Klimawandel und Energiekrise

Wie Museen Energie einsparen können

09:02 Minuten
Die Neue Nationalgalerie in Berlin.
Die Neue Nationalgalerie in Berlin verbraucht nach der Sanierung mehr Energie als zuvor, sagt Stefan Simon vom Rathgen-Forschungslabor. © IMAGO / Jürgen Ritter / IMAGO / Jürgen Ritter
Stefan Simon im Gespräch mit Britta Bürger · 20.08.2022
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Welche Folgen haben Klimawandel und Energiekrise für die Museen in Deutschland? Stefan Simon vom Rathgen-Forschungslabor zeichnet ein dramatisches Bild der Lage und appelliert, nicht nur vom grünen Museum zu reden, sondern es auch umzusetzen.
Die kürzlich wieder eröffnete Neue Nationalgalerie in Berlin verbraucht nach der Sanierung mehr Energie als zuvor – und das in der Nähe im Bau befindliche Museum der Moderne hat eine katastrophale Ökobilanz. Gleichzeitig werden die Bürgerinnen und Bürger aufs Energiesparen im Herbst und Winter eingestimmt wegen des zu erwartenden Energienotstands und wegen des Klimawandels.
„Die Zeit der Glaspaläste ist vorbei“, erklärt Stefan Simon. Er ist Direktor des Rathgen-Forschungslabors. Unter dem Dach der Staatlichen Museen zu Berlin kümmert man sich dort um alle naturwissenschaftlichen Fragen zur Denkmalpflege, zur Erhaltung archäologischer Stätten, aber auch zur Restaurierung und Konservierung.

Gigantischer Energieverbrauch

„Museen sind im urbanen Kontext mit die größten Energieverbraucher – und das passt nicht in die Zeit, weder in die des Klimawandels noch in die des Energienotstands.“ Das Museum der Moderne ist seinen Berechnungen nach, obwohl es kein Glaspalast ist, sogar „das klimafeindlichste Gebäude unserer Geschichte. Das wird deutlich mehr Energie verbrauchen als alle anderen Museen, die wir haben und betreiben“.
Zur Veranschaulichung erklärt Simon, dass alleine das Alte Museum auf der Berliner Museumsinsel mit einer veralteten Klimaanlage ungefähr so viel Energie im Jahr verbraucht wie 2000 Zweipersonenhaushalte. Deswegen seien nun die Verantwortlichen gefragt, Wege zu finden, wie man in Museen Energie einsparen kann.

Nötig sind evidenzbasierte Vorschläge

Dazu müssten die sogenannten Klima- und Feuchtekorridore angepasst und erweitert werden, so Simon. Momentan werden vom Museumsverband ICOM eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent und eine Raumtemperatur von 20 Grad empfohlen. Doch diese Vorgaben orientierten sich mehr am technisch Möglichen als am konservatorisch Nötigen, so Simon. Ein Feuchtekorridor von 40 bis 60 oder 35 bis 65 Prozent wären beispielsweise auch möglich. Simon plädiert für risiko- und evidenzbasierte Vorschläge:
„Wir können uns nicht mehr nur an irgendwelchen apodiktisch verkündeten Feuchtekorridoren entlang hangeln. Wir brauchen Museen, in denen das Gebäude an sich Feuchte und Temperatur gut regeln und gut ausbalancieren kann und nicht auf große Maschinen und große Technik angewiesen ist. Das ist das Konzept des 20. Jahrhunderts.“

 Nicht nur vom grünen Museum reden

In den einzelnen Museen werde bereits an Plänen zur Energieeinsparung und an Notfallplänen für den Herbst und Winter gearbeitet. Aber natürlich sei auch die Politik gefragt, so Simon: „Nicht nur am Sonntag vom grünen Museum zu sprechen, sondern wirklich auch diese Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen“.

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