Billiger Bahn fahren

Wie weiter nach dem 9-Euro-Ticket?

79:33 Minuten
Ein Schild verkündet das neue 9-Euro-Monatsticket der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof in Berlin.
Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket hat alle Erwartungen übertroffen, bringt aber auch Probleme mit sich. © Getty Images / Seam Gallup
Moderation: Gisela Steinhauer · 02.07.2022
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Reisen mit dem ÖPNV, quer durch Deutschland, so oft man will – das 9-Euro-Ticket macht es möglich. Von Juni bis August gilt das Angebot, das bereits mehr als 21 Millionen Fahrgäste nutzen. Sollte es bleiben? Wie soll es finanziert werden?
Die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket bleibt hoch. Bisher wurden 21 Millionen Karten verkauft; hinzu kommen mindestens zehn Millionen Tickets der Abonnentinnen und Abonnenten im Nahverkehr, die als 9-Euro-Variante gelten. Die Reaktionen reichen von Begeisterung über die unkomplizierte Flatrate bis zum Ärger über rappelvolle Züge, insbesondere zu beliebten Reisezielen. Und schon nach dem ersten Monat beginnen die Diskussionen, ob und in welcher Form ein solches Angebot auf Dauer bleiben sollte – und wie es finanziert werden kann.

Österreichs „Klima-Ticket“ als Vorbild

„Wir brauchen eine Flatrate, aber sie muss einen anderen Preis haben. Und sie muss leicht verständlich sein, so dass man sich nicht um verschiedene Tarife kümmern muss“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer des gemeinnützigen Verkehrsbündnisses „Allianz pro Schiene“. „Österreich ist da ein Vorbild mit dem Klima-Ticket. Es gilt landesweit – und es gibt auch regionale Tickets für jedes Bundesland. Wir haben die Bahncard 100 mit vielen Ausnahmen, dafür muss man ein kleines Bahncard-Abitur haben.“ Hierzulande müsse man zudem für eine Bahncard 100 2. Klasse im Jahr satte 4144 Euro zahlen. Wer könne sich das leisten? Das österreichische Klima-Ticket koste 1095 Euro; Wien biete eine 365-Euro Jahres-Flatrate für den ÖPNV.
Der öffentliche Nahverkehr müsse billiger, aber auch attraktiver werden, damit möglichst viele Menschen umsteigen, so Flege. „Wir brauchen eine massive Angebotsausweitung, bis hin zu einer Mobilitätsgarantie, wie sie zum Beispiel jeder Schweizer hat, auch eine Erreichbarkeitsgarantie.“ Überfällig sei auch ein ehrlicher Kosten- und Nutzenvergleich. „Pro Jahr verursacht der Straßenverkehr Folgeschäden in Höhe von 141 Milliarden Euro! Wenn man die investieren würde in den Ausbau des ÖPNV, da könnten wir weit kommen.“

Ideen für eine "solidarische Finanzierung" von Bahntickets

„Die Bahn ist ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Mobilität“, sagt Dr. Katrin Dziekan, Bereichsleiterin Umwelt und Verkehr beim Umweltbundesamt (UBA). „Sie kann mit grünem Strom fahren und superschnell nachhaltig und treibhausneutral sein.“ Auch sie befürwortet eine Weiterführung des 9-Euro-Tickets, „aber nicht zu diesem Schleuderpreis. Das zahlt am Ende nur der Steuerzahler."
Das UBA arbeitet bereits an Vorschlägen, um Bahntickets preiswerter zu machen: Zum Beispiel an einer Drittmittelfinanzierung durch Firmen, die von naheliegenden Bahnhöfen profitieren oder einer „solidarischen Finanzierung“ nach Art des Semestertickets für Studierende.
Ihre Überzeugung: „Das Auto ist ein Auslaufmodell und wenn, dann elektrisch und bestenfalls auch geteilt. Das bedeutet aber auch, dass Busse und Bahnen ausgebaut werden müssen. Angebot, Angebot, Angebot! Es nützt nichts, wenn man nur das 9-Euro-Ticket bietet; es muss auch etwas fahren.“ Das gelte besonders auch für ländliche Regionen.

Billiger Bahn fahren – Wie weiter nach dem 9-Euro-Ticket?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer am 2. Juli ab 9.05 Uhr mit Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt und Dirk Flege von der „Allianz Pro Schiene“. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)

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