Wie Politiker Jugendliche ansprechen können

Die richtigen Themen, die richtige Sprache

04:44 Minuten
Jugendliche DemonstrantInnen die ein Schild mit der Aufschrift "Don't be a fossil - Fool!" hochhalten.
Fridays for Future Proteste in Barcelona © picture alliance / SOPA Images über ZUMA Wire / Paco Freire
Vanessa Vu im Gespräch mit Anke Schaefer · 03.06.2019
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Anbiedernd, hölzern, paternalistisch: Wenn SPD und CDU sich an junge Leute wenden, wird es schnell peinlich. Was könnten sie besser machen, haben wir die junge Journalistin Vanessa Vu von "Zeit Online" gefragt.
Wir müssen die Jugend ansprechen. Das scheint eine der Lehren zu sein, die SPD und CDU aus ihrer Wahlschlappe bei der Europawahl gezogen haben.
Doch damit tun sich beide Parteien offenbar noch schwer, wie die Journalistin Vanessa Vu etwa anhand des Youtube-Videos deutlich macht, mit dem die SPD auf den Auftritt des Youtubers Rezo reagierte.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der EU-Abgeordnete Tiemo Wölken und Juso-Chef Kevin Kühnert auf Bürostühlen in einem leeren Club: das sei ein "sehr künstliches Setting", meint Vu. Dazu Sätze, die wie auswendig geklungen hätten und eine offenbar wenig ansprechende Sprache: "Ins Gespräch kommen" etwa anstelle von "reden".
"Sagt einfach reden!" sagt Vanessa Vu. "Lasst uns mal reden! Ladet uns ein, ich komme vorbei. So. Das ist eine verständliche Sprache."

Themen, die Jugendliche interessieren

Neben einer verständlichen Sprache kommt es der 28-jährigen Journalistin zufolge auch darauf an, die Themen zu behandeln, die junge Menschen interessieren. Neben Klimaschutz seien das beispielsweise Uploadfilter oder allgemein Digitalisierung.
"Es gibt so viele Themen, die man gerade kommunizieren könnte, egal auf welchem Weg, ich denke, dass auch diese junge Generation – der kann man jetzt auch nicht vorwerfen, nur auf sozialen Medien rumzuhängen. Die würde sich auch schon andere Inhalte reinziehen, wenn man sie denn ansprechend kommunizieren würde – und verständlich."
Die Journalistin Vanessa Vu
Gerade die Unter-20-Jährigen seien viel auf Youtube unterwegs, meint Vanessa Vu.© Michael Heck für DIE ZEIT
Ohne Youtube geht es aber wohl doch nicht, denn: "Gerade U20 ist total viel auf Youtube", sagt Vu. "Da sind sie, da holen sie sich ihre Informationen, und wenn man sich da komplett rauszieht, dann verpasst man sie letzten Endes auch."
Eín weiterer Rat von Vu - Jugendliche nicht für dumm verkaufen: "Trotzdem geht es ja auch immer noch um Inhalte, weil, auch junge Leute sind ja irgendwie nicht doof, sie verstehen schon, was man ihnen versucht zu sagen oder was man ihnen versucht, nicht zu sagen, indem man Dinge völlig verklausuliert."
(uko)

Vanessa Vu wurde 1991 in Eggenfelden als Kind vietnamesischer Eltern geboren. Sie lebte die ersten Jahre ihres Lebens in einem bayerischen Asylbewerberheim. Vu studierte in München und London Ethnologie und Völkerrecht sowie Südostasien-Studien mit dem Schwerpunktthema Ethnizität. Heute arbeitet die Redakteurin für Politik- und Gesellschaftsthemen bei ZEIT ONLINE und betreibt den Podcast "Rice and Shine". 2018 erhielt sie für ihre Reportage "Meine Schrottcontainerkindheit" den renommierten Theodor-Wolff-Preis.

Die gesamte Sendung "Der Tag mit Vanessa Vu" können Sie hier nachhören:
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