Süßes in Südafrika

Der Eismacher von Soweto

05:03 Minuten
Thando Makhubu in seinem Eiscafé Soweto Creamery.
"Enfach nur machen": Thando Makhubu in seinem Eiscafé Soweto Creamery. © Deutschlandradio / Jana Genth
Von Jana Genth |
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Eigentlich hat Thando Makhubu Modedesign studiert. Als der Südafrikaner wegen der Coronapandemie aber keine Fotoshootings mehr machen konnte, startete er etwas ganz anderes: Er eröffnete ein Eiscafé. Eine Erfolgsgeschichte, die mit einem Foto anfing.
In einer für Soweto ungewöhnlich ruhigen Straße befindet sich etwas, das insgesamt für Südafrika ungewöhnlich ist: ein Eiscafé. Es ist von einer rotbraunen Backsteinmauer umgeben, und Gäste werden durch eine vergitterte Tür eingelassen. Die Soweto Creamery ist das Elternhaus von Thando Makhubu, der noch per Hand sein Eis herstellt.
Angefangen hat alles im harten Lockdown Südafrikas, zu einer Zeit, als Millionen Menschen nicht wussten, was sie essen sollten, als jeder wegen Covid dazu verdammt war, zu Hause zu bleiben.
Der Staat begann damit, an Millionen Arbeitslose 350 Rand im Monat auszuzahlen, also gut 20 Euro. Damit sollten sie wenigstens überleben können – Thando Makhubu aber, der inzwischen 30-Jährige, hatte eine andere Idee.
„Ich habe auf Pinterest eine Werbung für Eis gesehen, die sah super aus. Ich wollte es einfach versuchen. Es war nicht gleich eine Geschäftsidee, es war einfach nur ein Experiment.“

Erfolg mihilfe der sozialen Medien

Das Experiment allerdings ging gewissermaßen durch die Decke. Alles fing mit einem sehr schönen Foto auf Instagram an. Ein Teller mit Eis, kreativ angerichtet – und clever fotografiert. Wie es der Zufall will, war es ausgerechnet ein südafrikanischer Influencer, der das Foto mochte – und es weiterverbreitete.
Danach folgte ein riesiger Ansturm. Binnen einer Stunde gab es Tausende Follower – und Leute, die das Eis schmecken wollten. Also machte Thando im August 2020 einen Eisladen auf.
„Ich bin einfach zum Lebensmittelgeschäft gegangen und habe Zutaten gekauft, die ich selbst kannte und mag. Ich wusste, wie sie schmecken, ich wusste aber nicht, wie ich sie anrichten konnte. Dann habe ich einfach alles kombiniert und versucht, es ansprechend aussehen zu lassen.“

Neue Jobs durchs Eiscafé

Was er da zaubert aus Eiern, Milch, Sahne, Zucker und eben dem gewissen Extra, das beschäftigt ihn und inzwischen drei andere Mitarbeiter – abwechselnd als Kellner, in der Buchhaltung, als Parkwächter und natürlich in der Küche.
In dem kleinen Innenhof des Hauses in Soweto gab es anfangs keine Stühle oder Tische. Die wurden handgefertigt, dann wurde WLAN installiert, und inzwischen können Gäste neun verschiedene Sorten genießen: Es gibt ein Sorbet mit frischen Früchten, und es gibt Milcheis, in dunkler Schokolade etwa, Karamell oder Pfefferminz. Und: in Soweto wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.
„Wir haben auch uThando – das heißt Liebe – und das ist Vanille-Eis. Wir haben das zum Frauentag eingeführt und wollten das eigentlich nur zeitlich begrenzt servieren, aber es ist geblieben. Ein Kindereis haben wir auch, weil die Kids die normale Portion nicht geschafft haben. Unser Eis ist nämlich nicht nur eine Kugel, sondern es sind 500 Milliliter. Das ist eine eigene Mahlzeit.“
Thando Makhubu in seinem Eiscafé Soweto Creamery.
Sorbet mit frischen Früchten oder Milcheis in dunkler Schokolade – all das und noch viel mehr gibt es im Eiscaé von Thando Makhubu.© Deutschlandradio / Jana Genth
Fakt ist: Man muss schon richtig Hunger mitbringen, damit man die Menge an Eis auch verspeisen kann. Das günstigste Eis kostet umgerechnet vier Euro und das teuerste gut 20 Euro – so viel wie Thando sieben Monate lang monatlich vom Staat bekam. Er klingt bodenständig, wenn er das hier sagt:
„Menschen wollen immer, dass alles perfekt ist. Man muss es doch aber einfach nur ausprobieren und es dann nach und nach immer besser machen. Wenn man nur zu Hause sitzt, ändert sich gar nichts. Jemand, der mit 350 Rand etwas ausprobiert, ist doch großartiger als jemand, der eine Million hat und nichts versucht. Man muss mit etwas Kleinem anfangen, man lernt dadurch, und so kann es wachsen.“

Bald kommen neue Sorten

Thando tüftelt derzeit an neuen Sorten, an Milchshakes und gefrorenem Joghurt, er will eigene Waffeln backen und eine große Eismaschine kaufen. Denn dann, sagt er, könnte er nicht nur in ganz Johannesburg, sondern überall in Südafrika Läden aufmachen. Bereits jetzt kommen an Wochenenden die Gäste auch aus den wohlhabenden Stadtteilen Johannesburgs nach Soweto.
Es ist ein wenig so, als würde das Land, in dem die Sonne fast täglich strahlt, nur darauf warten, dass überall Eiscafés eröffnen. Vielleicht gibt Thando ja bald der ganzen Regenbogennation seine ganz eigene Variante vom italienischen Original.
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