Wie aus Tempeln Kirchen wurden
Eine Ausstellung in Athen zeigt nicht mehr die Steife der Orthodoxie, sondern die modernisierende Anpassung der Künstler an neue Ideen und Formenvorstellungen. Zu sehen in einer kleinen Villa, dem zweiten Abschnitt des Byzantinischen Museums.
Sammlungen byzantinischer Kunst sind besonders schwer zu inszenieren, zumal in heutigen Zeiten und selbst im orthodox-christlich geprägten Griechenland. Auch dort geht nur ein Bruchteil der Bevölkerung regelmäßig in die Kirche, können immer weniger die seit der Spätantike entstandenen und bis heute gebrachten strengen Formeln der Heiligenbilder über ganz populäre Themen wie Maria, Jesus, den heiligen Demetrios oder den Heiligen Nikolaus hinaus ohne Weiteres entziffern. Dass dieser Formenapparat aber eine Bedeutung nicht nur für kunsthistorisch Interessierte haben kann, das zeigt die neue Inszenierung des Byzantischen Museums in Athen.
Sehr viel unscheinbarer als dieses faktische Nationalmuseum, das an internationaler Bedeutung durchaus mit dem Archäologischen Nationalmuseum oder dem Akropolis-Museum konkurrieren kann, wird wohl kaum eines sein: Eine kleine Villa am Rand der historischen Innenstadt. Die neuen Ausstellungsräume sind vor allem unterirdisch angelegt worden, was zwei Vorteile mit sich brachte: Einerseits kann das Museum seine Ausstellungen nun weitgehend ohne Rücksicht auf statische Einschränkungen frei und locker arrangieren, und andererseits ist die historische Villa weiterhin als solche zu erkennen.
2004, zu den Olympischen Spielen, wurde der erste Abschnitt eingeweiht, jetzt der zweite, in vieler Beziehung dramatischere. Im ersten Abschnitt wird die Vorgeschichte der Christianisierung und die Weiterführung der antiken Formentradition in der frühchristlichen und mittelalterlichen byzantinischen Kunst erzählt. Man erfährt, wie aus Tempeln Kirchen wurden, wie die der Orthodoxie zugerechneten Kopten in Ägypten ihre eigene Kunst aus der altägyptisch-hellenistischen Tradition heraus entwickelten. Abgeschlossen wird dieser erste Teil mit einem Saal, in dem sich die Entwicklung der Ikonenmalerei studieren lässt, wie sie sich aus der hellenistisch-römischen Portraitkunst heraus entwickelte, zunehmend stilisierte, um nicht in Gefahr zu geraten, an die Stelle der alten Götterstatuen zu treten, und dann wieder auflockerte, weicher wurde, prachtvoller.
Der zweite, nun eingeweihte Abschnitt zeigt, wie sich die orthodoxe Kunst seit dem Mittelalter und bis heute entwickelte. Faszinierend werden da die Wandgemälde aus einer alten Kirche neu installiert, ihre vielen Schichten sind auch im Museum regelrecht übereinander gelagert worden. Vor allem aber, und schon das unterscheidet dies Museum von allen vergleichbaren Inszenierungen, wird deutlich, dass die in der traditionellen Nationalgeschichtsschreibung Griechenlands als alsoluter Einschnitt betrachtete Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 keineswegs ein solcher war. Die Handwerker arbeiteten nun auch für die neuen Herrscher, vor allem aber verlagerte sich die künstlerische Produktion, nach Rhodos, nach Kreta, auf die ionischen Inseln.
Diese Ausstellung zeigt nicht mehr, wie es jahrhundertelang kunsthistorischer Usus war, die Steife der Orthodoxie, ihre Unwandelbarkeit, sondern gerade die modernisierende Anpassung auch der Künstler an neue Ideen und Formenvorstellungen, vor allem aber die Kontinuität über alle politischen Brüche hinaus. Das, was die Geschichtsforschung schon lange herausgearbeitet hat, das nämlich der Niedergang des byzantinischen Reiches keineswegs auch einer der Orthodoxie war, dass die neuen muslimischen Herrscher vieles aus der kulturellen Tradition ihrer christlichen Untertanen und der byzantinischen Kaiser übernahmen, das kann man nun auch im Museum erleben.
Welch ein Unterschied etwa zum Byzantinischen Museum in Thessaloniki, das bis heute die Geschichte der finsteren osmanischen Unterdrückung überliefert, oder dem Museum für spätantike und byzantinische Kunst in Berlin – eine der bedeutendsten Sammlungen neben der Athener – das bis heute den Bruch zwischen Antike und Nachantike betont.
Sehr viel unscheinbarer als dieses faktische Nationalmuseum, das an internationaler Bedeutung durchaus mit dem Archäologischen Nationalmuseum oder dem Akropolis-Museum konkurrieren kann, wird wohl kaum eines sein: Eine kleine Villa am Rand der historischen Innenstadt. Die neuen Ausstellungsräume sind vor allem unterirdisch angelegt worden, was zwei Vorteile mit sich brachte: Einerseits kann das Museum seine Ausstellungen nun weitgehend ohne Rücksicht auf statische Einschränkungen frei und locker arrangieren, und andererseits ist die historische Villa weiterhin als solche zu erkennen.
2004, zu den Olympischen Spielen, wurde der erste Abschnitt eingeweiht, jetzt der zweite, in vieler Beziehung dramatischere. Im ersten Abschnitt wird die Vorgeschichte der Christianisierung und die Weiterführung der antiken Formentradition in der frühchristlichen und mittelalterlichen byzantinischen Kunst erzählt. Man erfährt, wie aus Tempeln Kirchen wurden, wie die der Orthodoxie zugerechneten Kopten in Ägypten ihre eigene Kunst aus der altägyptisch-hellenistischen Tradition heraus entwickelten. Abgeschlossen wird dieser erste Teil mit einem Saal, in dem sich die Entwicklung der Ikonenmalerei studieren lässt, wie sie sich aus der hellenistisch-römischen Portraitkunst heraus entwickelte, zunehmend stilisierte, um nicht in Gefahr zu geraten, an die Stelle der alten Götterstatuen zu treten, und dann wieder auflockerte, weicher wurde, prachtvoller.
Der zweite, nun eingeweihte Abschnitt zeigt, wie sich die orthodoxe Kunst seit dem Mittelalter und bis heute entwickelte. Faszinierend werden da die Wandgemälde aus einer alten Kirche neu installiert, ihre vielen Schichten sind auch im Museum regelrecht übereinander gelagert worden. Vor allem aber, und schon das unterscheidet dies Museum von allen vergleichbaren Inszenierungen, wird deutlich, dass die in der traditionellen Nationalgeschichtsschreibung Griechenlands als alsoluter Einschnitt betrachtete Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 keineswegs ein solcher war. Die Handwerker arbeiteten nun auch für die neuen Herrscher, vor allem aber verlagerte sich die künstlerische Produktion, nach Rhodos, nach Kreta, auf die ionischen Inseln.
Diese Ausstellung zeigt nicht mehr, wie es jahrhundertelang kunsthistorischer Usus war, die Steife der Orthodoxie, ihre Unwandelbarkeit, sondern gerade die modernisierende Anpassung auch der Künstler an neue Ideen und Formenvorstellungen, vor allem aber die Kontinuität über alle politischen Brüche hinaus. Das, was die Geschichtsforschung schon lange herausgearbeitet hat, das nämlich der Niedergang des byzantinischen Reiches keineswegs auch einer der Orthodoxie war, dass die neuen muslimischen Herrscher vieles aus der kulturellen Tradition ihrer christlichen Untertanen und der byzantinischen Kaiser übernahmen, das kann man nun auch im Museum erleben.
Welch ein Unterschied etwa zum Byzantinischen Museum in Thessaloniki, das bis heute die Geschichte der finsteren osmanischen Unterdrückung überliefert, oder dem Museum für spätantike und byzantinische Kunst in Berlin – eine der bedeutendsten Sammlungen neben der Athener – das bis heute den Bruch zwischen Antike und Nachantike betont.