Widerstand gegen verschärftes Abtreibungsrecht in Polen

Blutrote Protestkunst

08:43 Minuten
Die Aktionskünstlerin Anna Krenz in Berlin vor einem Transparent mit der Aufschrift "Mein Körper - meine Wahl".
Den Protest polnischer Frauen begleitet Anna Krenz mit ihrer Aktion "Blutige Woche". © Katarzyna Mazur
Anna Krenz im Gespräch mit Max Oppel · 28.10.2020
Audio herunterladen
Polnische Frauen gehen auf die Straße für ihr Recht, selbst über den eigenen Körper zu bestimmen. Die Aktionskünstlerin Anna Krenz lässt als Protest gegen das verschärfte Abtreibungsrecht auf Plakaten und Transparenten viel Blut fließen.
Die Proteste gegen eine drastische Verschärfung des Abtreibungsrechts in Polen werden immer lauter und heftiger – das zeigt sich auf der Straße, aber auch an Wortwahl und Symbolik. Die polnische Frauenbewegung hat zu einem landesweiten Streik aufgerufen, im Parlament gab es Tumulte.
Eine Grafik. Sie zeigt eine Zeichnung von einer jungen Frau, deren Kleidersaum blutig ist. Daneben ein polnischer Schriftzug.
Eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes wird für viele Frauen buchstäblich blutige Folgen haben, sagt Anna Krenz.© Anna Krenz
Die in Berlin lebende polnische Aktionskünstlerin Anna Krenz hat derweil zur "Blutigen Woche" aufgerufen: Ihre Plakate und Transparente sind von blutiger Symbolik geprägt, verbunden mit Slogans wie "Mein Körper – meine Wahl".

"Es eskaliert"

Für Krenz hat das Blut vor dem Hintergrund der geplanten drastischen Verschärfungen seinen Sinn. "Es geht darum zu zeigen, was passiert, wenn die Frauen in Polen keine Möglichkeit mehr für eine Abtreibung finden."
Daraus ergäbe sich dann ein im wahrsten Sinne des Wortes ein blutiges Geschäft – weil Frauen andere Wege finden müssten, um abzutreiben. Außerdem könne niemand wissen, wie sich der Protest beziehungsweise die Reaktion der Regierung darauf noch entwickle. "Es eskaliert", sagt Krenz.
Bezogen auf Kritik aus Polen, ein von ihr in ihrer Kunst verwendeter roter Blitz erinnere an "SS-Symbolik", sagt Krenz, die polnische Regierung, nationalistische Medien und die Kirche dächten nicht genug nach, bevor sie solche Äußerungen machten: "Wenn solche Sprüche wie mit dem SS-Vergleich von einem Erzbischof kommen, dann wissen wir: Es geht hier um Ideen, die flach und billig sind und auf Glauben statt auf Denken basieren."
(mkn)
Mehr zum Thema