Wie Serviceroboter helfen

Von Michael Engel |
Ganze Fabrikationshallen sind heute menschenleer, weil Roboter die Regie in der Produktion übernommen haben. Andere Roboter wiederum nehmen dem Menschen gefährliche Einsätze ab, ausgestattet zum Beispiel mit Geigerzählern, damit die Menschen verschont bleiben. Ganz anders die sogenannten Serviceroboter, die Menschen unmittelbar beiseite stehen.
Irgendwie sieht er ja putzig aus: Wie eine überdimensionale "russische Puppe" - gut 1,50 Meter hoch - der Kopf aus durchsichtigem Plexiglas. Darunter kugelförmige "Augen" aus Plastik, die auf einem drehbaren Gestell montiert sind. Nähert sich ein Besucher, fängt er an zu sprechen.

"Mein Name ist Toomas und normalerweise arbeite ich im Baumarkt."

Toomas – mit zwei O geschrieben – ist ein mobiler Serviceroboter, entwickelt von der MetraLabs GmbH und der TU Ilmenau. Er und zwei seiner Brüder stehen seit kurzer Zeit in einem Baumarkt. Vorerst im Rahmen einer Pilotphase, um herauszufinden, ob die Kunden den stählernen Lotsen überhaupt wollen, sagt Andreas Bley von MetaLabs.

"Toomas ist ein Roboter, der im Baumarkt die Kunden zum Produkt führen kann. Das heißt, wenn Sie in den Baumarkt gehen und ein bestimmtes Produkt suchen und nicht wissen, wo es ist, dann können Sie Toomas benutzen, dort eine Artikelsuche starten, und wenn Sie den Artikel gefunden haben, dann führt er Sie an das Regal speziell zu dem Produkt heran."

Der Roboter sieht nicht mit den Augen, sondern mit einer versteckten Videokamera. Wenn er einen Kunden erspäht, fährt Toomas geräuschlos entgegen. Der elektronische Lotse dreht den Kopf, simuliert einen "Blickkontakt", dann wird eine Tonkonserve abgespielt.

Reden kann man mit dem stählernen Angestellten nicht, bedauert Andreas Bley, Spracherkennung wurde nicht integriert. So muss ein Touchscreen vor dem Bauch des mobilen Roboters als Eingabemedium genügen. Das Menü führt schnell zum gesuchten Produkt: zum Beispiel Bohrmaschinen:

"Ich fahre jetzt los. Ich bringe Sie jetzt zum gewünschten Zielpunkt. Bitte folgen Sie mir. Und bleiben Sie dicht hinter mir."

Toomas ist der einzige Verkäufer im Laden, der vom TÜV umfangreich geprüft und zugelassen wurde. Denn vom Roboter darf keinerlei Gefahr ausgehen. Er darf nichts umrempeln. Schon gar nicht Kinder, die vielleicht gerade auf dem Boden spielen.

"Hier ist es so, dass wir unten im unteren Bereich einen Kollisionssensor haben, das heißt, dieser Sensor registriert, wenn ein Objekt auf dem Boden oder eine Person auf dem Boden liegt, und hält dann sofort an. Und es wurde überprüft, dass die Kräfte, die dann wirken, wenn er eine Person auf dem Boden sieht oder nicht sieht in dem Falle mit dem Kollisionssensor, aneckt, dass dann keine Gefahr ausgeht. Vorher sieht er allerdings die Person über einen Laserscanner, der dann die Geschwindigkeit des Roboters soweit abbremst, dass da nichts passieren kann."

Seit knapp einem Jahr saust der Service-Roboter in einem Baumarkt der Toom-Gruppe durch die Regale. Nicht jeder, der von dem Chip gesteuerten Gehilfen angesprochen wurde, hat die Hilfe angenommen. Viele Kunden machten einfach einen großen Bogen um das merkwürdige Gefährt. Gleichwohl: Die Entwickler sind zufrieden.

"Die Erfahrungen sind ganz gut. Wir haben festgestellt, dass er also durchweg ganz gut benutzt wird. Was wichtig ist für die Zukunft, dass man auch das entsprechend kommuniziert. Also dass man schon die Kunden darauf aufmerksam macht, dass da ein Roboter ist und dass man ihn benutzen kann."

Super- und gerade Baumärkte werden immer größer, unübersichtlicher, und vielerorts fehlt es schon heute an Personal, das die Kunden ansprechen können. So werden uns vermutlich die stählernen "Service-Roboter" durch die Einkaufstempel der Zukunft auf Schritt und Tritt begleiten.

Auch so könnte eines Tages ein Service-Roboter klingen. Einer, der sich in die Lüfte schwingt, um Produkte bis vor die Haustür zu bringen. Es handelt sich um eine autonom fliegende Maschine, so groß und fast so flach wie ein Teller, und beim Wort "Teller" geht Matthias Brucke vom Oldenburger Institut für Informatik die "Pizza" nicht mehr aus dem Kopf:

"Also, wenn man mal ganz weit in die Zukunft denkt, könnte man sich einen Pizza-Lieferservice vorstellen. Also eine jetzt mal verrückte Anwendung. Aber das System soll in bestimmten von den Menschen vorgegebenen Bereichen selbstständig seine Aufgaben erledigen."

Und das geht so: Pizza bestellen und warten, bis das Teil angeflogen kommt. Die Oldenburger Flugroboter haben GPS an Bord, Ultraschallsensoren erkennen Hindernisse und eine Videokamera ist auch noch an Bord. So kann der Pizza-Bringdienst-Mit¬arbeiter am Monitor verfolgen, ob die "heiße Ware" auch geliefert wird.

In spätestens zehn Jahren, so Matthias Brucke, könnte die Vision eines fliegenden Pizza-Service Wirklichkeit werden. Vorerst zeigen die "fliegenden Untertassen" ihre Kunststücke in Halle 22 und Besucher wie Alwin Ahrend sind einfach nur begeistert.

"Ich finde das super. Also wirklich super. An so was kann ich mich gar nicht erinnern. Damals hatte man Segelflugzeuge, da stolperte man noch, brach man sich das Bein. Aber das hier ist ja die höchste Technik, die es überhaupt gibt. Wunderschön."