Wie guter Wein gemacht wird
Der bekannte Wein-Journalist und Wahl-Berliner Stuart Pigott schreibt nicht für Gourmets, sondern volksnah. So vergleicht er den Geschmack eines guten Tröpfchens mit Pfeffer oder rotem Paprika. Gemeinsam mit seinem Autorenteam vermittelt er in dem 700-Seiten-Wälzer profundes Wissen mit leichter Schreibe und stellt an die 40 Weinanbaugebiete vor.
Erstaunlich - wie leicht und spritzig ein Wälzer von 720 Seiten Länge und dreieinhalb Kilo Gewicht sein kann. Mit gut gelaunter Feder erläutern Stuart Pigott und sein Autorenteam, wie er gemacht wird, der gute Wein in Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Elsass und Tirol.
Schon die Einleitung - stolze 45 Seiten lang - ist pures Lesevergnügen: Pigott plaudert über den Charakter der hiesigen Weine, wirft einen Blick in die Geschichte des Weinanbaus, erklärt, was auf einem Weinberg vor sich geht, welche Rebsorten und Ernteverfahren es gibt und er steigt hinab in Kelterhaus und Weinkeller und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Vermarktung.
Für Profis ist das sicher alles schon bekannt. Doch für die schreibt Pigott nicht. Der Londoner und Wahl-Berliner kommt gerne volksnah daher: Er theoretisiert nicht über Bukett-Details und Aroma-Finessen, die außer Experten kein Mensch herausschmeckt, sondern vergleicht den Weingeschmack mit Pfeffer und rotem Paprika. Darunter kann man sich doch was vorstellen. Pigott will Anfängern in Sachen gute Weine auf den Geschmack bringen - und das gelingt ihm mit seinem Riesenbuch einmal mehr. Auf jeder Seite spürt man: Dieser Mann liebt den Wein, und seine Begeisterung überträgt sich mühelos.
So umfangreich ist Pigotts Anliegen, dass er das Buch nur im Team bewältigen konnte. Dazu gehören der Weinjournalist Manfred Lüer, die Schweizer Journalistin Chandra Kurt, die Gastronomin Ursula Heinzelmann und der Publizist Stephan Reinhardt. Sie alle erweisen sich als Meister in der Kunst, profundes Wissen mit leichter Schreibe zu verbinden. Die Fotos stammen von Andreas Durst. Der Fotograf habe es geschafft, den Wein und die Landschaft, in der er wächst, sowie die Winzer in ihrer Vielschichtigkeit zu zeigen.
Und genau das ist das Anliegen des Mammutwerkes: "Wein spricht deutsch", sagt Pigott, weil die deutschsprachigen Länder eine gemeinsame Weinkultur besitzen. Die findet der Wein-Spezi zum einen in einer Trinkkultur, die den puren Wein schätzt - während Weine in Frankreich oder Italien vorwiegend als Essensbegleiter auftreten. Das macht die "deutschsprachigen" Tropfen leichter, weil sie nicht gegen ausdrucksstarke Speisen standhalten müssen. Und drittens gibt es eine Liebe zur reifen, guten Traube - alles "Schönen" des Weins durch kellerwirtschaftliche Methoden ist traditionsgemäß in den deutschsprachigen Ländern verpönt.
38 Weinanbaugebiete stellen Pigott und sein Schreibteam vor: vom Kaiserstuhl bis zum Bodensee geht die Reise, vom Rheingau bis ins Elsass, vom österreichischen Weinvierteln bis nach Südtirol, und sogar in Norddeutschland finden Pigott und seine Kollegen den einen oder anderen leckeren Tropfen. Jede Region wird essayistisch beschrieben, da liest man von Wind, Wetter und Bodenverhältnissen, von Winzern und Weinproben. Tabellen vergleichen den Weinanbau früherer Jahre mit heute und zeigen Trends an: Württemberg kehrt sich vom Trollinger ab und setzt auf Lemberger, im Rheingau schnellt die Anbaufläche roter Sorten in die Höhe, Müller-Thurgau und Silvaner verschwinden zugunsten von Riesling und Weißem Burgunder.
Trotz seiner immensen Fülle ist "Wein spricht deutsch" kein ultimatives Nachschlagewerk, dazu ist die Auswahl der präsentierten Weine und Winzer zu subjektiv. Für lockere Liebhaber edler Tropfen aber bieten die charmant geschriebenen 720 Seiten dennoch ein Füllhorn an Tipps und Hintergrundwissen.
Rezensiert von Susanne Billig
Stuart Pigott: Wein spricht deutsch. Weine, Winzer, Weinlandschaften,
Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2007, 720 Seiten, Euro 78,00
Schon die Einleitung - stolze 45 Seiten lang - ist pures Lesevergnügen: Pigott plaudert über den Charakter der hiesigen Weine, wirft einen Blick in die Geschichte des Weinanbaus, erklärt, was auf einem Weinberg vor sich geht, welche Rebsorten und Ernteverfahren es gibt und er steigt hinab in Kelterhaus und Weinkeller und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Vermarktung.
Für Profis ist das sicher alles schon bekannt. Doch für die schreibt Pigott nicht. Der Londoner und Wahl-Berliner kommt gerne volksnah daher: Er theoretisiert nicht über Bukett-Details und Aroma-Finessen, die außer Experten kein Mensch herausschmeckt, sondern vergleicht den Weingeschmack mit Pfeffer und rotem Paprika. Darunter kann man sich doch was vorstellen. Pigott will Anfängern in Sachen gute Weine auf den Geschmack bringen - und das gelingt ihm mit seinem Riesenbuch einmal mehr. Auf jeder Seite spürt man: Dieser Mann liebt den Wein, und seine Begeisterung überträgt sich mühelos.
So umfangreich ist Pigotts Anliegen, dass er das Buch nur im Team bewältigen konnte. Dazu gehören der Weinjournalist Manfred Lüer, die Schweizer Journalistin Chandra Kurt, die Gastronomin Ursula Heinzelmann und der Publizist Stephan Reinhardt. Sie alle erweisen sich als Meister in der Kunst, profundes Wissen mit leichter Schreibe zu verbinden. Die Fotos stammen von Andreas Durst. Der Fotograf habe es geschafft, den Wein und die Landschaft, in der er wächst, sowie die Winzer in ihrer Vielschichtigkeit zu zeigen.
Und genau das ist das Anliegen des Mammutwerkes: "Wein spricht deutsch", sagt Pigott, weil die deutschsprachigen Länder eine gemeinsame Weinkultur besitzen. Die findet der Wein-Spezi zum einen in einer Trinkkultur, die den puren Wein schätzt - während Weine in Frankreich oder Italien vorwiegend als Essensbegleiter auftreten. Das macht die "deutschsprachigen" Tropfen leichter, weil sie nicht gegen ausdrucksstarke Speisen standhalten müssen. Und drittens gibt es eine Liebe zur reifen, guten Traube - alles "Schönen" des Weins durch kellerwirtschaftliche Methoden ist traditionsgemäß in den deutschsprachigen Ländern verpönt.
38 Weinanbaugebiete stellen Pigott und sein Schreibteam vor: vom Kaiserstuhl bis zum Bodensee geht die Reise, vom Rheingau bis ins Elsass, vom österreichischen Weinvierteln bis nach Südtirol, und sogar in Norddeutschland finden Pigott und seine Kollegen den einen oder anderen leckeren Tropfen. Jede Region wird essayistisch beschrieben, da liest man von Wind, Wetter und Bodenverhältnissen, von Winzern und Weinproben. Tabellen vergleichen den Weinanbau früherer Jahre mit heute und zeigen Trends an: Württemberg kehrt sich vom Trollinger ab und setzt auf Lemberger, im Rheingau schnellt die Anbaufläche roter Sorten in die Höhe, Müller-Thurgau und Silvaner verschwinden zugunsten von Riesling und Weißem Burgunder.
Trotz seiner immensen Fülle ist "Wein spricht deutsch" kein ultimatives Nachschlagewerk, dazu ist die Auswahl der präsentierten Weine und Winzer zu subjektiv. Für lockere Liebhaber edler Tropfen aber bieten die charmant geschriebenen 720 Seiten dennoch ein Füllhorn an Tipps und Hintergrundwissen.
Rezensiert von Susanne Billig
Stuart Pigott: Wein spricht deutsch. Weine, Winzer, Weinlandschaften,
Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2007, 720 Seiten, Euro 78,00

Stuart Pigott zu Gast bei Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio / Bettina Straub