Wie Aliens auf der Erde
Mit Häusern, die ausschauten, als hätte ein Erdbeben sie durcheinandergeschüttelt, begann die Karriere des Architekten Frank O. Gehry begann. Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein würdigt den Dekonstruvisten in einer Ausstellung.
Erst 13 Jahre ist es her, dass ein silbern glänzendes Raumschiff in Nordspanien landete, das Gebäude des Guggenheim Museums in Bilbao. Entsprechend beginnt die Ausstellung in Weil am Rhein mit diesem Paukenschlag der zeitgenössischen Architektur von 1997, denn danach war erst einmal nichts mehr, wie es vorher war.
Andere Raumschiffe landeten in anderen Teilen der Welt, es war wie eine städtebauliche Invasion aus dem All. In Berlin landete ein seltsam verbogener Davidstern namens Jüdisches Museum und in Wolfsburg ein Wissenschaftscenter namens Phaeno.
Die Außerirdischen, die das geplant hatten, hießen Daniel Libeskind, Zaha Hadid und natürlich Frank Gehry. Gehry schaffte es in kürzester Zeit, gleich mehrere Raumschiffe zu landen – so in Los Angeles das (wie Bilbao) ähnlich verknautscht-verbogene, silbern glänzende Gebäude der Walt Disney Concert Hall. So den neuen Zollhof in Düsseldorf. Die DZ Bank in Berlin. Das Museum Marta in Herford.
Gehry: "Ich nehme meine Arbeit sehr ernst. Ich werde verrückt, wenn etwas nicht exakt wird. Ich bin auch ein Kontrollfreak. Aber ich möchte natürlich, dass die Arbeit freundlich und leicht aussieht – und den Nutzer nicht an die Wand drückt."
Die Zeit der Spektakel-Bauten scheint aber vorbei, wenn auch nicht auszuschließen ist, dass da und dort noch ein weiteres Raumschiff landet. Inzwischen geht es mehr um Nachhaltigkeit, um Understatement, um regionale Bezüge. Gefeiert werden minimalistische Architekten aus Japan, wie die aktuelle Pritzker-Preisträgerin und Architektur-Biennale-Leiterin Kazuyo Sejima. Und wiederentdeckt werden strenge Klassiker der Moderne, wie der Österreicher Richard Neutra oder der Italiener Gio Ponti.
Frank Gehry ist inzwischen 81 Jahre alt, er kann in Ruhe auf ein bahnbrechendes Werk zurückblicken. Deutschland ist er auf besondere Art und Weise verbunden – in keinem anderen Land hat er so viel gebaut wie hier. Dass die Ausstellung seiner Bauten seit 1997 in Weil am Rhein stattfindet, macht Sinn, denn hier begann Gehrys Karriere mit Häusern, die ausschauen, als hätte sie ein Erdbeben durcheinandergeschüttelt.
Das Vitra Design Museum entstand 1989 als erstes Beispiel des Dekonstruktivismus. Vier Jahre später war mit der Vitra-Feuerwache von Zaha Hadid, gleich nebenan auf dem Werksgelände, der Spuk schon wieder vorbei. Doch Frank Gehry, das zeigt die Ausstellung eindrücklich, landete nicht nur in ewiger Wiederholung Raumschiffe, er kann auch anders, wie Vitra Chairman Rolf Fehlbaum betont:
Fehlbaum: "Dieses ganze Gerede von "Gehry repetiert sich", das finde ich völlig grotesk, weil es jedes Mal eine völlige Neuerfindung ist. Aber das kommt davon, dass man irgendwas suchen muss, um nach dem Bilbao-Erfolg irgendetwas Abwertendes zu finden. Aber ich finde, das ist völlig unberechtigt. Es wird eine absolute Neuerfindung auch innerhalb von Gehrys Arbeit."
Ein schönes Beispiel dafür, dass Gehry zwar immer extravagant, aber auch städtebaulich arbeitet, ist der im Grundriss quadratische Gehry-Tower in Hannover auf einem kleinen Eckgrundstück, ein achtstöckiges Bürogebäude, das mit einer leichten Verdrehung der Gebäudekanten sowie einer Wölbung der Fassaden einer städtebaulich langweiligen Straße einen Glanzpunkt aufsetzt:
Gehry: "Nun, es war ein sehr kleines Grundstück, man hätte damit alles Mögliche machen können. Aber es wäre immer konventionell trivial geworden. Und deshalb suchte ich nach einer Geste, die dem Gebäude Präsenz und Kraft gab in dem problematischen Umfeld."
Dass Frank Gehry noch ein paar Raumschiffe auf unserem Planeten landen wird, zeigen die jüngsten Arbeiten in der Ausstellung: Das Guggenheim Museum in Abu Dhabi ist noch im Bau, auch die Fondation Louis Vuitton in Paris oder das Moscow Hotel in Moskau. Bauten, die die Architekturwelt nicht mehr erschüttern werden, die inzwischen ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Die aber, wenn man genau hinschaut, trotzdem Kraft und damit auch ihre Daseinsberechtigung haben. Als Alien
Andere Raumschiffe landeten in anderen Teilen der Welt, es war wie eine städtebauliche Invasion aus dem All. In Berlin landete ein seltsam verbogener Davidstern namens Jüdisches Museum und in Wolfsburg ein Wissenschaftscenter namens Phaeno.
Die Außerirdischen, die das geplant hatten, hießen Daniel Libeskind, Zaha Hadid und natürlich Frank Gehry. Gehry schaffte es in kürzester Zeit, gleich mehrere Raumschiffe zu landen – so in Los Angeles das (wie Bilbao) ähnlich verknautscht-verbogene, silbern glänzende Gebäude der Walt Disney Concert Hall. So den neuen Zollhof in Düsseldorf. Die DZ Bank in Berlin. Das Museum Marta in Herford.
Gehry: "Ich nehme meine Arbeit sehr ernst. Ich werde verrückt, wenn etwas nicht exakt wird. Ich bin auch ein Kontrollfreak. Aber ich möchte natürlich, dass die Arbeit freundlich und leicht aussieht – und den Nutzer nicht an die Wand drückt."
Die Zeit der Spektakel-Bauten scheint aber vorbei, wenn auch nicht auszuschließen ist, dass da und dort noch ein weiteres Raumschiff landet. Inzwischen geht es mehr um Nachhaltigkeit, um Understatement, um regionale Bezüge. Gefeiert werden minimalistische Architekten aus Japan, wie die aktuelle Pritzker-Preisträgerin und Architektur-Biennale-Leiterin Kazuyo Sejima. Und wiederentdeckt werden strenge Klassiker der Moderne, wie der Österreicher Richard Neutra oder der Italiener Gio Ponti.
Frank Gehry ist inzwischen 81 Jahre alt, er kann in Ruhe auf ein bahnbrechendes Werk zurückblicken. Deutschland ist er auf besondere Art und Weise verbunden – in keinem anderen Land hat er so viel gebaut wie hier. Dass die Ausstellung seiner Bauten seit 1997 in Weil am Rhein stattfindet, macht Sinn, denn hier begann Gehrys Karriere mit Häusern, die ausschauen, als hätte sie ein Erdbeben durcheinandergeschüttelt.
Das Vitra Design Museum entstand 1989 als erstes Beispiel des Dekonstruktivismus. Vier Jahre später war mit der Vitra-Feuerwache von Zaha Hadid, gleich nebenan auf dem Werksgelände, der Spuk schon wieder vorbei. Doch Frank Gehry, das zeigt die Ausstellung eindrücklich, landete nicht nur in ewiger Wiederholung Raumschiffe, er kann auch anders, wie Vitra Chairman Rolf Fehlbaum betont:
Fehlbaum: "Dieses ganze Gerede von "Gehry repetiert sich", das finde ich völlig grotesk, weil es jedes Mal eine völlige Neuerfindung ist. Aber das kommt davon, dass man irgendwas suchen muss, um nach dem Bilbao-Erfolg irgendetwas Abwertendes zu finden. Aber ich finde, das ist völlig unberechtigt. Es wird eine absolute Neuerfindung auch innerhalb von Gehrys Arbeit."
Ein schönes Beispiel dafür, dass Gehry zwar immer extravagant, aber auch städtebaulich arbeitet, ist der im Grundriss quadratische Gehry-Tower in Hannover auf einem kleinen Eckgrundstück, ein achtstöckiges Bürogebäude, das mit einer leichten Verdrehung der Gebäudekanten sowie einer Wölbung der Fassaden einer städtebaulich langweiligen Straße einen Glanzpunkt aufsetzt:
Gehry: "Nun, es war ein sehr kleines Grundstück, man hätte damit alles Mögliche machen können. Aber es wäre immer konventionell trivial geworden. Und deshalb suchte ich nach einer Geste, die dem Gebäude Präsenz und Kraft gab in dem problematischen Umfeld."
Dass Frank Gehry noch ein paar Raumschiffe auf unserem Planeten landen wird, zeigen die jüngsten Arbeiten in der Ausstellung: Das Guggenheim Museum in Abu Dhabi ist noch im Bau, auch die Fondation Louis Vuitton in Paris oder das Moscow Hotel in Moskau. Bauten, die die Architekturwelt nicht mehr erschüttern werden, die inzwischen ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Die aber, wenn man genau hinschaut, trotzdem Kraft und damit auch ihre Daseinsberechtigung haben. Als Alien