West-Eastern Divan Orchestra in Ramallah
Sieben Jahre sind es her, dass Daniel Barenboim und der mittlerweile verstorbene palästinensische Intellektuelle Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra ins Leben riefen, in dem 80 junge Menschen aus Israel, Palästina, Syrien, dem Libanon und aus dem spanischen Andalusien miteinander musizieren. Seinen Namen verdankt das interkulturelle Jugendorchester Goethes gleichnamiger berühmter Gedichtsammlung.
Einmal jährlich trifft sich das Orchester in Sevilla zu einem Workshop und geht anschließend auf Tournee. Schon in zahlreichen europäischen Ländern und in den USA war das Orchester zu Gast. Nur im Nahen Osten war es bislang nur einmal willkommen: 2003 in Marokko.
Mit Spannung wird nun das zweite große Konzert in einem arabischen Land erwartet, am 21. August in Ramallah. Arte überträgt das Friedenskonzert live um 19 Uhr und einen Tag zuvor, um 22.30 Uhr sendet arte ein filmisches Porträt über das West-Eastern Divan Orchestra von Paul Smaczny. Aus diesem Anlass gaben arte und Daniel Barenboim heute eine Pressekonferenz in Berlin.
Die Situation ist paradox: Da entwickeln junge jüdische und arabische Musiker fern der Heimat über das gemeinsame Musizieren Sympathie füreinander. Und in ihrem eigenen Land können sie so gut wie gar nicht miteinander kommunizieren. Kaum kehren sie von ihrer spanischen Sommerresidenz in den Nahen Osten zurück, sind sie durch die neue kilometerlange Mauer völlig voneinander abgeschnitten. Errichtet wurde diese Mauer von der israelischen Regierung im vergangenen Jahr angeblich als Maßnahme gegen Terroranschläge. Sie umschließt alle Teile von Palästina.
Trotz solcher absurden Zustände, sei schon viel in Bewegung gekommen berichtet Barenboim in dem Dokumentarfilm von Paul Smaczny, der das Orchester von der Gründungsphase an mit der Kamera begleitet hat.
Barenboim: "Was mich sehr berührte, war ein junges Mädchen. Ich fragte sie, ob ich wiederkehren sollte. Sie sagte. Ich bin sehr froh, dass Sie gekommen sind. Ich fragte, warum. Sie sagte, Sie sind das erste Ding - ich erinnere mich genau an dieses Wort - aus Israel, das kein Soldat oder Panzer ist. Dafür lohnt es sich, das hier zu machen."
Und Unterstützung von allen Seiten gibt es auch, sagte Barenboim heute auf einer Pressekonferenz:
" Im zweiten Jahr waren Leute da vom Chicago Symphony, die waren so angetan von der Sache, die haben gesagt, warum machen sie das nicht in Chicago, wir werden das schon alles organisieren, das war auch toll für die jungen Leute, weil sie konnten täglich auch Proben vom Chicago Symphony hören. Man muss auch wissen, dass die jungen Leute - viele davon haben noch nie in einem Orchester gespielt, sondern auch nie ein Orchester live gehört. "
"Wir können nur den Hass verringern": So lautet nicht nur der bewegende Dokumentarfilm von Paul Smaczny, sondern auch das Motto von Daniel Barenboim und seinem Projektpartner und Freund Edward Said. Denn keineswegs gaben sie sich der Illusion hin, den Nahostkonflikt zu lösen. Vielmehr setzten sie ihre Hoffnung in die Kraft der Musik bei der Persönlichkeitsbildung:
" Ich möchte ihnen etwas geben, das sie nicht mehr verlieren möchten. Einen Lebensinhalt. Das fehlt. Ein Leben ohne Musik ist ein ärmeres Leben. Auch von der Zeiteinteilung her. Wenn Kinder, die drei oder vier Mal in der Woche zur Geigen- oder Cellostunde gehen, sind das Stunden, die nicht voller radikaler Gedanken sind. "
Der bevorstehende Auftritt in Ramallah am 21. August markiert einen Höhepunkt in der Geschichte des West-Eastern Divan Orchestras. Denn Daniel Barenboim ist überzeugt davon, dass das Orchester erst dann ein idealer Botschafter des Friedens und der Aussöhnung unter Israelis und Palästinensern sein kann, wenn Auftritte in den Herkunftsländern der Musiker möglich sind:
" Ich glaube, dass in Ramallah zu spielen, ist ein wichtiger Signal … von menschliche Solidarität. Es ist nicht politisch, sondern menschlich. Sie haben durch die ganze Arbeit hier gesehen, dass das ist was uns kümmert, d.h. Konditionen zu schaffen, wo die Ignoranz reduziert ist über den andern und wo die menschliche Kontakte auf eine Basis von Gleichheit zustande kommen können. "
Schon im vergangenen Jahr war ein Auftritt in Ramallah geplant, doch das Projekt scheiterte aus politischen Gründen. In diesem Jahr aber scheint einem Konzert in Ramallah trotz bürokratischer Hürden nichts mehr im Wege zu stehen.
"Die spanische Regierung hat uns versprochen, für jedes Mitglied des Orchesters einen spanischen diplomatischen Pass zu geben für diese Reise, was ich eine ganz erstaunliche und große visionäre Geste sehe, wenn man denkt, dass nur Israelis und Araber eigentlich der größte Teil ist nicht erlaubt dort zu spielen, das hilft natürlich sowohl die deutsche, spanische und französische Vertretungen in Ramallah werden uns helfen auch mit Transport. Man kann ja in Palästina nicht laden, man muss entweder in Israel oder Jordanien landen."
Auch in Deutschland gibt das West-Eastern Divan Orchestra ein Konzert: am 18. August beim Rheingau Musikfestival in Wiesbaden. Im Zentrum der Tournee steht Tschaikowskis fünfte Sinfonie, ein Stück das in seinem starken Aufbruchswillen und seinem Weltschmerz wie eigens komponiert scheint für junge Menschen, die einerseits mit einem Leben in Unfreiheit und Angst zurechtkommen müssen und doch in ihrem Idealismus und Einsatz ebenso wenig zu bremsen sind wie ihr berühmter Lehrmeister.
Mit Spannung wird nun das zweite große Konzert in einem arabischen Land erwartet, am 21. August in Ramallah. Arte überträgt das Friedenskonzert live um 19 Uhr und einen Tag zuvor, um 22.30 Uhr sendet arte ein filmisches Porträt über das West-Eastern Divan Orchestra von Paul Smaczny. Aus diesem Anlass gaben arte und Daniel Barenboim heute eine Pressekonferenz in Berlin.
Die Situation ist paradox: Da entwickeln junge jüdische und arabische Musiker fern der Heimat über das gemeinsame Musizieren Sympathie füreinander. Und in ihrem eigenen Land können sie so gut wie gar nicht miteinander kommunizieren. Kaum kehren sie von ihrer spanischen Sommerresidenz in den Nahen Osten zurück, sind sie durch die neue kilometerlange Mauer völlig voneinander abgeschnitten. Errichtet wurde diese Mauer von der israelischen Regierung im vergangenen Jahr angeblich als Maßnahme gegen Terroranschläge. Sie umschließt alle Teile von Palästina.
Trotz solcher absurden Zustände, sei schon viel in Bewegung gekommen berichtet Barenboim in dem Dokumentarfilm von Paul Smaczny, der das Orchester von der Gründungsphase an mit der Kamera begleitet hat.
Barenboim: "Was mich sehr berührte, war ein junges Mädchen. Ich fragte sie, ob ich wiederkehren sollte. Sie sagte. Ich bin sehr froh, dass Sie gekommen sind. Ich fragte, warum. Sie sagte, Sie sind das erste Ding - ich erinnere mich genau an dieses Wort - aus Israel, das kein Soldat oder Panzer ist. Dafür lohnt es sich, das hier zu machen."
Und Unterstützung von allen Seiten gibt es auch, sagte Barenboim heute auf einer Pressekonferenz:
" Im zweiten Jahr waren Leute da vom Chicago Symphony, die waren so angetan von der Sache, die haben gesagt, warum machen sie das nicht in Chicago, wir werden das schon alles organisieren, das war auch toll für die jungen Leute, weil sie konnten täglich auch Proben vom Chicago Symphony hören. Man muss auch wissen, dass die jungen Leute - viele davon haben noch nie in einem Orchester gespielt, sondern auch nie ein Orchester live gehört. "
"Wir können nur den Hass verringern": So lautet nicht nur der bewegende Dokumentarfilm von Paul Smaczny, sondern auch das Motto von Daniel Barenboim und seinem Projektpartner und Freund Edward Said. Denn keineswegs gaben sie sich der Illusion hin, den Nahostkonflikt zu lösen. Vielmehr setzten sie ihre Hoffnung in die Kraft der Musik bei der Persönlichkeitsbildung:
" Ich möchte ihnen etwas geben, das sie nicht mehr verlieren möchten. Einen Lebensinhalt. Das fehlt. Ein Leben ohne Musik ist ein ärmeres Leben. Auch von der Zeiteinteilung her. Wenn Kinder, die drei oder vier Mal in der Woche zur Geigen- oder Cellostunde gehen, sind das Stunden, die nicht voller radikaler Gedanken sind. "
Der bevorstehende Auftritt in Ramallah am 21. August markiert einen Höhepunkt in der Geschichte des West-Eastern Divan Orchestras. Denn Daniel Barenboim ist überzeugt davon, dass das Orchester erst dann ein idealer Botschafter des Friedens und der Aussöhnung unter Israelis und Palästinensern sein kann, wenn Auftritte in den Herkunftsländern der Musiker möglich sind:
" Ich glaube, dass in Ramallah zu spielen, ist ein wichtiger Signal … von menschliche Solidarität. Es ist nicht politisch, sondern menschlich. Sie haben durch die ganze Arbeit hier gesehen, dass das ist was uns kümmert, d.h. Konditionen zu schaffen, wo die Ignoranz reduziert ist über den andern und wo die menschliche Kontakte auf eine Basis von Gleichheit zustande kommen können. "
Schon im vergangenen Jahr war ein Auftritt in Ramallah geplant, doch das Projekt scheiterte aus politischen Gründen. In diesem Jahr aber scheint einem Konzert in Ramallah trotz bürokratischer Hürden nichts mehr im Wege zu stehen.
"Die spanische Regierung hat uns versprochen, für jedes Mitglied des Orchesters einen spanischen diplomatischen Pass zu geben für diese Reise, was ich eine ganz erstaunliche und große visionäre Geste sehe, wenn man denkt, dass nur Israelis und Araber eigentlich der größte Teil ist nicht erlaubt dort zu spielen, das hilft natürlich sowohl die deutsche, spanische und französische Vertretungen in Ramallah werden uns helfen auch mit Transport. Man kann ja in Palästina nicht laden, man muss entweder in Israel oder Jordanien landen."
Auch in Deutschland gibt das West-Eastern Divan Orchestra ein Konzert: am 18. August beim Rheingau Musikfestival in Wiesbaden. Im Zentrum der Tournee steht Tschaikowskis fünfte Sinfonie, ein Stück das in seinem starken Aufbruchswillen und seinem Weltschmerz wie eigens komponiert scheint für junge Menschen, die einerseits mit einem Leben in Unfreiheit und Angst zurechtkommen müssen und doch in ihrem Idealismus und Einsatz ebenso wenig zu bremsen sind wie ihr berühmter Lehrmeister.