabel?
Wiedeking Noch mal: Wir haben, glaube ich, gerade wir Deutschen haben gelernt, dass das ein wichtiges Gütesiegel unserer Produkte, ob das ein BMW, ein Audi, ein Volkswagen, ein Mercedes oder Porsche ist, in der Welt dadurch ist, das "Tested on German Autobahn" dahintersteht. Es gibt ja nur relativ wenige freie Strecken auch wirklich, und wir alle wissen, selbst der Umweltminister Gabriel sagt es ja, der Beitrag für die Umwelt ist vernachlässigbar. Entweder ist man objektiv bei der Diskussion oder nicht objektiv.
Aber ideologisch lassen wir uns nicht an den Haken nehmen, und das wäre auch nicht fair, weil es schadet dann dem Standort. Denn wenn man Qualitätssiegel heute hat, und gibt den ohne Not auf, dann sollten die auch die Verantwortung dann dafür übernehmen, das bedeutet weniger Wohlstand für uns, für die Bevölkerung, und das sollten wir doch bitte nicht riskieren, nur um Ideologen recht zu geben.