"Wichtig ist, möglichst viele Zuschauer zu erreichen“

Gerd Hallenberger im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
Nach Einschätzung des Medienwissenschaftlers Gerd Hallenberger ist es für TV-Sender schwierig, mit Qualitätssendungen hohe Einschaltquoten zu erzielen. Der Zuschauer wolle vor allem "gute Unterhaltung", sagte Hallenberger anlässlich der Eröffnung der 22. Münchner Medientage.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch.

Eckhard Roelcke: Qualität und gleichzeitig Quote, Herr Hallenberger, ist das nach wie vor ein Widerspruch?

Gerd Hallenberger: Es ist ein wenig schwierig. Das Grundproblem, oder besser gesagt, das Grundproblem sind zwei. Qualität, das ist etwas, worunter Fernsehkritiker, Zuschauer und Sender erstmal was relativ anderes verstehen. Zuschauer sehen für sich natürlich Qualität vor allem als Fernsehen, indem sie selber etwas anfangen können, nämlich Unterhaltung herstellen. Unterhaltung ist etwas, was Zuschauer mit Fernsehangeboten machen, das heißt, der Zuschauer will für sich ganz persönlich gute Unterhaltung haben.

Sender hingegen sind mehr an guten Zahlen interessiert, wobei die Pforte ist, dass hier schon eine Art systemlogischer kleiner Differenz ist – zwischen Sender und Zuschauer. Dem Sender genügt es völlig, wenn ein Zuschauer soweit zufrieden ist, dass er nicht umschaltet. Ob er nun ganz toll begeistert ist, ist uninteressant beziehungsweise nicht wichtig. Wichtig ist ja, möglichst viele Zuschauer zu erreichen.

(…)

Roelcke: Ist es nicht ein grundsätzliches Problem, wenn man über qualitätsvolle Fernsehproduktionen spricht, dass diese qualitätsvollen Produktionen als Ware angesehen werden, die auf einem Markt voll mit Waren sich behaupten müssen.

Hallenberger: Das Grundproblem, und das hatten wir auch in vielen Debatten der Europäischen Union zu diesem Thema, ist dieser, wenn man so will, merkwürdige Doppelcharakter. Fernsehen, das ist auf der einen Seite wie ein Film, wie ein Buch, wie ein Tonträger, natürlich eine theoretisch verkäufliche Ware. Gleichzeitig ist sie aber genau nicht eine Ware wie etwa eine Zahnbürste oder ein Gebrauchtwagen.

Es ist eine Form von kulturellem Angebot, mit dem wir, wir alle, jede Gesellschaft über Werte und Normen verhandelt, auch darüber verhandelt, wie man eigentlich leben will, das heißt, es geht um sehr, sehr viel mehr als einfach nur um eine Zahnbürste.

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Das vollständige Gespräch mit Gerd Hallenberger können Sie bis zum 29.3.2009 als [url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/10/29/drk_20081029_1907_5df51152.mp3
title="MP3-Audio" target="_blank"]MP3-Audio[/url] in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.