Wie Sprache und gesellschaftliche Entwicklungen zusammenhängen

Moderation: Sigrid Brinkmann |
Der Leiter des Instituts für Deutsche Sprache, Ludwig Eichinger, hat auf den Zusammenhang von Sprache und Gesellschaft hingewiesen. "Manchmal gibt es Redeweisen, die langsam aufkommen, die darauf hinweisen, dass bald etwas passieren wird", sagte Eichinger anlässlich des Jahreskongresses seines Instituts.
Sigrid Brinkmann: Nehmen wir mal Ihr Oberthema: Sprache und Gesellschaft. Ist die Sprache denn in der Regel gesellschaftlichen Entwicklungen und Umbrüchen voraus oder reagiert sie eher?

Ludwig Eichinger: Es gibt beides in gewisser Weise: Manchmal gibt es Redeweisen, die langsam aufkommen, die darauf hinweisen, dass bald was passieren wird, aber vermutlich häufiger ist, dass dann die Sprache in der großen Verbreiterung vor allem dann den Entwicklungen folgt.

Sigrid Brinkmann: Geben Sie mal ein Beispiel.

Ludwig Eichinger: Also für die deutsche Sprachgeschichte kann man etwa sagen, dass man bemerkt, dass um 1800, wenn ich ein historisches Beispiel geben darf, bemerkt, dass sozusagen der Begriff des Bürgers und der Begriff des französischen Bourgeois, damals hat man deutsch-französisch miteinander gesprochen, auch langsam auseinander differenziert werden, um den deutschen Bürgerbegriff positiv besetzen zu können gegenüber den deutschen Adelsvorstellungen, die sich stärker am Französischen orientiert haben. So dass das Wort Bürger eine immer bessere Bedeutung bekam, bevor die Bürger zur Macht kamen sozusagen.


Das vollständige Gespräch mit Ludwig Eichinger können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.