Wie erklär ich's meinen Kindern?
Wo wohnt Gott? Hört Gott meine Gebete, obwohl ich ihn nicht höre? Kinder stellen Fragen. Geht es dabei um den Glauben, ist es auch für Erwachsene schwer, immer eine Antwort zu finden. Kindern Glauben glaubhaft vermitteln - geht das?
"Wenn Gott jetzt einfach einem auf den Kopf fasst und der dann wieder sehen kann, das glaub ich eigentlich nicht."'"
""Ob Jesus wirklich die Menschen geheilt hat."
"Dass man einen Gelähmten so heilen kann, kann ich auch nicht so gut glauben."
"Außer wenn man operiert. Aber von Gott einfach nur solche Kräfte haben, das glaube ich nicht."
"Ich glaub das nicht, dass Menschen übers Wasser laufen können.
Manche Geschichten sind wahr und manche nicht."
Als Jesus einige Tage nach Kafarnaum kam, versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen.
Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Eine "wunder-schöne" Geschichte. Aber dieses und viele andere Wunder in der Bibel sind wie Haken, an denen die Kinder hängenbleiben, wenn sie beginnen, selbständig zu glauben. Sie fangen an, das Glaubwürdige vom Unglaubwürdigen zu trennen und die Bibel kritisch zu hinterfragen. An diesem Haken bleibt leicht auch der Rest des Kinderglaubens hängen. Wunder, Weihnachtsmann, Osterhase – weg damit! An diesem Punkt verabschieden sich viele von ihrem Kinderglauben. Manche vom Glauben im Allgemeinen.
Albert Schweizer schreibt in seinen Gesprächen über das Evangelium:
Man könnte denken, dass es besser für uns wäre, wenn uns die Evangelisten das Leben Jesu, ohne Wunder zu erwähnen, berichtet hätten, da die Wunder ja doch nur eine Bedeutung für Augenzeugen haben. Gewiss wäre damit mancher Anstoß und mancher Zweifel für viele Gläubige behoben.
Wenn Kinder an der Glaubwürdigkeit eines Wunders zweifeln, taugt es wenig, sie zu überreden, doch daran zu glauben. Ebenso wenig Sinn macht es, ihnen die Wunder auszureden und zu behaupten, hier hätte der Evangelist eben eine Geschichte erfunden, um die göttliche Natur Jesu zu betonen. Beides wäre zu einfach. Der Zweifel der Kinder birgt die Chance auf ein Gespräch.
Mit wachsendem Wissen hat es der Glaube an Wunder immer schwerer. Was wir gerne als Wunder der Natur bezeichnen, ist fast durchweg erklärbar. Der Gesang eines Vogels ist nichts als sein Balzruf, die Schönheit der Schneekristalle ist chemisch erklärbar. Eine spontane Heilung ist ebenfalls "kein Wunder". Jedenfalls dann nicht, wenn man unter Wunder nur das versteht, was unser Wissen übersteigt.
Diese Mikroskope vermitteln uns verborgene, sonst unsichtbare Teilchen der Körper und ihre innere Gestaltung und Bewegung. Sie vergrößern alles, so dass man mit ihnen am Floh, an der Fliege und an den Würmern den Bau und die Linienführung des Körpers, die Farbe und Bewegungen - was vorher alles unsichtbar war - genau und mit großer Verwunderung sehen kann.
Francis Bacon hat diese begeisterten Zeilen geschrieben – ein Wissenschaftler durch und durch. Er hat sich der Forschung verschrieben, der Nützlichkeit von neuen Erkenntnissen und war doch in der Lage, über das Innenleben eines Wurms zu staunen – ihn als Wunder zu erleben, und sei es nur für einen Augenblick.
Darin liegt das Wunder: Im Staunen, im Luft-Anhalten, in der Begeisterung, dass es so etwas gibt.
Auszug aus den Nachrichten:
"Haiti: Gestern Nachmittag konnte im Erdbebengebiet bei Port au Prince eine Frau aus den Trümmern gerettet werden. Sie hatte 12 Tage lang in einem Hohlraum mit nur einer Flasche Wasser überlebt. Bergungstrupps hatten die Hoffnungs, noch Lebende zu finden, seit Tagen aufgegeben, als sie beim Bewegen der Trümmer die Klopfzeichen der Frau hörten. Es sei wie ein Wunder, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes."
Wie ein Wunder. Man könnte das "Wie" auch einfach weglassen. Das diese Frau überlebt hat, ist erklärlich und doch ein Wunder. Ein Wunder für ihre Retter, für sie selbst, für ihre beiden kleinen Kinder, für ihren Mann, für ihre Eltern, die sie schon seit Tagen für tot gehalten hatten.
Wer die Wunder – auch die biblischen Wunder – so begreift, muss nicht daran scheitern, dass es Erklärungen gibt für die Teilung des Roten Meers, für die Heilung des Gelähmten, für die Vermehrung der Brote und Fische. Wer darüber staunen kann, für den ist das Wunder auch geschehen.
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
(Aus dem Matthäus-Evangelium)
Unmündig bedeutet nicht: Dumm und kindisch. An Wunder zu glauben heißt nicht, alles für bare Münze zu nehmen oder sich sogar veräppeln zu lassen. An Wunder glauben heißt: Gott alles zuzutrauen, Durchhaltevermögen zu besitzen. Alles für möglich zu halten, auch wenn es unmöglich scheint. An sich und an andere zu glauben, und die Hoffnung nicht aufzugeben.
Nicht müde werden
Dem Wunder
leise, wie einem Vogel,
die Hand hinhalten
(von Hilde Domin)
""Ob Jesus wirklich die Menschen geheilt hat."
"Dass man einen Gelähmten so heilen kann, kann ich auch nicht so gut glauben."
"Außer wenn man operiert. Aber von Gott einfach nur solche Kräfte haben, das glaube ich nicht."
"Ich glaub das nicht, dass Menschen übers Wasser laufen können.
Manche Geschichten sind wahr und manche nicht."
Als Jesus einige Tage nach Kafarnaum kam, versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen.
Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.
Eine "wunder-schöne" Geschichte. Aber dieses und viele andere Wunder in der Bibel sind wie Haken, an denen die Kinder hängenbleiben, wenn sie beginnen, selbständig zu glauben. Sie fangen an, das Glaubwürdige vom Unglaubwürdigen zu trennen und die Bibel kritisch zu hinterfragen. An diesem Haken bleibt leicht auch der Rest des Kinderglaubens hängen. Wunder, Weihnachtsmann, Osterhase – weg damit! An diesem Punkt verabschieden sich viele von ihrem Kinderglauben. Manche vom Glauben im Allgemeinen.
Albert Schweizer schreibt in seinen Gesprächen über das Evangelium:
Man könnte denken, dass es besser für uns wäre, wenn uns die Evangelisten das Leben Jesu, ohne Wunder zu erwähnen, berichtet hätten, da die Wunder ja doch nur eine Bedeutung für Augenzeugen haben. Gewiss wäre damit mancher Anstoß und mancher Zweifel für viele Gläubige behoben.
Wenn Kinder an der Glaubwürdigkeit eines Wunders zweifeln, taugt es wenig, sie zu überreden, doch daran zu glauben. Ebenso wenig Sinn macht es, ihnen die Wunder auszureden und zu behaupten, hier hätte der Evangelist eben eine Geschichte erfunden, um die göttliche Natur Jesu zu betonen. Beides wäre zu einfach. Der Zweifel der Kinder birgt die Chance auf ein Gespräch.
Mit wachsendem Wissen hat es der Glaube an Wunder immer schwerer. Was wir gerne als Wunder der Natur bezeichnen, ist fast durchweg erklärbar. Der Gesang eines Vogels ist nichts als sein Balzruf, die Schönheit der Schneekristalle ist chemisch erklärbar. Eine spontane Heilung ist ebenfalls "kein Wunder". Jedenfalls dann nicht, wenn man unter Wunder nur das versteht, was unser Wissen übersteigt.
Diese Mikroskope vermitteln uns verborgene, sonst unsichtbare Teilchen der Körper und ihre innere Gestaltung und Bewegung. Sie vergrößern alles, so dass man mit ihnen am Floh, an der Fliege und an den Würmern den Bau und die Linienführung des Körpers, die Farbe und Bewegungen - was vorher alles unsichtbar war - genau und mit großer Verwunderung sehen kann.
Francis Bacon hat diese begeisterten Zeilen geschrieben – ein Wissenschaftler durch und durch. Er hat sich der Forschung verschrieben, der Nützlichkeit von neuen Erkenntnissen und war doch in der Lage, über das Innenleben eines Wurms zu staunen – ihn als Wunder zu erleben, und sei es nur für einen Augenblick.
Darin liegt das Wunder: Im Staunen, im Luft-Anhalten, in der Begeisterung, dass es so etwas gibt.
Auszug aus den Nachrichten:
"Haiti: Gestern Nachmittag konnte im Erdbebengebiet bei Port au Prince eine Frau aus den Trümmern gerettet werden. Sie hatte 12 Tage lang in einem Hohlraum mit nur einer Flasche Wasser überlebt. Bergungstrupps hatten die Hoffnungs, noch Lebende zu finden, seit Tagen aufgegeben, als sie beim Bewegen der Trümmer die Klopfzeichen der Frau hörten. Es sei wie ein Wunder, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes."
Wie ein Wunder. Man könnte das "Wie" auch einfach weglassen. Das diese Frau überlebt hat, ist erklärlich und doch ein Wunder. Ein Wunder für ihre Retter, für sie selbst, für ihre beiden kleinen Kinder, für ihren Mann, für ihre Eltern, die sie schon seit Tagen für tot gehalten hatten.
Wer die Wunder – auch die biblischen Wunder – so begreift, muss nicht daran scheitern, dass es Erklärungen gibt für die Teilung des Roten Meers, für die Heilung des Gelähmten, für die Vermehrung der Brote und Fische. Wer darüber staunen kann, für den ist das Wunder auch geschehen.
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
(Aus dem Matthäus-Evangelium)
Unmündig bedeutet nicht: Dumm und kindisch. An Wunder zu glauben heißt nicht, alles für bare Münze zu nehmen oder sich sogar veräppeln zu lassen. An Wunder glauben heißt: Gott alles zuzutrauen, Durchhaltevermögen zu besitzen. Alles für möglich zu halten, auch wenn es unmöglich scheint. An sich und an andere zu glauben, und die Hoffnung nicht aufzugeben.
Nicht müde werden
Dem Wunder
leise, wie einem Vogel,
die Hand hinhalten
(von Hilde Domin)