Wie der Emissionshandel funktioniert

Von Philip Banse · 22.02.2012
Das modernste Emissionshandelssystem der Welt hat die Europäische Union umgesetzt. Wer eine Tonne Treibhausgas ausstoßen will, braucht eine Erlaubnis, ein sogenanntes Zertifikat - neuerdings auch im Luftverkehr.
Der Ausstoß von CO2 kann nur wirksam begrenzt werden, wenn jede Tonne CO2 einen Preis bekommt, etwas kostet. Das ist die Grundüberlegung des Emissionshandels. Wer eine Tonne Treibhausgas ausstoßen will, braucht eine Erlaubnis, ein Zertifikat. Die Unternehmen sollen gezwungen werden, eine Rechnung aufzumachen: Wollen wir weiter CO2 in die Luft pusten und dafür zahlen, weil wir Zertifikate kaufen müssen? Oder ist es nicht vielleicht doch billiger, das Geld in moderne Anlagen zu stecken, um weniger CO2 zu produzieren und unterm Strich zu sparen?

Das modernste Emissionshandelssystem der Welt hat die Europäische Union umgesetzt und es funktioniert so: Die EU setzt eine Grenze fest, eine absolute Zahl, wie viel Tonnen CO2 die Länder der Gemeinschaft in einer Periode insgesamt ausstoßen dürfen. Diese Grenze wird alle paar Jahre regelmäßig nach unten gesetzt, sodass der Treibhausgas-Ausstoß insgesamt ständig sinkt. Die erlaubte Treibhausgas-Menge wird nun auf die einzelnen Mitgliedsstaaten verteilt. Je größer der Staat, desto mehr darf er ausstoßen, aber in der Summe dürfen die Staaten eben nicht mehr CO2 ausstoßen als die EU insgesamt erlaubt hat.

Jedes Land bekommt also Emissionserlaubnisse, sogenannte Zertifikate: Ein Zertifikat entspricht der Erlaubnis, eine Tonne CO2 auszustoßen. Bisher durfte jedes Land seine Zertifikate dann kostenlos an seine Betriebe verteilen. Das hat für Kritik gesorgt: Die deutschen Stromerzeuger zum Beispiel bekamen ihre Zertifikate geschenkt, haben den Wert dieser Zertifikate aber den Stromkunden in Rechnung gestellt und so Milliardengewinne eingefahren.

Deswegen sollen Zertifikate ab dem kommenden Jahr in der Regel versteigert werden. Kauft sich ein Unternehmen zu wenig Zertifikate, stößt es also mehr Treibhausgas aus, als es darf, muss es Zertifikate nachkaufen, zum Beispiel von Unternehmen, die weniger Treibhausgas ausgestoßen haben als sie durften. Allerdings braucht längst nicht jedes Unternehmen Zertifikate, um Treibhausgase auszustoßen. In Deutschland müssen derzeit rund 1700 Anlagen Zertifikate vorlegen. Das sind vor allem Energieerzeuger und energieintensive Unternehmen wie Stahlhütten, Raffinerien und Zementwerke. Es sollen jedoch immer mehr Branchen und Unternehmen in den Emissionshandel reingezogen werden. Seit Januar müssen etwa auch Fluggesellschaften Emissionserlaubnisse kaufen. 2013 sollen weitere Branchen hinzukommen.

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